Читать книгу Ein kleines Leben - Matthias Klingenberg - Страница 12
#das dorf
Оглавлениеliegt eingebettet in die feldmark
entökologisierte agrarwüste, zuckerrübensteppe,
weizenmonotonie
roter backstein, klinker, fachwerk
schlaglochdurchsetzt die straßen!
„unser-dorf-soll-schöner-werden“-sünden
leerstand und abwanderung
tiefergelegte schwanzverlängerungen
die halbstarken stehen an der bushaltestelle
büchsenbier wird entsichert und entleert
vor dem jugendklub: mofas, fuchsschwänze und chopperlenker
ein fleischereifachgeschäft geschlossen, die farbe blättert
auf den asphalt
der schießverein, die feuerwehr und heldengedenken
in grauem granit
fahnenappell und ‚wir hatten einen kameraden‘
an der schule eine gasse, hier wohnte meine erste
dahinter, kaum 100 meter weiter, meine oma
ihr kiosk – betrunkene am tresen, kümmerling mit pils
ich stehle süßigkeiten, ein-pfennig-salinos, aus den runden haribo-plastikboxen
die plastikgießkannen des friedhofs sind frühlingsfroh grün
hier liegt in einem urnengrab anna und nicht weit
der rest der bagage
sind wir nun wirklich alle tot?
neubauviertel, kataloghäuser, carports vermoosen
jahreswagen, vereinzelt ein sonnensammler auf dem dach
neubausiedlungen, häusliche gewalt
kleines bürgertum, abwärts geht der ruf
sinnlosigkeit in ästhetik vereint
ja, es sind wirklich alle tot.
im kleinen wäldchen hat doch tatsächlich jemand den ältesten Baum angezündet // 500 Jahre? // dreimal musste die feuerwehr anrücken // langeweile macht aggression.
G.