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Aus Fremden werden Freunde

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Normalerweise kennen die Mitglieder einer neuen EMMAUS-Gruppe sich nicht. Sie sind unsicher, wissen nicht, was sie voneinander halten sollen, wollen sich nicht festlegen. Viele sind vielleicht noch nie in einer solchen Gruppe gewesen. Lehrer, Ärzte, Pfarrer und viele andere sind so sehr an Gruppentreffen gewöhnt, dass sie manchmal vergessen, dass es viele andere gibt, die noch nie Teil einer Gruppe gewesen sind: Für sie ist das eine völlig neue Erfahrung. Sie sind sehr nervös, unsicher beim Klang ihrer eigenen Stimme, und sie denken, dass alle um sie herum Experten sind. Sie sind häufig still und beobachten vom Rand aus. Es ist am besten, sie erst einmal beobachten zu lassen. Nach ein oder zwei Abenden kann man versuchen, sie in eine Diskussion einzubeziehen. Nach den ersten vorsichtigen Schritten kann es sein, dass sie reden und reden. Zum ersten Mal gibt es eine Gelegenheit, alles sagen zu können, was lange Zeit in ihnen verschlossen war. Schon lange haben sie sich danach gesehnt, sich zu öffnen, aber es gab nie einen sicheren Ort dafür.

Es gibt auch andere, die nicht schnell denken, aber weise Gedanken haben. Manchmal stehen sie im Schatten derer, die viel reden. Sie brauchen Ermutigung zum Gespräch, denn sie sind das Gold in einer Gruppe: Sie sagen vielleicht nicht viel, aber was sie sagen, ist gewichtig und wertvoll. Und selbst für manche, die schon viele Gruppen erlebt haben, kann die Vorstellung einer „religiösen“ Gruppe entmutigend sein. Leiter müssen einer Gruppe helfen, Gestalt anzunehmen, damit sie eine Gemeinschaft wird – anstelle einer Ansammlung von Individuen. Es ist immer schön zu erleben, wie Menschen, die zwei Stunden vorher noch Fremde gewesen sind, einander einladen, bevor sie gehen: „Lass uns noch was trinken gehen!“ Von Zeit zu Zeit kann eine gemeinschaftliche Aktion organisiert werden – ein Fest, ein Kino- oder Theaterbesuch, ein gemeinsames Projekt. Es wird dringend empfohlen, jedes EMMAUS-Modul mit einem gemeinsamen Essen zu beenden.

Leiter sollten alles vermeiden, was eine Gruppe spalten könnte. Fragen Sie niemals: „Wie viele von Ihnen gehen in die Kirche?“, weil diejenigen, die nicht gehen, sich als Außenseiter fühlen werden. Fragen Sie nie: „Wie viele von Ihnen lesen in der Bibel?“, denn die, die nicht in der Bibel lesen, werden sich unterlegen fühlen. Seien Sie vorsichtig beim Signalisieren sozialer Unterschiede: Über die Art von Häusern zu reden, in denen man lebt oder über die Automarke, die man fährt, kann die Gruppe aufspalten.

Versuchen Sie so weit wie möglich auf Augenhöhe zu bleiben. Und das betrifft auch den Leiter: Es ist immer besser, auf einer Ebene mit der Gruppe zu sitzen als zu stehen, denn das erinnert die Gruppe unbewusst an ihren Schulunterricht. Zeigen Sie niemals, wie qualifiziert Sie in theologischer Hinsicht sind, denn dann werden die Menschen Angst haben, Ihre Aussagen zu hinterfragen und Fragen zu stellen. Ein Leiter hat einmal gespürt, dass die Gruppe erst mit ihm warm wurde, als er zugab, eine Frage nicht beantworten zu können. Eine andere Leiterin bekam Unterstützung, als sie zugab, Schwierigkeiten mit dem Beten zu haben.

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