Читать книгу Die vom glänzenden See - Mel Mae Schmidt - Страница 6
IV.) 1204 - 1209 n.Chr., HEILIGES RÖMISCHES REICH, SCHWARZWALD
Оглавление„Du Armer“, sagte die Königin und tupfte dem armen Jungen sanft mit einem feuchten Tuch die blutenden Wunden ab.
„Das brauchen Sie wirklich nicht zu tun, Hoheit. Es gibt Diener für diese Arbeit“, sprach der Vetter herablassend und sah dem für ihn widernatürlichen Geschehen angeekelt zu: Wie eine Königin einem kleinen wertlosen Bauerntrampel die blutigen, schleimigen Wunden abtupft!
Was für eine Frevelhaftigkeit!
Die Königin überhörte diese Bemerkung und widmete sich weiter dem Jungen. „Das ist wirklich schlimm, dass du im Spielzimmer über all die Bauklötze gestolpert bist, mein armer Junge. Du hättest dir allerlei brechen können! Da hattest du aber großes Glück gehabt.“ Sie lächelte den Jungen milde an. Dieser sah ausdruckslos zum nun gehässig grinsenden Vetter hinüber, während die Prinzessin voller Sorge der Behandlung ihrer Mutter zusah.
„Es ist wahrhaftig nicht schlimm, Frau Mutter?“, fragte diese besorgt.
„Aber nein“, sprach die Königin beruhigend. „Jedoch müsst ihr von nun an gut beim Spielen Acht geben.“
Die Prinzessin nickte heftig. „Gewiss, Frau Mutter. Versprochen.“
Die Königin lächelte sanft. Sie tupfte noch ein, zwei Male die Wunde des Buben ab und ging dann aus dem Raum.
Sofort kam die Prinzessin auf ihn zugestürzt. „Gott sei Dank dafür, dass dir nichts zu Schlimmes zugestoßen ist!“ Sei schien ernstlich besorgt zu sein. „Gar nicht auszudenken, was sonst passiert wäre! Du hättest tot sein können!“
Nun lachte der Vetter gehässig. Er trat näher an die beiden. „Ja“, sprach er in selbstverliebtem Ton, „das stimmt. Wie furchtbar, wenn du jetzt tot wärst! Was für ein ganz und gar schlimmer Gedanke!“
Er lachte wieder.
Der Bub erkannte sofort den teuflischen Plan des Vetters, doch die Prinzessin schien so nicht von ihrem Vetter denken zu wollen. Ihr guter Vetter …
„Kommt, wir gehen zurück ins Spielzimmer“, sprach da der Vetter kühl weiter.
Geschockt drehte sich die Prinzessin zu ihm um. „Ins Spielzimmer? Jetzt? Nach allem, was passiert ist? Wie kannst du nur übers Spielen nachdenken?“
Ihr Vetter zog überrascht die Augenbrauen hoch. Er war es gewohnt, dass man das tat, was er wollte.
„Eine gute Aufheiterung. Außerdem lebt er noch! Es ist fast nichts passiert!“
Die Prinzessin war nun wütend. „Ganz genau: Fast!“
Der Vetter verdrehte die Augen. Frauenzimmer! „Und was sollen wir sonst machen? Händchenhalten?“ Er lachte erneut.
Die Prinzessin sah ihn wütend an. „Nun, er sollte sich hinlegen. Und ich werde neben ihm sitzen bleiben und ihm die Stirn kühlen.“
Der Bub sah sie verwirrt an. „Ich möchte mich nicht hinlegen. Wirklich. Es geht schon.“
Der Vetter sah seine Base entsetzt an. „Du willst Krankenschwester spielen? Aber wozu? Das ist niedere Arbeit! Kann er nicht alleine schlafen?“
Die Prinzessin ignorierte ihn und wandte sich an den Buben. „Komm, du musst dich hinlegen.“ Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn wider aller Proteste des Buben in sein Schlafgemach, wohin auch der Vetter eilig folgte.
Dort sprach die Prinzessin zum Vetter: „Außerdem ist niedere Arbeit erst dann niedere Arbeit, wenn man sie als solche bezeichnet. Dienst am Menschen und an Gott ist wertvolle Arbeit.“
Der Vetter verdrehte erneut seine Augen und sah angewidert zu, wie seine Base königlichen Blutes einen armen Buben vom Lande zu Bett brachte und ihm die Hand hielt.
Nach ein paar Minuten stand die Prinzessin vom Bette auf, nachdem ihr der Bub versichert hatte, dass alles in Ordnung sei und er alleine schlafen wolle, und ging zum Vetter. „Komm, wir gehen nach draußen.“ Sie ging schon mal voraus und der Vetter blieb mit dem Buben allein zurück. Dieser kam mit zornigen Zügen auf ihn zu, beugte sich zu ihm hinunter und zischte: „Egal wie sehr sie dich mag, egal was euch sonst noch verbindet: Ich werde eines Tages die Prinzessin heiraten, wir sind Könige! Dazu sind wir bestimmt! Solcherlei Dinge verstehst du natürlich nicht, Trampel! Mach dir also keine großen Hoffnungen, klar? Sie und ich werden eines Tages über euch kleine arme Wesen herrschen und du wirst dann wünschen niemals geboren worden zu sein!“
Mit diesen Worten verließ er mit diabolischem Lachen das Zimmer.
Der Bub kam sich nun so fürchterlich klein vor, so fürchterlich ungeliebt und fremd. Obwohl er nicht wollte, schlief er doch bald darauf ein. Er träumte sonderbare Dinge, von zwei Königreichen, die in ein und demselben Lande herrschten: Das eine war düster und böse und kein Leben herrschte darin, und das andere war hell und gut und das Leben blühte nur so.
Der Bub war wohl doch müder als er dachte und so schlief er Stunde um Stunde. Erst gegen Abend schaute die Königin vorbei und weckte ihn sanft.
„Wach auf, kleine Schlafmütze“, sprach diese sanft zum Buben. „Gleich ist es Zeit zu dinieren. Oder möchtest du lieber hier oben essen? Fühlst du dich noch nicht wohl?“
Der Bub sah sie schlaftrunken an. „Ich möchte sehr gern hier oben dinieren, wenn es in Ordnung geht.“
Die Königin lächelte. „Natürlich. Ich sage dem Dienstmädchen Bescheid, dass es dir etwas zu essen bringen möchte.“
* * *
So verstrichen die Tage und der arme Junge musste Tag für Tag neue Streiche des Vettern der Prinzessin über sich ergehen lassen. Einmal stellte er ihm beim Spiel auf der Wiese vor dem Palaste ein Bein, dann stieß er ihn hart zu Boden oder trat ihn heftig gegen das Schienbein unter dem Tisch beim Dinner. Der Bub musste bei Letzterem arg an sich halten, um nicht vor allen anderen laut aufzuheulen und so schluckte er mit heißen Tränen in den Augen den furchtbaren Schmerz hinunter, den der grausamen Tritt verursacht hatte.
Da sah ihn der Vetter mit höhnisch grinsendem Gesichte an und sah zur Prinzessin, die von alledem nichts mitbekam.
An einem schönen Tage im Garten des Palastes saß der arme Bub auf einer Bank und sah traurig auf die feinen Blumen, die ihm zu Füßen emporwuchsen. Auf einmal gesellte sich der Vetter dazu und der arme Bub wagte gar nicht zu ihm aufzuschauen. So behielt er den Blick gesenkt und starrte wie gebannt auf die Blumen.
„Wenn ich erstmal die Prinzessin geheiratet habe“, so sprach plötzlich der Vetter, „dann kommt all der Schund hier weg. Wenn ich hier regiere, gibt es keine dummen Blumen mehr. Dann trample ich hier alles tot!“
Er sah zum Buben. „Und dich will ich hier dann auch nicht mehr sehen. Selbst wenn du der beste Freund meiner Braut bist oder eine Art Sohn der Königin und des Königs. Du kommst in den Kerker!“
Angewidert sah er ihn an. Der Bub reagierte nicht darauf.
„Dummer Pöbel!“ Dann schritt der Vetter davon.
Welch´ ein sonderbares Benehmen für einen Neunjährigen!, dachte da der Bub und blickte zur Prinzessin, die lachend um den Vetter tanzte und ihm einen Büschel Blumen hinhielt. Er roch daran und tat, als gefiele es ihm. Lange beobachtete der Bub die beiden und ein seltsames Gefühl regte sich in ihm. Eifersucht? Er wusste es nicht zu benennen, er wusste nicht mal das Gefühl wahrhaft zu benennen, das ihn plagte, wenn er die Prinzessin ansah. Liebe?
Der Junge blickte lange auf die Prinzessin und ihre langen Locken, ihr rotblondes Haar. Einem Engel gleich …
* * *
Nach langen Wochen des Besuches des Vetters kam endlich der ersehnte Tag der Abreise. Zumindest ersehnte der Bub dich diesen Tag seit dem ersten Tag der Ankunft.
Beim Abschied würdigte er den Buben keines Blickes und gab stattdessen seiner Base einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Au revoir, Mademoiselle“, sprach dieser wie ein rechter Edelmanne und stieg dann in den Wagen.
Die Prinzessin war davon ganz entzückt.
Sie winkte ihm wild hinterher und als der Wagen nicht mehr zu sehen war, wandte sie sich an den Buben und rief: „Jetzt haben wir wieder zu zweit Spaß!“ So lief sie auf ihn zu und umarmte ihn. Dem Buben wurde es warm ums Herz und er nahm den sanften Geruch von Lavendel wahr, den er tief einsog, um ihn nie mehr zu vergessen …
* * *
So trug es sich zu, dass die Jahre ins Land gingen und der Bub und die Prinzessin nun zarte dreizehn Jahre zählten.
Noch immer waren sie die besten Freunde und noch immer spielten sie gemeinsam. Aus dem kleinen hübschen Mädchen ward eine wunderschöne junge Dame geworden, die nicht mehr ganz so ausgelassen war, wie noch zu Kindertagen. Der Bub ward zu einem jungen kräftigen Jüngling herangereift, dessen Gefühle für die Prinzessin von Jahr zu Jahr intensiver schienen.
Die Silhouette der Prinzessin war nun viel femininer und noch engelhafter und so konnte der Bub nur noch tagein, tagaus ihrem federleichten Gang und ihrer sanften Anmut zuschauen. Er war fasziniert von ihr.
Beide wurden nun erwachsen und so sehr der Bub die Prinzessin liebte, desto weniger glaubte er daran, dass sie für ihn genauso empfand.
Er schlich sich so manche Nacht nach heftigen Albträumen zu ihr in ihr Schlafgemach und besah sich im Mondeslichte Schein des Prinzessin Antlitz, wie er es schon so oft als junger Bub getan hatte.
Aus dem Mädchen war eine Frau geworden und ihre Schönheit entfaltete sich immer mehr. Hin und wieder kam es vor, dass der Bub die Zeit vergaß und gar eine Stunde nur so dastand an ihrem Bette und sie anschauen konnte. Ein heftiges Sehnen erfüllte seine Brust. Bald schon feierten sie ihr vierzehntes Wiegenfest und er wollte ihr so gern sagen, was er fühlte. Aber er konnte nicht.
Wie eine wunderschöne und leicht zerbrechliche Porzellanpuppe behandelte er sie, so kostbar erschien sie ihm.
An einem sonnigen Nachmittage im Garten des Palastes, am Tage ihres vierzehnten Wiegenfestes, saß die Prinzessin auf einer Decke auf der frühlingshaft blühenden Wiese und zeichnete. Ihr gegenüber auf der Decke saß der Bub. Er beobachtete, wie die Prinzessin die schöne Flora nachzeichnete. Wie ihre schmalen und eleganten Finger mit dem Kohlestift über den Zeichenblock flogen, wohlbedacht, ihre Damenfinger nicht zu schwärzen dabei. Sie selber trug ein weißes Rüschenkleid mit roten und gelben Blümchen darauf. Ihre langen rotblonden Haare lagen als lockerer Zopf seitlich über ihre Büste bis hinunter auf ihren Schoß, auf dem sie zeichnete. Ihre Wangen waren rosig und ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
Mit Hingabe und Ruhe saß die engelgleiche Prinzessin da und der Bub war hin und weg von ihrer Erscheinung.
Noch Stunden hätte er sie so ansehen können. Er hatte sich überlegt, ob er ihr heute, an ihrem Wiegenfeste, sagen sollte, dass er sie liebte. Nur wusste er nicht, wie genau er dies tun sollte. Er konnte es ihr immerhin nicht einfach so mir nichts, dir nichts sagen!
Plötzlich hob die schöne Prinzessin den Kopf und lächelte den Buben an, als habe sie seine Gedanken mitangehört. Ihre grünen Augen strahlten ihn an. Sie hob die Zeichnung von ihrem Schoß hoch und zeigte sie ihm. Sie seufzte. „Ich will deine ehrliche Meinung hören. Scheußlich, oder?“ Traurig sah sie ihn an.
Der Bub besah sich die Zeichnung genau. Scheußlich? Wie konnte die Prinzessin nur so etwas denken? Es war grandios!
Der Bub lächelte. „Sie sind zu bescheiden, Fräulein. Diese Zeichnung ist wohl gar noch viel besser als jene von Michelangelo! Ich hoffe, Sie werden sie nicht auch ins Feuer?“
Die Prinzessin schaute ihn überrascht an.
„Michelangelo? Na, ich weiß nicht. Selbst wenn die Zeichnung nicht scheußlich wäre, so wäre diese aber bei Weitem nicht so genial wie die von Michelangelo.“ Die Prinzessin sah sich nun ihre Zeichnung genau an.
„Wenn Sie nun auch noch mit dem Schreiben anfingen, dann wären Sie eine Michelangela“, sprach der Bub und lachte.
Die Prinzessin schaute verdutzt. „Schreiben? Michelangelo?“
Der Bub nickte. „Ja, er hat auch Geschichten geschrieben. Aber da er sie für so scheußlich hielt, warf er sie allesamt ins Feuer, wie auch Teile seiner Zeichnungen.“
„Oh“. Die Prinzessin sah betrübt zu Boden.
Eine Stille trat ein, die nur erfüllt war von Vogelgezwitscher und dem Summen der Bienen und Hummeln.
„Bei diesem Duft nach blühenden Blumen und die milde Luft und das Vogelgezwitscher bekommt man ja Frühlingsgefühle“, kicherte die Prinzessin und hielt sich verlegen die Hand vor das Gesicht.
Der Bub sah hier seine Gelegenheit. Er schluckte. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Und doch musste er sich beeilen, sonst war die Gelegenheit weg. Und noch ehe er etwas sagen konnte, sprang die Prinzessin auch schon auf und rief: „Komm, wie gehen ein wenig spazieren. Es ist mein Wunsch zu meinem Wiegenfest.“
Sie lächelte den Buben an.
Er schluckte. „Sehr wohl, Fräulein. Ihr Wunsch ist mir Befehl.“
Er stellte sich auf die Beine und lief neben ihr her.
„Du benimmst dich wie ein Bediensteter, aber du bist wie ein Bruder für mich und ein Sohn für meine Eltern. Du kannst uns ganz locker ansprechen und behandeln. Das sage ich dir schon seit fünf Jahren!“ Die Prinzessin lachte.
Der Bub lächelte, obwohl ihn der Satz du bist wie ein Bruder für mich mitten ins Herz traf. „Ich weiß, Fräulein. Aber ich habe viel zu großen Respekt vor Euch, als dass ich mich erdreisten könnte, so mit Euch zu sprechen. Ich bin nicht königlich wie Ihr es seid, ich habe dreckiges Blut.“ Traurig sah er zu Boden. „Ich weiß wo mein Platz in der Gesellschaft ist und ich akzeptiere es.“ Mit angespanntem Kiefer ging er weiter. Die Prinzessin jedoch blieb neben ihm stehen. „Was redest du da? Wir sind ebenbürtig! Und dreckiges Blut? So etwas gibt es nicht! Ich weigere mich, so von dir zu denken!“ Sie kam auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. „Ich habe dich sehr, sehr gern. Egal was passiert.“ Das rührte den Buben sehr und sein Herz hüpfte in seiner Brust. Erneut sog er tief den Geruch von Lavendel ein, der an der Prinzessin haftete, als auch rings um den Garten prächtig blühte und seinen harmonischen und beruhigenden Duft ausströmte. Eine Weile standen der Bub und die Prinzessin umschlungen da und der Bub wünschte, es würde niemals aufhören. Aber nach einigen Minuten löste sich die Prinzessin von ihm, lächelte ihn an und sprach: „Alles wieder gut?“ Der Bub nickte. „Ja.“ Die Prinzessin lachte. „Fein.“ Dann nahm sie seine Hand, legte sie in ihre und so spazierten sie Hand in Hand durch die Flora ihres Palastes. Der Bub wusste gar nicht wie ihm geschah, als er ihre Hand in seiner spürte. Ihre zarten schlanken Finger, ihre Wärme, ihre Nähe. Er wollte ihr unbedingt sagen, was er fühlte. Aber der Satz, er sei wie ein Bruder für sie, machte ihn wieder mutlos. So schritten sie, bloß wie ein junges Pärchen aussehen, durch die Frühlingslandschaft und hin und wieder schenkte die Prinzessin dem Buben ein herzliches Lächeln. So spazierten sie ein Stündchen durch den Palastgarten und sprachen über Gott und die Welt. Wie Seelenverwandte kannten und verstanden sie einander. Sie lachten gemeinsam, sie weinten gemeinsam, sie spielten gemeinsam, sie wurden gemeinsam erwachsen. Obwohl der Bub wusste, dass er eigentlich nicht an des Prinzessin Seite gehörte, hoffte er doch inständig, ihr Bräutigam zu werden. Ihr Ehegatte. Ihr König. Ihr Beschützer. Auf ewig. Und doch, so ahnte er voller Pein, würde die Etikette wollen, dass die Prinzessin einen reichen Edelmann heiratet, damit das Königreich und sein Reichtum bestehen blieben. Und dies würde auf gar keinen Fall mit dem armen Buben geschehen … Wäre er doch nur ein Mann von Adel, Ansehen und Reichtum! Dann würde die Prinzessin ihm gehören. Das machte den Buben sehr traurig und ihm wurde sehr weh ums Herz. Was nützte es, der Prinzessin zu sagen, was er fühlte, was nützte es, ihr nahe zu sein und sie zu verstehen, wenn er sie doch nie haben konnte wie eine Braut? Was nützt Seelenverwandtschaft, wenn man entzweit wird und nie zusammen sein kann? So schritt der arme Bub mit schmerzendem Herzen neben der heiteren Prinzessin her, ihre Hand noch immer in seiner und auf einmal hörten beide jemanden rufen: „Was tut ihr da? Das ist gegen die Etikette!“ Erschrocken drehten sich beide zu dieser Stimme um und erblickten – den Vetter! Groß, schlank und wie ein Edelmanne gekleidet stand er vor ihnen. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Sofort löste die Prinzessin ihre Hand aus der des Buben, was ihn schwer enttäuschte, und lief freudig auf ihren Vetter zu. Sie schlang ihre Arme um ihn, was dieser nur widerwillig über sich ergehen ließ. Wie gut er es hat, dachte der Bub. Und er weiß es nicht mal zu schätzen. Hasserfüllt sah der Vetter auf den Buben. „Ihr habt Händchen gehalten, wie ich gesehen habe? Warum?“