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VIERTES KAPITEL

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Wir hatten in Arras eine Akademie, wie es deren in jeder bedeutenden Stadt Frankreichs gab. Die unsrige war nicht besser, aber auch nicht schlechter als die übrigen in der Nachbarschaft, das heißt, sie bestand aus sehr wackern Leuten, als Kanonikern, Ärzten, Advokaten, Richtern, hohen Beamten, welche einmal wöchentlich zusammenkamen, um sich gelinden Beifall zu geben und sich untereinander bei verschlossenen Türen eine kleine Berühmtheit zu verleihen; übrigens war kein einziger Gelehrter dabei, und zwar aus dem einfachen Grunde, daß ein ausgezeichneter Gelehrter, der sich einzig und allein dieser Aufgabe gewidmet hätte, nicht in Arras geblieben wäre, sondern in Paris Ruhm und Vermögen gesucht haben würde. Dieser Mangel an hervorragenden Köpfen war nicht unserer Akademie bloß eigentümlich, sie hatte denselben mit allen Provinzialakademien gemein.

Ich weiß nicht, ob diese Art von Gesellschaften, gegründet worden ist, um bedeutende Gelehrte zu bilden; wenn es aber der Fall ist, so haben sie ihren Beruf gar sehr verfehlt. Welchen Akademiker von Dijon, Chalons, Rouen, Amiens, Caen, Lyon, Metz, Nancy hat denn jemals die Unsterblichkeit überlebt, die seine Amtsbrüder ihm bei seinen Lebzeiten verehrt hatten?

Wir dürfen uns nicht täuschen, sie hatten einen andern Zweck, den sie erfüllt haben; den, den Geschmack an den Wissenschaften in der Provinz zu verbreiten, die Literatur daselbst zu Ehren zu bringen, Ackerbau und Künste blühend zu machen. In dieser Beziehung sind sie frei von aller Lächerlichkeit und verdienen unsere Anerkennung. Nehmt diesen arbeitsamen, überdies aufgeklärten Männern die törichten Anforderungen ihrer Eigenliebe; betrachtet sie nur als das Echo alles Herrlichen, was die französische Literatur darbietet, als das Echo, welches sich über ganz Frankreich ausdehnt und in das Ohr des Volkes übertönt; dann habt ihr den rechten Maßstab für ihre Dienste.

Die Provinzialakademien waren also eine gute Einrichtung. Sie haben vielleicht mehr Nutzen gestiftet, als man auf den ersten Blick glauben sollte. Denn es ist in erster Linie ihnen zu danken, daß die öffentliche Meinung sich mit der Literatur beschäftigte. Und von da bis zu einer öffentlichen Meinung über Politik ist nur ein Schritt. Die Männer, die den Kampf, um Fragen rein literarischer Natur entfesselten, haben es sich sicher nicht träumen lassen, daß sie damit auch den Streit um weit schwerer wiegende Gegenstände förderten. Aber es ist ja das Schicksal unserer Pläne, daß wir nur selten das ersehnte Ziel erreichen, ohne daneben auch Ereignisse zu zeitigen, an die wir nie gedacht hatten

Jetzt wären diese Provinzialakademien eine Überfülle von Segen, wenn sie nicht zugleich gefährlich wären. Ich sehe nicht, wozu selbst die Académie fransaise, diese aristokratische Spitze unserer Literatur dienen soll. Im allgemeinen erkenne ich nur das für gut an, was der Mehrheit der Bürger nützt; eine weise, im Sinne der Wohlfahrt aller eingerichtete Regierung darf nur solche Körperschaften anerkennen, fördern oder gar belohnen, die sich das Wohl der Allgemeinheit und den Nutzen des Individuums zum Grundsatz gemacht haben. Dürfen wir das aber jetzt von den Akademien erwarten?

Als man die Menschen zur Aufklärung treiben und ihnen dazu das Lockmittel einer leichtfertigen Literatur vorhalten mußte, waren sie nützlich, sie hatten einen Beruf, den sie erfüllt haben. Aber darf man jetzt noch jenen alten Götzenbildern der alten Verfassung Altäre errichten, Lieder und Witzworte widmen, kurz das zu Ehren bringen, was die Sittlichkeit, die Würde einer großen Nation verwirft? Wie? wenn die Rednerbühne des Volkes von den wichtigsten Gegenständen widerhallt, während man über Krieg und Frieden verhandelt und Weltenschicksale erörtert, sollen vierzig Personen eine lächerliche Versammlung halten, um den Gehalt einer Phrase abzuwiegen, einen Satz zu runden, schmeichlerische Verse zu messen? Nein! der Franzose soll lesen können; seine Einsicht sei frühzeitig durch die Bekanntschaft mit den großen Schriftstellern ausgebildet, die sich mit den Rechten und dem Glücke des Menschengeschlechts beschäftigt haben; er gewöhne sich an die ernsten Verhandlungen unserer beratenden Versammlungen; er verachte als eine geistige Erholung die Erbärmlichkeiten der Dichtkunst, die knechtischen Formen der akademischen Schreibart; er verbanne die Dichter, die ihre Muse nicht dem Vaterlande widmen, und die Lobredner des Hofes unter Gaukler und Histrionen, an denen man sich manchmal ergötzt, aber die man immer verachtet.

Ich will nicht behaupten, daß die Ansicht, welche ich hier aufstelle, genau dieselbe ist, welche ich 1783 hatte, aber ich weiß, daß ich schon damals keine besondere Achtung für die Akademien fühlte. Als Herr von Fosseux, der damals Präsident in der Akademie von Arras war, mich fragte, ob ich mich nicht wollte vorschlagen lassen, scherzte ich anfangs über diesen Antrag, da wir uns bereits in unsern heimlichen Zusammenkünften oft auf Kosten der würdigen Versammlung lustig gemacht hatten. Mein Entschluß war jedoch bald gefaßt, ich sagte zu.

Ich darf, ohne mich zu schämen, die Beweggründe eingestehen, die mich dazu bestimmt haben: es war eine Berechnung von meiner Seite, aber diese Berechnung entsprang aus einem edlen Ehrgeize aus einer glühenden Liebe zum Vaterlande. In der Akademie zu erscheinen, um dort als Schriftsteller zu glänzen; für den Intendanten, den Bischof, den Minister, den König ein zeitgemäßes Kompliment auszuarbeiten und dies besser oder weniger schlecht zu machen als meine ehrwürdigen Kollegen: das war freilich die Rolle nicht, zu der ich mich berufen fühlte. Ich strebte nach einer ruhmvollern Bestimmung; mein Name sollte unter meinen Mitbürgern so volkstümlich werden, daß zur Zeit der Wiedergeburt aller Augen sich gerade auf mich wenden mußten. Alles, was mich zu diesem Ziele führen konnte, schien mir wünschenswert. Die Akademie war schon eine Erhöhung, und ich war überzeugt, daß eine gute Zahl wackerer Leute mich höher achten würde, wenn ich zu ihr Zutritt gefunden hatte.

Ich wurde demnach von Herrn von Fosseux vorgeschlagen, und am 15. November 1783 nahm mich die Versammlung in ihren Schoß auf. Kein Haß war bis jetzt gegen mich aufgeregt; viele, welche die Geradheit meines politischen Lebens seither zu meinen Feinden gemacht hat, beeiferten sich, mir ihre Stimme zu geben und bezeigten mir ihre Freude, mich als Kollegen zu haben.

Der Gebrauch verlangte, daß der neugewählte Akademiker in einer öffentlichen Sitzung aufgenommen werde und eine Rede hielt. Seit der Neuerung, die Voltaire bei der Académie fransaise eingeführt, hatten sich auch einige Kandidaten in der Provinz erlaubt, das eingetretene Geleise zu verlassen und in ihren Antrittsreden, statt sich in pomphafte Lobeserhebungen eines abgeschiedenen Mitgliedes, des Stifters, der Verwalter zu versenken, interessante Gegenstände zu behandeln; dieser Gebrauch sprach meinen Geist zu sehr an, als daß ich ihn nicht angenommen hätte. Meine Rede drehte sich durchaus um das Vorurteil, welches die Schmach die auf der Todesstrafe ruht, auch auf die Verwandten des Verbrechers überträgt. Trotz der Kühnheit und Neuheit meiner Ansichten fand ich Beifall.

Diese Arbeit war nur der Auszug einer viel ausführlicheren, die ich soeben, und zwar bei folgender Gelegenheit, vollendet hatte.

Seit der bekannten Abhandlung Rousseaus, welche von der Akademie zu Dijon gekrönt wurde, hielten die Provinzialakademien es für eine Ehrensache und suchten dadurch mit der Hauptstadt selbst zu wetteifern, daß sie Probleme zur Diskussion stellten, welche die Aufmerksamkeit erwecken und die geschicktesten Ringer auf den Kampfplatz rufen sollten. Auf diese Art haben La Harpe, Chamfort und viele verdienstvolle Schriftsteller es nicht verschmäht, bei unbedeutenden Akademien sich um einen Preis zu bewerben und Kronen zu gewinnen. Die Mode mischte sich darein: man stritt sich um die Rose des Blumenspiels von Toulouse25), um eine Medaille von La Rochelle. Der Merkur26) zeichnete die Namen der Sieger auf, und für die Jugend war das schon ein Weg zum Ruhme.

Die Wahl der Gegenstände war nicht immer glücklich; aber da die Richtung zu dem Studium der Philosophie und der Staatswissenschaften in Frankreich damals vorherrschend war, da die wichtigsten Fragen täglich in Gesellschaften und Versammlungen in Anregung gebracht wurden, mußte die Literatur notwendigerweise den Charakter der Gesellschaft selbst annehmen und würdevoll, ernst werden.

Die Königliche Gesellschaft der Künste und Wissenschaften zu Metz hatte die Blicke auch auf ihre Arbeiten lenken wollen. Sie hatte zur Preisbewerbung folgende Fragen aufgestellt, über die im Jahre 1784 entschieden werden sollte: 1. Woher entspringt die Meinung, welche über alle Glieder einer Familie einen Teil der Schande verbreitet, die an den entehrenden Strafen eines Verbrechens klebt? 2. Ist diese Meinung mehr schädlich als nützlich? 3. Welcher Mittel bedarf es, die Bejahung dieser Frage vorausgesetzt, um den daraus hervorgehenden Übelständen vorzubeugen?

Dieser Gegenstand sprach mich außerordentlich an: ich beschloß, ihn zu bearbeiten, und fragte deshalb den kleinen Kreis der Freunde um Rat, die meine engere Gesellschaft bildeten; sie billigten mein Vorhaben und versprachen mir, es geheim zu halten, da ich über alles den Schimpf einer Schlappe fürchtete. Vor allem ermutigte mich Carnot: „Schreibe“, sagte er, „mit aller Glut deiner patriotischen Seele; mit blutiger Schrift grabe die Wahrheiten ein, welche du deinen Mitbürgern sagen wirst; entreiße diesem gräßlichen Vorurteil wenigstens ein Opfer, und du bist reich belohnt.

Ich schrieb meine Abhandlung fast in einem Zuge nieder. So stark war ich im Banne meiner Ideen, daß ich vor der Versammlung viel lieber gegen die entehrenden Strafen gesprochen hätte, als für eine Abgrenzungslinie. Ich hätte als Seitenstück zu, ich weiß nicht welchem Charakter im „Advokat Pateli“ gelten können, der bunt durcheinander von Kleiderstoffen und Hammeln spricht. Während der ganzen Dauer meiner Arbeit mied ich deshalb die Sitzungen.

Endlich wurde mein Werk, überlesen, gefeilt, durchgearbeitet. seiner Bestimmung übergeben. Ich will die Unruhe nicht verhehlen, die mich in der Zwischenzeit von der Übersendung bis zu dem Augenblicke, wo ich mein Schicksal erfuhr, zu bestehen hatte. Nicht immer jedoch war sie peinlich; oft mischten sich süße Träume hinein; man ist nicht ungestraft 25 Jahre alt. Jetzt kann ich mir kaltblütig Rechenschaft davon ablegen. Ich dachte keinen Augenblick an den Geldgewinn; die Liebe zum Golde ist ein unsittlicher Durst, den ich nie empfunden habe; der süße Kitzel, den ein Triumph der Eigenliebe gewährt, war nicht ganz aus meinen Gedanken verbannt: dies war eine Schwäche, ich gebe es zu; aber wo ist der Mann, der in ähnlicher Lage sagen könnte, er sei mehr Philosoph als ich? Doch die Idee, welche mich am meisten beherrschte, war die, daß ich meinen Namen an ein nützliches Werk knüpfte, außer dem Kreise bekannt wurde, in welchen das Geschick mich verpflanzt hatte, und ein Anrecht mehr an die Achtung meines Vaterlandes erhielt. Ich wiederhole es, diese Ansicht greift der Zukunft, späterer Nachrechnung vor; ich will mich nicht verteidigen, nicht bereuen. Mein Weg ist seit langer Zeit vorgezeichnet: ich wollte Staatsmann werden, die Interessen des Volkes aufrechterhalten; dieser Gedanke hat bis zu dem Augenblicke seiner Verwirklichung mich keinen Augenblick verlassen.

Endlich wurde mir das Urteil der Akademie bekannt: ich bekam den Preis nicht! Doch hatte meine Abhandlung dem Areopage27) einer ganz besondern Auszeichnung würdig geschienen: man hatte mir eine Medaille von 400 Livres zuerkannt. Dies hieß meine Abhandlung durchaus auf eine Stufe mit dem Werke stellen, dem der Preis zugesprochen wurde, denn die Medaille war ganz dieselbe. Die beiden Denkschriften fanden also beinahe gleichen Beifall, mein Nebenbuhler hatte nichts vor mir voraus als den armsel’gen Gewinn der Ehre des Vortritts. Das war wenig; aber immer genug, meine Freude zu trüben.

Ich erfuhr, daß ich Lacretelle28), einen jungen Literaten aus Paris, der dort an verschiedenen Zeitschriften arbeitete, zum Mitbewerber hatte: wir haben gesehen, wie er sich später vergebens bemüht hat, sich auf der politischen Schaubühne, zu der er wenig Patriotismus und (trotz den Akademikern von Metz) wenig Talent mitbrachte, einen Namen zu erwerben. Er ist gegenwärtig Mitglied der Versammlung, in der er auf der rechten Seite sitzt29).

Die Abhandlung Lacretelles wurde mir von ihm selbst zugeschickt; ich dankte ihm für diese Höflichkeit, die ich dadurch erwiderte, daß ich ihm die meinige zusandte, welche ich soeben herausgegeben hatte. Ich konnte jetzt die beiden Werke miteinander vergleichen und wußte nun, was ich von dem Scharfsinn meiner Richter zu halten hatte. Man wird mir ohne Zweifel Glauben beimessen, wenn ich sage, daß ich das meinige besser fand; aber was auch für Vorurteile natürlicherweise auf mein Urteil einwirken mußten, so bleibe ich doch dabei, es für gegründet zu halten. Wenn man die beiden Abhandlungen miteinander jetzt besonders vergliche, wo Künstelei der Worte der Wissenschaft der Dinge gewichen ist, würde man vielleicht meiner Meinung sein.

Man suche in der umständlichen Ausführung Lacretelles einen gediegenen Gedanken, eine kräftig geschriebene Stelle; man suche einige Sätze, einige Ideen, die das Gepräge eines edlen, aus dem Herzen, nicht aus dem Kopfe hervorgehenden Unwillens tragen: man wird sie nicht finden. Es ist ein Mann von Geist, nicht ein Bürger, welcher denkt; ein Redner, nicht ein Philosoph, welcher schreibt. Man trifft gerundete Sätze, gesuchte Phrasen, einen künstlichen Stil bei ihm; man glaubt, er sei immer auf der Lauer nach Formen und kümmere sich nicht um den Grund; sein Werk ist eine reiche Stickerei, die auf dem gröbsten Gewebe nicht weniger glänzen würde wie auf dem zartesten Stoffe.

Ich beurteile ihn jetzt, da die Sache von keiner Bedeutung mehr ist; er hat nicht so lange gewartet, seine Meinung über meine Arbeit auszusprechen: der Merkur von Frankreich lieferte im Laufe des Jahres 1785 einen ausführlichen und höchst vorteilhaften Bericht über sein Werk; später rückte er einen Brief ein, den ihm Thomas, der Lobredner, geschrieben hatte. Es war ein Stückchen von seiner alten Kunst; ihm zufolge glich nichts der Beredsamkeit Lacretelles. Dieser schämte sich vermutlich, daß er so viel von sich sprechen ließ, während man kein Wort von einem Werke erwähnte, das dem seinigen gleich geschätzt worden war, wollte mir Gerechtigkeit widerfahren lassen und ließ sich beikommen, selbst von mir zu sprechen.

Der Artikel, welchen er im Dezemberhefte 1785 über mein Werk lieferte, ist eine wahre Merkwürdigkeit; zuerst fühlt man sich über eines betroffen, nämlich, daß zwei Drittel des Artikels von Zitaten aus seinem eigenen Werke eingenommen werden. Er hat auf das Geratewohl, und der Form wegen, einige Stellen aus meiner Abhandlung, und zwar nicht die besten, herausgehoben, um sie andern aus seiner Denkschrift gegenüberzustellen, die ihm am geeignetsten schienen, die gehörige Wirkung hervorzubringen. Darauf erteilte er mir mit einem gewissen Beschützeransehen, das mich nicht sehr entzückte, guten Rat und Aufmunterung.

Ich denke, daß viel Eigendünkel dazu gehört, wenn man sich dazu hergibt, einen Mitbewerber zu belehren, wo gewiß die Untergeordnetheit des Schülers neben dem Meister nicht zu erkennen war. Wenn Lacretelle die Einfachheit meines Stiles, und was er meine Alltagsideen nennt, tadelt, so bin ich durchaus nicht versucht, seinem Rat Glauben beizumessen noch ihn zu befolgen, wenn er recht hätte. Denn der belehrende, absprechende Ton, den er annimmt, ist in seinem Munde übel angebracht und keineswegs überzeugend; sein Tadel gibt mir eine geringe Idee von seinem Geistes umfange. Ich sah in ihm den Redner, nie den Philosophen. Alltagsideen! Aber, großer Gott, waren sie nicht in aller Herzen, waren sie nicht so aufgeschossen, daß sie die bürgerliche Gesellschaft beherrschten und der Regierung Achtung geboten? Und was kümmerte es mich, daß andere dieselben Ideen gehabt hatten, die ich aussprach, wenn jene sie fruchtlos ausgesprochen hatten? Hat man denn im Schreiben keinen andern Zweck, als zu schreiben?

Lacretelle hatte eine Phrase aufgefunden, die ihm passend schien, seinen Artikel damit zu beschließen; ich habe ihn nicht zur Hand, es tut mir leid, ich hätte sie gern wörtlich angeführt. Der Sinn war, daß meine Abhandlung um so bemerkenswerter wäre, da ich noch ein junger Mann, ein gewöhnlicher Advokat aus der Provinz wäre, der niemals die Hauptstadt gesehen habe. Er fügte hinzu, glaube ich, daß dieser Anfang zu großen Hoffnungen Grund gäbe, und ermahnte mich, fortzufahren.

Ich sah in diesen lobpreisenden Phrasen etwas ganz anderes, als was sie zu enthalten schienen; mir kam es vor, als ob jedes Wölkchen Weihrauch, das mir erteilt wurde, doch nur Lacretelles Kopf umzog. Überdies fühlte ich mich ein wenig gekränkt, daß man mir die Provinz vorwarf. Wenn man meinen Kunstrichter hörte, verdiente ich eher Aufmunterung als Lob; mein Werk müßte nicht an und für sich, sondern im Verhältnis zu den Umständen gewürdigt werden, unter denen es entstand, und die seinen Unvollkommenheiten zur Entschuldigung dienten. Alles dies war von Seiten meines Richters um so ungeschickter oder um so hinterlistiger, da das Falsche deutlich für jeden hervorspringen mußte, dem es bekannt war, daß ich in Paris erzogen worden und diese Stadt erst im 20. Jahre verlassen hatte.

Ich schrieb an Lacretelle, dankte ihm für seinen Artikel und benachrichtigte ihn bloß, ohne mich in einen unnützen Streit mit ihm einzulassen, daß ich die Hilfsquellen, welche die Hauptstadt den jungen Männern bietet, die sich den Wissenschaften ergeben, nicht so ganz entbehrt hätte, wie er es gedacht habe. Ich war höflich, nichts weiter. Unser Briefwechsel hörte damit auf.

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