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Prolog

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Die Tannen trugen ein dichtes, weißes Kleid aus Schnee und standen in dieser eiskalten Nacht dicht aneinandergereiht unterhalb des Wurmbergs. Der Vollmond beleuchtete diese gespenstische Szenerie, der ein Hauch von Hoffnungslosigkeit und Verderben anhaftete.

Fast hätte man ein Buch lesen können, so sehr reflektierte die weiße Pracht den Schein des Erdtrabanten auf den Nadelwald und das umliegende Territorium. Es war fast gänzlich still. Nur ein leichter Wind sorgte für ein sanftes Rauschen in den Bäumen. Neue, dichte Schneeflocken stoben geräuschlos vom Himmel und verwischten die Spuren des Harzer Wildes in Sekundenschnelle, welches sich in der Dunkelheit auf Nahrungssuche befand.

Die Tiere des Waldes schälten sich mit einem Male aus der Dunkelheit. Gewaltige Hirsche erschienen im weiten Rund. Ein Rudel Wölfe bahnte sich seinen Weg durch den dichten Schnee. Sie alle versammelten sich um eine alte, abgestorbene Eiche unterhalb des Berges, an der schon Luchse und Füchse auf die Neuankömmlinge warteten. Vor dem toten Baum lag ein gerissenes Reh, dessen Blut durch den Schnee ins Wurzelwerk sickerte. Die Lebewesen schienen zu spüren, dass an diesem Ort ein besonderes Ereignis bevorstand.

*

Wie in einem Märchen umlagerten die Tiere den abgestorbenen Baum, der zuvor eine beängstigende Stille ausstrahlte. Doch plötzlich erbebte er und erwachte zum Leben.

Das tote Geäst bildete wie aus dem Nichts zwei weiße Knochenstangen. Aus denen traten zunächst Augsprossen hervor. Dann entstanden Kronen. Schließlich offenbarte sich dem Rotund Schwarzwild ein mächtiges Geweih. Aber damit war es nicht genug: Der Baum veränderte seine Form. Eine gigantische Gestalt auf zwei Beinen erhob sich aus dem tiefen Schnee. Zwei riesige Äste verwandelten sich in gewaltige Arme, die von spitzen, knöchernen Fingern abgeschlossen wurden.

Das Wesen schien der Natur nahezu angepasst, denn seine Helligkeit hob sich kaum von der Winterlandschaft ab. Doch wer genau hinsah, erkannte die Baumwurzeln, die sich in Muskeln verwandelten. Aus einem breiten, abgestorbenen Ast formte sich ein Kopf. Ein Hirschschädel kristallisierte sich unter dem majestätischen Geweih heraus. Dieser besaß aber nicht die üblichen Zähne, die dazu dienten, Grünzeug zu zermahlen. Ein unheilvolles Gebiss mit scharfen Zähnen offenbarte sich den Tieren des Waldes, die ehrfurchtsvoll in ihrer Starre der Kreatur zu huldigen schienen. Schließlich war die Metamorphose abgeschlossen.

Die Wölfe begannen zu heulen, als sich das neugeborene Monster in seiner ganzen Pracht präsentierte. Ein riesiges Ungetüm stand dort im Mondlicht, welches die Größe von zwei ausgewachsenen Menschen besaß. Doch trotz der gigantischen Erscheinung wirkte das Wesen nahezu edel mit seinem weißen Fell. Das grausige Maul in einem Antlitz, dass der Hölle entsprungen zu sein schien, öffnete sich. Furchterregende Töne durchdrangen dabei die Nacht. Ein Käuzchen schrie angsterfüllt und war wie gebannt.

Connulus erhob sich schwerfällig aus dem Schnee und trat zu den Lebewesen des Waldes. Die Luchse waren ihm am nächsten und verneigten sich ehrfurchtsvoll, in dem sie ihre Häupter devot zur Erde neigten. Waren es auch Tiere, so schienen sie zu spüren, dass ihr Leben nun als Gabe für eine höhere Macht enden sollte.

Der Hirschgott packte eine der Raubkatzen und teilte sie mit unmenschlicher Kraft über seinem Haupt in zwei Teile. Das warme Blut sprenkelte in die ausgedörrte Kehle und schenkte so dem Dämon Kraft. Schon viel geschmeidiger in seinen Bewegungen erreichte der Dämon das Wolfsrudel und bohrte seine furchtbaren Zähne in das Leittier. Der weiße Schnee färbte sich im Mondlicht rot, als Connulus das Tier in Stücke riss.

*

Die Kreatur aus der Hölle verschwand in der Nacht. Zurück blieb ein Pfuhl aus Kadavern, deren noch warme Körper kurzzeitig den eiskalten Waldboden erwärmten. Sorgte das vergossene Blut für die Glocke aus Nebel, die sich um den grausigen Ort bildete oder waren dies die Seelen der toten Waldbewohner, die der Teufel zu sich in die Hölle eingeladen hatte?

Höllenfahrt - Horror-Thriller (Hardcore)

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