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Menhire – Zeugen der Vergangenheit
ОглавлениеFür den Begriff Menhir werden im deutschen Sprachraum auch die Wörter Hinkelstein oder Hühnerstein verwendet. Menhir selbst ist keltischen Ursprungs (»men« bedeutet Stein und »hir« entspricht lang) und bezeichnet ein aufgerichtetes Steinmal. Diese unterscheiden sich von Felsfindlingen dadurch, dass sie bewusst aufgestellt und im Boden verankert wurden. Meist wurden sie an markanten und weit sichtbaren Orientierungspunkten (wie etwa Anhöhen) aufgestellt. Das Einmeißeln von Figuren oder Zeichen war selten und geschah oft erst in der Folgezeit; ebenso war es möglich, dass der Stein selbst bearbeitet wurde. In der Höhe messen die Menhire ein bis drei Meter; einzelne Exemplare reichen über zehn Meter in die Höhe. Auch wenn der Begriff Menhir keltischen Ursprungs ist – die Kelten haben sie nicht aufgestellt. Vermutlich wurde bereits in der Jungsteinzeit (also im 5. Jahrtausend v. Chr.) begonnen, Steine aufzurichten. Bis dahin waren Berge, Felsen oder Quellen, also Orte in der Natur, die Kultplätze. Mit der Errichtung von Menhiren konnte der Mensch ein eigenes vertikales Zeichen setzen. Als Kultplatz zum Empfangen von übernatürlichen Kräften, als Ort der gemeinschaftlichen Erinnerung an die Vorfahren und als Schauplatz zum Empfang von Orakeln hatten sie für die damaligen Menschen eine wichtige Bedeutung.
Mit der Christianisierung gerieten die Menhire als heidnische Orte in das Blickfeld der Kirche. Viele wurden entfernt, zerstört oder vergraben – bei einigen brachte man Kreuze an oder meißelte christliche Symbole ein. Trotzdem hielt sich der Volksglaube, dass Menhire geheimnisvolle, übernatürliche Kräfte besitzen. Kranke erhofften sich Heilung durch die Berührung des Steines. Vereinzelt waren christianisierte, also mit christlichen Symbolen verzierte Menhire, Ziele von Wallfahrten. Mancherorts wurden Menhire einfach in das Kirchengelände integriert – in Sagen wurde dann berichtet, der Teufel habe versucht, einen Menhir auf ein im Bau befindliches Gotteshaus zu werfen, habe das Ziel aber verfehlt. Der Stein blieb am Rande des Kirchenfriedhofs liegen.
Im Stahlberger Wald befindet sich dieser imposante Menhir.
Ab dem Mittelalter wurden dann Menhire anderen Zwecken gewidmet. So gibt es Menhire, die durch Aufbringung von Ortsnamen zum Wegweiser umfunktioniert wurden. In Thüringen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Menhir zum Aktivistenstein gemacht (»Ruhm u. Ehre dem schaffenden Volke«). Natürlich fehlten gedankenlose Zeitgenossen nicht, die meinten sich mit Graffiti verewigen zu müssen. Leider fielen tausende von Menhiren entweder der sich ausbreitenden Landwirtschaft, dem Straßenbau oder sonstigen Flächenbedürfnissen zum Opfer.