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DRITTES KAPITEL
ОглавлениеIndessen war mein Rechtskursus beendet; ich hatte die Grade erlangt und konnte die Gönnerschaft eines ältern Juristen entbehren und mit eigenen Flügeln fliegen. Das einzige, worüber ich mich noch nicht entscheiden konnte, war der Ort, an dem ich das Amt ausüben sollte, dem sich schon mein Vater und Großvater gewidmet hatten. Ich schwankte zwischen Arras und Paris. Die Hauptstadt bot mir einen weitern Schauplatz, auf dem die handelnden Personen, unter den Augen eines unzähligen Publikums, auf einem sichern Wege zum Ruhme gelangen konnten; auf dem jedes beredte Wort in den Blättern, welche den gerichtlichen Verhandlungen geweiht waren, aufbewahrt wurde. Der Gedanke an Cochin, die Gegenwart Gerbiers spornten mich an. Aber wenn ich auf der andern Seite kälter überlegte, verschwanden die Täuschungen meiner Einbildungskraft. Was hatte ich, in Paris fast unbekannt, für Mittel, durch den Haufen junger Advokaten zu dringen, welche die Sitzungen von 10 Uhr versperrten und allesamt dem kleinsten Prozesse auflauerten? Durfte ich bei dieser Not an Beschäftigung meine ganze Zukunft dem Schicksale der ersten Sache preisgeben, die mir zuerkannt wurde? Doch war dies nicht der einzige Beweggrund, der auf meine Entscheidung einwirken mußte; ich war durchaus ohne Vermögen; meine Familie und die Personen, die Teil an mir nahmen, hatten bereits beträchtliche Opfer gebracht, um mir einen Beruf zu verschaffen; blieb ich in Paris, hatte ich noch lange keine Hoffnung, mir selbst genug zu sein; und der Gedanke widerstand mir, noch jemand, wer es auch sei, zur Last zu sein. Ich beschloß also, nach Arras zurückzukehren.
Im Schoße meiner Familie, von Freunden unterstützt, die Trümmer aus meines Vaters Praxis sammelnd, war ich durch den Ruf, den mir die Fortschritte meiner Kindheit gemacht, durch das Wohlwollen, das sich an meinen Namen heftete, sicher zu steigen und konnte vernünftigerweise hoffen, wenn auch kein Vermögen (ich habe niemals danach getrachtet), doch Auskommen und Achtung, den Lohn einer ehrenvollen Arbeit, mir zu gewinnen. Der Kreis, in dem ich mich bekannt machen wollte, war beschränkt, aber ich war, jede Eitelkeit beiseite gelegt, gewiß, mein Ziel zu erreichen, und besser war es für mich, der Erste in Arras zu sein, als der Zweite in Paris, überdies lag mir daran, vor allem unter meinen Mitbürgern bekannt zu werden; es kam mir zu, unter ihnen meinen ersten Kampf für die erhabenen Grundsätze der gesellschaftlichen Ordnung anzutreten: von ihnen allein erwartete ich damals meinen Lohn.
Meine Berechnung und meine Hoffnungen waren nicht irrig; von dem ersten Jahre meines Aufenthalts in Arras ab begann ich das Vertrauen meiner Mitbürger zu erhalten, die mir mehrere Prozesse übertrugen. Obgleich ich vom Parlamente zu Paris als Advokat aufgenommen worden war, mußte ich mich dennoch vom obern Gerichtshofe von Artois bestätigen lassen, was jedoch nur eine fiskalische Zeremonie und darum sehr nach dem Geschmacke der Herren Gerichtsschreiber war.
Der oberste Gerichtshof war eine Appellationsbehörde, deren Bezirk ziemlich ausgedehnt war. Der erste Präsident war zugleich Königlicher Kommissär bei den Pro- vinzialständen und vereinigte auf diese Art zwei Ämter, die bei einer verständigen Einrichtung der gesellschaftlichen Verwaltung hätten getrennt sein müssen, denn die Gerechtigkeit verlangt Unparteilichkeit, Unabhängigkeit als erste Eigenschaften ihrer Vertreter, und die ausübende Macht, jäh und eigensinnig ihrer Natur nach, duldet dieselbe Eigenschaft nicht in ihren Beamten.
Erster Präsident des Gerichtshofes war damals Herr Briois de Beaumetz18); er hat dieses Amt bis zu dem Augenblicke verwaltet, wo die Nationalversammlung die mannigfaltigen Rangordnungen der Gerichtsbarkeit unterdrückte, um diese letztere nach einem einfachern, gleichförmigen Plane umzuschaffen. Dieser Beamte bewies sich anfangs wohlwollend gegen mich; ohne Zweifel fand er einiges Verdienst in mir und hätte mich gern zu seinem Geschöpfe gemacht. Sein freundliches Benehmen dauerte jedoch nicht lange; mehr als einmal hatte ich Gelegenheit, mich über die Art des Verfahrens der Stände von Artois sowie über die seinige als Königlicher Kommissär auszusprechen. Ich tat es freimütig; ich beschwerte mich über die zahllosen Veruntreuungen dieser Provinzialveziere; ich klagte über ihre Gewalttätigkeiten, über die willkürlichen Bedrückungen, welche sie sich in der Verwaltung ihrer Ämter erlaubten. Es war von meiner Seite freilich nur Gerede. Aber es kam zu den Ohren des ersten Präsidenten, der mich von nun an kaltsinnig behandelte und sich keine Gelegenheit entgehen ließ, mir die Sitzungen peinlich zu machen. Ich frug nichts danach und tat mehr; ich machte, wie ich an seinem Orte berichten werde, im Jahre 1789 eine Denkschrift bekannt, die Herrn von Beaumetz aufs höchste entrüstete und ihn zu meinem erklärten Feinde machte. Ich habe seither mehr als einmal Gelegenheit gehabt, ihm auf meinem Wege zu begegnen, und ich weiß nicht, ob er sich innerlich über den kleinen Krieg freute, den er gegen mich zu führen suchte, als wir beide Mitglieder der konstituierenden Versammlung waren. Es ist eine wichtige Begebenheit in meinem Leben; ich werde darauf zurückkommen.
Zur Zeit, von der ich jetzt spreche, genoß ich noch seines ganzen Wohlwollens; er schien einen lebhaften Anteil an meinen ersten Versuchen zu nehmen und sich über meinen Erfolg zu freuen. Ich plädierte zu wiederholten Malen und empfing die Glückwünsche meiner Richter und, was seltener ist, die meiner Amtsbrüder. Doch war es das nicht, was ich wollte; ungeduldig wartete ich auf die Gelegenheit, welche die Augen des Publikums auf mich richten sollte. Ein sonderbarer Rechtshandel, der mir im Jahre 1783 übergeben wurde, verschaffte mir diese: hier der Tatbestand, der übrigens einige Erörterung verdient.
Franklin19) war nach Paris gekommen, um bei der französischen Nation um Hilfe für die empörten Amerikaner zu bitten. Die Sache, welche er verteidigte, war so schön, der Geist des Volkes für diesen edlen Schwung der Neuen Welt so günstig gestimmt, daß alle Augen teilnehmend auf den Freund Washingtons gerichtet waren. Die öffentliche Meinung sprach sich mit einer solchen Kraft aus, daß die Minister, zum ersten Male vielleicht, ihr weichen mußten. Die Unterhandlungen Franklins waren von Erfolg: Französische Schiffe und Regimenter wurden ausgerüstet, um die Rechte des Volkes zu verteidigen; ein hochsinniger Enthusiasmus bemächtigte sich der Gemüter; Freiwillige boten sich in großer Zahl für diese ruhmvolle Sache an, und die Freiheit Nordamerikas ward errungen.
Unter der Hülle des Politikers wußten die Franzosen, trotz ihres sorglosen Leichtsinnes, den weisen, den uneigennützigen Freund der Menschheit herauszufinden. Franklin hatte uns für unsere großmütige Gastfreundschaft gelohnt, indem er die Erde unter unserm Freiheitsbaume auflockerte; indem er die Keime ausstreute, die später gereift sind; er lohnte uns noch, indem er Frankreich eine bewunderungswürdige Entdeckung, die Frucht seines beobachtenden Genius, vermachte. Durch die Erscheinungen der Elektrizität war er auf ein eben so einfaches als sinnreiches Verfahren geleitet worden, Gebäude und Schiffe vor dem Blitz zu bewahren. Die amerikanischen Freistaaten nahmen die Anwendungen dieser elektrischen Eisenstangen mit Enthusiasmus auf. Franklin sprach davon mit den Parisern, bezeigte sein Erstaunen, daß ihnen diese heilsame Erfindung noch fremd geblieben sei. Seine Ermahnungen blieben nicht fruchtlos; bald wurde der Eifer allgemein, die Dächer der Häuser, der Paläste wurden mit diesen leichten Blitzableitern versehen.
Die Provinz Artois nahm diese Entdeckung nicht zuletzt auf; aber hier, wie überall, setzte der Geist des Aberglaubens und der Unwissenheit alles in Bewegung, die Bestrebungen der Freunde der Menschheit scheitern zu lassen. Man stellte den leichtgläubigen Gemütern der Landbewohner vor, daß eine solche Erfindung das Werk des Teufels und daß es eine Beleidigung für die Gerechtigkeit des höchsten Wesens sei, Vorsichtsmaßregeln zur Abwendung des Blitzes zu ergreifen, der die erhabenste Offenbarung seiner Macht sei. Diesem religiösen Schrecken fügte man noch die Sprache des immer gern gehörten Privatinteresses hinzu; man behauptete mit einer seltenen Frechheit, daß der Blitz häufiger in die Häuser schlüge, die mit dem elektrischen Drahte versehen, als in die, welche ohne dergleichen wären; und daß, wenn er auch jene Häuser selbst nicht träfe, er dafür die in der Nähe gelegenen verheere. — Diese boshaften Urteile wurden von einigen ununterrichteten Leuten aufgefangen, die bald ihre Widersetzlichkeit deutlich zeigten. Bei folgender Gelegenheit nämlich: Herr von Vissery von Boisvallé, ein reicher Eigentümer von St. Omer, der aus Liebe zu den Naturwissenschaften einige Versuche angestellt hatte, um sich von dem Nutzen der Gewitterableiter zu überzeugen, beeilte sich nach den glücklichen Ergebnissen, einen solchen auf seinem Eigentum anzulegen. Die Nachbarn erschraken, beklagten sich; zuletzt kamen sie bei dem Schöffen von St. Omer um Abschaffung dieses Blitzableiters ein. Große Beratschlagung unter diesen ehrlichen Amtspersonen, die kein Wort von dieser Sache verstanden, sie schlichteten, wie es Richter des 15. Jahrhunderts getan hätten, und Herrn von Vissery verurteilten, die unglückliche Stange herunterzureißen. Herr von Vissery hielt sich nicht für geschlagen; er fragte mich um Rat, und ich forderte ihn auf, zu appellieren, um dieses lächerliche Urteil umstoßen zu lassen. Ich wurde beauftragt ihn vor dem Obergerichtshofe zu verteidigen. Da es sich um einen Gegenstand handelte, der damals alle Gemüter einnahm, so wollte ich die öffentliche Meinung für meine Sache in Anspruch nehmen, weil ich überzeugt war, daß meine Richter, welche Lust sie auch hatten, im alten Geleise zu bleiben, doch fürchten würden, gegen die Meinung zu verstoßen, die bereits zu einer Macht angewachsen war. Ich gab eine Denkschrift heraus, welche ich in Arras und Paris reichlich verbreiten ließ. Ich behandelte darin die gesetzliche Aufgabe, beschäftigte mich aber auch, was eine Neuerung in unserm Provinzialrechte war, zu gleicher Zeit mit der physischen, die ich von allen Seiten untersuchte. Meine Denkschrift fand Beifall und brachte mir schmeichelhafte Briefe von ausgezeichneten Gelehrten ein. Von da an war meine Sache gewonnen und der glückliche Erfolg vor Gericht erleichtert. Der Hof stieß durch seinen Spruch vom 31. Mai 1783 das Urteil der Schöffen von St. Omer um und erlaubte Herrn von Vissery, seinen Blitzableiter wieder aufzurichten.
Dieser Prozeß gründete vollends meinen Ruf und breitete ihn selbst über den Bezirk meiner Geburtsstadt aus; der Kardinal Rohan, der übrigens ein eifriger Anhänger alles Neuen war, ließ sich schriftlich bei mir für die Zusendung meiner Druckschrift bedanken; er war für die Entdeckung Franklins ebenso voller Enthusiasmus, wie er es für Mesmers20) wunderbaren magnetischen Kasten und für die Zaubereien Cagliostros21) gewesen war. Bei einer Geistesrichtung, wie die seinige, findet man spät oder früh notwendigerweise einen Betrüger, von dem man geprellt wird22).
Mein Geschäftszimmer bekam Zulauf; die Arbeiten nahmen überhand, ich hatte mich eines glücklichen Lebens zu freuen; meine Schwester wohnte bei mir und bewies mir, worin sie nie aufgehört hat, die zärtlichste Zuneigung. Ihr sanfter, hochherziger Sinn, ihre duldsame, aufgeklärte Frömmigkeit, die Reinheit ihrer Sitten hatten ihr Ansehen und Achtung bei allen ihren Bekannten verschafft und machten sie mir von Tag zu Tag teurer. Einige geistesverwandte Freunde bildeten unseren engeren Kreis. Ihrer unbedingten Vertrauenswürdigkeit durfte ich alle Ideen offenbaren, die in meinem Kopfe gärten; und bald bildete sich, sei es, daß ich ihrer Überzeugung folgte, sei es, daß dieselben Betrachtungen zu ähnlichen Schlüssen führten, eine völlige Gleichheit der Ansichten über politische Gegenstände unter uns.
Aus der Zahl derer, welche meine gewöhnliche Gesellschaft bildeten und am meisten mit mir übereinstimmten, muß ich die beiden Gebrüder Carnot hervorheben, welche vermöge der Vollmacht, die sie von den Wählern des Pas-de-Calais erhalten hatten, jetzt an der gesetzgebenden Versammlung teilnehmen. Beide zeichneten sich damals als treffliche Genieoffiziere durch eine Vaterlandsliebe aus, die sich niemals verleugnet hat. Der älteste, ein Mann von hervorragenden Verdiensten, hat über die Befestigungskunde eine bemerkenswerte Schrift herausgegeben. Seine gegenwärtigen Arbeiten beweisen, daß er in allen Zweigen der Kriegskunst gründlich erfahren ist, und daß man nicht General gewesen zu sein braucht, um eine Armee kommandieren zu können. Daß Carnot aber auch sehr hübsche Verse, selbst Liebes- und Trinklieder macht, wird das große Publikum, das ihn nur als den mit ernster Würde auftretenden Verwalter der öffentlichen Angelegenheiten kennt, vielleicht nie erfahren. Mein ehemaliger Professor der Rhetorik, Fosseux, befand sich zu dieser Zeit in Arras; im Kollegium hatte er sich für verpflichtet gehalten, seine patriotischen Meinungen, die dort nicht gang und gäbe waren, zu verbergen; als er aber wieder frei war, benutzte er auch sein Recht, wieder zu denken und in dem Kreise einiger Freunde seine nichts weniger als monarchischen Ideen zu propagieren. Er war ein hervorragender Schriftsteller, gleich begabt für Prosa wie für Verse, und die Akademie von Arras, der er angehörte, besaß kein glänzenderes Mitglied als ihn.
Unsere gewöhnlichen Zusammenkünfte mit den eben genannten Personen und einigen andern jungen Leuten, die die gleichen Ideen vertraten, wurden immer häufiger; um ihnen ein Siegel aufzudrücken und einen feierlichen, geheimnisvollen Charakter zu verleihen, der schwachen Geistern imponieren könne, hatte ich den Gedanken, aus unserer Gesellschaft eine Art Freimaurerloge zu bilden. Diese Art Vereine war damals geduldet, oder die Behörden druckten doch wenigstens ein Auge zu, um die Gefahr nicht zu sehen, die ihnen von dieser Seite drohte.
Schon der Name der Gesellschaft, die wir errichteten, war eine bittere Ironie. Man nannte sie die Gesellschaft der Rosati, als ob wir die aufgerufen hätten, welche mit rosenbekränzter Stirn in berauschendem Wohlgeruche schwelgen und nachlässig zum Feste gelagert, den Becher an die Lippen setzen und keine andere Sorge kennen als die, ihre Gelage zu verlängern und ein neues Bankett an das eben geendete anzuschließen! Aber nein, es war kein Aufruf an entnervte Schwelger — es war eine Verschwörung gegen sie.
Unsere Gesellschaft war nur zum Schein ausgelassenen Zusammenkünften gewidmet, man sang die unschuldigsten Lieder von der Welt, denn der Gott des Weines, die Göttin der Liebe, die Grazien, die Nymphen, Sylen, und was weiß ich, der ganze mythologische Troß mußte der Reihe nach herhalten; man hätte uns für die fröhlichen Schüler Collés halten können, und ich glaube wahrhaftig, wir hätten ihm Ehre gemacht. Der muntere Ton, der sich am wenigsten der Empörung nähert, ward ohne Schwierigkeit an unserer Tafel zugelassen. Ich erinnere mich in dieser Hinsicht eines Liedes von Carnot, es heißt, glaub’ ich, die Denn und die Aber, das in seiner Art ein kleines Meisterstück war; nur mußte er es nicht selbst singen; so sehr er sich anstrengte, er konnte aus seinem Ernste nicht herauskommen. Auch ich lieferte meinen Beitrag, zwar nur armselige Kleinigkeiten, aber ich erwähne ihrer, um denen, die ein wildes reißendes Tier aus mir gemacht haben, zu zeigen, daß ich niemals Feind einer unschuldigen Freude war, und daß auch ich mich aufheitern konnte. Aber dies war nur der scheinbare Zweck unserer Gesellschaft; wir hatten noch andere Sachen zu tun, als zu trinken, zu essen, zu singen. Die Eigenschaft eines Bürgers, deren Wert wir vollkommen fühlten, legte uns ganz andre Pflichten auf. An bestimmten Tagen kamen wir zusammen, um uns über die wichtigsten Gegenstände zu besprechen. Anfangs beschäftigten uns die Theorien; die Schriften der Philosophen, besonders die Rousseaus, boten uns deren eine große Anzahl, die zu großen Auseinandersetzungen führten. Darauf suchten wir die Mittel auf, welche den Bürgern zum Handeln freigelassen waren, um sich von einer nicht mehr zu ertragenden Lage loszumachen und der guten Sache und der Wahrheit den Sieg zu verschaffen. Als später für die Gewalt der Horizont sich verfinsterte, für das Volk aber aufklärte, brachten wir Streitsachen von dem regsten Interesse vor: über das Recht, Kopf für Kopf zu stimmen, die Verdoppelung des dritten Standes23) und die Befugnisse der Generalstaaten. Da wir wenig Zutrauen zu den Grundsätzen der Staatsbeamten hatten, so setzten wir unter der Hand die Angriffspläne fort, die den Volks- rechten den Triumph sichern sollten, und bestrebten uns, unsern Mitbürgern die kraftvolle Vaterlandsliebe einzuhauchen, die in uns glühte; der Erfolg krönte unsere Bemühungen, die Mehrheit der Abgeordneten von Artois verteidigte in der Nationalversammlung die Grundsätze der Freiheit und Gleichheit.
Unter den zahlreichen Ursachen, denen man den einmütigen Trieb des französischen Volkes nach seiner Wiedergeburt zuschreiben darf, sind, glaube ich, auch die Gesellschaften von großer Wichtigkeit, welche sich, nach Art der unsrigen, durch das ganze Reich verbreitet, gleichzeitig die Massen aufgeregt und eine große Anzahl Menschen an die Staatsgeschäfte gewöhnt haben. Freilich war der Weg noch weit von da bis zu unserm Jakobinerklub24), seiner widerhallenden Rednerbühne und seinem überwiegenden Einflüsse auf unsre Versammlungen; aber es offenbarte und erhielt sich hier doch wenigstens das Bedürfnis der Tätigkeit, in welcher das Leben der freien Staaten besteht; hier bildete sich der Gemeingeist. Bei dem Charakter unserer Nation, die Widerstand anregt, Genuß ermüdet, mußten diese geheimnisvollen Gesellschaften bewundernswürdige Ergebnisse hervorbringen.