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Kapitel 3
Clinton Ober: Die richtigen Fragen stellen
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m Jahr 1993 war ich 49 Jahre alt, erfolgreich und hätte Bäume ausreißen können. Es war ein weiter Weg gewesen, mit einem schwierigen und bescheidenen Start, denn ich war auf einer Farm aufgewachsen, hatte Kühe gehütet, Heu in Ballen gepresst und hatte an langen Sommertagen barfuß in den langen Rüben- und Bohnenreihen Unkraut gejätet. In meinen Jugendjahren starb mein Vater an Leukämie und hinterließ meine Mutter und sechs Kinder, die sich um die Pflanzen und Tiere kümmern mussten. Als ältester Sohn musste ich von der Schule gehen und den Hof führen. Das war damals unter solchen Umständen gang und gäbe.
In den frühen 1960er-Jahren, als auch meine Brüder alt genug waren, hatte ich das Bedürfnis, das Land zu verlassen und mich in die Vergnügungen der Großstadt zu stürzen. Dabei landete ich in der damals noch jungen Kabelfernsehindustrie. In der Gemeinde, in der ich aufwuchs, hatten wir nur zwei Fernsehprogramme – ein politisch rechtes und ein politisch linkes –, daher waren die Informationen, die wir bekamen, sehr polarisierend. Ich erkannte das Kabelfernsehen rasch als die Zukunft des Fernsehens. Begeistert sprang ich darauf an und organisierte höchst erfolgreich Werbefeldzüge, um die Menschen überall in Montana mit Kabelfernsehen zu versorgen. Dabei kletterte ich auch auf die Masten, bohrte die Löcher, setzte Erdungsstäbe ein und verlegte die Leitungen, um in möglichst vielen Haushalten Kabelfernsehen installieren zu können.
Nachdem ich einige Jahre bei örtlichen Kabelanbietern gearbeitet hatte, bekam ich eine Stelle als landesweiter Marketingchef für eine Firma aus Denver, die bald der größte Kabelfernsehbetreiber in den USA wurde. Später wurde sie von AT&T gekauft. 1972 gründete ich meine eigene Firma, mit der ich mich auf die Entwicklung von Kabelfernsehsystemen spezialisierte sowie auf Fernseh- und Rundfunkübertragung. Die Firma wurde zum landesweit größten Anbieter für Kabelfernsehvermarktung und Installationsdienstleistung. Überall im Land arbeitete ein Heer von Installationsunternehmen für uns. Sooft für eine kleinere oder größere Stadt ein Kabelsystem zugelassen wurde, schickten wir zwischen zehn und hundert Monteure dorthin. Sie durchkämmten das Gebiet und installierten bei allen Leuten, die das wollten, Kabelfernsehen. Dann zogen sie in die nächste Stadt und so weiter. Im Laufe der Jahre installierten wir so in Millionen von Häusern überall im Land Kabelfernsehen.
In der Zeit vor dem Internet war ich unter den Wegbereitern für das erste Kabelmodem überhaupt und für die weltweite Verbreitung von Berichten der Nachrichtenagenturen über Heimcomputer. Frühzeitig war ich in der Kabel- und TV-Industrie auch stark in die Programmierung und den Vertrieb eingebunden. Ich arbeitete mit den Spitzenkräften zusammen, die Cable News Network (CNN), Home Box Office (HBO) und andere Kabelnetze entwickelten. Ich war ein höchst erfolgreicher Unternehmer und führte ein gutes Leben. Ich hatte ein Haus mit 460 Quadratmetern auf einem Berggipfel in Colorado mit Rundumblick auf Denver und die Rocky Mountains. Mein Haus war voll von Kunstgegenständen und allem, was man mit Geld kaufen konnte.
1993 brach dieses gute Leben in sich zusammen. Nach einer Wurzelkanalbehandlung bekam ich einen massiven Abszess in der Leber. 80 Prozent meiner Leber waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Infektion hatte sich im ganzen Körper ausgebreitet. Alle Organe arbeiteten nicht mehr richtig. Die Ärzte machten mir wenig Hoffnung, sie empfahlen mir, meine Angelegenheiten zu ordnen.
Doch ein junger Chirurg sagte mir, es gebe eine Überlebenschance, wenn auch eine sehr kleine, nämlich den Großteil meiner geschädigten Leber herauszuoperieren – ein Experiment. Er machte mir nicht viel Hoffnung, doch es war die einzige überhaupt, deshalb willigte ich ein. Nach 28 Tagen schmerzhafter Genesung im Krankenhaus und viel Physiotherapie konnte ich nach Hause. Langsam wurde ich wieder gesund. Es dauerte ungefähr drei bis vier Monate, bis ich wieder ein paar Straßenzüge weit laufen konnte, und ein halbes Jahr, bis ich eine Meile gehen konnte. Erstaunlicherweise war meine Leber nach neun Monaten wieder so groß wie vorher.
Meine Suche nach der wahren Lebensaufgabe
Während meiner langen Genesung wachte ich eines Morgens auf, schaute hinaus und bemerkte, dass der Himmel tiefer blau war und die Bäume von einem leuchtenderen Grün waren, als ich je zuvor gesehen hatte. In diesem Moment fühlte ich mich wieder lebendig, doch ganz anders als vorher. Ich kam zu der harten Erkenntnis, dass ich mein eigenes Zuhause und meine zahllosen Besitztümer gar nicht richtig besaß; vielmehr besaßen sie mich. Mein Leben drehte sich nur noch darum, mich um meinen ganzen Kram zu kümmern. Ich hatte mein ganzes Leben damit zugebracht, Dinge anzuhäufen, zu sammeln und mich um sie zu kümmern, sowie mit dem Versuch, noch mehr zu bekommen, vielleicht um damit anzugeben, wie erfolgreich ich war. Ich erkannte, dass ich durch mein eigenes Handeln Sklave meines eigenen Besitzes geworden war.
In diesem Moment beschloss ich, mich selbst zu befreien und etwas zu finden, was mein Leben mit etwas anderem erfüllte als mit Besitz. „Ich möchte dieses Leben nicht mehr“, sagte ich laut zu mir selbst. „Ich möchte etwas anderes machen. Wie viel Zeit ich auch noch zur Verfügung habe, ich möchte sie etwas Lohnendem und Sinnvollem widmen.“
Ich rief meine Kinder an, die alle schon erwachsen waren und im ganzen Land verstreut lebten. Ich bat sie, zu kommen und sich zu nehmen, was sie haben wollten. „Alles, was ihr nicht mitnehmt, gebe ich weg“, sagte ich.
Ich verkaufte das Haus. Meine Firma verkaufte ich an meine Mitarbeiter. Dann zog ich los und kaufte ein Wohnmobil, packte das Nötigste ein und fuhr los. Die nächsten vier Jahre fuhr ich im Land umher und suchte dabei mich selbst und meine Lebensaufgabe. Ich verbrachte viel Zeit mit meinen Kindern da und dort, doch ganz oft tat ich auch einfach nichts. Ich fuhr irgendwohin, ließ mich dort eine Weile nieder und wartete darauf, dass etwas auftauchte.
Eines Abends 1997 war ich in Key Largo, Florida. Ich wurde allmählich kribbelig und ungeduldig. Nichts geschah, nichts tat sich für mich auf. Ich war nun schon monatelang am selben Ort. Als ich so dasaß und über die Bucht schaute, bat ich um Führung. Ich wusste, etwas wartete auf mich. Als ich zum Wohnmobil zurückging, schossen mir einige Wörter durch den Kopf und ich erinnere mich, dass ich sie gleichsam automatisch auf ein Stück Papier schrieb: „Werde eine entgegengesetzte Ladung.“
Nun, eine entgegengesetzte Ladung zu werden bedeutete für mich, hinauszugehen und den Leuten einen Schubs zu geben, sie aufzurütteln, sie aufzuladen. Mittlerweile war ich definitiv ungeduldig genug, etwas Aufrührerisches zu tun.
Der zweite Satz, den ich aufschrieb, lautete: „Der Status quo ist der Feind.“ Ich wusste nicht, was das bedeutete, außer dass ich meinen Status quo und mein Nichtstun satt bekam. Das war’s. Ich schrieb diese Gedanken auf einen gelben Notizblock und hob ihn aus irgendeinem Grund auf. Ich hatte keine Ahnung, was diese Worte wirklich bedeuteten.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, ging mir der seltsame Gedanke durch den Kopf, dass die Erde selbst mir etwas zu sagen versuchte. Doch ich wusste nicht, was. Ich spürte eine gewisse Dringlichkeit und wusste, für eine Antwort müsste ich Richtung Westen fahren. Ich fuhr nach Los Angeles und empfand es als zu verrückt. Ich fuhr nach Tuscon und Phoenix, doch keiner dieser Orte fühlte sich richtig an. Deshalb machte ich mich auf in Richtung Norden und kam eines Abends um 22 Uhr in Sedona an. Ich parkte auf einem Campingplatz in der Nähe eines Bachs. Am nächsten Morgen schaute ich hinaus und war verzaubert von der Schönheit des Landes. Die Landschaft sprach meine Wurzeln an, da ich im ländlichen Montana aufgewachsen war und Kontakt zu den amerikanischen Ureinwohnern hatte, die auf die Naturverbundenheit großen Wert legen.
„Hier bleibe ich“, sagte ich mir, „bis ich finde, wonach ich suche.“ Also blieb ich fast zwei Jahre. Ich freundete mich mit vielen Künstlern und Galeriebesitzern vor Ort an. Als Hobby und um etwas zu tun zu haben, brachte ich viel Zeit damit zu, die zahlreichen Kunstgalerien der Stadt kunstvoll auszuleuchten.
1998 ging eines Tages mir selbst ein „Kronleuchter“ auf. Ich saß auf einer Parkbank und beobachtete die vorüberschlendernden Touristenscharen aus aller Welt. Irgendwann und ich weiß nicht, warum, konzentrierte sich meine Aufmerksamkeit nur darauf, was all diese verschiedenen Menschen an ihren Füßen trugen. Ich sah jede Menge Laufschuhe mit dicken Gummi- oder Kunststoffsohlen. Solche trug ich auch. Da kam mir ganz arglos der Gedanke, dass diese Menschen alle – wie ich auch – vom Boden isoliert waren, von der elektrischen Oberflächenladung der Erde unter unseren Füßen. Ich begann über statische Elektrizität nachzudenken und fragte mich, ob es sich irgendwie auf die Gesundheit auswirken könnte, wenn man derart isoliert war. Die Antwort darauf wusste ich nicht. Der Gedanke tauchte nur plötzlich in meinem Kopf auf.
Ich dachte an meine Jahre in der Fernseh- und Kabelbranche. Vor dem Kabelzeitalter hatte man oft viele Punkte im Fernsehbild („Rauschen“, wie wir es nannten). Oder man hatte „Schnee“ oder Streifen und alle möglichen elektromagnetischen Störungen. Falls Sie noch nicht alt genug sind, sich daran zu erinnern, dann kennen Sie aber wahrscheinlich die Störungen im Autoradio: Wenn Sie mit dem Auto an einer Starkstromleitung vorbei- oder unter einer hindurchfahren, dann hören Sie nur Knistern und Knacken.
Was ist elektrostatische Entladung?
Statische Elektrizität ist nichts anderes als der Funke oder der kleine Schlag, den wir alle schon erlebt haben, wenn wir beispielsweise einen Türgriff aus Metall berührten, nachdem wir ein mit Teppich ausgelegtes Zimmer durchquert hatten (siehe Abbildung), oder wenn wir auf einem Autositz hin und her rutschten. Keine große Sache.
Doch in einigen Branchen in der Industrie ist das eine riesengroße Sache. In früheren Jahrhunderten mussten die Streitkräfte Maßnahmen ergreifen, um die statische Elektrizität zu kontrollieren, damit sich das Schießpulver in den Lagern nicht entzündete. Heute sind solche Maßnahmen noch in der Petroleumindustrie notwendig, wo ein zufälliger Funke ebenfalls eine Explosion auslösen kann. In der Elektronikindustrie von heute verursacht elektrostatische Entladung (ESD) jährlich Schäden in Milliardenhöhe, weil hochempfindliche elektronische Bauteile und Mikrochips kaputtgehen. ESD wirkt sich aus auf die Produktionsausbeute, die Herstellungskosten, die Produktqualität, die Zuverlässigkeit von Produkten und die Wirtschaftlichkeit.
Zur Kontrolle der statischen Elektrizität hat sich ein ganzer Industriezweig entwickelt, der Armbänder, Schuhe und leitfähige Bodenbeläge herstellt, die die Produzenten elektronischer Geräte weithin nutzen. Diese Maßnahmen sollen möglicherweise schädigende Ladungen ableiten.
Ein Finger nähert sich dem Türknauf – das löst hier eine elektrostatische Entladung aus.
In der Kabelindustrie müssen Sie das gesamte Kabelsystem in jedem Haushalt erden und abschirmen, damit von außen einwirkende elektromagnetische Signale und Felder die Kabelübertragung nicht stören. Auf diese Weise verhelfen Sie dem Fernsehzuschauer zu einem perfekten Signal und zu einem klaren Bild; außerdem verhindern Sie dadurch, dass Signale aus dem Kabelsystem nach außen dringen und möglicherweise den Polizeifunk oder Übertragungen von Fernsehsendern stören. Das Kabel besteht aus einem inneren Kupferleiter, einer Isolierschicht und einer äußeren Abschirmung. Die Abschirmung ist elektrisch mit der Erde verbunden. Sie ist geerdet, sodass die Erde entweder Elektronen abgeben oder aufnehmen kann und Beschädigungen durch elektrische Ladungen verhindert. Das komplette Kabelsystem muss geerdet sein und auf dem gleichen elektrischen Potenzial gehalten werden wie die Erdoberfläche.
Der Beginn eines Abenteuers
Damals wusste ich noch wenig, doch mein Leben sollte bald darauf eine neue und völlig unterwartete Wendung nehmen, die mich praktisch voll und ganz in Anspruch nehmen sollte. Das ist jetzt, ein Dutzend Jahre später, immer noch so.
Es begann alles ganz unschuldig mit einer einzigen einfachen Frage: Könnte es sich auf unsere Gesundheit auswirken, dass wir alle Schuhe mit Gummi- oder Kunststoffsohlen tragen und uns dadurch von der Erde isolieren? Damals interessierte ich mich besonders für das Thema Gesundheit, weil ich seit einer Operation einige Jahre zuvor ständig Rückenschmerzen hatte. Ich schlief nie gut. In dieser Zeit nahm ich das Medikament Advil, um nachts besser zu schlafen; und morgens nahm ich Advil, um aus dem Bett und durch den Tag zu kommen. Je nachdem, wie stark die Schmerzen waren, nahm ich noch andere Schmerzmittel.
Ich wusste, dass der Körper ein elektrischer Leiter ist. Man braucht nichts über Elektrizität zu wissen, um diese einfache Tatsache zu verstehen. Gehen Sie einfach an einem sehr trockenen Tag an einen Türknauf, dann sehen oder spüren Sie jedes Mal einen Funkenüberschlag. Eine statische Aufladung kann sich an unserem Körper immer wieder aufbauen, zum Beispiel wenn wir auf mit Stoff bezogenen Möbeln sitzen oder über Teppiche laufen.
Ein erstaunliches Experiment
Als ich also dasaß und die vorbeilaufenden Füße beobachtete, fiel mir auf, dass die meisten Menschen, zumindest in den Industrienationen, wenig oder keinen Kontakt zum Boden hatten. In anderen Teilen der Welt, etwa in den Tropen, in Asien, Afrika und Südamerika, läuft die Landbevölkerung barfuß und schläft oft auf der Erde. Diese Menschen sind „geerdet“.
Ich beschloss, eine Antwort auf die Frage zu suchen, die ich mir selbst gestellt hatte. Ich ging zurück in meine Mietwohnung und holte meinen Spannungsmesser hervor. (Ein Spannungsmesser ist ein Gerät, das die elektrischen Potenzialunterschiede zwischen der Erde und einem beliebigen elektrischen Gegenstand misst oder zwischen zwei beliebigen Punkten in einem elektrischen Schaltkreis.) Ich schloss ein etwa 15 Meter langes Kabel an das Messgerät an, legte das Kabel durch die Wohnzimmertür hinaus ins Freie und verband es dort mit einem einfachen Erdungsstab, den ich in die Erde steckte. Dann lief ich in der Wohnung umher und maß die elektrischen Ladungen, die sich an meinem Körper aufbauten, weil ich vom Erdboden isoliert war. Die statische Elektrizität ließ sich leicht messen, denn sie veränderte sich mit jedem Schritt, den ich ging.
Am interessantesten fand ich das Ausmaß der Ladungen (in Volt), die elektromagnetische Felder (EMFs) meinem Körper zuführten. Wenn ich auf eine Lampe zuging, erhöhte sich die Voltzahl. Trat ich wieder einen Schritt zurück, dann sank sie. Ich testete das mit allen Elektrogeräten im Wohnzimmer und in der Küche. Die einzigen Geräte, die keine EMF-Spannung in meinem Körper erzeugten, waren der Kühlschrank und mein Computer. Die waren geerdet. Dank meines Hintergrundes in der Kommunikationsindustrie leuchtete mir das sofort ein, denn wir mussten unsere ganze elektronische Ausrüstung erden, um einen schädlichen elektrischen Einfluss durch EMFs zu vermeiden.
Als Nächstes ging ich ins Schlafzimmer, legte mich auf mein Bett und stellte dort die höchste EMF-Spannung an meinem Körper fest. Das Schlafzimmer war der „elektrisch aktivste“ Bereich der Wohnung. Das Bett stand vor einer Wand, in der überall elektrische Leitungen verlegt waren. Ich fragte mich, ob diese elektrischen Felder mein Einschlafen beeinflussen könnten, denn Schlafen war für mich immer ein großes Problem gewesen.
Damit war meine Neugier geweckt. Am nächsten Tag ging ich in den Baumarkt und kaufte ein metallisiertes Klebeband, wie man es im Ofenbau verwendet. Ich klebte ein grobes „Gitter“ aus Klebeband auf das Bett. Dann befestigte ich an einem Ende des Klebebandgitters eine Krokodilklemme. Diese verband ich mit einem elektrischen Kabel, legte dieses durch das Fenster hinaus und befestigte es an einem anderen Erdungsstab, ähnlich dem, an den ich den Spannungsmesser angeschlossen hatte. Anschließend legte ich mich auf das Klebebandgitter und stellte fest, dass das Messgerät fast 0 anzeigte; das bedeutete, dass ich „synchronisiert“ war, also in elektrotechnischer Hinsicht im gleichen Zustand, wie wenn ich direkt auf der Erde läge. Wie alle Kabelsysteme, die ich früher installiert hatte, war ich jetzt körperlich geerdet. Da lag ich nun, spielte mit dem Spannungsmesser herum … und als Nächstes bemerkte ich, dass es Morgen war! Ich war mit dem Spannungsmesser auf meiner Brust eingeschlafen. Ich hatte keine Schlaftabletten gebraucht. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich tief und fest geschlafen und mich die ganze Nacht hindurch kaum bewegt.
„Wow, das ist faszinierend“, sagte ich mir. Es war etwas Interessantes geschehen, doch ich erfasste seine Bedeutung noch nicht ganz. Deshalb wiederholte ich diesen Selbstversuch in der nächsten Nacht. Ich schlief ohne eine Tablette ein. Das Gleiche geschah in der nächsten Nacht, in der Nacht darauf und in der dann folgenden ...
Auf der Suche nach Antworten
Nach weiteren Tagen und Nächten dieser Art erzählte ich ein paar Freunden davon und fragte sie, ob ich ein ähnliches provisorisches Gitter aus metallisiertem Klebeband in ihren Betten anbringen dürfe. So begann ich, Menschen zu „erden“. Ich war noch ziemlich ahnungslos. Ein Bekannter, den ich erdete, sagte mir: „Weißt du, irgendetwas geht hier vor. Meine Arthritisschmerzen nehmen ab.“ Ich dachte nicht weiter über seine Worte nach, doch einige Tage später merkte ich, dass meine eigenen starken chronischen Schmerzen nachgelassen hatten. Ich brauchte keine Schmerzmittel mehr. Auch fühlte ich mich insgesamt wesentlich besser.
Ich hatte damals keine Ahnung von Biologie. Ich wusste nicht, wie die Nerven oder Muskeln arbeiteten, doch mir dämmerte etwas. Und zwar kam mir der Gedanke, es könne eine Analogie zwischen dem menschlichen Körper und dem Kabelfernsehen geben. Durch ein Kabel fließen Hunderte von Informationskanälen. Ähnlich finden sich im Körper zahllose Nerven, Blutgefäße und andere Gefäße, die elektrische Signale leiten. Wenn der Körper geerdet ist, so dachte ich, verhindert diese Erdung vielleicht das Eindringen von „Rauschen“, das wären hier elektrische Störungen aus der Umgebung, die den inneren Kreislauf stören könnten. Auf einfache Art und Weise verstand ich, dass sich der Körper ohne Kontakt mit der Erde ständig mit elektromagnetischen Feldern und statischer Elektrizität auflädt, sei es im Schlafzimmer oder im Büro oder wo auch immer. Im geerdeten Zustand hat man keine Ladung. Wenn ich mich selbst oder meine Freunde erdete, verschwanden die Ladungen und wir konnten alle besser schlafen und fühlten uns wohler.
Nachdem ich ein halbes Dutzend Personen geerdet hatte und diese ständig besser schliefen und weniger Schmerzen hatten, geriet ich regelrecht in einen Rausch. Ich wurde immer aufgeregter und kam zu dem Schluss: Ich hatte eine großartige Entdeckung gemacht. Ich sagte mir: Das ist etwas sehr, sehr Reales, das weiter erforscht werden muss.
Ich suchte überall, fand aber nirgends Informationen über Erden und Gesundheit. 1999 war das Internet bei Weitem noch nicht das Informationsuniversum, das es heute ist. Es war noch ziemlich neu und ich fand dort nichts. Ich probierte es in den Bibliotheken der hervorragenden medizinischen Universitäten in Arizona, doch auch dort fand ich nichts. Es gab dort ein paar folkloristische Anekdoten über amerikanische Ureinwohner. Ich erinnerte mich an meine Kindheit in Montana, als viele meiner Freunde aus dem Indianerreservat kamen. Besonders lebhaft war mir eine Begebenheit in Erinnerung, als die Schwester eines Freundes schlimm an Scharlach erkrankte. Sie war sehr krank. Ihr Großvater hob eine Vertiefung in der Erde aus und legte das Mädchen hinein. In der Nähe der Vertiefung zündete er ein Feuer an, damit sie es warm hatte, und saß einige Tage neben ihr, während das Mädchen meistens schlief. Danach ging es ihr viel besser.
Mir fiel auch ein, dass ich eines Tages mit einem meiner Freunde nach der Schule zu ihm nach Hause ging und seine Mutter ihn ermahnte, seine Schuhe auszuziehen. „Die machen dich krank“, sagte sie. Damals kam mir das alles sehr seltsam vor, doch ich wusste auch noch, dass das Meiste, was die amerikanischen Ureinwohner machten, sich stark von dem unterschied, was mir als normal beigebracht wurde. Später erkannte ich, dass es immer einen Grund dafür gab, der auf einem viel umfassenderen Wissen über die Natur beruhte, als es mir jemals vermittelt worden war.
Ich fand Informationen über Barfuß-Enthusiasten, die sich schon lange dafür einsetzen, ohne Schuhe herumzulaufen, weil es ihnen dann besser ging. Einige Begeisterte haben Organisationen gegründet, etwa die weltweite Society for Barefoot Living, die die Vorzüge davon propagiert, die Schuhe und Strümpfe auszuziehen und natürlich auf der Erde zu laufen. Ihre Erfahrungen sowie medizinische Untersuchungen auf dem Gebiet der Biomechanik legen nahe, dass viele Fuß- und Rückenprobleme teilweise von den Belastungen durch das Schuhetragen herrühren. Denn Schuhe zwingen uns, auf eine Art und Weise zu stehen und uns zu bewegen, für die der menschliche Körper nicht angelegt ist. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür scheint der Erfolg der Läufer zu sein, die barfuß laufen. Der beschuhte Fuß könnte die hohe Verletzungsrate nordamerikanischer Läufer erklären, im Gegensatz zur extrem niedrigen laufspezifischen Verletzungshäufigkeit der Bevölkerungsgruppen, die barfuß laufen. Beispielsweise haben Forscher weniger Belastung für die Gelenke festgestellt, weniger plantare Fasziitis (Reizung oder Entzündung der Fersensehne) und weniger Schienbeinkantensyndrome. Doch das war nicht wirklich die Information, nach der ich suchte.
Durchaus einiges Material fand ich über elektrostatische Entladung und darüber, wie Menschen, die an Computerkomponenten und elektronischen Chips arbeiteten, geerdet werden mussten, damit sie die Bauelemente nicht mit elektrischer Ladung beschädigten. Doch das war es auch nicht. Ich musste weitersuchen.
Ich wollte auch wissen, ob irgendeine Möglichkeit bestand, dass das „geerdete“ Schlafen, wie ich es nannte, schaden könnte. Elektronikfachleute versicherten mir, das Konzept sei vollkommen sicher. Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie feststellen: Der geerdete Zustand war schon immer der natürliche Zustand lebender Systeme. Unnatürlich ist die Trennung von der Erde.
Außer diesen paar Punkten entdeckte ich jedoch nirgends konkrete Informationen darüber, wie sich ein Defizit an natürlicher Erdung auf die Gesundheit auswirken kann.