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WUT DES WÄCHTERS

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Das Portal führte uns direkt in Fynns Garten. Mein Blick fiel sofort auf einen prächtigen Springbrunnen. Dieser war umgeben von steinernen Bänken und vielen Pflanzen. Ein wahrlich schöner Platz, den ich gleich wiedererkannte. Hier wurden wir von Fynn in unser Inneres geführt.

In der Mitte des Springbrunnens gab es ein kleines Podest, auf dem die tote Luna lag. Ihr Kopf war liebevoll auf den Pfoten drapiert und das schimmernde Fell glattgestrichen worden.

»Sie sieht so friedlich aus«, schluchzte Amalia mit Tränen in den Augen. »Als würde sie nur schlafen.«

Fynn hatte sich auf eine der Steinbänke niedergelassen und starrte völlig abwesend auf seine tote Gefährtin. »Diesen Platz hat Luna über alles geliebt«, sagte er einfühlsam. »Ich fand es irgendwie passend, sie ein letztes Mal hierher zu bringen.«

Amalia stimmte dem nickend zu.

Auch wenn die Stimmung voller Trauer war und es taktlos schien, gab es etwas, über das gesprochen werden musste. So trat ich an den Magier heran. »Was ist mit Abby?«

Fynn hatte damit gerechnet, dass diese Frage früher oder später ausgesprochen werden würde. Doch er schien selbst nicht drüber im Bilde zu sein, was vorgefallen war. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und verharrte so eine ganze Weile, ehe er Wort fasste: »Ich muss leider gestehen, dass mir Abbys Verschwinden ein Rätsel ist. Sicher ist nur eines, die Ahrmonen waren für den Brand verantwortlich. Die Flammen stammen eindeutig vom Baum des Feuers

Fynn schwebte lautlos zum Rande des Brunnens und starrte auf den leblosen Körper der Füchsin. »Luna muss gespürt haben, dass der Wald in Gefahr war, und ist dorthin geeilt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Sie konnte genauso wie ich ein Portal erschaffen, welches zum Wald führte. Abby hätte ihr allerdings nicht folgen können. Sie befand sich noch immer inmitten ihrer Ausbildung und war von allem abgeschirmt. Wie ist sie also dorthin gelangt?« Die letzte Frage stellte er sich mehr selbst.

Ein nachdenkliches Schweigen trat ein. Ich versuchte verbittert, all die einzelnen Teile zu einem Bild zusammenzusetzen. Der Angriff auf Quellbrunn, der niedergebrannte Wald, Abbys Verschwinden. Der jungen Magiernovizin stand definitiv eine Zeit voller Qualen und Leid bevor. Würde sie genügend Kraft haben, all das durchzustehen?

Nicolae trat einen Schritt nach vorne. »Vielleicht sind die Ahrmonen in Euer Anwesen eingedrungen und haben Abby verschleppt.«

Fynn betrachtete den Vampir nachdenklich. Dabei erkannte ich, dass seine Augen glasig wurden. Ein merkwürdiges Bild. Für mich war Fynn immer unantastbar – allen anderen überlegen. Aber warum sollte ein mächtiger Magier keine menschlichen Gefühle haben?

»Ich halte es für ausgeschlossen, dass die Dämonen auch nur einen Fuß hierher gesetzt haben«, meinte er kühl. »Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Außerdem konnten sie nicht von der Existenz dieses Ortes wissen, da er in einer anderen Dimension liegt. Und selbst wenn«, Fynn wandte sich wieder uns allen zu, »woher hätten sie wissen sollen, dass sich Abby hier befand? Und die wichtigere Frage; warum sollten sie sie überhaupt entführen?«

Fynn schöpfte etwas Wasser aus dem Brunnen, nur um es wieder zurückplätschern zu lassen. Er ballte seine Hände zu Fäusten und meinte seufzend: »Das Schlimmste allerdings ist, dass die Ahrmonen scheinbar einen Weg gefunden haben, dem Flüsterwald seine magische Energie zu entziehen.«

Ich hatte ebenfalls mit so etwas gerechnet. Es jetzt aber aus Fynns Munde zu hören, ließ mich zusammenkrampfen. Waren alle Mühen, den Mondstein vor den Dämonen zu beschützen, umsonst?, ging es mir durch den Kopf.

Ich umklammerte besagtes Amulett und spürte dessen Energie. Meine Gedanken klärten sich etwas und waren in der Lage, alles von einer anderen Seite zu betrachten. »Was, wenn der Angriff auf Quellbrunn nur ein Ablenkungsmanöver war?«, überlegte ich laut.

Fynn sah mich kurz an und nickt langsam. »Sowas habe ich mir ebenfalls zusammengereimt. Wenn die Zerstörung der Stadt für die Ahrmonen so wichtig gewesen wäre, hätten sie zusätzlich Ghule und Werwölfe in den Kampf schicken können. Sie hatten aber nur das Ziel, vom Wesentlichen abzulenken. Jetzt haben sie alles, was sie für die Wiederbelebung von Ragun brauchen.«

Nicolae lachte laut auf und erlangte dadurch unsere Aufmerksamkeit. »Seid nicht albern, die Ahrmonen haben einen ganzen Tag Vorsprung. Glaubt ihr, sie würden nur eine Sekunde mit dem Ritual zögern? Wenn ihr mich fragt, ist er längst wiederbelebt.«

»Aber hätten wir das nicht bemerkt?«, wandte Amalia ein. Sie sah hoffnungsvoll zu Fynn, doch dieser schüttelte, zu unser aller Bedauern, den Kopf.

»Ragun war der mächtigste Magier seiner Zeit. Einem wie ihm fällt es sicher nicht schwer, seine Energie zu verbergen.« Fynns Rumpf spannte sich an. »So sehr ich mir auch das Gegenteil wünsche, so könnte Nicolaes Theorie durchaus der Wahrheit entsprechen. Die Ahrmonen haben bei ihrem Plan ganze Arbeit geleistet. Es würde mich also nicht wundern, wenn sie das Ritual nicht schon längst vorbereitet haben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie in Aktion treten.«

Wieder trat Schweigen ein. Ich versuchte verbissen nach einem anderen Grund zu suchen, der diese schreckliche Theorie widerlegen würde. Doch ich fand keinen. So war nur das Plätschern des Brunnens wahrzunehmen. Alle schienen die Luft anzuhalten.

Ehe wir besprachen, wie es weitergehen würde, entstanden wie aus dem Nichts heftige Windböen.

»Was zum Henker geht denn jetzt ab?«, kam es von Will, der sich schützend die Hände vors Gesicht hob. »Haltet euch besser bereit – vermutlich wieder so eine Teufelei der Ahrmonen.«

Fynn beschwor reflexartig eine Barriere rund um den Brunnen, damit es Luna nicht davonwehte. Außerhalb der Kuppel erkannten wir, dass sich die Windböen allmählich zu einem Orkan formierte. Viele der exotischen Pflanzen wurden entwurzelt und in der Gegend umher gewirbelt.

Ich umklammerte die Griffe meiner Schwerter. Wenn Will recht behielt und es sich um die Ahrmonen handelte, dann war jederzeit mit einem Angriff zu rechnen.

Der Orkan erreichte seinen Zenit und im Auge des Sturms tauchte eine große Gestalt auf. Alle hatten mittlerweile ihre Waffen gezückt und standen kampfbereit da. Allmählich beruhigte sich die Lage außerhalb von Fynns Barriere wieder und wir erkannten, dass es sich bei dem Neuankömmling um einen Phantomwolf handelt. Es saßen zwei Personen auf ihm.

»John!«, flüsterte mir Will halblaut zu. »Ist das Nella?«

Ich musste anfangs auch zweimal hinsehen. Auf dem ersten Blick sahen sich alle Phantomwölfe ähnlich. Dieser hier aber hatte ein weißliches Fell. Nella hingegen ein bläulich-silbernes. Dennoch glaubte ich, ihn schon einmal gesehen zu haben. Und obwohl die zwei auf dessen Rücken durch Kapuzen vermummt waren, kam mir einer verdächtig bekannt vor.

»Logi?«, stieß ich leise aus und senkte meine Schwerter. Von den anderen erntete ich verwirrte Blicke.

Der Wächtermagier sprang schwungvoll vom Wolf und entblößte sein Gesicht. Sein Reisegefährte hingegen rutschte eher etwas gemächlicher hinab, wandte uns den Rücken zu und striegelte das Fell der großen Kreatur.

Logi schritt wutentbrannt auf uns zu. Fynns Barriere durchbrach er, als bestünde sie nur aus Papier, und ließ sie in Flammen aufgehen. Ohne mich nur eines Blickes zu würdigen, flog er förmlich an mir vorbei. Dabei strahlte er eine Hitze aus, die meine Gefährten zusammenzucken ließ.

Er hielt direkt auf Fynn zu. Ich hatte schon die Befürchtung, er wolle geradewegs durch den Magier hindurch schreiten, doch unmittelbar vor ihm blieb er stehen. Logis Zorn erreichte jetzt den Höhepunkt. Feuersalven strömten aus seinen Poren und sengten das Gras an. »Was zur Welt habt Ihr Euch dabei gedacht, Abby in Magie zu unterweisen?«, schrie er sein Gegenüber an.

Fynn war von Logi vollkommen in die Enge getrieben. Mit offenem Munde starrte er diese Naturgewalt an und suchte nach den passenden Worten. Doch der Wächter gab ihm dafür keine Zeit. Er rückte dichter auf und hätte den Magier um ein Haar in den Springbrunnen gedrängt. Das Wasser darin kochte angesichts von Logis Zorn.

Fynn reagierte blitzschnell: Er gab einen magischen Impuls von sich, der nicht nur den Wächter zurücktorkeln ließ, sondern die ganze Umgebung abkühlte. Er strich sich die Robe glatt und deutete eine Verbeugung: »Ich grüße Euch, Logi, Wächter des Baums des Feuers«, sagte er respektvoll, wenngleich etwas kühler als sonst.

Amalia, Nicolae und Will warfen mir verwunderte Blicke zu. Sie erinnerten sich an die Geschichten, die ich über den Wächter erzählt hatte. Umso verdutzter waren sie, ihn hier zu sehen.

Logi beäugte den Magier von Kopf bis Fuß. Täuschte ich mich oder war er beeindruckt von Fynns Auftreten? Zumindest stürmte er nicht wieder auf ihn los und erwiderte seine Begrüßung mit einem Kopfnicken.

Jetzt, da er nicht mehr in die Enge gedrängt war, beantwortete Fynn die ursprüngliche Frage: »Als mir Abby das erste Mal begegnete, habe ich sofort ihr enormes, magisches Potential wahrgenommen. In all den Jahrhunderten, in denen ich lebe, bin ich nur einer weiteren Person begegnet, die ähnliche Merkmale besaß. Ich sah es als meine Pflicht, sie zu unterweisen.«

Diese Erklärung stimmte Logi in keiner Weise milder. Sie schien ihn nur wieder mehr in Rage zu bringen. »Gerade weil sie ein solch enormes Potential besitzt, hätte Euch das misstrauisch werden lassen müssen. Oder habt Ihr in Eurer Blindheit etwa nicht erkannt, welchen Bezug sie zum Baum des Feuers hat? Jemand wie Ihr müsste sich doch im Klaren sein, dass eine Person wie Abby sich nicht der Magie verschreiben darf.«

Fynns Gesichtsausdruck zufolge hatte er keine Ahnung, worauf der Wächter aus war. Er beäugte jetzt sogar mich, als würde er in mir alle Antworten finden.

Ich fand Logis Auftreten mehr als kindisch. Erst verwüstete er die halbe Gegend und beschloss dann, all seinen Zorn auf Fynn abzuladen. So mischte ich mich ins Geschehen ein: »Jetzt komm mal wieder runter, Logi. Deine Wut bringt uns nicht weiter.«

Der Wächter schenkte mir lediglich einen Seitenblick. Er ballte seine Hände zu Fäusten und ließ kleine Flammen daraus sprießen. »Misch dich nicht ein, John«, stieß er laut aus. »Der Torheit dieses Narren ist es zu verantworten, dass Ragun nun wiederbelebt werden kann. Also muss er sich hier alleine verantworten.«

Fynn gewann stetig seine Anmut zurück. Vielleicht brauchte er genau diese Situation, um seine Trauer um Luna zu überwinden. Außerdem machte es dem Magier zu schaffen, im Dunkeln zu stochern. Und Logi schien Antworten zu haben. Er näherte sich dem Wächter mit einer Leichtigkeit, die nur er in einer solchen Situation zustande brachte. »Ich bin mir meiner Torheit nicht bewusst. Aber wenn Ihr so freundlich wärt, klärt mich bitte auf.«

Logi runzelte die Stirn. War er beeindruckt oder konnte er nicht fassen, dass der Magier sich seines Handelns nicht bewusst gewesen war? Letztlich seufzte er und meinte: »Nun denn, dann erleuchte ich Euch mal.« Er bat mit einer Geste uns alle, uns auf den Steinbänken niederzulassen.

Währenddessen erhaschte ich einen kurzen Blick zur zweiten Person. Dem Fremden schien die ganze Situation scheinbar völlig gleichgültig zu sein. In aller Ruhe pflegte er den Phantomwolf. Woher kenne ich nur diesen Mann?, grübelte ich vor mich hin.

Dem Fremden war nicht entgangen, dass meine Aufmerksamkeit ihm galt. Er hielt inne und führte das majestätische Wesen ins Heckenlabyrinth. Ein merkwürdiges Verhalten.

Nachdem alle Platz genommen hatten, rückte Logi endlich mit der Sprache raus: »Ich nehme mal an, dass jeder hier über Abbys Blutlinie Bescheid weiß?«

Ich bestätigte dies mit einem Nicken.

»Na fein, dann brauche ich ja nicht zu erwähnen, dass sie ursprünglich meinen Platz als Wächter des Feuers einnehmen sollte. Da sie jetzt aber für die Magie geöffnet wurde«, er schenkte Fynn einen kurzen vorwurfsvollen Blick, »ist sie für diese Position nicht nur völlig ungeeignet geworden, sondern wurde gleichzeitig zum perfekten Werkzeug für die Ahrmonen.«

Wir warfen uns alle verwunderte Blicke zu. Keiner hatte begriffen, was da für ein Zusammenhang bestand.

Logi verdrehte die Augen und holte tief Luft. »Versteht ihr noch immer nicht? Wächter sind nicht in der Lage, selbst Energie zu erzeugen, wie es die Magier tun. Wir können sie lediglich von den Bäumen der Elemente beziehen und in uns speichern.«

Jetzt fiel der Groschen bei Fynn. Der Magier riss die Augen auf und sagte aufgewühlt: »Abby ist in der Lage, Energien in sich speichern?«

Logi nickte.

»Na und?«, mischte sich Will ein, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte. »Was ist daran so ungewöhnlich? Liegt das nicht in der Natur der Magier, dies zu tun?«

»Nein, Will«, antwortete Fynn prompt, »das liegt nicht in unserer Natur.« Er erhob sich von der Bank und schwebte zum Rand des Springbrunnens. Seine Hände zitterten. Fynn versuchte sie wieder unter Kontrolle zu bringen und erschuf eine kleine Lichtkugel, die knapp über seiner Handfläche schwebte. »Ein Magier erzeugt nur dann Energie, wenn er sie braucht. Er kann sie nicht dauerhaft in sich speichern und muss sie über die Magiestränge ständig im Fluss halten.« Mit der freien Hand zog er seinen Ärmel zurück und entblößte den Unterarm. Dieser war von pulsierenden Linien überzogen. »Wenn mehr Energie in die Strängen geleitet wird als sie aushalten, kann das den Magier sogar töten.« Er ließ die Lichtkugel verpuffen.

»Verstehe«, sagte ich mein Kinn reibend. »Da Abby Wächterblut und auch diese Stränge besitzt, kann sie in sich magische Energie speichern. Die Ahrmonen benutzen sie wie einen Mondstein!«, fügte ich hinzu.

Logi sah mich zum ersten Mal seit seiner Ankunft an. Dieser Blick setzte mich wieder in die Zeit zurück, als ich in seiner Obhut die Geheimnisse des Baums des Feuers ergründete. »Du hast es auf den Punkt gebracht«, meinte er mit zusammengekniffenen Augen. »Unter normalen Umständen könnte Abby nur Energie in sich speichern, die ihr der Baum des Feuers gibt. Dies wäre für die Ahrmonen völlig uninteressant, da diese Energie für kein Wiederbelebungsritual genutzt werden kann. Doch durch die Magiestränge kann sie jetzt jegliche Art von Magie nahezu unbegrenzt in sich speichern. Und genau das haben sich die Dämonen zunutze gemacht.«

Die ganze Situation war mehr als ernüchternd. Letztlich schienen all unsere Mühen völlig umsonst. Was hatten wir schon erreicht: zwei Ahrmonen besiegt und etwas Zeit herausgeschlagen. Kein großer Sieg, wenn man es mit dem Endergebnis verglich.

Amalia sackte in sich zusammen und schluchzte leise Abbys Namen. Logi war dies nicht entgangen. Er musterte sie eindringlich und, zu aller Überraschung, setzte er ein merkwürdig verzerrtes Lächeln auf. »Ihr seid also die Elfe, um die sich die Gedanken dieses Mannes ständig drehen.« Er nickte in meine Richtung. »Das erklärt, warum er immer so unkonzentriert war, als er seine Zeit bei mir absaß.«

Amalia hob den Kopf und sah angewidert drein. Diese ablehnende Haltung entlockte Logi sogar einen seiner seltenen Lacher. »Lässt es Euch etwa völlig kalt, dass Abby sterben könnte?«, blaffte ihn die Elfe an und betonte mit Nachdruck: »Sie ist Eure Tochter!«

Logis Grinsen verstarb augenblicklich. Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass der Wächter scheinbar nichts an sich heranließ. Doch Amalia hatte es geschafft, ihn nachdenklich zu stimmen. Er blieb stumm.

Normalerweise hätte ich der Elfe zugestimmt. Logi verdiente es, zurechtgerückt zu werden. Allerdings durfte man nicht vergessen, dass er seit tausenden Jahren in Einsamkeit lebte. Wie hätte er je eine Bindung zu jemandem aufbauen können? Von seiner Tochter ganz zu schweigen. Ihm war es nur vergönnt gewesen, sie einmal für kurze Zeit aufzusuchen. Deshalb empfand ich sogar Mitleid für ihn.

Um die Situation wieder zum Kernthema zu lenken, fragte ich den Wächter: »Wie konnten die Ahrmonen von all dem wissen? Von Abby, wo sie zu finden war und dass sie durch ihre Hilfe das Mondamulett nicht mehr benötigen?«

»Die Antwort ist der Baum des Feuers«, antwortete Logi. »Auch wenn Abby es nicht bewusst tat, hat sie sich mehr und mehr mit dem Baum verbunden. Doch da sie mit der Energie noch nicht umgehen konnte, blieb das nicht verborgen. Ich, und auch die Dämonen, konnten in Abby hineinblicken und das enorme Potential erkennen.« Er baute sich vor mir und Fynn auf und ballte erneut die Fäuste. »Warum also ihr nicht? Ihr seid genauso mit dem Baum verbunden und hättet es erkennen müssen!«

Logi hatte nicht Unrecht. Wir trugen Schuld daran, dass die Ereignisse sich so entwickelten und Abby verschleppt wurde. Wären wir nur etwas aufmerksamer gewesen, hätten wir vielleicht rechtzeitig gehandelt.

Einer war von dieser Anschuldigung nicht überzeugt – Will. Der Zwerg plusterte sich förmlich vor Logi auf und fuchtelte bedrohlich mit dem Zeigefinger. »Jetzt hört mir mal zu, Ihr Möchtegernwächter. John ist in den vergangenen Tagen, im Alleingang, in die Schattendimension gereist, um Amalia zu retten. Kaum war er wieder in dieser Welt angekommen, wurde Quellbrunn von einer Armee, bestehend aus Besessenen, angegriffen. Er hat gekämpft, als gäbe es kein morgen. Nachdem dieser Irrsinn endlich vorbei war, hat er all den Besessenen ihre parasitären Schatten ausgetrieben. Wann zum Kuckuck hätte er also merken sollen, dass sich Abby auch diesen komischen Baum angezapft hat?!«

Alle Blicke waren jetzt voller Verblüffung auf den Zwerg gerichtet. Selbst Nicolae nickte anerkennend seinem Rivalen zu. Will genoss diese Aufmerksamkeit und stemmte seine Fäuste demonstrativ in die Hüften. Ich empfand es als mehr als beeindruckend, wie es mein ältester Freund geschafft hatte, Logi sprachlos zu machen. Etwas, das mir nicht gelang.

»Und was den Magier betrifft«, sprach Will weiter, da er sich in Rage geredet hatte, »auch er war in diese brutale Schlacht verwickelt. Ohne ihn wäre Quellbrunn zerstört und die Zahl der Toten um ein Vielfaches höher. Niemand kann den beiden also einen Vorwurf machen. Nicht einmal Ihr!« Jetzt tippte er sogar mit dem Zeigefinger auf Logis Brustkorb. Der Wächter ließ dies wortlos über sich ergehen.

Nicolae trat neben Will und klopfte im sogar auf den Rücken – beinahe kameradschaftlich. »Gut gesprochen, kleiner Mann.«

John Armis

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