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Die Bedeutung der Jahrsiebte

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Man kann die Lebensmittekrise auch als eine Konsequenz aus der Wirkung der Jahrsiebte erachten. Bei dem Rhythmus der Jahrsiebte handelt es sich um eine aus der Ebene der Lebenskräfte, des Biologischen stammenden Gliederung der biographischen Entwicklung. Er ist ein Entwicklungsrhythmus, der von innen kommt – im Gegensatz zum Beispiel zum Mondknotenrhythmus, der von außen, aus kosmischen Abläufen auf den Lebensgang einwirkt. Er konstelliert nicht die zeitliche Gliederung äußerer Ereignisse wie der Mondknoten oder wie die bereits erwähnten Zeitstrukturen. Vielmehr ist die Sieben eine ursprünglich aus der Entwicklung des Organismus selbst hervortretende Zahl. Sie bewirkt von innen her, sowohl beim Kind wie beim Erwachsenen, im Verlauf von jeweils etwa sieben Jahren einen Bewusstseinswandel. Diesen Bewusstseinswandel kann man auffassen als eine stufenweise Annäherung des aus der geistigen Welt kommenden Ich an die irdischen Verhältnisse bis zur Lebensmitte und ein wiederum stufenweises Zurücktreten des Ich von den äußerlichen Verhältnissen ab der Lebensmitte. So sind die Jahrsiebte Inkarnationsstufen bis zur Lebensmitte, hingegen Exkarnationsstufen nach der Lebensmitte.

Es hat also keinen Sinn, die Wirksamkeit der Jahrsiebte in äußeren Ereignisabfolgen zu suchen. Die Jahrsiebte gliedern die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins von innen her. Die Rhythmen dagegen, die in Kapitel 3 besprochen wurden, sind kosmische Rhythmen, keine biologischen. Sie bilden Kräfteverhältnisse der geistigen Welt im Irdischen ab, indem sie sich in der zeitlichen Struktur der äußeren Ereignisabfolgen vergegenwärtigen. Die Aussage: »Alle sieben Jahre hatte ich einen Unfall«, mag genauer Beobachtung entsprechen, hat aber nichts mit diesem Jahrsiebte-Rhythmus zu tun. Ebenso tritt der jeweilige Bewusstseinswandel auch nicht abrupt, als umschriebenes Ereignis ein, sondern er kommt allmählich, findet in der Mitte eines Jahrsiebts einen Höhepunkt, und bereits im dritten Drittel eines Jahrsiebts kündigt sich dann schon das Bewusstseinsthema des nächsten an.

Die Siebenjahres-Zeiträume selbst, die Themen der jeweiligen Bewusstseinshaltung können auch als unterschiedliche und folgerichtige Interesse- oder Fragerichtungen aufgefasst werden. In jedem Jahrsiebt stehen andere Erlebnisqualitäten im Vordergrund. Es gibt hierfür bereits eine Reihe von Beschreibungen11, so dass hier die Jahrsiebte nicht noch einmal im einzelnen charakterisiert werden müssen. In vier Stufen gliedern die Jahrsiebte in der ersten Lebenshälfte das Einleben des Ich in die irdischen Verhältnisse. Im ersten Jahrsiebt geht es um den Aufbau, um die Ordnung des Leibes, die das Ich sich nach und nach zu eigen macht, damit sie ihm als Instrument dienen kann. Im zweiten steht die Ordnung des Gewohnheitslebens im Vordergrund: Klare und wissbare Verhältnisse geben dem Ich die Sicherheit, in der sozialen Welt Fuß zu fassen. Im täglichen Lebensvollzug verbindet sich das Ich mit der Erde. Im dritten Jahrsiebt wird die Ordnung der Seele als eigene erlebbare Ordnung gesucht. Diese Phase beginnt bekanntlich mit einem heftigen Protest gegen die bis dahin von den Eltern und Lehrern übernommene Ordnung. Der Jugendliche will jetzt eigene Wege gehen, die ihm selbst angemessene seelische Haltung zur Welt finden. Und im vierten Jahrsiebt geht es um die Ordnung des Handelns. Der junge Erwachsene versucht nun, ausgehend von seinem Verstand, berufliche und soziale Handlungskompetenz zu entwickeln.

Im gleichen Zuge, wie das Ich sich in diesen vier Stufen mit der Erde verbindet, löst es sich zunehmend von seiner geistigen Herkunft, so dass mit achtundzwanzig Jahren ein gewisser Endpunkt erreicht ist. Das Ich ist dann vollständig auf der Erde angekommen. Die sich von innen ergebende und wie selbstverständlich einstellende Entwicklung ist nun zu Ende. Das zeigt sich, subjektiv freilich gar nicht bemerkt, daran, dass der körperliche Abbau bereits zu diesem Zeitpunkt, mit achtundzwanzig Jahren also, einsetzt – und zwar ironischerweise zuerst im Gehirn, dem Organ, dessen Tätigkeit im vierten Jahrsiebt im Vordergrund stand, wo es um die intellektuelle Durchdringung und »Behandlung« der Welt ging.

Der Bewusstseinswandel im fünften Jahrsiebt, an dessen Ende die Lebensmittekrise eintritt, besteht nun darin, dass dieses Ende des Inkarnationsvorgangs und die damit verbundene Ferne von der geistigen Welt ganz allmählich ins Bewusstsein treten – subjektiv als der sich einschleichende Zweifel erlebt, wie oben beschrieben. So kann die Lebensmittekrise als eine Schwelle an der Stelle der Entwicklung aufgefasst werden, an der die Bewusstseinswandlung in eine andere Richtung umschlagen sollte. Die nun folgenden Jahrsiebte bringen, wenn der Lebensmittekrise nicht ausgewichen wird, eine zunehmende Bewusstseinserweiterung in Richtung übergeordneter, überpersönlicher, vielleicht auch spiritueller oder religiöser Gesichtspunkte und Erfahrungen.

Im Unterschied zur ersten Lebenshälfte handelt es sich in der zweiten um Entwicklungs-Möglichkeiten. Die Lebensmittekrise kann auch umgangen, »verdrängt«, gleichsam überschrien werden durch herbeigeführte dramatische äußere Ereignisse – spontane zweite Heirat, Wechsel der beruflichen Existenz et cetera. Dann können die anschließenden Jahrsiebte ihre bewusstseinswandelnde Kraft nicht in der richtigen Weise entfalten. Insofern handelt es sich beim Jahrsiebte-Rhythmus nicht um einen autonomen Rhythmus wie beim Mondknoten, dessen strukturierende Gestaltungskraft nicht vom Bewußtseinsniveau des Betreffenden abhängt.

Aus dem Zusammenhang zwischen den Jahrsiebten und der Lebensmitte ergeben sich verschiedene Spiegelungen, wenn man die Lebenskurve als u-förmige Kurve darstellt. Dann können verschiedene Entsprechungen zwischen den Seelenhaltungen der ersten und der zweiten Lebenshälfte deutlich werden – je nachdem, ob man den Spiegelungspunkt im fünfunddreißigsten oder achtundzwanzigsten Lebensjahr ansetzt. Aus der Kurve aber Spiegelungen äußerer Ereignisse entnehmen zu wollen, ergibt jedoch keinen Sinn. Falls es sich nicht um durch das biologische Alter vorgegebene äußere Ereignisse wie Schuleintritt, Pensionierung et cetera handelt, kann die Kurve nur Entsprechungen von Seelenhaltungen, Interessenrichtungen oder Bewusstseinsstufen zeigen. Die Kurve und die auf ihr sichtbaren seelischen Entsprechungen zwischen der ersten und zweiten Lebenshälfte haben deshalb auch nichts mit der in modernen Lebensläufen anzutreffenden Symmetrie zwischen Ereignissen der ersten und der zweiten Lebenshälfte zu tun.

Man findet eine solche Symmetrie besonders ausgeprägt bei dem ungarischen Musiker Béla Bartók12, aber zum Teil auch in »Jedermanns-Biographien«. Spiegelungspunkt ist dann immer ein Zeitpunkt oder eine Zeitspanne in der Lebensmitte, und die sinnhaft zusammengehörenden Ereignisse gliedern sich paarig um ihn – zum Beispiel zehn Jahre vor dem Spiegelungspunkt erste Heirat, zehn Jahre danach zweite Heirat. Hier geht es also nicht um die Jahrsiebte, sondern um ein übergeordnetes Gestaltungsprinzip, das sich ebenfalls ganz unabhängig vom Bewusstseinsniveau eines Menschen durchsetzt.

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