Читать книгу Historische Pfade Pfalz - Matthias Wittber - Страница 8
ОглавлениеVon Dernbach reicht der Blick durch das Tal des Leinbachs zur Ruine Neuscharfeneck (TOUR 20).
Einleitung
Die Pfalz – Wanderungen und Geschichte
Die ältesten archäologischen Funde (und nicht nur Fundspuren) der Pfalz datieren aus der Jungsteinzeit. Bei Ausgrabungen zu einem Gewerbegebiet wurden in Herxheim in der Südpfalz die zerschlagenen Knochen von hunderten von Toten gefunden. Rätselhaft war und ist, dass auch zerbrochene Gefäße und zerstörtes Werkzeug zutage befördert wurden. Anhand von Schnittspuren geht man von systematischen Zerlegungen aus. Dies alles geschah vor 7000 Jahren. Im Museum in Herxheim werden diese Funde anschaulich dargestellt. Die Tour 23 dieses Buches führt uns nicht nur nach Herxheim, sondern auch noch zu drei entzückend schönen Kapellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Gleich zwei Touren in diesem Buch sind den Kelten gewidmet. Zum einen wandern wir zum großen keltischen Ringwallsystem am Donnersberg (Tour 1). Dieses Wallsystem aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. hatte eine Gesamtlänge von acht Kilometern und war damit eines der größten seiner Art. Nicht minder beeindruckend ist der Ringwall oberhalb der Stadt Bad Dürkheim (Tour 11). Auch dieser ist in seiner Größe noch deutlich zu erkennen. Beide Wanderungen sind Rundtouren; die erste beginnt und endet in Kirchheimbolanden, die zweite Tour führt durch den nördlichen Teil des Pfälzerwalds und hat Bad Dürkheim als Ausgangspunkt.
Menhire oder Hinkelsteine sind schon immer Teil der Pfälzer Geschichte. Auf der Streckenwanderung von Rockenhausen nach Alsenz (Tour 2) kommen wir an einem besonders schönen Exemplar vorbei. Fast vier Meter hoch überrascht es uns am Rande eines Waldweges. Bereits in der Jungsteinzeit wurde begonnen, Menhire aufzurichten. Sie waren zum einen Ort der gemeinschaftlichen Erinnerung an die Vorfahren, aber auch Stätte zum Empfang von Orakeln. Eine weitere historische Sehenswürdigkeit auf dieser Wanderung sind die Reste eines römischen Gutshofes.
Die Auswirkungen der römischen Besiedlung sind durch den Weinbau noch heute zu erfahren. Drei Wanderungen führen uns zu wichtigen archäologischen Stätten. Tour 12 bringt uns zu einer römischen Bergfestung, die tief im Pfälzerwald gelegen ist. Im Gebiet des Westrich wiederum, also am Westrand des Pfälzerwalds, stoßen wir im Rahmen einer Rundwanderung auf die Heidelsburg. Auch sie war eine römische Festung; Spuren deuten allerdings darauf hin, dass auch schon die Kelten die steilen Bergflanken für ein Verteidigungssystem genutzt haben (Tour 17). Für die Römer war der Rhein ein wichtiger Transportweg. Die im südpfälzischen Rheinzabern gebrannten Ziegeln konnten damit in weite Teile Europas verschifft werden. Diese Streckenwanderung (Tour 18) führt von Germersheim in das ehemalige römische Tabernae (Rheinzabern).
Durch die Normanneneinfälle wurden nicht nur Paris, Britannien und Irland bedroht, sondern auch das Rheinland und die Pfalz. Die Rundwanderung der Tour 13 führt uns zu den Heidenlöchern oberhalb von Deidesheim. Diese Fliehburg besaß eine Außenmauer von 450 Metern Länge, die mit einer Pfahlwand verstärkt war; dauerhaft wurde diese Verteidigungsanlage allerdings nie benutzt. Wahrscheinlich wurde nur bei Gefahr Mensch und Vieh dorthin gebracht. Eine weitere Fliehburg sehen wir bei einer Wanderung, deren Ausgangspunkt der kleine Ort Waldhambach ist. Schlössel und Heidenschuh sind ebenfalls Fliehburgen aus der Zeit der normannischen Bedrohung (Tour 22).
Auf einer Holztreppe geht es steil hinauf zur Falkenburg (TOUR 19).
Den Spuren von zwei deutschen Heldenepen gehen wir auf den Touren 7 und 28 nach. Auf der ersten Tour wandern wir von der Nibelungenstadt Worms über die Rheinebene nach Lorsch. Dort befindet sich das, der Sage nach von Ute, der Mutter Kriemhilds, gestiftete Kloster Lorsch. Mit Dom, Siegfriedbrunnen und Hagendenkmal, dem Nibelungenmuseum und dem Nibelungenturm gibt es in Worms viel zu diesem Thema zu entdecken. Das Waltharilied ist eine lateinische Heldendichtung, deren dramatischer Ausgang sich im Wasigenwald, im deutsch-französischen Grenzgebiet, abspielt. Auf einer Waldwanderung erreichen wir mit dem Gipfel des Maimont auch den Ort des dramatischen Aufeinandertreffens von Walter, Gunther und Hagen.
Interessantes zu Kirchen und Klöstern erfahren wir auf zwei weiteren Wanderungen. Der Dom zu Speyer sollte Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen werden. Warum er gerettet wurde und uns als Weltkulturerbe erhalten blieb, erfahren wir im Rahmen der Tour 15. Ein dramatisches Schicksal erfuhr auch das Kloster Eußerthal. Obwohl etwas abseits der damaligen Handelswege gelegen, gehörte es im 14. Jahrhundert zu den reichen Klöstern. Der Grundbesitz des Klosters in der damaligen Zeit ließ sich in mehr als 50 Städten und Dörfern der Pfalz nachweisen. Allerdings wurde es im Bauernkrieg wie so viele andere Klöster geplündert und ausgeraubt (Tour 20).
Oberhalb von Deidesheim reicht der Fernblick bis zum Odenwald (TOUR 13).
Nicht weniger als acht Touren befassen sich mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit. Zwei Ritterburgen (Hohenecken und Nanstein) sowie deren Geschichten lernen wir auf der Streckenwanderung von Kaiserslautern nach Landstuhl kennen (Tour 9). Über die Geschichte der Kartoffel, die nach der Eroberung Amerikas, also zu Beginn der Neuzeit zu uns kam, erfahren wir im Rahmen einer Wanderung durch das Kartoffelanbaugebiet bei Fußgönheim (Tour 10). Vor 500 Jahren erschütterte der Bauernkrieg den deutschen Südwesten. Bei einer Rundwanderung sehen wir das Schlachtfeld bei Pfeddersheim, auf dem der deutsche Bauernkrieg entschieden wurde. Burgen des Mittelalters erreichen wir im Rahmen der Tour 19 (Wilgarta- und die Falkenburg) sowie im Rahmen der Tour 25 die Burg Berwartstein – letztere ist eine der wenigen noch dauerhaft bewohnten Burgen in der Pfalz. Pfälzer Sagen hören wir in Zusammenhang mit der Wanderung zur Burg Beilstein, in der Nähe von Kaiserslautern (Tour 14). Bei einem Sprung über die Grenze ins Elsass (Tour 27) lernen wir die dortigen Burgen kennen (Fleckenstein, Hohenburg und Löwenstein).
Kletterparadies oberhalb von Annweiler – der Asselstein (TOUR 21)
Mit den Revolutionskriegen und ihren Auswirkungen auf die Pfalz befassen wir uns im Rahmen der Tour 8. Der Schlachtenturm von Morlautern erinnert auch mehr als 200 Jahre später an dieses Ereignis. Die Kriegszerstörung und die schlechte wirtschaftliche Lage bewogen viele Pfälzer dazu, auszuwandern. Nach der Rundwanderung bei Oberalben zeigt uns das Auswanderer-Museum mit vielen Ausstellungsstücken die verschiedenen Facetten der Emigration. Dass die Pfälzer aber nicht nur ausgewandert sind, sondern im Rahmen des Wandermusikantenwesens ihr Geld verdient haben, erfahren wir im Musikantenlandmuseum: Burg Lichtenberg, Tour 4.
Geschichtliche Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts erwandern wir mit weiteren Touren. Mit dem Hambacher Fest im Jahr 1832 beschäftigt sich die Wanderung rund um die Maxburg (Tour 16). Das Schicksal des Westwalls in der Südpfalz beleuchten wir während der Tour 24. Über die diplomatischen Verwicklungen in der Auseinandersetzung um den Mundatwald an der deutsch-französischen Grenze wird zur Tour 29 berichtet. Die Schlacht am Geisberg im Krieg von 1870–1871 sowie die Funktion des Werks Schönenburg im Zweiten Weltkrieg im Elsass sind die Themen der Tour 30, der letzten Wanderung dieses Buches.