Читать книгу Geschichten aus dem Kopf gepurzelt - Martina Raguse - Страница 20
ОглавлениеSei bitte nicht so nett zu mir!
Ich möchte das nicht. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn man nur dann etwas bekommt, wenn man vorher etwas gibt oder nachher oder immer wieder. Na ja, Bekommen ist hier vielleicht auch etwas übertrieben, es ist ja nie genug.
Ich bin eine Geberin, fühle mich wohl, wenn andere Menschen sich freuen. Hoffentlich begegne ich nicht so einer wie mir. Das wäre mir zu stressig. Ich bekomme ein Geschenk oder nur ein freundliches Lächeln und schon rattert es in meinem Kopf. Was will mein Gegenüber von mir? Ich kann es ihm nicht ansehen, aber irgendwas muss es doch sein. Umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben.
Ich konstruiere die wildesten Wieder- gutmachszenen, aber nichts könnte ich zurückgeben, was nur annähernd so wertvoll ist wie dein Lächeln, deine Gesten, die mir zeigen, ja was zeigen sie mir? Sollten sie mir etwa zeigen, dass ich Dir etwas bedeute? Hilfe, dieser Gedanke ist mir unerträglich, so zeigt er mir auf, ich bin womöglich liebenswert, gruselig.
Ich kann das nicht über mich ergehen lassen, muss mich wehren, es ist doch sowieso nur alles Lüge und verfolgt ein Ziel, das sich mir noch nicht erschließt.
Ein kleiner Zweifel krabbelt mir bei Wiederholungstätern ins Gehirn. Beim letzten Mal habe ich doch schon bewiesen, dass es nur Stress macht, mir eine Freude machen zu wollen. Ich reagiere allergisch darauf. Sie haben es mitbekommen, und trotzdem bin ich schon wieder Zielfigur einer guten Tat? Genau, das ist es, sie sind soziale Wesen und ich bin ihre gute Tat.
Eine gute Tat im Jahr, und man könnte in den Himmel kommen. Pfui Teufel, schon wieder werde ich benutzt.
Und wenn sie nun gar nicht in den Himmel wollen? Und da ist er schon wieder, dieser kleine Zweifel.