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AUS EINEM UNDATIERTEN BRIEF
AN JOHANN GOTTFRIED HERDER

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Fragen Sie nicht, warum ich so lange nicht geantwortet habe. Ich bin krank gewesen – hypochondrisch gewesen – verliebt gewesen – weiß selbst nicht warum – kurz und gut, ich verdiene deswegen zweimal 40 Streiche weniger eins. Ja, ja ist wahr, meine bonmots aus Adreßblatt und Zeitung sollen zusammengedruckt werden, und die wollt’ ich mitschicken, sind aber noch nicht fertig, ist noch nicht daran angefangen. Ad vocem verliebt fällt mir ein, daß ich Sie wohl bei Ihrem Mädchen sehen möchte. Sie fallen ja wohl oft für Liebe auf die Erde und springen ja wohl oft für Liebe an die Decke und schreien wohl oft aus lautem Halse und verstummen wohl oft. Ihr Mädchen ist, hab ich gehört, aus Veilchenduft und Mondschein zusammengewebt; o du lieber Jüngling, wie gönne ich sie Dir so herzlich und Dich dem Mädchen! Meins ist ein ungekünsteltes Bauermädchen im wörtlichen Verstande, aber lieb hab ich sie darum nicht weniger, mir glühen oft die Fußsohlen für Liebe.

Mich verlangt nach dir

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