Читать книгу Höllenfahrt - Horror-Thriller (Hardcore) - Marty Ramone - Страница 9
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ОглавлениеEine Gruppe junger Schlachtenbummler, die gerade vom beendeten Eishockey-Match kamen, waren auf dem Weg zu ihrem Hotel. Die Auswärtsfahrt hatte sich wirklich gelohnt. 2:7 wurden die Hausherren an diesem Abend von den Hannoveranern vorgeführt.
Das Braunlager Eisstadion war zu einer Seite hin offen. Da musste man bei Minustemperaturen nicht nur entsprechend gekleidet sein, sondern auch viel „Schierker Feuerstein“ trinken, damit man warm blieb. Das hatten dann auch alle beherzt getan. Schließlich war jedes Tor ein Grund zum Feiern gewesen.
Armin Fiedler hielt seine Dose Bier in die kalte Winterluft und begann das Hannoverer Vereinslied zu singen. Die anderen Vier stimmten mit ein. Sieben Auswärtstore, sieben Schnäpse - Jessica Blumfeld war doch mittlerweile etwas beschwipst. Nur gut, dass es jetzt zu ihrem Hotel „Die Schöne Aussicht“ ging. Die 17-jährige hakte sich bei ihrem Freund ein. Der reagierte leicht genervt. Seine Flamme war im Moment eher ein unnötiges Anhängsel. Sex fiel definitiv für heute aus, da Jessica ziemlich abgefüllt war. Der einzige Trost: Finn würde mit seinen Kumpels gleich im Hotel noch ein paar Bier zischen. Bis zum Resort, das etwas außerhalb im Wald lag, waren es noch schätzungsweise 800 Meter.
Feuchtfröhlich machte sich die Gruppe an den Aufstieg des Berges, dessen Bundesstraße Richtung Ortsausgang und Wernigerode führte. Tobte um diese Uhrzeit weiter unten in der Stadt noch das pure Leben, sah man hier jetzt keine Menschenseele mehr. Auf den winterlichen Harz waren die Hannoveraner gar nicht vorbereitet. Die Mädels hatten mit ihren flachen, glatten Schuhabsätzen erhebliche Probleme auf dem Bürgersteig, der nicht besonders gut gestreut war. Babsi Wegener rutschte deshalb ein ums andere Mal aus. Was für eine unwirtliche Gegend! Sie sehnte sich nach den Discos und Szenelokalen in und um Hannover. Und den vielen Schnee braucht ohnehin niemand! Fiedler stänkerte: „Gib dir mal ein bisschen Mühe! Schon bald kannst du ins Bettchen rutschen. Aber Leute, für heute reicht es auch. Es war ein triumphaler Sieg über diese Harzer Rednecks. Ich will gar nicht an das Rückspiel in Hannover denken. Die schicken wir zweistellig nach Hause!“ Armin verteilte noch einmal ein paar Kurze an die Gemeinschaft, die sich den Berg hinaufkämpfte.
Dort hinten schälte sich mit einem Mal eine Gestalt aus der Dunkelheit. Sie hinkte den jungen Leuten im Schein der letzten Laternen entgegen. „Da muss was passiert sein. Ich schau mal nach.“ Dennis Döring war noch der Fitteste in der Gruppe. Der 21-jährige Krankenpfleger setzte sich augenblicklich in Bewegung und rannte den Berg hinauf. Von weitem erkannte er jetzt, dass es sich um einen Mann handeln musste. Als er ihn endlich erreichte, brach Julian Reinhold ohnmächtig vor ihm zusammen. Döring hatte durch seine Jobkenntnisse die Lage sofort analysiert. Der Mensch war kreidebleich wie eine Leiche. Zudem suppte durch einen provisorischen Verband unaufhörlich Blut und hatte den Mann wohl ziemlich geschwächt.
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„Schnell Leute! Her mit euren Trikots! Ab mit ihm in die stabile Seitenlage. Der Typ hat jede Menge Blut verloren“, schrie Dennis seinen Freunden entgegen. Er streifte sein Shirt herunter. Die Anderen waren mittlerweile auch heran und taten es ihm nach. Der Krankenpfleger formte aus den Oberteilen eine Unterlage auf der Schneeschicht. Armin half ihm, den im Gesicht blau angelaufenen Verletzten darauf zu hieven. Jessica war mit einem Mal hellwach, als sie das viele Blut an der durchtränkten Treckinghose sah. Sofort zückte sie ihr Mobil-phone und wählte den Notruf. Der Blankenburger schlug jetzt die Augen auf. Ängstlich blickte er sich um. „Keine Sorge! Sie sind in Sicherheit. Gleich kommt Hilfe“, redete Dennis Döring beruhigend auf ihn ein.
Reinhold nickte, während ein Zitteranfall seinen Körper durchfuhr. „D-D-Das Monster… Es hat Jasmin umgebracht.“
In der Dunkelheit des angrenzenden Waldes leuchtete ein Augenpaar. Es war Connullus. Er roch das frische Menschenfleisch. Doch noch durfte er die Erdbewohner nicht angreifen. Der Herr der Finsternis hatte es ihm verboten.
*
Das Großraumtaxi fuhr zum Hotel „Schöne Aussicht“. Es war ein super Abend im „Jaspers“ gewesen. Aber jetzt war Bettruhe angesagt. Schließlich wollten die drei Pärchen morgen zu einer Langlauf-Tour starten. Die Bedingungen zum Skifahren sollten laut Wetterbericht optimal werden.
Außerhalb des Fahrzeugs rieselten Schneeflocken herab und verwandelten die Häuser und Straßen des Ortes in eine wunderschöne Winterkulisse. Mit einem Mal registrierte Henning Sturm, dass da vorne an der Bergkuppe etwas nicht stimmte. „Fahren Sie dort bitte mal langsam heran“, signalisierte er dem Taxifahrer. Plötzlich näherten sich auch schon von der gegenüber liegenden Fahrtrichtung Krankenwagen mit Blaulicht. Nahezu zeitgleich sprangen Notarzt, Sanitäter und die sechs Freunde aus den Autos. Sofort kümmerten sich die Hilfskräfte um Julian Reinhold, während sich die beiden EPO-Agenten per Ausweis den jugendlichen Eishockey-Fans vorstellten. Dennis Döring erklärte, was sich bisher zugetragen hatte.
„Und der Mann sprach von einem Monster? Wo trafen er und diese Jasmin auf es?“, hakte Jana nach.
„Der Verletzte faselte etwas von den sogenannten Schnarcherklippen, wo sie wohl zuvor waren. Aber ob es da passiert ist? Keine Ahnung!“
„Es ist unwahrscheinlich, dass die Freundin noch lebt. Aber wir dürfen nichts außer Acht lassen“, äußerte sich Henning Sturm gegenüber seiner Kollegin. „Ich informiere Pete Saunders. Wir werden hoffentlich einen Suchtrupp zusammengestellt bekommen. Mit dem werden wir das Gebiet notdürftig durchkämmen, nachdem wir uns im Hotel ein paar andere Klamotten angezogen haben, Jana.“ Er sprach die Schlachtenbummler an: „Wo wolltet Ihr Jungs und Mädels denn eigentlich hin?“ Döring erklärte es ihm. „Das trifft sich ja gut. In dem Hotel sind wir auch untergebracht.“ Der Blick des EPO-Agenten wanderte zu seinen Freunden. „Tim und Marty! Ihr bleibt bei den Hannoveranern in der „Schöne Aussicht“. Ist mir lieber, wenn wenigstens ein Superheld bei ihnen ist, der meinen schießwütigen Freund notfalls unterstützen kann, falls Gefahr droht.“ Marty grinste stolz. Berger klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Im Moment war jede Hilfe willkommen.
Sturm ging zu dem Sani-Team und stellte dem behandelnden Arzt einige Fragen. Dann nickte er und kam zurück. „Und du, Pauline, fährst mit Jaqueline nach Wernigerode ins Krankenhaus. Der Verletzte heißt Julian Reinhold und wird gleich dorthin gebracht. Er wird schon auf der Fahrt stabilisierende Infusionen erhalten. Ich hoffe, dass er bald so fit ist, dass du ihn nochmal befragen kannst. Wahrscheinlich liegen wir dann spätestens in zweieinhalb Stunden in unseren Betten.“ Der Geisterjäger schaute auf seine Rolex, während Jaqueline sich auf ein neues Abenteuer freute. Es war gerade kurz nach Mitternacht.
Berger bewunderte das Organisationstalent seines Freundes und wie er in kritischen Situationen stets kühlen Kopf bewahrte. Doch, dass der Deutschdäne mit seinem letzten Satz Unrecht haben sollte, konnte auch der Göttinger Hauptkommissar nicht ahnen.