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Vorwort

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Mary-Anne Kirkby traf ich zum ersten Mal im Jahr 1999, als sie auf einer Tagung mit dem Thema Frauen unter sich sprach, bei deren Organisation ich mitwirkte. Wie gebannt hingen wir an ihren Lippen, als sie das Leben in einer hutterischen Kolonie beschrieb und mit gemischten Gefühlen davon berichtete, wie sie die Kolonie verließ und versuchte, sich in eine neue Kultur zu integrieren. Besonders packend war die Erzählperspektive ihrer Geschichte: die Stimme einer lebhaften, fröhlichen, aber bisweilen verwirrten und eingeschüchterten Zehnjährigen, die sich nach Angenommensein sehnte. »Für Außenstehende waren wir Hutterer und deshalb anders«, erklärte sie. Auch als Journalistin hielt sie ihre Vergangenheit geheim. Sie sprach höchst ungern über ihr kulturelles Erbe, als befürchte sie das Aufbrechen alter Verletzungen, die ihr durch Vorurteile und Misstrauen zugefügt wurden.

Die Tagungsteilnehmerinnen waren von ihrer Geschichte so bewegt, dass sie sie ermutigten, mehr zu schreiben.

Und das tat sie dann auch.

Sieben Jahre lang arbeitete sie an dem Manuskript. Doch wie bei einer archäologischen Ausgrabung bestand kein Grund zur Eile. Im Lauf der Zeit kamen immer neue Bruchstücke zutage und bald erkannten wir, dass die Geschichte, die wir ans Licht brachten, in mehreren Schichten tief unter der Oberfläche verborgen lag. Oft, wenn wir nicht mehr weiterwussten, kam unerwartet jemand mit einem Foto oder einem Brief, der in einer untersten Schublade gelegen hatte, oder erzählte eine Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten.

Gelegentlich nahm Mary-Ann mich in eine hutterische Kolonie mit. Hutterer hatte ich öfter schon beim Einkaufen in großen Kaufhäusern, im Eingangsbereich von Krankenhäusern oder auf den Bauernmärkten gesehen, wo sie frisches Obst und Gemüse verkauften. Wegen ihres bescheidenen Auftretens und ihrer altmodischen Kleidung dachte ich, sie seien schüchtern und zurückhaltend, doch bald erkannte ich, dass ihr Leben in ihrer Kolonie genauso bunt und komplex war wie das Leben »draußen«. In der großen Gemeinschaftsküche der Kolonie Fairholme beneidete ich die Oberköchin um ihre gut gefüllte Speisekammer und die Profi-Haushaltsgeräte, konnte jedoch mitfühlen, wenn sie über die Schwierigkeit klagte, einen abwechslungsreichen Speiseplan aufzustellen und sich fragte, welches Rezept für Dattelkuchen wohl am besten schmeckt. Manchmal planten wir unsere Besuche so, dass wir in New Rosedale nachmittags am Lunschen teilnehmen konnten, und während wir warteten, bis der Teekessel kochte, verschlangen wir einen Teller voll frisch gebackener Brötchen und diskutierten über Kindererziehung und Politik. Jedes Mal, wenn ich weise alte Menschen kennenlernte, die auf ein erfülltes Leben zurückblicken konnten, oder die Kunstwerke junger Menschen betrachtete oder ihre wundervollen Gesänge hörte, begann ich zu verstehen, warum Mary-Ann die Entscheidung, ihre Geschichte mitzuteilen, so schwerfiel: Ihre Erzählung würde nicht nur ihre Vergangenheit aufdecken, sondern auch einen einzigartigen Einblick in die Herzen und Gedanken der Hutterer geben.

Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fiel Mary-Ann wirklich nicht immer leicht, doch sie half ihr, besser zu verstehen, wer sie heute ist. Ihre unsagbar ergreifende Schilderung ist Balsam für die Seelen aller, die Spott und Ablehnung erfahren haben, denn sie unterstreicht, dass nicht unsere Kleidung, nicht unsere Lieder und nicht die Menschen in unserem Umfeld bestimmen, wer wir sind, sondern etwas tief in unserem Herzen.

Anfangs meinte ich, die Arbeit wäre mit Beendigung des Buches abgeschlossen, doch jetzt weiß ich, dass die wirkliche Chance für Veränderung in der Zukunft liegt. Als Jakob Hutter die hutterische Kirche gründete, gehörte zu seiner Vision eine Welt ohne Gewalt, in der alles geteilt wird. Ich hoffe, dieses Buch erinnert uns daran, dass wir alle zur Menschheitsfamilie gehören und dass wahrer Friede ohne Furcht und Verurteilungen, aber mit Liebe, gegenseitiger Annahme und Mitgefühl erreicht werden kann.

A.G.

Arvel Gray wohnt in Winnipeg und ist Autorin und Rundfunksprecherin sowie Geschäftsführerin von »Waking the World«, einem Projekt, das Frauen weltweit zusammenbringt und eine Stimme verleiht.

Ich bin eine Hutterin

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