Читать книгу Tagträume: Die ersten Erzählungen - Matz Riga - Страница 8
ОглавлениеNach dem Konzert
Um 4:18 Uhr fuhr der Zug in Richtung Trier ab, bis dahin dauerte es noch eine Weile. Das Konzert in Köln endete kurz nach 23 Uhr, die Zeit bis zur Abfahrt musste noch sinnvoll vertrödelt werden. Bis Mitternacht war das kein Problem, danach schlossen bald die Kneipen, die am Bahnhof schenkte ihr letztes Kölsch gegen halb eins aus. Es war Donnerstag und somit kein Wochenende. Ein Einwohner Kölns oder jemand, der sich zumindest häufiger in der Stadt befindet, hätte sicherlich noch eine unterhaltsame Möglichkeit gefunden, sich die restlichen knapp vier Stunden zu vergnügen.
Er aber war erst zum dritten Mal in der Stadt, nach dem Konzert hatte er keine große Lust mehr, viel herumzulaufen. Zudem hatte er die Wirkung vom Kölsch unterschätzt. Es schmeckte süffig, nach relativ wenig Alkohol und machte sich dann doch mit einem Schlag ziemlich bemerkbar. Nicht, dass er Villeroy & Boch seine Aufwartung hatte machen müssen, aber er war halt Pils gewohnt. Aber wer trinkt schon Pils, wenn er sich in Köln aufhält?
Er ging zum Bahnhof. In der Nacht waren die Läden geschlossen, seine Zigaretten neigten sich dem Ende zu und Kleingeld für den Automaten hatte er auch nicht dabei. Um sich ein wenig vom Lungenschmacht abzulenken, beschloss er den Aufenthaltsraum aufzusuchen. Der Aufenthaltsraum am Gleis Eins war gut besucht. Er war nicht der einzige, der einen ruhigen Fleck suchte. Es sahen auch nicht alle Anwesenden nach Reisenden aus. In einer Ecke lagen zwei vermeintlich Obdachlose auf dem warmen Boden, von denen einer stark alkoholisiert wirkte. Eine Punkerin döste auf einem Stuhl, wobei sie ihren Kopf mit dem rechten Arm abstützte, und eine verwirrte alte Dame redete mit ihrem Koffer. Die anderen Anwesenden lasen entweder ein Buch oder eine Zeitschrift, daddelten mit ihrem Smartphone oder wärmten sich einfach auf. Denn es war Winter und die sternenklare Nacht brachte Kälte mit sich.