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Wir wissen zu schätzen, was auftaucht (Eigenpacing)

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In zahlreichen Untersuchungen aus der neurobiologischen Welt wird darauf verwiesen, dass der Mensch ein auf gelungene soziale Beziehungen orientiertes Wesen ist. Alle Begegnungen und all unsere Erfahrungen werden bereits sehr früh auf impliziter Ebene gespeichert. Schon im ersten Lebensjahr kann ein Mensch aus sich wiederholenden interaktiven Erfahrungen Regelmäßigkeiten ermitteln. Was sich daraus entwickeln kann, ist ein sogenanntes implizites Beziehungswissen auf präverbaler Ebene, wie BegegnungsRäume gestaltet sind, wie mit anderen Menschen umzugehen ist, wie am besten Kontakt herstellbar ist, wie gemeinsame Freude und Vergnügen möglich ist und wie Aufmerksamkeit erlangt werden kann (Storch, Cantieni, Hüther u. Tschacher 2010, S. 88).

Unser implizites Gedächtnis speichert dabei die jeweiligen Interaktionen des gesamten Organismus mit den anderen und nicht nur die anderen als Personen. Dieses Beziehungsgedächtnis, sowohl bei Menschen, die auf dem Weg sind, ihr Rauschen zu erforschen, als auch bei den Begleiterinnen, ist immer mit im Raum. Und alle Einladungen, die gegenseitig erfolgen (und seien sie auch noch so mit guten Gründen hinterlegt), werden in dieser derzeit möglichen Wahrnehmungsspanne erlebt. Dies kann sowohl einiges eröffnen und ermöglichen, kann aber auch zu Schutz- und Verteidigungsreaktionen führen.

Um sich vor weiteren Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen, haben Menschen oft unwillkürlich und implizit ganz unterschiedliche Strategien entwickelt, die die Hilfe anderer scheinbar verzichtbar erscheinen lassen, wobei dennoch stets die Sehnsucht nach gelingenden und vertrauens- und sicherheitsspendenden Beziehungsräumen, nach Nähe, Körperkontakt und Bindung auf unwillkürlich impliziter Ebene weiterlebt. Diese Ambivalenz deutlich zu machen und die guten Gründe dafür aus der eigenen Lerngeschichte kennenzulernen, kann ein hilfreicher Beitrag zur Raumgestaltung sein. Wir alle haben sowohl das Bedürfnis nach Autonomie (»Ich für mich«) als auch das Bedürfnis nach Zugehörigkeit (»Ich für und mit anderen«), oszillieren immer wieder zwischen beiden hin und her.

Im sicheren Raum kann es gelingen, neue Balancen zu erforschen, das eigene Erleben zu verstehen und wertzuschätzen und ganz zart kleine Schritte in die gewünschte Zukunft zu gehen. Neben Sicherheit ist ein liebevoller, im ersten Schritt zumindest wohlmeinender Umgang mit sich selbst ein weiterer Gelingensfaktor für den Aufbau von BegegnungsRäumen. Und das sowohl für Mäuse als auch für Waschbären. Für letztere wird Gunther Schmidt nicht müde, immer wieder die wertvolle Erinnerung »Eigenpacing vor Fremdpacing« (Schmidt 2014) auszusprechen: Nur wenn wir als Begleiterinnen liebevoll und wertschätzend mit uns umgehen, können wir eine hilfreiche Ressource für andere sein.

Vergleiche dazu das Konzept der Bezogenen Individuation im WissensRaum der Es-Welt (S. 80).

Was verstehen wir aus hypnosystemischer Sicht unter dem Begriff »Pacing«? Eingeführt wurde er von Richard Bandler und John Grinder als eine Beschreibung und Benennung dessen, was ihnen bei der Beobachtung Milton Ericksons, des Begründers der modernen Hypnotherapie, im Umgang mit Klientinnen aufgefallen war. Erickson selbst verwendet hierfür »Establishment of a yes-set«. Dabei ging Erickson davon aus, dass Menschen sich dann sicher und wohlfühlen, wenn sie merken und spüren, dass sie in ihrem So-Sein da sein dürfen und einem Raum begegnen, der keine Gefahren birgt – Gefahren wie Abwertung, etwas stimmt nicht mir dir, du solltest anders sein … (Grinder u. Bandler 2016). Dennoch würden wir Pacing nicht als eine Intervention bzw. Methode beschreiben. Vor allem dann, wenn wir als Begleiterinnen mit unserem ganzen Erleben einen Blick von Wertschätzung, Würdigung und Wohlwollen auf Klientinnen und all ihr Tun, Denken, Fühlen und Erleben richten können, kann in unserem gemeinsamen Begegnungsraum auch eine für beide Seiten erlebbare Sicherheit spürbar werden.

Wie uns dies am ehesten gelingen kann und wie wir, wenn wir die Haltung gerade »verloren« haben, wieder hineinfinden können, kannst du mit der Haltung-Halten-Trance hier in dieser Welt im BegegnungsRaum für dich herausfinden (S. 38).

Und die Maus hört ein Rauschen

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