Читать книгу Das Rütli - ein Denkmal für eine Nation? - Martin Schaub - Страница 46
2.3.4 Experteninterviews 2.3.4.1 Instrument
ОглавлениеWährend die Kurzinterviews mit Besuchenden einen sozialwissenschaftlichen Charakter aufwiesen, stellten die geführten Experteninterviews eine Form der Oral History dar. Oral History, so die als klassisch geltende Definition von Starr, bezeichnet selbst erzeugte Primärquellen in Transkriptform.[306] Gerade diese Selbsterzeugung erfordert eine speziell hohe methodische Kontrolliertheit bezüglich Befragung, Quellenherstellung und Interpretation, da der hermeneutische Zirkel zu selbstreferenziell ausfallen könnte.[307] Zudem muss damit gerechnet werden, dass die Gespräche vor allem anekdotisches, triviales, ja weitschweifiges Material und Hintergrundinformationen liefern, gespiesen aus unzuverlässigen Erinnerungen.[308] Dennoch kann sich eine Expertenbefragung lohnen, da Wissen produziert werden kann, das in anderen Quellenbeständen so nicht zu finden wäre.
Zentral ist ganz zu Beginn die Frage, was unter «Experten» resp. einer «Expertin» überhaupt zu verstehen ist. Theoretisch werden drei Definitionen unterschieden.[309] Während der «voluntaristische Expertenbegriff» jeder Person ein spezifisches Wissen über das eigene Selbst zuweist und so biografisch orientiert ist, zeichnet den «wissenssoziologischen» Experten aus, dass er über wissenschaftlich gesichertes Wissen verfügt. Gemäss der dritten Definition, der «konstruktivistischen», zeichnet sich eine Expertin dadurch aus, dass sie über besonderes Wissen innerhalb einer bestimmten Forschungsperspektive verfügt und ihre Expertenschaft methodisch-relational bestimmt ist. Das vorliegende Projekt geht von der dritten Definition aus, also von Experten, die im Hinblick auf die Gestaltung und den Gebrauch des Rütlis über spezielles Wissen verfügen oder involviert sind. Im Vorfeld der Befragung galt es also, objekttheoretische Vorarbeit zu leisten und festzulegen, welche Informationen zu welchen Themenbereichen auf welcher theoretischen Grundlage erwartet werden konnten.[310] Theoretische Grundlage bildete auch für dieses Instrument das dem Projekt zugrundeliegende «Erlebnisraum»-Konzept nach Hettling. Dementsprechend bot der Leitfaden der Kurzinterviews auch für die Experteninterviews die Grundlage und umfasste Themenbereiche der eigenen Nutzung des Rütlis, des Wissens zu Mythos und Denkmal, dessen Wahrnehmung und Interpretation. Hinzu kamen expertenspezifische Fragen, um den jeweiligen Wissensbestand möglichst gewinnbringend erschliessen zu können.