Читать книгу Time of Lust | Band 4 | Geliebter Schmerz | Roman - Megan Parker - Страница 4

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Neue Regeln und Rituale

Die Landung in der Realität war hart ...

Ich lag auf der Matratze in meinem Verlies und David saß neben mir. Er trug noch dieselbe Kleidung wie gerade eben – die schwarze enge Hose mit ihrem edlen Glanz und das aufgeknöpfte weiße Hemd. Es konnten bloß ein paar Minuten vergangen sein, seit Santiago die »frohe Botschaft« verkündet hatte.

Noch immer fassungslos starrte ich in Davids jadegrüne Augen. Er hielt meine Hand und schwieg.

Ich spürte, er wollte sich dazu nicht äußern, und mein erster Impuls war, ihm auch keine Fragen zu stellen. Doch wenn ich an die geplante Hochzeit dachte, kamen Gefühle in mir hoch, die ich so noch nie wahrgenommen oder bis dahin unter­drückt hatte ... Es fühlte sich an, als hätte ich bei Santiago für immer verspielt. Mir war nicht mal bewusst gewesen, dass ich ihn vielleicht auch hätte heiraten wollen, aber dass er jemand anderen heiraten würde, schmerzte unsagbar, und dass dieser »Jemand« David war, machte die Sache nicht besser. Wie es aussah, sollte ich also zwei Männer auf einen Schlag verlieren. Ich wandte ich mich von David ab und heulte bitterlich.

Zärtlich legte er seine Hand auf meinen Rücken und streichelte mich. David ließ mir Zeit ... Erst, als ich mich nach einer Weile nicht beruhigen konnte, fasste er an meine Schulter und drehte mich wieder auf den Rücken.

»Wieso trifft dich das so sehr?«, fragte er leise.

»Ich weiß es nicht«, schluchzte ich. »Vielleicht hätte ich ihn auch heiraten wollen.« Unweigerlich dachte ich an das lange intime Gespräch, das ich erst gestern mit David geführt hatte ... und an meinen Herzenswunsch. Hatte ich einen Fehler gemacht? Hätte ich mir etwas anderes wünschen sollen? War es falsch gewesen, mir nichts sehnlicher zu wünschen, als eine Nacht mit David und Santiago gemeinsam verbringen zu dürfen, während offenbar viel mehr auf dem Spiel gestanden hatte.

David nickte verständnisvoll. »Es hätte mich gewundert, wenn du es nicht gewollt hättest. Alle Mädchen hier auf Ivory würden ihn heiraten. Die einen sagen es offen, die anderen nicht. Vermutlich würden auch die meisten Frauen da draußen ihn heiraten. Er ist attraktiv, steinreich und lebt im Paradies. Da lässt es sich schnell über seine sexuellen Eskapaden hinwegsehen ... Aber Santiago heiratet keine Frau! Er würde nie eine Frau heiraten oder einem weiblichen Wesen diesen Stellenwert an seiner Seite geben. Mit Frauen hat er Sex, vielleicht leidenschaftlichen Sex, vielleicht hast du das Gefühl, er liebt dich, aber nichts davon bringt dich je auf eine Ebene mit ihm, weil er das nicht zulässt! Wann begreifst du das endlich?«

Entsetzt starrte ich David an. Seine Worte überrollten mich wie eine Naturkatastrophe. Wie konnte er bloß so grausam sein? Ich weinte haltlos und rang nach Luft.

»Ja ... Jetzt gerade!«, japste ich, drehte mich wieder von ihm weg und erstickte meinen Schmerz hemmungslos lautstark in der Matratze.

Ich hörte, dass David langsam aufstand und ging. Ein paar Augenblicke lang war es ruhig, danach betrat jemand anderer mein Verlies. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und erkannte durch den Schleier meiner Tränen Santiago. Schluchzend wischte ich über meine Augen.

Er wirkte besorgt. »Ich will dich jetzt aber nicht verlieren!«, meinte er gebieterisch.

Eilig schüttelte ich den Kopf. Ich wollte ihn auch nicht verlieren. Ich wollte ihn heiraten.

Santiago sah mich skeptisch an, setzte sich zu mir auf die Matratze und kam mit seinem Gesicht ganz nahe vor meines. »Du hast kein Recht zu gehen, vergiss das nicht!«, beschwor er mich.

Ich nickte.

Daraufhin begann er, mich leidenschaftlich zu küssen. Und während seine Hitze sich auf mich legte und seine Begierde in meinen Mund strömte, wollte ich alles um mich herum vergessen.

Aber sein Kuss war nur ein schwacher Trost ...

Während der nächsten Tage fühlte ich, ihn zu verlieren. Er war restlos stolz und überschwänglich verliebt in David. Alles drehte sich um die geplante Hochzeit. Darüber konnten mich auch die neuen Regeln und Rituale nicht hinwegtrösten ...

***

Damian kam kurz nachdem Santiago gegangen war. Ich lag noch sinnlich benebelt von seinem Kuss auf der Matratze. Er zog mir die High Heels aus und erklärte mir, dass wir sie ab sofort im Verlies nicht mehr tragen mussten – vor allem in der Nacht nicht! Für alle Inselrundgänge gäbe es Sportschuhe und am Strand sollten wir barfuß laufen. Auch die Matratze, auf der ich lag, durfte ich behalten. Damian meinte, die gehöre von nun an zur Grundausstattung im Verlies und würde mir auch niemand mehr wegnehmen.

»Heißt das, ich bleibe im Keller?«, fragte ich entsetzt, schließlich hatte ich bis heute Morgen noch oben in der Villa gewohnt.

Damian nickte. »Ja. Alle Mädchen bleiben im Keller. Daran soll sich auch nichts mehr ändern.«

Ich wurde blass vor Schreck und setzte mich auf, um ihm näher zu sein. »Worum soll ich dann noch kämpfen?«, klagte ich vorwurfsvoll.

»Bis zur Hochzeit um gar nichts, Zahira! Das ist vergebene Liebesmüh.«

»Und wann ist die?«

»In zwei bis drei Wochen. Der Termin steht noch nicht fest.«

»So schnell schon?! Lädt er keine Leute ein?«

Damian lächelte. »Nein, er möchte einen privaten Rahmen. Vermutlich nur mit David allein. Aber das ist alles noch nicht fix.«

Mir kamen schon wieder die Tränen. Ich wollte fragen, ob ich dabeisein durfte, aber ich schaffte es nicht, die Worte aus meiner Kehle zu würgen.

»Aber ... ich muss mich noch von Jana verabschieden!«, schluchzte ich, als mir einfiel, dass Santiago heute Morgen entschieden hatte, sich von ihr und Amanda zu trennen. Jana sollte auf irgendein Anwesen von Davids Bekannten kommen, die ebenfalls eine blinde Tochter hatten.

Damian seufzte. »Ihr habt euch bereits verabschiedet. Die Szene heute Morgen war emotional genug!« Dann setzte er sich zu mir und streichelte über meine Haare. »Alice geht es ähnlich wie dir«, sagte er.

Ich schniefte. Sollte mir das etwa helfen?

»Ihr müsst aufpassen«, meinte er weiter. »Lilienné steckt das alles ganz locker weg! Sie gibt sich unheimlich souverän, und wenn Santiago sich heute für eine von euch entscheiden müsste, dann würde er Lilienné wählen. Sie ist sehr stark und lässt ihn nie daran zweifeln, dass sie mit ihm glücklich ist. Egal, welche Entscheidungen er für sie oder sich selbst trifft.«

Ich spürte Hitze in mir aufsteigen. »Lilienné fickt mit Edward!«, wollte ich ihm am liebsten ins Gesicht schreien! Konnte das niemand sehen?! Ich hätte es David sagen sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte. Es war leicht, sich von Santiago emotional zu distanzieren, wenn man hier auf Ivory jemand anderen hatte, den man liebte. Ich hatte es David in unserem Gespräch noch anvertrauen wollen, aber dann in letzter Sekunde zurückgehalten. Ich konnte Lilienné das nicht antun. Edward nutzte jede Gelegenheit, um mit ihr allein zu sein, er nahm sie beim Sport zur Seite, am Strand oder wenn wir mit einer Yacht ausfuhren ... Und Santiago war wohl geblendet, weil sie seit Neuestem die Königsdisziplin beherrschte! Aber das taten auch Alice und ich!

»Du bist sehr unausgeglichen«, stellte Damian fest, während er in meinem Gesicht zu lesen versuchte.

»Ja!«, sagte ich mit einem Hauch von unterdrücktem Zorn.

Damian nickte. »Dann wird dir unser neues abendliches Ritual guttun. Ich hole dich später ab.«

Er stand auf und wollte gehen.

»WARTE!«, platzte es aus mir heraus. »Lilienné schläft mit Edward!«, fügte ich leise hinzu. Mein Herz klopfte mir bis zu Hals. Ich glaubte, ich würde sie verraten.

Damian aber blieb unbeeindruckt. »Ja. Edward hat eine Erlaubnis.«

»Eine Erlaubnis? ... Wofür?!«

»Edward darf im Keller frei wählen. Das hat er sich mit Santiago in einem günstigen Moment ausgehandelt«, erklärte Damian. »Ich muss jetzt gehen, Zahira. Wir sehen uns später.«

Die Tür schloss sich und ich blieb allein in meiner Zelle zurück.

Ich konnte es nicht glauben. In einem günstigen Moment? Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, die Welt hätte sich gegen mich verschworen!

Und dieses Gefühl wollte nicht enden! Zu späterer Stunde holte uns Damian aus den Verliesen. Ich musste meine High Heels wieder anziehen. Dazu gab er mir ein kurzes rosa kariertes Faltenröckchen, das kaum mehr als ein breiterer Stoffgürtel war, und ein Bustier, ebenfalls so knapp geschnitten, dass ich direkt fürchten musste, meine Brüste würden bei der ersten Bewegung herausspringen. Eine schmale weiße Lederkrawatte rundete die Schulmädchenuniform ab. Noch nie hatte ich eine Krawatte gebunden, aber Damian musste uns allen dreien damit helfen. Unsere Haare sollten wir zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenfassen, danach gingen wir den Flur entlang zu den hinteren Räumlichkeiten des Kellers. Ich konnte mich erinnern, hier von Amistad einmal ausgepeitscht worden zu sein. Doch nun wurden meine Blicke von anderen Geräten angezogen.

Damian führte uns zu einem niedrigen Gestänge, das gegenüber der Tür vor einem Spiegel aufgebaut war. Bevor er etwas dazu erklärte, gab er uns jeweils einen roten Gummiball als Knebel in den Mund. Die Riemen wurden im Nacken festgezurrt.

»Die Geräte sind noch von Amistad«, erklärte Damian. »Er hat sie für seine Mädchen benutzt, wenn er keine Zeit für sie hatte, und soweit ich mich erinnern kann, hatte auch Natalie einmal das Vergnügen. Ihr werdet auf allen vieren kniend fixiert und anschließend eine Stunde lang von der Maschine befriedigt. Dieses Ritual wird euch von jetzt an jeden Abend begleiten. Etwas Ähnliches haben wir für den morgendlichen Frühstückstisch vorgesehen. Santiago möchte, dass ihr in Zukunft täglich mit ihm oben in der Villa frühstückt.« Damian lächelte aufmunternd, als müssten wir uns über diese Ausgeburt an guten Nachrichten freuen.

Auf eine einladende Geste hin knieten wir nieder und beugten uns über zwei waagrechte Stangen nach vorn, wie über eine große Kiste. Ich spürte, dass durch die Bewegung mein Busen aus dem Korsett rutschte und bei einem Blick in den Spiegel vor mir sah ich, dass es Lilienné und Alice nicht anders ergangen war. Die Bustiers waren viel zu knapp und unsere Brüste hingen frei. Handgelenke, Füße und Knie rasteten in Manschetten ein, die sich bei Kontakt schlossen, und Damian erklärte uns, dass wir, wenn wir wollten, die Stirn auf der dritten Stange vor uns auflegen konnten. Dazu war das kleine Lederkissen darauf angebracht.

Danach benötigte er ein paar Minuten, bis er die Maschine hinter uns in Position geschoben hatte. Drei lange hautfarbene Dildos zielten nun auf unsere Hinterteile. Damian zog einen Handschuh über, besprühte uns mit Gleitgel und verrieb es mit flotten Fingern. Dann schob er das Gerät so nahe an uns heran, bis jeweils die Spitze eines Dildos die Schamlippen eines Mädchens berührte. Ich konnte nicht nach vorn ausweichen, denn in der Beuge meiner Hüfte lag eine quergeführte Eisenstange, von der ich zurückgehalten wurde. Damian betätigte einen Schalter und das Gerät begann leise zu surren. Gleichzeitig fühlte ich, wie der Dildo langsam meine Schamlippen teilte und in mich eindrang. Ich stöhnte, genau wie Lilienné und Alice. Der Dildo war feucht, rutschte gut, doch das erste Eindringen war ein Erlebnis, denn wir alle wussten nicht, wie tief es sein würde. Danach steigerte sich das Tempo und später merkte ich, dass das Gerät ein eigenes Programm verfolgte, bei dem sich Tempo und Tiefe der Stöße eigenmächtig regulierten.

»Alles in Ordnung?«, fragte Damian.

Lilienné sah ihn im Spiegel an und nickte. Alice nickte mit etwas Verzögerung. Ich seufzte, verdrehte meine Augen und legte meine Stirn auf das kleine Kissen vor mir. Es war gewöhnungsbedürftig, von einer Maschine so tief gestoßen zu werden und nicht ausweichen zu können.

»Der Dildo sondert von selbst immer wieder Gleitgel ab«, informierte uns Damian. »Es kann also nichts passieren. Und ihr dürft kommen, so oft ihr wollt!«

Wie großzügig!, dachte ich und konnte mir nicht vorstellen, neben Lilienné, die in unserer Mitte kniete, zu kommen.

Danach sah ich im Spiegel, dass Damian den Raum verließ. Die Maschine machte rhythmische Geräusche, die mich an das monotone Rumoren einer Waschmaschine erinnerten. Damian kehrte erst nach ein paar Minuten wieder zurück und zu meinem Entsetzen waren nun auch David und Santiago bei ihm.

Die Männer flüsterten und begutachteten kritisch, wie das Gerät im Einsatz funktionierte, während wir Mädchen vor den Spiegeln knieten und ihnen unsere Hinterteile zugewandt hatten.

Nach einer Weile kam Santiago näher, er hockte sich vor mich hin und packte mich mit einem strengen Griff an den Haaren, sodass ich ihn ansehen musste. Ich hätte sterben wollen vor Scham. Doch er nahm sich Zeit, den Ausdruck in meinem Gesicht zu beobachten, während ich von der Maschine bedient wurde. Ich fühlte das feuchte, geschmeidige Eindringen, die Konturen des Dildos, die mich in ihrer Bewegung mehr und mehr erregten. Verkrampft stöhnte ich mit dem Ball in meinem Mund. Santiago streichelte meine Brüste und knetete sie liebevoll, während die Maschine kontinuierlich ihren Rhythmus steigerte. Doch dann lächelte er und küsste mich auf die Wange. Er war distanziert, vermutlich, weil mir bereits Speichel aus dem Mund lief. Als nächstes wanderte er ein Stück weiter zu Lilienné und machte dasselbe mit ihr. Doch ihr nahm er den Knebel ab! Sie konnte ihren Mund schließen und lächeln ... aber viel mehr stöhnte sie, und während er sie festhielt und im Gesicht küsste, kam sie lautstark zu einem Orgasmus. Ich sah, wie er verzückt ihre Gefühlsexplosion mit gierigen Küssen empfing, wie er lächelte und stolz auf sie war. Und mir kam es exakt zur selben Zeit, denn unsere Maschinen verfolgten dasselbe Programm und hatten nun offenbar den ersten Höhepunkt erreicht. Doch die meisten meiner Laute wurden von dem Knebel erstickt. Hitze schoss mir ins Gesicht, ich schnaubte gepresst und sabberte. Auch Alice gab nur ein hektisches Brummen von sich, während Lilienné frei heraus stöhnte.

Nachdem sich Santiago ausgiebig an uns erfreut hatte, stand er auf, tätschelte Alice kurz die Wange und ging wieder zu den beiden Männern. »Wie viele Höhepunkte haben wir eingebaut?«, fragte er Damian.

»Planmäßig sind es vier«, erklärte er. »Es gibt alle fünfzehn Minuten diese schnellere Sequenz, aber das ist keine Garantie für einen Höhepunkt. Es hängt von den Mädchen ab, ob sie bereit dafür sind.«

»Wenn du hierbleibst, ist die Erfolgsquote vermutlich höher«, sagte David.

Sanitago lächelte geschmeichelt. Ich konnte es im Spiegel sehen. Er strich David durch die Haare und begann, ihn hingebungsvoll zu küssen.

Damian gab Lilienné inzwischen den Knebel wieder in den Mund und zurrte ihn im Nacken fest, danach verließen uns alle Männer. Ernüchtert sahen wir noch einmal in den Spiegel, unsere Blicke trafen sich für einen Moment, dann legte ich meine Stirn auf dem kleinen Kissen vor mir ab und gab mich dem Rhythmus der Maschine hin.

Ein paar Minuten später erlebten wir einen neuen Höhepunkt und ich stellte fest, wenn man auch nur ein bisschen empfänglich für die lustvollen Geräusche war, die eine Frau im Orgasmus von sich geben konnte, dann fiel es einem neben Lilienné ganz besonders schwer, sich zurückzuhalten. Ihre Ekstase war ansteckend. Daran änderte auch der Ball in ihrem Mund nicht viel. Sie verstand es, ihre aufflammende Erregung ohne Scheu in sehnsüchtige Töne zu verpacken, die mit jeder Steigerung drängender und flehender wurden, sodass man direkt mit ihr hoffte, dass sie bald kommen würde. Als ich heimlich zu ihr rübersah, beobachtete ich ihren zierlichen Körper, wie er sich unter schweren Atemzügen wand, zitterte und bebte. Und ihr Ausbruch war spektakulär, genau wie vorhin mit Santiago. Ihr Stöhnen und Japsen riss sowohl Alice als auch mich mit.

Erhitzt und mit weichen Knien wurden wir nach Ablauf der vier Sequenzen von Damian wieder abgeholt. Wir durften duschen und danach empfing mich die Matratze in meinem Verlies. Damian gab mir ein neues Nachthemd. Er hatte noch eine Überraschung für mich: Mit einem ehrlichen Lächeln vertraute er mir ein paar Bücher und Kataloge an, die Santiago angeblich nicht mehr benötigte. Sie waren aus den Besprechungen mit den Architekten während der Umgestaltung seines Zimmers übriggeblieben und zeigten verschiedene fernöstliche Einrichtungsstile. Teilweise waren es auch Hotelkataloge über Luxusresorts oder Bildbände über exotische Länder. Er meinte, ich hätte mir in den zwei Wochen, als Santiago neben mir im Tiefschlaf gelegen hatte, doch ständig so etwas angesehen.

Bestimmt wollte er mir damit einen Gefallen tun, aber ich konnte mich nicht wirklich darüber freuen. Es war etwas anderes, neben Santiago im Bett zu liegen und von fernen Ländern, Reisfeldern, Vulkanen und Baumhäusern zu träumen, oder dabei jeglicher Träume beraubt in einem kleinen Verlies zu sitzen. Vielleicht hätte er sich das denken können!

Ich beschloss, die Bücher nicht anzurühren, und schlief erschöpft von vier Orgasmen und all den Aufregungen des Tages ein.

***

Das Spiel beim Frühstück war ein anderes. Hier ging es Santiago offensichtlich nicht darum, uns zu befriedigen, sondern eher um Stimulation und Schikane. Er hatte für uns Mädchen neue Sessel anschaffen lassen. Sie waren weiß und rosa, im Stil von Barbie, jedoch massiv und keineswegs aus billigem Kunststoff. Ich fand bloß, sie passten überhaupt nicht zum braunen Tropenholz der übrigen Garnitur.

Wieder mussten wir diese knappen Schulmädchen-Uniformen tragen, von denen es offensichtlich viele Modelle gab – Karos in unterschiedlichsten Farben. Santiago erwartete uns bereits im Wohnzimmer der Villa.

Wir gingen zu unseren Plätzen und ich merkte schnell, dass man auf den neuen Sesseln nur in einer Position Platz nehmen konnte, da sie extrem ergonomisch geformt waren. Meine nackten Schenkel legten sich in vorgegebene Ausbuchtungen und meine Scham wurde von dem aufgeworfenen Falz geteilt. Mein Po berührte die Rückenlehne und ein festes Kissen brachte mein Kreuz in eine aufrechte Haltung. Ich musste flach atmen, damit mir die Brüste nicht aus dem Korsett rutschten. Damian schob uns allen die Sessel etwas näher an den Tisch heran. Danach nahm er uns gegenüber Platz.

Auch David, Edward und Marcus saßen auf der anderen Seite des Tisches, von der aus man Aussicht auf das Meer hatte, während Santiago wie gewohnt das Kopfende für sich beanspruchte.

Die Männer unterhielten sich und begannen frohgemut zu frühstücken. Bevor ich selbst zu einem Brötchen griff, bemerkte ich eine neue Fernbedienung, direkt neben Santiagos linker Hand. Das kühle Material meines Sessels hatte sich mittlerweile leicht angewärmt. Ich hatte beim Hinsetzen einen kleinen Noppenteil auf der Falz entdeckt, der sich nun zwischen meine Schamlippen drängte. An dieser Stelle fühlte sich das Material etwas anders an. Unweigerlich machte ich mir Gedanken, ob Santiago das, was ich vermutete, wirklich tun wollte.

Vorsichtig griff ich nach einem Brötchen, ohne meine Schultern oder Arme zu ausladend zu bewegen. Lilienné saß links von mir und hatte sich bereits ein Müsli gemischt. Alice zu meiner Rechten hatte eine Scheibe Lachs mit etwas Senfdillsauce auf dem Teller, als plötzlich das griffige Silikon zwischen meinen Schamlippen heftig zu vibrieren begann.

»Whuouu!«, entfuhr es Lilienné mit heller Stimme. Ich schnappte nach Luft, Alice ließ vor Schreck ihre Gabel fallen.

Die Männer lachten. Santiago hatte seine Hand auf dem Touch-Screen der Fernbedingung. Der Reiz an meinem Kitzler war betörend. Die Vibrationen setzten sich in meinem ganzen Unterleib fort. Ich atmete aufgeregt und blickte zu Alice, die gerade damit zu kämpfen hatte, dass ihre Brüste aus dem Korsett gerutscht waren. Verlegen strich sie sich durch die Haare, doch sie konnte so schnell nichts daran ändern. Die Oberteile waren so eng, dass man sie komplett öffnen, abnehmen und neu hätte anlegen müssen, um dieses Missgeschick zu korrigieren. Sie hatte also die Wahl, damit zurechtzukommen oder sich neu schnüren zu lassen. Doch als ich tiefer Luft holen musste, passierte mir fast dasselbe. Allerdings rutschte bei mir nur ein Busen aus dem Korsett. Wie in Zeitlupe quoll er hervor, bis Vorhof und Nippel etwas gepresst über den Rand eines Körbchens lugten. Ich schämte mich in Grund und Boden, wusste nicht, was schlimmer war ... mit beiden Brüsten am Frühstückstisch blank zu ziehen oder diese Asymmetrie? Unangenehme Hitze stieg mir ins Gesicht. Nebenbei vibrierten die kleinen Noppen ohne Unterlass in meiner mittlerweile feuchten Spalte. Hilfesuchend blickte ich zu Damian, mit der unausgesprochenen Frage in meinen Augen, ob ich das Bustier korrigieren durfte. Alice tat vermutlich dasselbe, denn Damian zeigte daraufhin mit dem Buttermesser abwechselnd auf unsere Brüste, um großzügig für alle anwesenden Männer zu sprechen: »Ich denke, wir können damit leben.«

Die Männer lachten.

Lilienné war die Einzige, die noch alles unter Dach und Fach hatte, ihr Dekolleté saß perfekt und die intime Stimulation konnte sie nicht weiter irritieren. Sie löffelte ihr Müsli und schielte mehrmals auf das Display bei Santiago, wo er die Stärke der Vibrationen steuerte. Ich merkte schnell, dass er es genoss, uns zu schikanieren. Er verstärkte die Vibrationen immer dann, wenn wir versuchten, zu essen. Kaum hatte ich etwas in meinem Mund, wurden die Reize unerträglich. Immer wieder brachte er eine von uns an den Rand eines Höhepunktes. Auch ich musste das erleben. Ich atmete schwer, glaubte in dem engen Mieder zu ersticken, merkte, wie sich mein Brustkorb heftig hob und senkte, und meine nackte Brust sich vulgär bewegte. Doch, kurz bevor ich kam, versiegten die Vibrationen abrupt und Santiago grinste anmaßend. Dieselben Phänomene beobachtete ich bei Alice und Lilienné. Sie legten jedes Mal das Besteck zur Seite und atmeten aufgebracht. Doch keine von uns durfte kommen. Und während Alice sich für ihre Erregung schämte, sah Lilienné ihm sogar dreist in die Augen. Sie gönnte Santiago damit das Vergnügen, erst ihr sehnsüchtiges Verlangen und danach ihre Frustration zu sehen, wenn er abbrach. Nebenbei unterhielten sich die Männer über andere Dinge. Ich konnte aber den Gesprächen kaum folgen, war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Ständig sexuell stimuliert zu werden und nebenbei essen zu müssen, war wie eine innere Blockade und in meinem Hirn kaum vereinbar.

Nach dem gemeinsamen Frühstück wurden wir auf wackeligen Beinen wieder zurück in den Keller gebracht. Santiago schloss das nette Beisammensein mit den Worten: »Die Erlösung gibt’s für euch am Abend.«

***

Bis dahin hatte ich immer gedacht, ich könnte mich an nahezu alles gewöhnen, doch die Wochen vor der Hochzeit wurden für mich zur Qual. Langsam begannen sogar mein Vertrauen zu David und die Hoffnung, die ich in seine Verbesserungsvorschläge gesetzt hatte, zu schwinden.

Die schlimmste Ernüchterung erlebte ich bereits am zweiten Tag, als ich feststellen musste, dass Lilienné am abendlichen Ritual nicht mehr teilnehmen musste, weil sie von Edward auserwählt worden war, und laut Damian würde der sie ohne­hin befriedigen! Aus demselben Grund nahm sie auch an den darauffolgenden Tagen nie wieder daran teil!

Also blieben Alice und ich allein an den Geräten. Doch während Alice damit offenbar irgendwie zurechtkam, machte mir dieses Ritual zu schaffen. Und je öfter es sich wiederholte, desto entwürdigender fand ich es.

Edward war derjenige, der täglich Sport mit uns trieb. Er lief gewöhnlich mit Lilienné voraus, während Alice und ich den beiden folgten. Bei einer kurzen Pause auf der anderen Seite der Insel gelang es mir, ihn unter vier Augen anzusprechen.

»Hat dir Lilienné von unserem abendlichen Ritual erzählt?«, fragte ich ihn.

Er nickte.

»Du weißt also, was sie sich erspart, weil du sie jeden Tag auswählst?«

»Ja«, meinte er und sah mich mitfühlend an.

Unweigerlich traten Tränen in meine Augen. Selten zuvor hatte ich mich Edward so sehr ausgeliefert gefühlt wie in diesem Moment. »Du könntest auch ein anderes Mädchen wählen«, hauchte ich geknickt.

Er nahm mich in seine Arme und streichelte über meinen Rücken.

»Du müsstest ja gar nichts mit mir machen«, schluchzte ich. »Es weiß ja keiner.«

Er seufzte. »Wenn ich dich auswähle, kann ich Lilienné nicht auswählen«, gab er mir zu bedenken.

»Bitte ...«, flehte ich.

»Zahira, ich kann nicht. David hat es verboten. Du darfst das eigentlich nicht wissen, aber er hat Exklusivität für dich angeordnet. Auch Damian darf nicht! Und David selbst verzichtet. Außer Santiago schläft keiner mit dir.«

»Was?« Erschrocken löste ich mich aus seiner Umarmung. »David? ... Wieso tut er das?«

»Ich weiß es nicht«, versicherte Edward.

Er hatte keine Erklärung dafür und wir liefen weiter. Doch von diesem Moment an war mir Davids Verhalten noch viel unerklärlicher.

***

Ich ließ ein paar Tage vergehen und versuchte verzweifelt, mit meinem Schicksal zurechtzukommen, und damit, dass jeden Tag dasselbe mit uns passierte und wir nichts dagegen tun konnten. Man holte uns morgens und abends für die geplanten Rituale. Während wir morgens ausgiebig erregt wurden, wurden wir abends ausgiebig befriedigt, zwischendurch ging Edward mit uns zum Laufen, die gesamte übrige Zeit verbrachten wir einsam in den Verliesen.

Ich begann sogar, die Bücher und Kataloge durchzublättern, die mir Damian gebracht hatte. Immer wieder blieb ich bei Berichten über Bali und die Südsee hängen. Für mich waren es damals die schönsten Plätze auf der Welt und ich musste direkt schmunzeln, wenn mir auffiel, wie wählerisch ich doch war ... anstelle von der Ferne zu träumen, wäre ich doch schon glücklich gewesen, einfach nur nach oben zu dürfen, zu David und Santiago. Aber die beiden waren offensichtlich zu sehr mit ihren eigenen Plänen beschäftigt, um sich mit uns zu befassen.

Wehmütig blätterte ich auch jene Kataloge durch, die mich weniger interessierten. Ich fand einen über Luxushotels in der Karibik, und er weckte plötzlich mein Interesse, als ich auf das Seven Seas stieß. Es war das Resort auf Aruba, in dem ich damals bei meinem Bikini-Model-Shooting untergebracht gewesen war! Ich hatte nicht damit gerechnet, ein Hotel in diesen Katalogen zu finden, in dem ich selbst einmal logiert hatte. Interessiert las ich die Beschreibung und plötzlich entdeckte ich auch ein Bild von Ronan! Offensichtlich hatte er sich, als es darum ging, die Hotelbar ansprechend in Szene zu setzen, selbst als Model zur Verfügung gestellt! Er trug einen dunklen Anzug, saß einsam mit einem Glas Whiskey an der Bar und lächelte charmant. Als ich daneben auch noch ein Bild von der kleinen Strandhütte entdeckte, wo wir uns das erste Mal nähergekommen waren, stiegen mir Tränen in die Augen ... Wie attraktiv er doch war, wie sexy und verführerisch, und wie sehr ich ihn begehrt hatte! Alles hätte damals so schön sein können, wären da nicht die Schatten aus meiner Vergangenheit gewesen, die meiner Unbeschwertheit einen Riegel vorgeschoben hatten. Ich seufzte ... Gleichzeitig fiel die erste Träne auf das Papier ... eine zweite und eine dritte.

Ich musste aufhören an Ronan zu denken! Solange mein Leben mit Santiagos Liebe und Aufmerksamkeit noch ausgefüllt gewesen war, hatten mich Gedanken an Ronan nie belastet, aber heute machten sie mich traurig.

Schweren Herzens schlug ich den Katalog wieder zu und widmete mich einem Bildband über Indonesien.

***

Inzwischen hatte ich mich an das Frühstücksritual zumindest soweit gewöhnt, dass ich neben der intimen Stimulation auch essen und den Gesprächen der Männer folgen konnte. Ich spitzte jedes Mal meine Ohren, wenn es um die Hochzeit ging. In Etappen fand ich heraus, dass sie auf einer Insel heiraten und einen erlesenen Kreis von maximal zehn Personen einladen wollten. Und auch wir Mädchen dürften mitkommen! Santiago überlegte sogar, Natalie für die Tage der Feierlichkeiten von Los Angeles einfliegen zu lassen, weil er eine Anzahl von drei Mädchen als zu gering, unausgeglichen und nicht standesgemäß empfand. Gegen Jana oder Amanda verwehrte sich David.

Bloß über die Destination war man sich noch nicht im Klaren. Hawaii, Fidschi und Bora Bora standen zur Diskussion. Der Klang der Südseeinseln in meinen Ohren ließ mein Herz sofort höher schlagen und ich hatte direkt Probleme, meinen Atem in diesem engen Bustier zu regulieren. Aber sie erwogen auch Santiagos Stammhotel auf den Bahamas, wo die Anreise weit kürzer und alles schon auf Santiago abgestimmt war. David meinte, jedes neue Hotel wäre ein Risiko, da man sich bei Santiagos Allüren nie sicher sein konnte, dass der Urlaub dort nicht in einem Fiasko enden würde.

Andere Einzelheiten über Kleidung, Gästeliste oder den Termin konnte ich nicht herausfinden. Ich wusste auch nicht, ob ein Hochzeitsplaner beauftragt worden war. Ich hatte das Gefühl, jedes Mal, wenn es interessant wurde, war unsere begrenzte Zeit auch schon vorüber und man schickte uns in den Keller, wo sich die leidigen Sitten und Rituale fortsetzten.

Ich beneidete Lilienné. Sie hatte wenigstens Edward, an den sie denken konnte und von dem sie jeden Abend wieder abgeholt werden würde. Vermutlich hätte ich ahnen sollen, dass man Edward derzeit nicht vertrauen konnte. Es war leichtsinnig gewesen, eine Bitte an ihn zu richten ... Aber das wurde mir erst in der letzten Woche vor unserer Abreise bewusst ...

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