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Das Unlösbare

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Ich, Sabrina Kolb, erzähle die Geschichte meiner Nichte Lynn und deren Tragödie im

Land der roten Dünen.

Doch es ist auch meine Geschichte aus einer Zeit, als ich bis ans Ende der Welt gehen musste, um zum Anfang zurückkehren zu können.

Allen, die glauben, mein Verhalten sei unwahrscheinlich sei gesagt:

Einen Menschen zu lieben und zugleich bei Verstand zu bleiben, ist fast unmöglich.

Wo verstecken sich all die klugen Argumente, wenn man sie braucht? Wo ist die Logik, die man zu besitzen glaubt?

Ich stand - fernab meines gewohnten Lebens - im fremden Land Namibia am Rande der schönsten Dünen dieser Welt. Nach einer denkwürdigen Entdeckung suchte ich nach Worten, nach plausiblen Argumenten, die mir nicht einfielen. In diesem Moment drückte das Gewicht eines dahingeworfenen Satzes von Sten meine Logik in den roten Sand.

»Was du willst, ist bei Gott nicht entscheidend, Sina!«

Für einen Moment fand ich, dass beides ziemlich verrückt klang: Sein abwertender Tonfall und meine Drohung, die sich nicht mehr in meinem Kopf verstecken konnte. Ich war gekommen, um Lynn zu ihrer todkranken Mutter zurückzubringen. Sten hatte offenbar andere Pläne. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, platzte es aus mir heraus:

»Was ist los mit Lynn? Sten, wenn du mir nicht bald die Wahrheit sagst, gehe ich zur Polizei.«

Was waren meine guten Vorsätze, was war mein Können und Handeln jetzt wert? Mich hatte das Leben, mich hatte mein Beruf gelehrt, Ursachen zu erforschen, um eine Strategie des Handelns zu entwickeln. Leider stand mein Leben seit Wochen gerade auf dem Kopf. Während es zu Hause nur noch darin bestanden hatte, nach meinem vernachlässigten Dienst an der Uni meine ungeliebte Schwester Gabi zu bemuttern, verlor ich mich hier im größten Ungeschick meines Lebens.

Warum war ich hier? Was hatte ich erreicht? Wie sollte ich ohne Lynn zu meiner sterbenden Schwester zurückkommen? Ich hatte ihr schließlich etwas versprochen: Wer, wenn nicht ich, kann Licht ins Dunkel der Sache bringen. Meinst du wirklich, Sten wird dir reinen Wein einschenken, wenn er etwas im Schilde führt? Ich glaube es zwar nicht, dass er dazu fähig ist, sein eigenes Kind für eine Scheußlichkeit zu benutzen. Sten ist … er war nie so. Außerdem warst du es. Du hast zuerst vermutet, dass Sten dir dein Kind nehmen will. Wenn es dir damit ernst war, wenn du dein Kind bald zurückhaben willst, dann lass mir freie Hand. Ich bring sie dir zurück, darauf mein Wort!

Das alles war keinen Pfifferling mehr wert. Sten hatte nicht nur mit diesen wenigen Worten, nicht wegen dieses einen Satzes erreicht, dass ich wieder das Schlimmste von ihm erwartete. Er hatte getan, was Gabi vermutet hatte, was auch mich in Unruhe versetzte, seit ich meiner Schwester glaubte, obwohl sie dem Wahnsinn nahe war.

Nun war ich selbst dem Wahnsinn nahe, weil weit davon entfernt, Wort zu halten und Lynn zu Gabi zurückzubringen. Ich wusste ja nicht einmal, wo sie wirklich war …

Verloren im Land der roten Dünen

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