Читать книгу Seelenfeuer - Marty Ramone - Страница 12
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ОглавлениеFasziniert klappte Heinz Sattler das Buch zu. Vielleicht sollte er es jetzt nun doch bald wagen, da ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Was hatte er schon zu verlieren? Unwahrscheinlich zwar, dass diese uralte Geschichte sich so wirklich zugetragen haben konnte. Andererseits: An jeder Sage war etwas Wahres dran, sagte schon ein altes Sprichwort und so dachte er an die vergangenen Jahre zurück…
Nach dem Vorruhestand hatte er viel Zeit gehabt und in der Nähe seines alten Arbeitsplatzes die Gegend systematisch erkundet. Viele Jahre durchkämmte er die Berge in der Nähe der Grube.
Dann, als er schon die Hoffnung aufgegeben hatte, fand er kurz nach seiner Krebsdiagnose die Höhle doch noch! Er wagte sich dort bis an das Höllentor vor. Auch die Beschriftung an der Wand gab es wirklich. Nur traute er sich da noch nicht, den Text auszusprechen.
Pauline Herrmann schreckte den Rentner aus seinen Gedankengängen auf.
„Die Bibliothek schließt um 16.30 Uhr, Herr Sattler. Sie müssen langsam zum Ende kommen“, klärte die Blondine den Sprengmeister auf. Sie leitete die Bibliothek und kannte Sattlers Namen, da das Buch sehr wertvoll war und er sich deshalb vor der Lesung ausweisen musste.
Der alte Mann hatte sich zuvor Notizen gemacht und stand auf. „Ja, natürlich, Frau…“, er stockte. Dann las er das Namensschildchen an ihrem üppigen Dekolleté.
„Frau Herrmann, vielen Dank, dass ich heute hier sein durfte.“
Er übergab der Bibliothekarin den Einband. Dann verließ Sattler das Areal.
An einzelne Dinge konnte er sich von damals nicht mehr erinnern, als Großvater ihm die Sage erzählte. Daher war es gut, dass er sein Wissen hier heute noch einmal aufgefrischt hatte.
Pauline Herrmann zog derweil hinter ihrer Brille die rechte Augenbraue hoch und lief in ihrer imposanten Erscheinung Richtung Regal mit der Bezeichnung „Alte Harz Sagen“.
Sie stellte den alten Wälzer pflichtbewusst an seine vorgesehene Stelle.