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ОглавлениеIII. Kontenpläne aufbauen, einrichten und pflegen
1. Aufgaben und Funktionen des Kontenrahmens und Kontenplans
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Kontenrahmen
Die Zahlen, die die Buchführung liefert, sind oftmals eine wichtige Grundlage für unternehmerische Entscheidungen und Planungen. Es ist regelmäßig erforderlich, dass ein Vergleich mit den Zahlen früherer Perioden oder mit den Zahlen branchengleicher Betriebe vorgenommen wird. Um diese Vergleiche zu ermöglichen, ist ein allgemeingültiges, branchentypisches Ordnungsschema, das alle Konten beinhaltet, notwendig. Dieses Ordnungsschema ist der Kontenrahmen.51
Kontenplan
Aufgrund der Komplexität eines Kontenrahmens ist es unerlässlich, die unternehmensspezifischen Konten gesondert abzubilden. Aus diesem Grund wird aus dem Kontenrahmen der Kontenplan abgeleitet. Dort sind nur die Konten aufgeführt, die tatsächlich vom Unternehmen verwendet werden. Der Kontenplan ist im Gegensatz zum Kontenrahmen betriebsindividuell.
2. Aufbau und Systematik der Kontenrahmen
2.1 Kontenrahmen nach dem Abschlussgliederungsprinzip
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IKR
Zahlreiche Kontenrahmen sind nach dem Abschlussgliederungsprinzip aufgebaut. Dies bedeutet, dass in der Geschäftsbuchführung die Konten entsprechend den Positionen der Bilanz (§ 266 HGB) bzw. der Gewinn- und Verlustrechnung (§ 275 HGB) geordnet sind. Ein Beispiel hierfür ist der Industriekontenrahmen (IKR):
ABB. 4: Industriekontenrahmen (IKR)
2.2 Kontenrahmen nach dem Prozessgliederungsprinzip
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GKR
Außerdem können Kontenrahmen nach dem Prozessgliederungsprinzip aufgebaut sein. Hierbei folgt die Gliederung dem Ablauf eines industriellen Produktionsprozesses. Aufgrund der engen Verzahnung der Finanzbuchhaltung als Grundlage für den Jahresabschluss mit der Betriebsbuchhaltung als Grundlage für Kontroll- und Planungszwecke wird dieser Kontenrahmen als Einkreissystem bezeichnet. Ein Beispiel für einen Kontenrahmen nach dem Prozessgliederungsprinzip ist der Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie (GKR):
ABB. 5: Gemeinschaftskontenrahmen (GKR)
2.3 Verschiedene Kontenrahmen
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DATEV-Kontenrahmen
In der Praxis orientieren sich die meisten Kontenrahmen an den von der DATEV eG entwickelten Standardkontenrahmen. Gängige Standardkontenrahmen sind:
SKR 03: publizitätspflichtige Firmen – Prozessgliederungsprinzip |
SKR 04: publizitätspflichtige Firmen – Abschlussgliederungsprinzip |
SKR 14: Land- und Forstwirtschaft |
SKR 30: Einzelhandelskontenrahmen |
SKR 45: Heime und soziale Einrichtungen (Pflege-Buchführungsverordnung) |
SKR 49: Vereinskontenrahmen |
SKR 51: Kfz-Branche |
SKR 70: Hotels und Gaststätten |
SKR 80: Zahnärzte |
SKR 81: Arztpraxen |
SKR 99: Krankenhäuser (Krankenhaus-Buchführungsverordnung) |
3. Entwicklung eines unternehmensspezifischen Kontenplans aus einem allgemeinen Kontenrahmen
55Im Regelfall besteht ein Kontenrahmen aus zehn Kontenklassen (0-9), die sich in zehn Kontengruppen und diese wiederum in zehn Untergruppen (Kontenarten) unterteilen. Auf dieser Basis können die Unternehmen entsprechend ihrer Anforderungen ihren individuellen Kontenplan entwickeln. Dieser kann durchaus stark vom Einheitskontenrahmen abweichen.
4. Pflege und Neueinrichtung von Konten im Kontenplan des Unternehmens
56Die folgenden Beispiele zeigen anhand des SKR 03, wie der Standardkontenrahmen an die unternehmensspezifischen Erfordernisse angepasst und neue Konten eingerichtet werden:
ABB. 6: Auszug SKR 03
Die kursiv gedruckten Konten 4711 und 8106 sind individuelle eingerichtete Konten.
5. Besonderheiten des Kontenplans im Hinblick auf Konsolidierung und Internationale Rechnungslegung
5.1 Konsolidierung
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Kontenrahmen im Konzern
Der Konzern ist eine spezielle Variante einer Unternehmensverbindung. Sein besonderes Merkmal ist, dass eine Obergesellschaft – bezeichnet als Muttergesellschaft – aufgrund einer Mehrheitsbeteiligung oder einer anderweitigen Sicherung der herrschenden Position die Geschäfte einer oder mehrerer hierarchisch untergeordneter Gesellschaften, die aber rechtlich selbständig sind, maßgeblich beeinflussen kann. Diese Untergesellschaften werden als Tochtergesellschaften bezeichnet.
Da die Tochtergesellschaften alle ihre rechtliche Selbständigkeit bewahrt haben, ist es zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse einer solchen Unternehmensverbindung notwendig, dass neben den Einzelabschlüssen der zum Konzern gehörenden Unternehmen ein Konzernabschluss für den Konzern als solchen erstellt wird.
58Um die Konsolidierungsarbeiten innerhalb eines Konzerns zu erleichtern, sollte darauf geachtet werden, dass ein möglichst einheitlicher Kontenplan verwendet wird. Ist dies aufgrund nationaler oder branchenspezifischer Besonderheiten nicht möglich, sollten zumindest einheitliche Verrechnungskonten für Vorgänge zwischen den einzelnen Konzerngesellschaften eingerichtet werden. Dies kann die Abstimmungsarbeiten, die am Ende einer Periode (Geschäftsjahr, Quartal, Monat) erforderlich sind, erleichtern.
5.2 Internationale Rechnungslegung
59Wird ein internationaler Abschluss, beispielsweise nach IFRS, neben dem handelsrechtlichen Jahresabschluss aufgestellt, kann dies entweder mittels einer Überleitungsrechnung von der nationalen Buchhaltung auf den IFRS-Abschluss oder mittels eines eigenen Buchhaltungskreises geschehen.
Fragen
1.) Worin besteht der Unterschied zwischen einem Kontenrahmen und einem Kontenplan?
Der Kontenplan ist im Gegensatz zum allgemein gehaltenen Kontenrahmen betriebsindividuell (Tz. 51).
2.) Nach welchem Prinzip ist der Industriekontenrahmen gegliedert?
Die Gliederung erfolgt nach dem Abschlussprinzip in Anlehnung an § 266 HGB und an § 275 HGB (Tz. 52).
3.) Welches Ziel besteht in einem Konzern hinsichtlich des Kontenplans?
Es sollte möglichst ein einheitlicher Kontenplan verwendet werden (Tz. 58).