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ABGEBRANNTER WALD

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Es grenzte an ein Wunder, dass ich die vergangenen Tage ohne nennenswerten Schaden überstanden hatte. Auf mich allein gestellt, war ich in die Festung der Ahrmonen eingedrungen, um Amalia aus deren Fängen zu befreien. Nur knapp entrannen wir dort dem Tode und konnten fliehen.

Zum Aufatmen blieb aber keine Zeit. Massenweise unschuldige Menschen und Zwerge waren von den Dämonen entführt worden. Gewaltsam verabreichten sie ihnen bösartige Schatten und wurden so zu ihren willenlosen Werkzeugen. Diese formten sie zu einer Armee und ließen Quellbrunn überrennen. Durch die Unterstützung meiner Gefährten und vielen mutigen Stadtbewohnern, wehrten wir den Ansturm ab. Bei diesem Kampf ließen Hunderte ihr Leben und andere verloren ihr Heim. Dennoch wurde Schlimmeres verhindert.

Meine Freunde und ich waren entschlossen, beim Wiederaufbau zu helfen. Doch die nächste Katastrophe stand bereits an: Fynn teilte uns mit, dass die gesamte magische Energie des Flüsterwalds verschwunden war – zusammen mit Abby. Der Magier kehrte augenblicklich mittels eines Portals zum Ort des Geschehens. Niemand wusste, was das alles zu bedeuten hatte. Aber eines stand fest: Die Ahrmonen hatten ihre Finger im Spiel.

So waren wir wieder einmal aufgebrochen und bereits auf halben Weg in Richtung Flüsterwald. Mark, der Bruder von Nicolae, hatte uns eine Kutsche zu Verfügung gestellt. So kamen wir etwas schneller voran und konnten uns ein wenig ausruhen.

Amalia lenkte das Gefährt. Die Elfe saß gemeinsam mit Will vorne auf dem Kutschbock. In zweiter Reihe hatte sich Nicolae breitgemacht und ich lag auf der offenen Ladefläche, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und mit freiem Oberkörper.

Die Stimmung war eher trüb, dennoch genoss ich die Fahrt. Seit einer gefühlten Ewigkeit spürte ich endlich wieder Sonnenstrahlen auf meiner nackten Haut. Lange Zeit war ich Schneestürmen ausgesetzt gewesen und kurz darauf verschlug es mich in die Schattendimension. Eine Sonne suchte man dort vergebens.

Eigentlich wollte ich etwas Schlaf nachholen. Aber alle paar Meter fuhr die Kutsche in ein Schlagloch und rüttelte uns kräftig durch. So lauschte ich den Geräuschen der Natur, den klappernden Hufen von Sparkle und hatte ein Ohr für die Gespräche meiner Gefährten. Ihre Unterhaltungen waren eher wortkarg. Doch ab und an gab es Diskussionen über den momentanen Stand.

Amalia hielt sich zurück. Sie hatte die letzten Monate in Gefangenschaft verbracht und war folglich etwas traumatisiert. Zudem sorgte sie sich um Abby und trauerte um Luna. Laut Fynn war die Füchsin ebenfalls gefallen.

Selbst Nicolae wirkt geknickt. Denn nachdem Anne erfahren hatte, dass ihrer Schwester etwas zugestoßen sei, war sie zusammengebrochen. Das ging dem Vampir an die Nieren – war sie seiner verstorbenen Geliebten, Marie, doch so ähnlich.

So lag es wieder einmal an Will, die allgemeine Stimmung aufrecht zu halten. Und der Zwerg gab sich diesbezüglich die größte Mühe. Er erzählte Geschichten, die ähnlich schwere Zeiten beschrieben, und wie diese wieder ins Lot gerückt worden waren. Und, zu Wills eigenem Verdruss, rutschte ihm heraus, dass er bald Vater werden würde.

Amalia riss ihre Augen auf. »Mila ist schwanger?«, rief sie freudig und vergaß für kurze Zeit ihre Trauer.

Will rutschte verlegen auf der Bank hin und her. Er besaß schon immer ein lockeres Mundwerk, doch das wollte er den anderen lieber verschweigen. »Äh, nun ja«, stockte er nervös.

»Das ist doch großartig!«, jubelte die Elfe jetzt regelrecht und drückte den Zwerg an sich.

Nicolae grinste ebenfalls. Aber nicht vor Freude, nein. Es war arrogant und zudem schnalzte er geringschätzig mit der Zunge. Was dem Zwerg nicht entgangen war. Er wandte sich im skeptisch zu und meinte nicht minder herablassend: »Hast du was zu sagen, Spitzzahn?«

Der Vampir ließ sich tief in die Bank sinken und breitete seine muskulösen Arme lässig auf der Lehne aus. »Nicht wirklich, du halbe Portion. Mich wundert es nur, dass du tatsächlich ein weibliches Wesen gefunden hast, welches mit dir das Bett geteilt hat. Musste sie sich danach nicht übergeben?«

Will lief knallrot an. Er war drauf und dran, seinem Rivalen an die Gurgel zu springen. Doch Amalias Anwesenheit genügte wie so oft, dass sich der Zwerg nicht zu einer körperlichen Auseinandersetzung breitschlagen ließ. Nichtsdestotrotz wusste auch Will um die Schwachstellen seines Rivalen. So verschränkte er die Arme und meinte provokant: »Immerhin sind meine Bettgefährtinnen alle wieder aufgewacht. Kannst du das von deinen behaupten, Blutsauger? Oder wurden sie von dir leergeschlürft?«

Nicolae knurrte bitterböse und trat hart mit dem Fuß gegen die Lehne seines Vordermanns. Will wäre daraufhin fast vom Kutschbock gefallen.

»Bist du verrückt geworden, du Wucherer?«, rief dieser lauthals, sodass es einige Vögel aus den Bäumen aufscheuchte. »Ich trete gleich nach dir und dann stehst du nicht mehr auf, das kannst du mir glauben!«

Nicolae gab ein feixendes Lachen von sich. »Höher als bis zu meinem Schienbeinen kommst du doch eh nicht mit deinem Füßlein, Zwerg.«

Die Situation drohte zu eskalieren. Eine Rauferei war das Letzte, was wir brauchten. Zudem hatte ich allmählich die Nase voll von den Streitereien. So rief ich meinen Vordermännern zu: »Könnt ihr nicht einfach still sein?«

Nicolae wandte seinen Kopf, um mich im Augenwinkel zu erkennen. »Auch schon wach, na?«, meinte er nur wenig verwundert.

Ich rappelte mich mühselig auf und streckte meine Glieder. »Als ob jemand bei diesem Lärm schlafen könnte.«

Will wandte sich ebenfalls um und lehnte sich weit über den Sitz. Dabei kam er Nicolae verdächtig nahe. »Trifft sich gut, dass du wach bist, John. Verpass dem Blutsauger doch mal einen Klaps auf seine Birne. Vielleicht bekommt er dadurch endlich Manieren.«

Amalia gab ein entnervtes Stöhnen von sich. »Jetzt reißt euch gefälligst zusammen, alle beide. Erzähl lieber, warum du uns diese freudige Nachricht über deinen Nachwuchs vorenthalten hast, Will.«

Der Zwerg hielt kurz inne, setzte sich dann wieder ordentlich neben Amalia. Er begann verlegen vor sich hin zu brabbeln. Das war untypisch für ihn. Normalerweise stand Will gerne im Mittelpunkt. Es dauerte eine Weile, bis er wieder vernünftige Sätze herausbekam. »Unter den Zwergen gilt es als große Schande, wenn ein Kind, ohne den Bund der Ehe, in die Welt gesetzt wird«, meinte er beschämt. »Es soll großes Unglück mit sich bringen.«

Nicolae prustete. »Was soll denn dieser bescheuerte Aberglaube?«

»Hör endlich auf, ihn zu provozieren!«, fauchte Amalia den Vampir an.

Doch Will blieb, zu unser allen Erstaunen, von Nicolaes Worten unberührt. Stattdessen kratzte er sich nachdenklich am Kopf. »Ich weiß, dass es nur ein dummer Aberglaube ist, aber ich bin einfach damit aufgewachsen. Da ist es schwer, sich keine Sorgen zu machen.« Wills Miene erhellte sich. »Mila hingegen ist da ganz anders. Sie ist sich absolut sicher, dass sie ein gesundes Baby zur Welt bringen wird.«

»Na siehst du, Will«, sagte Amalia zwinkernd, »du musst uns weiblichen Geschöpfen einfach mehr vertrauen. Wir haben einfach ein besseres Gespür und würden merken, wenn etwas ungewöhnlich wäre.«

Will nickte lächelnd. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Amalia recht hatte.

»Da wir schon beim Thema sind,«, brachte ich mich ein, »habt ihr euch schon einen Namen überlegt?«

Will fasste sich ans Kinn. Er schien sich darüber keinerlei Gedanken gemacht zu haben und holte dies jetzt nach. Ab und an murmelte er einige Namen, die ihm in den Sinn kamen, schüttelte jedes Mal aber den Kopf. Geschlagene fünf Minuten später drehte er sich eifrig um die eigene Achse, um uns alle im Blick zu haben, und sagte aufgeregt: »Was haltet ihr von William der Zweite

Daraufhin brüllte Nicolae vor Lachen. Er setzte sich aufrechter hin und wischte sich sogar Tränen weg. »Bitte nicht«, gluckste er außer Atem, »die Welt braucht bestimmt keinen zweiten von dieser Sorte.«

Nicolaes Gelächter hatte eine ansteckende Wirkung auf Amalia. Es fiel ihr schwer, sich ihr Kichern zu verkneifen, und sie verstummte erst, nachdem sie Wills beleidigten Blick vernahm.

Jetzt eilte ich meinem ältesten Freund zur Hilfe. »William der Zweite, hm? Warum eigentlich nicht? Immerhin wird unter Königshäusern oftmals der Name weitergeführt.«

Angesichts dieser Tatsache verwarf er diesen Einfall wieder. In seiner Blutlinie gab es schlimme Bräuche, mit denen der Zwerg ein für alle Mal abschließen wollte.

»Wer sagt denn eigentlich, dass es ein Junge wird?«, fragte Amalia.

Will zog verwundert seine Augenbraue hoch, als hätte die Elfe etwas völlig Ausgeschlossenes zum Besten gegeben. »Ja weißt du denn nicht, Amalia, dass es unter hundert Zwergengeburten nur eine Handvoll von Mädchen gibt?«

Dies überraschte die Elfe wirklich. Sie sah verdutzter drein, als ich sie jemals gesehen hatte. »Ist das dein Ernst?«

Will nickte.

»Das erklärt dann auch, warum alle Zwerge so reagieren wie du und Olldor, wenn sie ein hübsches, weibliches Wesen sehen«, kam es von mir.

Abermals lief Will rot an. Allmählich bekam ich den Eindruck, dass er gar keine andere Gesichtsfarbe mehr besaß.

»Nun ja, da ist natürlich etwas Wahres dran«, gestand er sich selbst ein. »Es gibt einfach zu wenige Zwergenfrauen für alle. Deshalb wurden in den Hammerbergen die niederen Frauen den Soldaten zur Verfügung gestellt, um die Stimmung aufrecht zu halten.«

Amalia verzog ihr Gesicht zu einer Fratze und schüttelte sich angewidert. »Bei uns Mondelfen ist das ganz anders. Wir verbinden uns nur aus Liebe.« Sie zwinkerte mir vielsagend zu, was mein Herz zum Pochen brachte.

Nicolae schüttelte den Kopf. »Ich bin von lauter Verrückten umzingelt.«

Die weitere Fahrt verbrachten wir im Stillen. Ich hatte mich wieder zurückgelehnt und betrachtete gedankenverloren die Wolkenformen. Eine erinnerte an Nella. Es waren deutlich eine Schnauze und die typischen Ohren zu erkennen. In mir wuchs die Sehnsucht nach der Phantomwölfin. Mit ihrer Hilfe wäre ich im Sekundenbruchteil bei Fynn angekommen und hätte mir diese Kutschfahrt sparen können. Aber so leicht war es dann doch nicht. Nella braucht Energie, die sie vom Baum des Feuers bezieht, um zwischen den Welten hin und her zu reisen. Ein enormer Kraftaufwand, der sie jedes Mal schwächte. Und in den vergangenen Tagen war sie so oft gesprungen. Ich würde sie nur dann rufen, wenn es keine andere Option gab. Außerdem diente ihre Existenz dem, besagten Baum am Leben zu erhalten. Dagegen schien es geradezu lächerlich, sie als bloßes Reittier zu missbrauchen.

Je näher wir dem Flüsterwald kamen, desto mehr wurde unser Sichtfeld von Rauchschwaden eingeschränkt.

»Riecht ihr das auch?«, fragte die Elfe in die Runde. »Es muss einen gewaltigen Brand gegeben haben.« Ihre Hände zitterten so stark, dass ihr fast die Zügel entglitten. »Glaubt ihr, dass der Wald es überstanden hat?«

Nicolae schien die Ruhe selbst zu sein. Er ließ unbeeindruckt seinen Nacken knacken und sagte: »Diesem verfluchten Wald würde ich nicht hinterhertrauern. Ist wahrscheinlich besser, wenn er dem Erdboden gleichgemacht wurde.«

Amalia warf ihm einen strafenden Blick zu. »Du hast absolut kein Taktgefühl. Denk an die vielen Tiere und Geschöpfe, die dort ihr Zuhause haben. Nicht alle dort sind böse.«

Nicolae zuckte nur mit den Achseln, erwiderte aber nichts darauf.

»Fynn hat doch gesagt, dass die magische Energie dort verschwunden ist«, warf Will ein. »Was, wenn das Feuer dafür verantwortlich ist? Vielleicht ist sie in den Flammen einfach verpufft!«

Ich wechselte in den Schneidersitz und betrachtete den Rauchdunst, der vor uns aufstieg. Ich ließ mir Wills Worte durch den Kopf gehen. Natürlich hatte er recht, es musste einen Grund für das Verschwinden dieser Energie geben. Ich bezweifelte allerdings, dass sie, wie Will es ausdrückte, in den Flammen verpufft war. »Wenn ihr mich fragt, liegt es nicht an dem Brand«, sagte ich, ohne meinen Blick von der Ferne abzuwenden. »Wir müssen uns mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass die Ahrmonen eine Möglichkeit gefunden haben, die Energie zu absorbieren. Der Wald wurde nur aus purem Vergnügen niedergebrannt.«

Amalia senkte bedrückt ihren Blick. »Genau das befürchte ich auch.«

Will tätschelte ihr gefühlvoll den Rücken, doch sie brachte nur ein gezwungenes Lächeln zustande.

Der Waldrand tauchte vor uns auf. Wie befürchtet, war alles niedergebrannt worden. Kein Baum war verschont geblieben. Es gab nur tote Rückstände, eingehüllt in Asche.

»Nun seht euch das mal an«, kam es von dem völlig verblüfften Will. »Nicht, dass ich diesen verfluchten Wald je mochte, aber so etwas?«

Ich sprang von der Ladefläche. Der Aufprall wirbelte Asche auf und ließ meine Augen tränen. Blindlings vertrat ich mir ein wenig die Beine. »Wir sollten Sparkle hier nicht zurücklassen. Am besten, wir nehmen ihn mit und lassen die Kutsche hier.«

Das Gestell war rasch abgeschnallt. Sparkle schien nicht erfreut, an den Zügeln durch diesen einst verfluchten Ort geführt zu werden. Er wieherte und sträubte sich wie wild. Selbst Nicolae war nicht in der Lage, ihn unter Kontrolle zu halten. Ihm entglitten die Zügel und das Pferd stürzte auf und davon.

»Sparkle!«, riefen wir hinterher, doch es hatte bereits den Waldrand erreicht und galoppierte den Weg zurück.

Will rempelte Nicolae unsanft an. »Kannst du nicht aufpassen, du elender Spitzzahn? Jetzt können wir Sparkle abschreiben. Den holen wir nicht wieder ein.«

Der Vampir schubste Will daraufhin brutal zurück. »Hände weg, du Zwerg. Glaubst du etwa, ich hätte dies absichtlich gemacht? Versuch doch du nächstes Mal, ihn zu führen, wenn er so austickt.«

Ich stellte mich zwischen die zwei. »Sich zu streiten hat keinen Zweck. Sparkle hatte einfach zu viel Angst vor diesem Ort. Er wird vermutlich nach Quellbrunn zurückkehren. Immerhin wurde er in den Ställen gut behandelt und bekommt zu fressen und trinken. Lasst uns einfach weitergehen.«

Meine Worte schienen bei den beiden Streithähnen Gehör gefunden zu haben. Sie wandten sich die kalte Schulter zu und marschierten weiter. Dicht gefolgt von Amalia und mir.

Ohne Blätterwerk erinnerten die toten Bäume an Säulen. Trostlose und morsche Säulen. Das Einzige, was man dem Ganzen abgewinnen konnte, war, dass das Licht der untergehenden Sonne den Boden erreichte. Dies und die Asche waren der perfekte Dünger für neues Leben. Irgendwann würde hier wieder ein Wald entstehen.

Wie bei unseren letzten Besuchen bestand die Hauptaufgabe darin, das Kraftfeld zu finden, welches zu Fynns Anwesen führt. Dieses Mal würde uns keine Luna empfangen und dorthin führen. Wir waren auf uns alleine gestellt.

Nach etwa einer Stunde vergeblichen Suchens erklang Wills Stimme: »Kommt mal alle her, hier hat scheinbar ein Kampf stattgefunden!«

Wir versammelten uns um den Zwerg. Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden. Will schien mit seiner Annahme richtig zu legen. Die Spuren wiesen darauf hin, dass jemand niedergeschlagen oder zu Fall gebracht worden war. In der Asche waren die Konturen eines schlanken Körperbaus zu erkennen. Außerdem gab es gewaltige Fußabdrücke.

Amalia beäugte die Spur zitternd. »Glaubt ihr, dass Abby in diesen Kampf verwickelt war?«

Niemand antwortete. Die Vorstellung ließ uns alle erbleichen. Die junge Novizin alleine gegen eine solche Übermacht – schrecklich.

»Da vorne ist noch ein Spur«, teilte ich den anderen mit. »Diese könnte von Luna sein.«

Will sah sich besagte Stelle genauer an. Er neigte nachdenklich seinen Kopf. »Meinst du? Dann hätte sie ja mindestens drei Meter den Boden entlang schleifen müssen. Obwohl …« Will bückte sich und hob etwas auf. »Ist das von ihrem Fell?«

Alle starrten betrübt auf das silberne Büschel in Wills Hand. Kein Zweifel, es stammte von Luna. Was war hier nur geschehen?

Ein knacksendes Geräusch ließ uns alle aufschrecken. Mit gezückten Waffen wandten wir uns der Quelle zu. Noch war nichts zu erkennen, doch da kamen eindeutig Schritte auf uns zu, die immer lauter wurden. Egal, was da auf uns zukam, auf Heimlichkeit lag es keinen Wert.

Die Geräuschquelle war jetzt nah und meine Sinne identifizierten die Person: Es war Fynn. Der Magier tauchte in unserem Sichtfeld auf. All seine Anmut schien er verloren zu haben. Jeder Schritt war schwer und zeigte die Trauer, die er durchlitt.

Luna war mehr als nur ein Haustier für Fynn gewesen. Sie hatte ihn viele Jahrhundert begleitet und ihre magischen Energien verband die beiden miteinander. Er entdeckte das Fellbüschel, welches Will fest umklammert hielt, und seufzte in sich hinein. Mit heiserer Stimme sagte er: »Hier habe ich Luna vorgefunden. Sie hat offensichtlich versucht, den Wald vor mehr Schaden zu bewahren, und ist dabei den Ahrmonen in die Arme gelaufen.«

Amalia quollen lautlos die Tränen heraus. Sie empfand ebenfalls eine starke Bindung zu der Füchsin. War ihr Name doch dem Mond nachempfunden – Amalias größter Energiequelle.

Nicolae war nicht so von der Trauer gepackt wie der Rest. So war er der Erste, der wieder Worte fand. »Was ist hier vorgefallen?«, fragte er mit nüchterner Stimme.

Fynn sah nur teilnahmslos ins Leere. Ohne darauf einzugehen, erzeugte er mit einer präzisen Handbewegung ein Kraftfeld. »Wir sollten den Wald erst mal verlassen.« Und weg war er.

Wir wechselten verwunderte Blicke und folgten dem Magier.

John Armis

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