Читать книгу Jesus war nie in Bethlehem - Martin Koschorke - Страница 21
Zweimal „Brothausen“
ОглавлениеUnd doch war Jesus vielleicht einmal in einem Ort namens Bethlehem. Es gibt nämlich noch ein anderes Dorf im Lande, das so genannt wird: Bethlehem in Galiläa, ein unbedeutender Flecken, der im Alten Testament nur einmal erwähnt wird, zwei bis drei Stunden Fußweg westlich von Nazareth in Richtung Haifa, der Hafenstadt am Meer. Hier könnte Jesus als Jugendlicher oder auch später durchaus einmal durchgekommen sein.
Übersetzt heißt Bethlehem übrigens Brothausen. Beth bedeutet Haus und Lehem Brot. Auch andere, uns aus den Jesus-Geschichten vertraute Ortsnamen haben eine konkrete Bedeutung. Bethsaida beispielsweise, das Fischerdorf, aus dem Petrus stammt und in dem Jesus seine ersten Jünger beruft (Johannes 1,44), heißt Fischhausen: Beth ist, wie gesagt, das Haus, Said bzw. Saida bedeutet im Aramäischen Jagd, Wild, Fisch, Beute. Da das Dorf am Seeufer liegt und die Beute in der Regel Fische waren, ist Fischhausen wohl die angemessenste Übersetzung. Der Name Kapernaum wiederum – das Städtchen am See Genezareth, das Jesus sich als Zentrum seines Wirkens in Galiläa auswählt – setzt sich zusammen aus kaph = Ort und nahum: der Ort des (Propheten) Nahum. Dem Jiddischen verdanken wir, dass der Ausdruck kaph seinen Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat: Einen völlig unwichtigen oder abgelegenen Ort bezeichnen wir als unbedeutendes Kaff. Dieser Ausdruck trifft wohl am genauesten die Bedeutung des Fleckens Nazareth zu der Zeit, als Jesus dort aufwuchs.