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Kapitel 1:

Martin kommt in Polen zur Welt

Der 12. Januar 1971 war ein Dienstag. Um die Mittagszeit wurde ich an jenem kalten Wintertag in dem Dörfchen Dramatal in Schlesien (Polen) geboren. Der offizielle Name dieser kleinen Gemeinde lautet seit 1945 eigentlich Zbroslawice. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörten wir zu Deutschland, bevor wir dann unter polnische Verwaltung gestellt und der Woiwodschaft Schlesien eingegliedert wurden. Damals bekamen alle Gemeinden polnische Ortsnamen. Aber ich sage immer noch Dramatal, da ich das Wort Drama so schön passend für mich finde …

Mein Heimatdorf liegt idyllisch am Ufer des Flusses Drama, umgeben von landwirtschaftlichen Flächen und waldbewachsenen Hügeln. Die nächsten größeren Städte sind Gleiwitz und Kattowitz, beide rund 25 Kilometer entfernt. Als ich ein Kind war, lebten rund 400 Menschen in Dramatal, heute sind es noch weniger, weil viele junge Leute in den Westen gegangen sind.

Die ersten Jahre meiner Kindheit habe ich größtenteils bei meiner Oma Christa und meinem Opa Walter in der Ortschaft Zerniki verbracht, gemeinsam mit meinen Eltern (und meinem jüngeren Bruder) wohnte ich zeitweise sogar in ihrem kleinen Häuschen. Man muss sich unser Dorf als Rechteck vorstellen, in dem 60 Einfamilienhäuschen angeordnet waren. Alles Häuser von Bergleuten, die im Oberschlesischen Industriegebiet arbeiteten und denen ein solches Haus zugeteilt worden war, welches sie dann im Laufe der Jahrzehnte abbezahlen mussten. Unsere Region war schon damals das wichtigste Industriegebiet Polens und Zentrum des polnischen Steinkohlebergbaus und der Schwerindustrie.

Jedes Haus sah absolut gleich aus. Unseres, also das Haus meiner Großeltern, war wunderschön gelegen, da nach hinten raus der Wald, links und rechts Felder und nach vorn Hügel waren. Es gab eine große Straße, deshalb kannte jeder jeden. Vom Baby bis zur Oma waren mir alle Einwohner vertraut. Meist wohnten drei Generationen unter einem Dach. Wenn die Eltern also arbeiten gingen, waren immer die Alten da und passten auf die Kinder auf. Für mich als Dreikäsehoch war das absoluter Luxus. Noch heute durchflutet mich ein unheimlich wohliges Gefühl, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke. Wir waren natürlich nicht reich, eher arm, aber uns fehlte es an nichts, was wirklich wichtig war.

Wollten wir Kinder etwas Süßes zum Naschen haben, rannten wir in Omas Garten. Er war voller Obstbäume und Gemüse. Das waren nicht die Süßigkeiten, wie sie die Kinder heute in Hülle und Fülle kennen. Aber für mich, meinen jüngeren Bruder und unsere Freunde waren Äpfel oder Beeren aus Omas Garten eine besondere Köstlichkeit. In unserem Dorf gab es nur einen einzigen Lebensmittelladen. Er lag im Zentrum, und wenn zum Beispiel eine Orangenlieferung kam, hat sich das in wenigen Minuten im ganzen Ort herumgesprochen. Alle rannten sofort hin und standen geduldig die nächsten zwei Stunden in einer Schlange an, um pro Familie zwei Orangen kaufen zu können. Mehr gab es nicht. Für uns war das allerdings absolut in Ordnung. Wir kannten es ja nicht anders. Wir waren glücklich, überhaupt in den Genuss von Zitrusfrüchten zu kommen. Das war dann für die ganze Familie ein riesiges Erlebnis. Meine Oma rief schon von weitem: „Maaartin! Guck mal, ich habe Orangen mitgebracht!“ Das war der Wahnsinn. Heute ist das selbstverständlich. Und doch sage ich aus tiefstem Herzen: Ich bin sehr, sehr glücklich aufgewachsen.

Bis zu meinem dritten Lebensjahr haben wir zu Hause nur deutsch gesprochen. Meine Großeltern waren ja eigentlich Deutsche. Polnisch bzw. Schlesisch habe ich erst gelernt, als ich in den Kindergarten kam und mich mit Freunden, die kaum Deutsch konnten, zum Spielen traf. Schlesisch ist noch einmal etwas ganz anderes als Polnisch. In der Schule durften wir kein Schlesisch reden, das war verboten. Dort mussten wir Hochpolnisch sprechen.

Als ich fünf Jahre alt war, kam mein Bruder Damian zur Welt. Meine Eltern Ursula und Anton waren ja noch verdammt jung. Meine Mama war 16, als sie mit mir schwanger wurde, mit 17 wurde sie dann Mutter. Mein Vater war bei meiner Geburt 24 und arbeitete als Bergmann. Sie kamen beide aus Zerniki, kannten sich bereits aus der Schule. Als meine Mutter schwanger war, bestanden meine beiden Omas darauf, dass sie sofort heirateten. Das musste man damals noch, damit es kein Getratsche unter den Nachbarn gab. Außerdem sind die Polen ja streng katholisch – und unser Dorf war es besonders. Wenn eine Familie sonntags nicht zur Kirche ging, wurde mit dem Finger auf sie gezeigt: „Guck dir die mal an. Was erlauben die sich vor Gott“ usw. Als 1978 der polnische Kardinal Karol Wojtyla zum Papst gewählt wurde, stand unser Dorf und natürlich ganz Polen Kopf. Es war das erste Mal, dass ein Pole Papst wurde. Ich bin mir sicher, dass jeder Einwohner des Landes vor Stolz platzte.

Mein Vater bekam dann vom Bergbau eine eigene Wohnung für unsere Familie in einem Plattenbau zugewiesen, in der Stadt Sosnica, gut 15 Kilometer von meinen Großeltern entfernt. Was zunächst wie ein Glücksfall aussah, entpuppte sich leider recht schnell als Katastrophe. Wir wohnten direkt neben der Zeche in einer kleinen Wohnung, zwei Zimmer, Küche, Bad. Ich bin in dem Ort zunächst noch in den Kindergarten gegangen und kam dann nach wenigen Monaten in die Schule. Die Zustände in dem angeblich hochmodernen Plattenbau waren schlimm. Im Keller stand immer mindestens 15 Zentimeter Wasser. Überall sind Ratten herumgerannt.

Zur Kommunion habe ich von meinen Eltern mein erstes Fahrrad geschenkt bekommen. Ich habe mich nicht getraut, es im Keller abzustellen, weil ich Angst vor den riesigen Ratten hatte. Stattdessen habe ich es jeden Morgen aus der dritten Etage nach unten getragen und abends wieder hochgeschleppt. Es einfach vor dem Haus abzustellen ging nicht, weil sie mir das Rad dann sicher gestohlen hätten. In unserer Siedlung wohnten nicht nur so anständige Jungen wie meine Freunde und ich, sondern auch richtige Gauner und Fieslinge, die uns Jüngeren das Leben nicht leicht gemacht haben.

Wir kamen uns vor wie in einem Ghetto. Gefühlt wohnten dort 1.000 Kinder, davon viele aus sozial schwachen Familien. Es gab richtige Gangs. Einige von ihnen haben die Scheiben der Kellerfenster mit Steinen eingeschlagen und sind bei Nachbarn eingebrochen. Überall stand der Müll auf den Straßen, weil er nicht abgeholt wurde. Es stank fürchterlich, und deshalb fühlten sich die Ratten auch so wohl. Irgendwann kam schließlich die Müllabfuhr und packte den ganzen Dreck mit einem Greifarm hoch – um ihn dann auf dem nächstgelegenen Feld einfach wieder fallenzulassen. Man sah dann tagelang große schwarze Raben und Ratten, die sich wie im Schlaraffenland fühlten. Das war so eklig! Noch heute schüttelt es mich, wenn ich diese hässlichen grauen Nager sehe, und wenn es nur im Fernsehen ist.

Irgendwann fuhr ein sehr guter Freund meiner Eltern nach Deutschland. Angeblich zu Besuch. Doch er ist dann für immer dort geblieben. Mein Vater war ab da ganz euphorisch. Er wollte auch endlich im Westen leben, um uns Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen zu können. Er und sein Freund dachten sich also für die Behörden in Polen und Deutschland frei erfundene Verwandtschaftsbeziehungen aus: Angeblich sei mein Vater dessen Cousin und von ihm nach Deutschland eingeladen worden.

Ich war damals sieben Jahre alt und bekam die Pläne meiner Eltern natürlich nur am Rande mit. Eben nur das, was sie uns verrieten. Mein Vater fuhr schließlich eines Tages mit dem Zug nach Deutschland, um seinen (erfundenen) Cousin zu besuchen. Meine Eltern hatten abgesprochen, dass auch mein Vater in Deutschland bleiben und sich einen Job suchen sollte. Wir, meine Mutter, ich und mein kleiner Bruder, wollten nachkommen, sobald wir die Genehmigung der polnischen Regierung bekommen würden.

Tja, es sollte fünf Jahre und sieben Monate dauern, bis wir Jungen unseren Vater und unsere Mutter ihren Ehemann wiedersehen sollten! In dieser langen Zeit haben wir alle drei Monate einen Ausreiseantrag bei der Polizei im 25 Kilometer entfernten Gleiwitz gestellt. Eine Woche später gab es dann in einem Glaskasten vor dem Revier einen Aushang, auf dem die Namen der Glücklichen standen, die einen positiven Bescheid bekommen hatten. Wir sind bei jedem Versuch mit Bus und Bahn dorthin gefahren, weil damals kaum jemand ein eigenes Auto besaß. Das war jedes Mal ein so nerviges wie zeitaufreibendes Gezockel hin und wieder zurück. Und zudem wurde unser Gesuch immer wieder abgelehnt.

Mein Vater lebte damals in Burscheid bei Köln. Es war für uns alle nicht einfach. Vor allem in der Schule, da viele meiner Lehrer eher linksgerichtet waren und überhaupt kein Verständnis dafür hatten, dass mein Vater sein Glück im Westen suchte. Dies bekamen mein Bruder und ich natürlich immer wieder heftig zu spüren. Meine Mitschüler gaben mir sogar deshalb eigens einen Spitznamen: Angelehnt an einen Film über einen Nazi-Soldaten, der Hannes hieß. In Polen wurden alle Deutschen „Hannes“ genannt. Da mein Nachname Hein ist und ja alle wussten, dass wir irgendwann nach Deutschland ziehen wollten, nannten mich plötzlich alle nur noch „Hannes“. Deutschland war für viele immer noch ein Feindbild, obwohl der Zweite Weltkrieg ja damals schon mehr als dreißig Jahre zurücklag.

Die siebziger Jahre waren geprägt vom Kommunismus und standen im Zeichen von Preiserhöhungen, Versorgungsengpässen und Repressionen. In den achtziger Jahren, beginnend im Sommer 1980, hielt die Arbeiterklasse in Polen allerdings die ganze Welt in Atem. Eine riesige Streikbewegung entfaltete sich: Mehrere hunderttausend Arbeiter streikten gleichzeitig in verschiedenen Städten und brachten die herrschende Klasse in Polen, aber auch in anderen Ländern zum Zittern. Die Regierung antwortete mit der Zulassung freier und unabhängiger Gewerkschaften; am 17. September 1980 gründete sich Solidarnosc mit ihrem auch in Deutschland sehr bekannten Anführer Lech Walesa.

In unserem kleinen Dorf ging es ähnlich politisch zu wie in der damaligen DDR. Mein Vater und natürlich meine ganze Familie waren für viele Lehrer der „Feind aus dem Westen“. Sie demütigten mich, so oft es ging, vor der versammelten Klasse. Nach dem Motto: Es lohne sich ja für mich gar nicht mehr, dass man mich ordentlich unterrichte, wo wir doch eh so schnell wie möglich auswandern wollten. Beliebt waren auch die Sätze, dass es ja schon oft vorgekommen sei, dass Familienväter in den Westen gezogen seien und von ihrer Frau und den Kindern in Polen dann nichts mehr hätten wissen wollen. „Stellt euch mal vor, ihr kommt nach Deutschland, und euer Vater will euch nicht sehen, weil er längst eine neue Familie hat!“ Wir sollten beeinflusst und schikaniert werden. Vielleicht war ich damals einfach noch zu klein. Denn die gewünschte Wirkung blieb bei mir aus. Die Sätze machten mich zwar nachdenklich, aber sie berührten mich nicht. Heute bin ich stolz auf mich, dass ich nicht eine Träne vergoss wegen meiner bescheuerten Lehrer.

Es gab ja Telefon. Einmal im Halbjahr konnten wir mit Vater telefonieren. Dazu mussten wir allerdings meine Großmutter besuchen. Eine Nachbarin in Zerniki besaß ein Telefon – das einzige im ganzen Ort. Vor ihrem Haus gab es eine Veranda. Dort stand eine Reihe Stühlen, und alle, die mit ihren Familien in Deutschland telefonieren wollten, warteten, bis die Verbindung zustande kam. Das war ja nicht so einfach wie heute: wählen und telefonieren. Man musste manchmal drei, vier Stunden lang warten, bis eine Verbindung stand, da die Leitungen meist überlastet waren und man ständig nur das Besetztzeichen hörte. Entweder versuchten wir, meinen Vater anzurufen, oder wir mussten abwarten, bis er bei uns durchkam und es klingelte. Der einfachere Weg war, Briefe zu schreiben. Aber da hörte man nicht die Stimme des anderen …

Warum haben sich Familien damals diese schmerzhaften Trennungen überhaupt angetan? Klar, kann man das rückblickend fragen. Aber die 100 Mark, heute 50 Euro, die uns mein Vater jeden Monat nach Polen schickte, bedeuteten für uns das Fünffache eines polnischen Monatsgehalts. Von diesem zusätzlichen Geld konnte meine Mutter – sofern es überhaupt etwas zu kaufen gab – uns gelegentliche Extras gönnen. Manchmal hatte man jedoch Geld zur Verfügung, aber es gab gar keine Ware im Geschäft.

Natürlich musste meine Mutter zudem eigenes Geld dazuverdienen. Sie arbeitete erst als Verkäuferin beim Bäcker, später als Helferin in der Notaufnahme im Krankenhaus. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich nach der Schule immer mit dem Bus zu meiner Oma gefahren bin. Dort gab es Mittagessen. Abends bin ich zurück in unseren Ort gereist. Ich war eigentlich ständig nur am Pendeln. Am Wochenende wohnten meine Mutter und wir Kinder dann im Haus bei den Großeltern.

Meine Großmutter war für mich der Mensch, der mir am meisten Wärme gab. Mehr als meine Eltern. Sie war eine Oma wie aus dem Bilderbuch. Egal, welchen Mist ich auch angestellt habe, ob meine Mutter oder mein Opa mit mir schimpften – meine Oma Christa hat mich auf ihren Schoß gesetzt, mich fest umarmt und gesagt: „Ich halte zu dir, mein Schatz. Die anderen sind doch alle doof.“ Sie war für mich als Kind der Sonnenschein meines Lebens. Leider starb meine geliebte Oma am 19. Februar 2010. Ihr warmes Lächeln und ihren besonderen Duft nach Pfirsichen bewahre ich tief in meinem Herzen.

Meine Oma hatte eine Nachbarin. Mit deren Enkel Heinrich spielte ich immer auf der Straße Fußball. Von morgens bis abends. Wir waren richtige Straßenkinder. Uns bekam man kaum ins Haus, solange wir einen Ball zur Verfügung hatten. Eines Tages bekam die Familie Besuch von Verwandten aus Deutschland, die als Geschenk für Heinrich ein Paar nagelneue Fußballschuhe von Adidas mitgebracht hatten. Ich werde das nie vergessen! Fußballschuhe waren für uns damals das Allergrößte, und dann auch noch in einer so kleinen Größe. Das war unglaublich! Als hätte man vor 20 Jahren ein iPhone geschenkt bekommen!

Vor dem Haus hatten die Großeltern von Heinrich eine Einfahrt aus Asche. Bestimmt zehn Jungen haben sich dort stets versammelt. Heinrich kam natürlich in seinen Fußballschuhen. Jeder von uns durfte sie mal anziehen und damit zur Garage rennen und wieder zurück – ausziehen und zack, war der Nächste dran. Ein unvergessliches Erlebnis.

Kurze Zeit später spielten wir einmal in den Hügeln rund um den Ort, als wir plötzlich von weitem ein grünleuchtendes Auto ins Dorf fahren sahen. Ein Ford Capri in Metallic-Grün. Die Sonne schien, und es wirkte, als würde das Auto leuchten. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als würde ein Lamborghini in Rio de Janeiro in die Favelas einfahren. Was war das denn?! Wir rannten sofort runter ins Dorf, um zu sehen, wo das Auto hin wollte. Es fuhr in unsere Straße und hielt tatsächlich vor dem Haus meiner Großeltern. Mein Herz ist fast stehengeblieben vor Aufregung.

In der ersten Sekunde dachte ich, es könne vielleicht mein Vater sein.

Nein. Es war ein enger Freund meines Vaters, der auch in Deutschland lebte und in Polen auf der Durchreise war. Scharen von Kindern klebten mit ihren Nasen an dem Auto. Als ich endlich ankam, traute ich mich erst gar nicht, ins Haus zu gehen. Stumm und ehrfürchtig saß ich bei meiner Oma auf dem Schoß und inhalierte jedes Wort, das der Mann über Deutschland erzählte. Er hatte mir Schokolade mitgebracht, die ich noch am selben Abend auf der Straße mit meinen Freunden teilte.

Als der Mann weg war, saß in ich in Omas Küche auf dem Boden und spielte mit einem Auto. Während ich unter den Stuhl kroch, auf dem kurz zuvor der fremde Mann gesessen hatte, nahm ich plötzlich einen besonderen Geruch war. Er kam von dem Kissen, das auf dem Stuhl lag. Ich konnte das Waschpulver der Jeans riechen, die der Mann getragen hatte. Es roch nach Westen! Ich nahm das Kissen in die Hand und roch an diesem Abend immer wieder daran. Nie zuvor habe ich mich so intensiv nach Freiheit und meinem Vater gesehnt wie in diesem Moment …

Ähnlich ging es uns, wenn wir Pakete aus dem Westen geschickt bekamen. Meine Mutter stellte sie immer auf den Küchentisch. Wenn ich nach Hause kam und unsere Schätze in Händen hielt, roch das alles so intensiv nach Deutschland. Die Seife. Der Kaffee. Die Schokolade. Das alles war purer Luxus für uns, den wir uns in Polen nicht leisten konnten. Außerdem schmeckten die Sachen aus dem Westen viel besser als die polnischen Produkte. Diese intensiven Geschmackserlebnisse haben sich bis heute tief in meine Erinnerungen eingegraben. Sie lassen mich noch ein bisschen mehr schätzen, wie gut es mir heute geht und was ich mir alles erarbeitet habe. Damals, in meinem kleinen Dorf im armen Polen hätte niemand damit gerechnet, dass ich einmal als Musiker Karriere machen sollte.

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