Читать книгу Anatomie des Handy-Menschen - Matthias Morgenroth - Страница 5
ОглавлениеStell dir das Schlimmste vor. Das Schlimmste, das ist natürlich: Das Handy ist auf einmal weg …
… es ist nicht in Sichtweite. Nicht in Reichweite wie sonst immer. Du kannst dich auf nichts mehr konzentrieren. Das Gespräch bricht ab. Die anderen schauen irritiert, aber das ist dir egal … soll doch das Essen kalt werden: wo IST das handy? Erst verschämt, dann hektisch, schließlich fast panisch – nein, von Handy-Sucht keine Spur, nein, nein – blindwütig, kopflos durchkämmst du alle potentiellen Handy-Aufbewahrungsorte, die Jacke, die andere Jacke, ist es hinter das Sofa gerutscht, oder hattest du es mit auf die Toilette genommen, hast du es etwa in Gedanken in den Kühlschrank gelegt …
Ohne Handy fühlen wir uns allein. Verloren. Abgeschnitten. Orientierungslos. Hilflos. Nein: Ohne Handy fühlen wir uns amputiert.
Das Handy ist längst ein Teil von uns geworden. Spätestens die Corona-Krise hat sichtbar gemacht, wie verwachsen wir mit unserer digitalen Schnittstelle sind. Im Ausnahmezustand mag unser Fenster zur Welt überlebenswichtig sein. Doch auf Dauer? Alle Apps versuchen schließlich, uns das Leben etwas leichter zu machen und uns Dinge abzunehmen. Nur: Wenn wir nicht aufpassen, dann nehmen sie uns das Leben ab.
Ah – da ist es ja wieder, mein Handy! Puh. War doch nur untern Stuhl gerutscht. Du bist wieder komplett. Du kannst wieder weitermachen. Hinterher lachst du drüber. Lachst du wirklich?
Wenn es dir auch schon einmal so gegangen ist, dann bist du auch schon mutiert. Zum Handy-Menschen. Dann wird es höchste Zeit für ein Seelen-Selfie.