Читать книгу Jesus war nie in Bethlehem - Martin Koschorke - Страница 13

Für das eigene „Publikum“ bearbeitet

Оглавление

Zweitens: Die Evangelisten waren indessen nicht nur Sammler und Überlieferer. Ihnen lag ja sehr unterschiedliches Traditionsgut vor. Matthäus und Lukas beispielsweise kannten zweifellos eine ursprüngliche Fassung des Markus-Evangeliums, dazu eine geordnete Sammlung von Sprüchen und Reden Jesu. Zusätzlich standen jedem der Evangelisten offensichtlich auch noch eigene Quellen zur Verfügung, die keiner der anderen kannte. Ihre Aufgabe bestand nun darin, aus dieser Fülle von Stoff eine Einheit zu schaffen, ein Ganzes, das zugleich eine überzeugende Botschaft an die Leser und Hörer enthielt, für die sie schrieben. Denn jeder der Evangelisten kam von einem ganz unterschiedlichen Hintergrund. Er hatte daher eine spezifische Leserschaft vor Augen, Gemeinden mit eigener Herkunft und Tradition.

Der Verfasser des Matthäus-Evangeliums etwa wandte sich an griechischsprachige Judenchristen, denen die jüdische Überlieferung noch vertraut war. Daher lag ihm beispielsweise besonders daran zu zeigen, dass sich in Jesu Leben und Wirken alttestamentliche Vorhersagen erfüllen.

Der Verfasser des Lukas-Evangeliums dagegen, der Palästina offensichtlich selber nicht kannte, schrieb für „Heidenchristen“. Seine Schilderung des Todes Jesu entlastet die römische Besatzungsmacht, die an diesem Ereignis beteiligt war. Man kann also annehmen, dass er sich an griechischsprachige Leser wendet, die im Römischen Reich heimisch waren.

So lässt sich bei jedem der vier Evangelisten eine eigene theologische Konzeption erkennen, die ihn von den anderen unterscheidet.

Jesus war nie in Bethlehem

Подняться наверх