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Bellas Tagebucheintrag

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Leide ich tatsächlich an einem Hitzschlag?

Das waren die irrsinnigsten Tage meines Lebens, darum beginne ich ein Tagebuch. Sonst glaube ich mir vielleicht selbst am Ende nicht.

Bisher genoss ich das Leben eines typischen Kleinstadtmädchens. Vor Kurzem kündigte Mama nach einem besonderen Traum an: „Medo, bald wird etwas Besonderes passieren!“

Sie spricht mit etwas Akzent Amerikanisch, da sie ursprünglich aus einem Indianerreservat stammt und als Kind nur die Sprache der Lakota gelernt hatte. Meine Mutter verfügt über eine besondere Gabe. Mamas Vorfahren waren angeblich Medizinmänner, Hexen oder Traumdeuter. Nach Träumen mit einem wackligen Zahn erkrankt jemand. Fiel der Zahn heraus, starb dieser sogar. Ein verwurzelter Zahn wies auf einen Blutsverwandten hin. Wenn Schlangen beißen oder es zumindest versuchen, treten neue Probleme auf. Ein Hundebiss bedeutet Streit mit Freunden.

Mein Vater ist dagegen von hier, aus Deadwood. Seinen Urgroßvater hatte es durch das Goldfieber einst aus Italien nach Amerika verschlagen. Deadwood war eine ohne Genehmigung errichtete Goldgräberstadt auf altem Indianergebiet. Die Black Hills gehörten eigentlich den Lakota.

Während eines Jobs im Reservat lernte Papa meine Mutter kennen. Ich wurde sogar noch dort geboren und erhielt den indianischen Namen Medo. Da Dad nicht wollte, dass ich offiziell nur einen Indianernamen trug, ließ er mich als Bella eintragen. Er befürchtete, dass ich sonst Nachteile in der Stadt der Weißen hätte. Lakota und Halblakota werden inoffiziell noch immer benachteiligt. Bis auf meine Mutter nennen mich alle nun Bella.

Papa arbeitete als Vermesser. Bei der Arbeit auf einem Militärgelände schmetterte ein vorbeifahrendes Kettenfahrzeug einen sehr großen Stein gegen sein Bein. Man brachte ihn sofort ins Krankenhaus.

Zur gleichen Zeit befand sich leider ein anderer Verletzter mit einer noch schwereren Verletzung dort. Dessen Bein war angeblich nicht zu retten.

Man verwechselte im Operationssaal die beiden Eingelieferten miteinander und amputierte beim Falschen. Das klingt lächerlich, geradezu unglaublich, aber meinem Vater war beim Erwachen nicht zum Lachen zumute. Er verlor zudem seinen Job. Die Army schreibt nun, es wäre nicht bewiesen, dass er durch den Unfall sein Bein verloren hätte, die Versicherung des Krankenhauses dagegen, das Bein wäre zu Recht amputiert worden und seine eigene Krankenversicherung, dass sie für Unfälle dieser Art nicht zuständig sei. Seitdem reicht unser Geld nicht mehr. Allein die Anwaltskosten sind gigangtisch. Dad hofft, dass er doch noch eine Entschädigung bekommt oder dass wir im Lotto gewinnen. Seit Monaten tüftelt er an mathematischen Gleichungen, mit deren Hilfe er die nächsten Lottozahlen voraussagen will. Doch der Versteigerungstermin für unser Haus rückt näher und näher.

Dann ist da noch Raven, unser rabenschwarzer Kater. Das Besondere an ihm ist, dass wir alle nicht wissen, welches Alter er genau hat. Meine Mutter hat ihn vor vielen Jahren von ihrer Urgroßtante Gaya geschenkt bekommen. Mama behauptet immer, sie habe selbst schon als Kind mit Raven gespielt. Das kann natürlich nicht stimmen und ist eine dieser Indianer-Legenden, von denen es unzählige gibt.

Cassy, meine beste Freundin, war von dem Märchen so begeistert, dass sie ihm heimlich Blut abnahm, um auf diese Weise das Geheimnis der ewigen Jugend zu entschlüsseln. Sie brachte sogar den Tierarzt dazu, dieses in einem Labor zu analysieren. Die Untersuchung wies jedoch auf keine Besonderheiten hin. Seitdem faucht unser Kater immer, wenn sie kommt, oder rennt gleich davon. Seitdem faucht unser Kater immer, wenn er meine Freundin sieht oder er rennt gleich davon. Vielleicht entstand so ihr Interesse für die Hexerei und den Vampirismus.

Sie ist mit Wyatt, dem Sohn eines reichen Lakotas, befreundet, der uns vor Kurzem einen indianischen Geisterurspruch beschafft hat. Bei Vollmond soll es mit diesem möglich sein, sich magische Kräfte zu verschaffen. So wurden angeblich einst die Urvampire und Werwölfe von Indianerschamanen geschaffen. Wyatts Ururgroßvater konnte sich angeblich in einen Werwolf verwandeln. Vielleicht trage die Zwillinge das Gen noch immer in sich? Das wäre doch abgefahren. Eine alte Überlieferung spricht davon, dass es solche Dämonenwesen in den heiligen Bergen gegeben haben soll. Cassy möchte durch diesen Zauber zu einer unsterblichen Vampirin werden. Vielleicht gibt es dann hier bald eine besonders gefährliche Art, nämlich die Hybriden der Black Hills, wenn sich Cassy und Wyatt miteinander fortpflanzen.

Das wäre neben den Wapiti-Hirschen, die man wieder hier angesiedelt hat, und den Wölfen dann die neueste Attraktion. Das lockt doch Tagesbesucher und Abenteuer-Touristen an.

Ihr neuer Freund besucht zusammen mit seinem Zwillingsbruder seit einem Jahr unsere Klasse. Um Cassy zu beeindrucken, lackiert er sich die Nägel schwarz, lässt sich die Haare sogar wieder lang wachsen, trägt dunkle Klamotten, eine spiegelnde Sonnenbrille. Kürzlich kündigte er an, das Blut von Lex zu trinken, um seine Verwandlung zum Werwolf einzuleiten. Heutzutage findet man das durch die ganzen Fiulme auch noch cool. Wyatt ist verrückt und geradezu psychopathisch veranlagt. Er dürfte einige Jahre älter als wir sein, obwohl er die gleiche Klasse wie wir besucht. Sein Geburtsdatum stimmt irgendwie nicht. Sein Zwillingsbruder heißt Ian. Der ist auch nicht besser, nur stiller. Sie treten zumeist im Doppelpack auf.

Die anderen Jungen unserer Klasse haben Angst vor den beiden und tun gerade deswegen besonders cool. Jeder von ihnen will mit den Zwillingen „befreundet“ sein, denn das verspricht Sicherheit.

Lex, mein bester Kumpel, macht dieses Spiel nicht mit. Er wurde später eingeschult, weil er stotterte. Ich kenne ihn schon seit dem Kindergarten und weinte am ersten Tag dort etwas.

Da kam er zu mir, nahm meine Hand und sagte die schönsten Worte, die ich nach „Mama“ und „Papa“ je gehört hatte.

„KKKKKKeine AAAAngst, iiiiich ppppppasse aaaaaaauf dddddddich aaaaauf!“

Da wusste ich, wenn dieser stotternde Junge hier zurechtkam, dann konnte es nicht so schlimm sein. Er war zudem recht groß und sah vertrauenserweckend aus. Natürlich dachte ich, dass er mich beschützen könnte.

Leider verprügelten die anderen Jungen ihn regelmäßig, weil er sich nicht wehrte. Er war zu nett.

Letztlich war ich es, die ihm dann half, da ich zurückschlug. Ich bin shcließlich zur Hälfte Indianerin.

Dies gab vielleicht auch den Ausschlag, warum ich dann Kung-Fu lernen wollte. An Lex sah ich, dass andere es ausnutzen, wenn man sich nicht wehrt.

In der Schule wurde er noch einmal zurückgestuft, deswegen sind wir inzwischen in der gleichen Klasse.

Heute Morgen hatten die Jungen aus unserer Klasse Lex wieder gehänselt. Deswegen fragte ich ihn bewusst vor allen, ob wir heute zusammen nach der Schule zum Flüsschen gehen. Lex und ich hatten früher manchmal Steine an einer breiten Stelle über die Wasseroberfläche springen lassen. Es war nur ein kleiner Umweg auf dem Weg nach Hause.

„PPPoppp llieber mmmitt michch!“, musste Wyatt natürlich loslassen.

„Popp doch deinen Bruder!“, gab ich die Vorlage zurück.

Alle lachten bei dieser gruseligen Vorstellung.

Wyatt war natürlich sauer, ließ mich jedoch als beste Freundin von Cassy in Ruhe.

„Hexe!“, murmelte er nur auf Lakotisch, wohl wissend, dass ich das verstand.

Nach der Schule gingen wir wie in alten Zeiten tatsächlich zum Fluss. Alex fand dort ein äußerst mystisches Ding. Ich war daran vorbeigegangen, ohne es zu bemerken, obwohl es sehr auffällig war. Es wirkte wie ein übernatürlicher Wirbel, wie etwas aus dem Weltall oder aus den Tiefen der Hölle, jedenfalls kaum zu beschreiben. Lex ließ sich nicht davon abhalten, das Ding auszugraben. Als er es herausziehen wollte und anfasste, passierte etwas. Es sah aus, als klettere eine Luftspiegelung in ihn hinein. Lex zitterte, fiel um und regte sich einfach nicht mehr. Er war tot und hatte mit Sicherheit keinen Puls mehr. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Etwa zwanzig Minuten mussten vergangen sein. Plötzlich nahm ich eine Bewegung bei ihm wahr. Er kehrte buchstäblich aus der Welt der Toten zurück! Keiner kann so lange ohne Herzschlag überleben.

Zuerst freute ich mich riesig. Nun ging es aber los.

Er bezeichnete sich selbst zuerst als Percy. Den krächzte er zudem mit einem ganz komischen alten Akzent. Später, als er meine Zweifel bemerkte, bezeichnete er sich dann aber als Alexander, obwohl alle ihn nur Lex nennen. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, er würde mich überhaupt nicht kennen. Wer war das? Als er merkte, dass ich misstrauisch blieb, erzählte er mir jedoch etwas, das nur Lex wirklich wissen konnte. Das verwirrte mich noch mehr.

Als wir dann losgingen, bewegte er die Beine wie jemand, der gerade laufen lernt. Um ihn nicht zu verunsichern, sagte ich nichts dazu und überredete ihn zum Doktor zu gehen. Ich wollte erfahren, was und wer er war. Vielleicht gab es wirklich Untote?

Der Arzt stellte jedoch nichts fest. Mich hielt er dagegen für verrückt, weil ich an seiner Diagnose zweifelte. Da stimmt etwas nicht.

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