Читать книгу Auf den Kern gebracht - Martina Meier - Страница 11
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Ein Hase, ein Bär und ein Apfel
In einem Wald – zwischen Buchen und Tannen – lebten Hase und Bär. Die zwei waren gute Freunde. Trotz des riesigen Größenunterschieds.
Aber ein Problem gab es. Den Hasen ärgerte es, dass der Bär oft Schabernack mit ihm trieb. Zum Beispiel: Wenn der Bär mal schmutzige Tatzen hatte, nahm er den Hasen und putzte sie sich an dessen Fell ab, sodass sich der Hase im nahen See gleich waschen musste. Deshalb überlegte dieser schon lange, was er dagegen machen könnte.
Der Hase hoppelte überlegend von seinem Hasenbau im Wald auf eine große Wiese mit vielen Bäumen. Neben der Wiese waren auch Gärten mit Allerlei zum Naschen. Als er so in Gedanken hoppelte, sah er unter einem Apfelbaum wunderschöne rote Äpfel liegen.
Da kam ihm die Idee!
Er nahm den schönsten zwischen seine Pfoten und polierte ihn mit seinem Fell, bis er glänzte, funkelte und strahlte. Dann hoppelte der Hase in einen Garten und stibitzte eine kleine, aber ganz scharfe Paprikaschote. Er machte mit seinen Hasenzähnen auf einer Seite ein Loch in den Apfel, um die Paprikaschote darin zu verstecken. Danach legte er den präparierten Apfel auf den Weg, den der Bär immer nahm, damit dieser ihn auch bestimmt sah, wenn er zum See trottete.
Der Hase versteckte sich schnell und wartete in seinem Hasenbau gespannt, was passierte.
Lange geschah nichts.
Doch die Geduld des Hasen wurde belohnt. Der Bär tapste gemütlich aus seiner Höhle und lief den Weg entlang. Da sah er den Apfel, der glänzte, funkelte und ihn anstrahlte. Aber er zögerte zuerst. Schließlich siegte doch seine Neugier. Der Bär trabte zum Apfel, nahm ihn zwischen seine Tatzen und steckte ihn gierig in sein Maul. Zuerst schmeckte er ihm. Bis er merkte, dass mit dem Apfel etwas nicht stimmte. Seine Zunge brannte wie Feuer. Der Bär rannte eilig zum See, um zu saufen, damit das Brennen aufhörte. Man hätte meinen können, er wolle den See leer trinken.
Der Hase lag derweil vor seinem Bau auf dem Rücken und lachte.
Nachdem das Brennen in seinem Maul nachgelassen hatte, legte sich der Bär müde unter einen Baum in der Nähe des Sees, damit er es nicht so weit hatte, wenn es wieder brennen sollte.
Gegen Abend ging er am Waldrand hinter einen Baum, damit ihn keiner sehen konnte, während er sein Geschäft verrichtete. Doch was war das? Sein Hinterteil brannte nun auch wie Feuer. Er rannte wieder zum See und setzte sich die ganze Nacht ins Wasser, um sich zu kühlen.
Da kam der Hase angehoppelt und sagte zum Bär: „So, jetzt siehst du auch mal, wie es ist, wenn man geärgert wird. Das wird dir eine Lehre sein.“
So war es dann auch. Von nun an ärgerten sich die Freunde nicht mehr gegenseitig. Weil es sonst sein konnte, dass der andere noch mehr zurückärgert.
Alexandra Dietz (*1977) lebt in einer Gemeinde am Rande des Schwarzwalds bei Pforzheim. Ihre ersten Gehversuche als Autorin machte sie mit Tierfabeln und Kindergeschichten. Die Geschichte „Geliebtes Sofa“ war ihre erste Veröffentlichung. Es folgte 2013 eine Veröffentlichung in der Anthologie des Papierfresserchen MTM-Verlages „Es war einmal im Sommer“ und eine weitere in der Anthologie „Wünsch dich ins Wunder Weihnachtsland“.