Читать книгу Kill den Drill: Welcome to Arizona - Melanie Weber-Tilse - Страница 5

Arizona - Spitzel

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»General?« Ich wartete mit der Hand an der Türklinke, dass er mich hinein bat. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den Papierkram zur Seite schob, den Stift aus der Hand legte und endlich seinen Blick mir zuwandte.

»Treten Sie ein, First Lieutenant.« Er nickte auffordernd und ich konnte gerade so, das genervte Seufzen unterdrücken.

Zielstrebig ging ich zum Stuhl vor seinem Schreibtisch und ließ mich darauf fallen.

»Was gibt es, Dad?«

Er lächelte breit, denn er wusste genau, wie ich das Theater mit dem General- und Lieutenant-Getue hasste.

»Deine Mutter lässt fragen, wann du mal wieder zum Essen vorbei kommst.«

»Komm schon, Dad. Mom würde dich nie vorschicken, um nach einem Essenstermin zu fragen. Außerdem«, ich lehnte mich nach vorn auf seinen Schreibtisch, »hab ich gestern erst noch mit ihr telefoniert.«

»Können wir uns nicht einfach mal so von Vater zu Tochter unterhalten?«

»Dad!« Ich liebte ihn, wirklich, aber er ging mir mit seiner ruhigen Art tierisch auf die Nerven.

»Schon gut, Arizona. Ich hab deine letzten Untersuchungsergebnisse bekommen … und sie sehen prima aus. Du darfst wieder am aktiven Dienst teilnehmen.«

Wow, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Nach einer Schulterverletzung, weil der letzte Ausstieg aus meiner Maschine nicht ganz so glatt verlaufen war, war ich einige Zeit aus dem Verkehr gezogen gewesen. Und jetzt sollte ich endlich wieder in einen Jet steigen dürfen und …

»Allerdings hab ich eine andere Aufgabe für dich«, unterbrach mein Vater meine Träumereien.

Ich lehnte mich wieder im Stuhl zurück und überkreuzte die Arme vor der Brust. »Spucks aus, damit wir es schnell hinter uns haben.«

»Du musst mir einen Gefallen tun, Arizona. Beziehungsweise einem alten Kollegen.«

Misstrauisch zog ich die Augen zusammen. »Sprich weiter, noch bin ich ganz Ohr.«

»Du müsstest zur Edward Airforce Base.«

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Heilige Scheiße. Auf dem Stützpunkt wurden die neuesten Flugkörper und Flugzeugtechniken erprobt und getestet. Ich war Pilotin mit Leib und Seele und hier würde gerade ein riesengroßer Traum in Erfüllung gehen.

»Allerdings, gibt es einen kleinen Haken bei der Sache«, sprach mein Vater weiter. »Lieutenant General Braxton bittet um Hilfe. Es sind Daten … streng geheime Daten nach draußen gelangt. Du weißt, dass dort Prototypen an Kampfflugzeugen und Waffensystemen getestet werden. Diese Basis hat die höchste Sicherheitsstufe und so etwas darf nicht passieren.»

»Ich verstehe, aber was ich nicht kapiere, was genau hat das mit mir zu tun?«

»Du bist Pilotin und kennst dich mit den gängigsten Systemen aus. Somit wüsstest du, nach was du suchen musst, wenn es dort einen Maulwurf geben sollte. Außerdem bist du meine Tochter, zu der ich vollstes Vertrauen habe und … auch wenn es mir nicht gefällt, du bist eine Frau.«

»Dir gefällt es nicht, dass ich eine Frau bin?« Irgendetwas hatte ich wohl falsch verstanden.

»Nun ja, wir haben den perfekten Posten für dich. Unauffällig, nah an allem dran und … sie werden dich vergöttern.«

Mein Vater saß mit hochrotem Kopf am Tisch und musterte mich. Mich dagegen beschlich ein mulmiges Gefühl, denn es hörte sich nicht danach an, dass ich als Pilotin dort einsteigen würde. »Welcher wäre das?«

»Wie es der glückliche Zufall so will, ist die Stelle der Assistentin von Braxton frei und du …«

»Ich soll seine verdammte Sekretärin spielen?«, donnerte ich los. Von wegen Assistentin. Mein Vater konnte sich sein Schönreden gerade sonst wohin stecken. »Ich soll Kaffee kochen, kopieren und Berichte tippen? Und …«, wenn ich daran dachte, erstickte ich fast an meinen nächsten Worten. »… eine verschissene Sekretärinnenkluft tragen?«

»Kind, so schlimm ist das doch nicht. Ich fand dich darin immer sehr hübsch.«

»Hübsch?« Meine Zähne malmten aufeinander. »Dad, ich trage in meiner Freizeit, Lederjacken, Jeans und Boots. Und nun soll ich den ganzen Tag auf … auf Monsterabsätzen herumlaufen, Röcke tragen, in denen man noch nicht einmal schneller als ne Schnecke laufen kann und Blusen, die jeden Mann anschreien, mich anzugaffen?«

»First Lieutenant«, erklang mein Vater nun mit seiner Generalstimme. Verdammt, auch wenn ich es hasste, ja, er war auch mein Vorgesetzter.

»Schon gut«, seufzte ich. Ich war wohl gerade zum Bodenpersonal degradiert. »Ich mach’s ja.«

***

Nun saß ich hier also, an einem Ort, der nicht hätte schöner sein können. Kalifornien, geniales Wetter, das Dröhnen der Flugzeugmotoren war den ganzen Tag zu hören und ich roch das Kerosin, was allgegenwärtig war.

Ich hatte ein kleines Häuschen auf dem Stützpunkt bezogen und würde heute bei Lieutenant General Braxton als seine Vorzimmerdame – bei dem Wort könnte ich schon wieder kotzen – anfangen. War ja nicht so, dass ich nicht Kaffee kochen konnte, den Kopierer bedienen, oder einen Bericht tippen. Immerhin wusste ich, um was es bei den speziellen Ausdrücken ging. Es ging mir rein ums Prinzip. Ich hatte nicht umsonst die Ausbildung durchgezogen, um Pilotin zu werden. Und das war kein Zuckerschlecken gewesen. Schon gar nicht als Frau.

Gott und jetzt musste ich auch noch als Solche auftreten. Ich hatte die letzten Tage geübt, in diesen höchst gefährlichen Schuhen zu laufen. Boah, da stand ich lieber unter Feindbeschuss, was um ein vielfaches ungefährlicher war, als mit diesen monströsen Absätzen zu laufen. Die Gefahr, dass ich mir dabei das Genick brach, war weitaus größer als in einem verfickten Minenfeld auf eine von ihnen zu treten.

Ich steckte mir meine Sicherheitskarte an den Rock, nahm meine Handtasche – verdammt, ich hatte nie eine besessen und hatte mir extra eine kaufen müssen – und ging zu meinem Flitzer. Immerhin hatte mein Dad mir zugestanden, dass ich meine Corvette mit zum Stützpunkt nehmen durfte, wenn ich schon mein Motorrad hatte zuhause lassen müssen. Wobei das mit dem Rock sowieso ein Problem gegeben hätte.

Der schwarze Lack glänzte in der aufgehenden Sonne und ich strich schon fast zärtlich über meinen Wagen. Ich klemmte mich hinters Steuer, zog die Schuhe aus … da fuhr ich sicherer barfuß, als mit diesen Dingern … und pfefferte die Handtasche auf den Beifahrersitz.

Mit dem klassischen Sound startete der Motor und vibrierte unter meinen Fußsohlen. Während ich losfuhr, ließ ich beide Fenster herunter und der Fahrtwind zerrte an meinen Haaren und löste sicher gerade meine komplette Frisur in Wohlgefallen auf.

Aber um nichts in der Welt würde ich jetzt die Fenster schließen. Ich hörte das Surren, bevor ich den Jet neben mir sah. Fuck, er befand sich in Startposition und begann zu rollen. Ich war bereit. Das Feuer stob aus den Düsen, als das Baby startete. Ich schaltete einen Gang runter und ließ meine Süße aufbrüllen. Dann trat ich das Gaspedal durch und jagte neben dem Kampfflugzeug her und der Anblick war der Schönste, den ich seit Langem gesehen hatte. Die Sonne reflektierte sich im Glas der Pilotenkabine und dann hob die Maschine ab.

Ein Seufzen entfuhr mir, denn viel lieber hätte ich mich jetzt in dem aufsteigenden Flugzeug befunden. Ich drosselte das Tempo und war kurze Zeit später vor dem Verwaltungsgebäude eingetroffen. Ein Blick in den Rückspiegel ließ mich allerdings die derbsten Flüche ausstoßen. Ab Morgen musste ich die Fenster geschlossen halten. Irgendwo in meiner Handtasche hatte ich eine Bürste, die ich schnell hervorkramte. Heute pfiff ich auf kunstvoll hochgesteckte Haare, sondern löste die Klammern und kämmte sie durch, bis alle Knoten gelöst waren, und sie mir in Wellen über den Rücken fielen. Schnell band ich zu einem Zopf … fertig. Ich schlüpfte in die Schuhe, nahm meine Handtasche und schwang die Beine aus dem Auto. Ich hatte mittlerweile größten Respekt vor den Frauen, die mit diesem Zeug auch noch elegant aussahen. Ich dagegen versuchte einfach nur aus dem Auto zu kommen, ohne zu viel Bein zu zeigen. Elegant war ausverkauft. Aber vielleicht blieb es auch unbeobachtet …

Als ich stand, den Rock gerade zog und meinen Blick schweifen ließ, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Die Kompanie, die wohl gerade dabei gewesen war, ihren morgendlichen Lauf zu absolvieren, hatte sich in ein heilloses Chaos verwandelt. Reih und Glied war was anderes. Wobei Glied viel vorhanden war.

Ich setzte mein bestes Lächeln auf. »Guten Morgen, die Herren«, flötete ich – ha, denn ich war mit keinem Rang unterwegs und konnte mich voll zivil benehmen – was die harten Männer wieder aus ihrem Takt brachte und ein sonores »Guten Morgen«, war zu vernehmen.

Okay, das war gar nicht mal so schlecht. Sonst hatte ich sie als Kumpels gesehen, sie jetzt aber als das, was sie waren … Männer … zu behandeln, würde mich hoffentlich meinem Ziel schneller näher bringen. Wenn ich es geschickt anstellte, meinen anscheinend doch vorhandenen weiblichen Charme spielen ließ, hätte ich sicher ruckzuck den Maulwurf gefunden, ihn hops genommen und konnte endlich wieder eine Maschine besteigen und fliegen.

Während der Kompanieführer das Marschlied wieder anstimmte, zog ich den Rock ein Stück höher, was die Tonlage bei ihm beträchtlich in Schieflage brachte.

Beschwingt betrat ich das Gebäude, lächelte jedem zu, grüßte und nickte, und wusste, dass mir gerade die komplette männliche Belegschaft zu Füßen lag. Da ich aber nicht ausschließen konnte, dass eine Frau der Maulwurf war, würde ich genauso nett und zuvorkommend sein und mich mit ihnen auch mal über … Mode oder Männer unterhalten. Gott, das würden die schlimmsten Gespräche werden.

Vor der Tür zu Braxtons Büro zog ich meinen Rock wieder herunter. Ihn wollte ich ganz sicher nicht durcheinanderbringen. Der Mann brauchte Hilfe und keinen Herzschrittmacher. Ich klopfte an und sofort erklang ein »Herein.«

»Guten Morgen, Lieutenant General Braxton.«

»Arizona, treten Sie ein.« Der ältere Mann lächelte mich warm an und ordnete hektisch ein paar Papiere. »Ich bin Ihnen und Ihrem Vater so dankbar. Setzen Sie sich doch bitte.«

»Danke, General.«

»Kindchen, Sie sind so groß geworden. Ich kenne Sie noch, da waren Sie gerade einmal acht Jahre alt. Wo ist nur die Zeit hin?«

Ich dagegen wusste noch nicht einmal, das Braxton mich kannte.

»Entschuldigen Sie bitte. Ich schwelge so gerne in Erinnerungen. Aber das hat mich auch auf meinen alten Freund, Ihren Vater, gebracht. Er hat Sie über die Lage unterrichtet?«

»Ja, hat er. Dass hier überhaupt jemand Daten rausschmuggeln kann, ist verwunderlich. Die hier herrschenden Sicherheitsvorkehrungen dürften das unmöglich machen.«

»Ich weiß«, seufzte der General. »Nur leider hat es jemand geschafft. Und es tut mir schrecklich leid, dass Sie, als meine Sekretärin hier anfangen müssen. Ich weiß, wie sehr Sie das Fliegen lieben und auch, dass Sie wieder diensttauglich geschrieben sind. Ich versuche, Ihnen die Zeit hier so angenehm wie möglich zu gestalten.«

»General Braxton, das ist wirklich sehr zuvorkommend von Ihnen«, verdammt ich war schon im Höflichkeitsmodus, »aber das ist wirklich nicht nötig. Je mehr ich mich in die Rolle einfinde, desto eher wird es auch glaubhaft sein.«

»Nun gut, ich denke, wir beginnen, dass Sie sich im Vorzimmer häuslich einrichten. Ich habe Ihnen eine Sicherheitsstufe unter meiner eingeräumt. Sollten Sie in Räumlichkeiten müssen, die Ihnen nicht obliegen, sagen Sie Bescheid.«

Er erhob sich und ich nickte bedächtig. Somit hatte ich Zugriff auf fast alles. Das wäre von Vorteil, wenn ich mich hier umsehen wollte … ohne den General. Vor allen Dingen war mit dem alten Herren an meiner Seite, das Kennenlernen mit den anderen Männern eher gering.

Beim Eintreten hatte ich schon bemerkt, dass das Zimmer wirklich gut ausgestattet war. Es gab einen Kaffeevollautomaten der auf einem Tisch mit Geschirr, Zucker und Milch stand und ich wusste, dass wir die besten Freunde wurden. Ohne Kaffee liefe bei mir gar nichts.

Allerdings sah der PC sehr neu und unbenutzt aus, was mich stutzen ließ.

»General« wandte ich mich an Braxton, der mit gekommen war, aber ziemlich blass aussah. Irgendetwas stimmte mit dem Mann nicht. »Ist der PC neu angeschafft worden, oder warum sieht er unbenutzt aus?«

»Äh, nun ja. Mrs. Rose hat ihn nie genutzt.«

Ich schaute ihn geschockt an. »Wie hat sie denn die Berichte und Briefe geschrieben?«

Seine Hand zeigte nach links, wo sich eine alte Schreibmaschine befand.

»Die muss ich aber nicht benutzen?«, fragte ich vorsichtig nach.

»Um Gottes willen nein, Kind. Der Computer enthält Zugriff auf alle Akten, damit Sie sich in Ruhe das Personal durchschauen können.«

»Gut«, ich lächelte ihm dankbar zu und drückte den Powerknopf. Nichts tat sich.

»Ähm, ich glaube, der Computer wurde nie angeschlossen … Sie können gerne einen IT-Spezialisten kommen lassen.«

Ich lachte und winkte ab. »Lassen Sie mal gut sein, General, so einen PC bekomme ich auch alleine angeschlossen. Sie können gerne weiterarbeiten, ich werde mich darum kümmern.«

»Und sollten Sie etwas brauchen …«

»… dann melde ich mich«, beendet ich seinen Satz und warf die Handtasche auf den Schreibtischstuhl.

Während immerhin die Kaffeemaschine in den Heizmodus ging, als ich diese anschaltete, verschwand ich unter dem Schreibtisch, um mir die diversen Kabel anzuschauen und einzustecken.

Fuck, das war ein beschissenes Unterfangen mit dem engen Rock und den Pumps. Außerdem hatte ich ständig das Gefühl, dass mir die Titten aus dem blöden Spitzen-BH fallen würden. Unter lautem Fluchen … ich hoffte, Braxton ignorierte es einfach, bekam ich immerhin den Computer angeschlossen.

Ich überlegte gerade, wie ich, ohne dass ich mir den Rock über den Arsch zog, unter dem Schreibtisch wieder hervorkam, als mich ein Klopfen an der Tür ablenkte.

Die dunkle Stimme ließ mich aufkeuchen und das Ma’am, schoss mir ungefiltert zwischen die Beine. Verflucht, wenn der Typ so heiß aussah, wie seine sexy Stimme versprach … aber erst einmal musste ich hier herauskommen.

Mit einem beherzten Ruck half er mir auf die Füße und … wow … der heißeste Mann seit Langem … oder überhaupt, stand vor mir. Hätte ich ein Höschen angezogen, wäre dieses jetzt sicher feucht ohne Ende.

Allerdings war er tabu für mich. Auch wenn der Grundsatz, nie etwas mit einem Kollegen anzufangen, hier nicht griff, da ich eine Zivilistin war, so musste ich die Finger von den Männern lassen, bis ich wusste, wer der Maulwurf war. Wirklich schade, denn die Aussicht mit ihm als Piloten … dem Besten, wie Braxton bestätigte, anzubandeln …

Ich verscheuchte ganz schnell den Gedanken wieder und hoffte, dass man mir meine verfickte Untervögelung nicht ansah.

»Torres, hätten Sie vielleicht Zeit, Arizona den Stützpunkt zu zeigen? Ich wollte es selbst tun, aber die Arbeit … und keine Sorge, Sie besitzt eine Sicherheitsstufe unter meiner, somit können Sie ihr gegenüber offen sprechen.«

Kill den Drill: Welcome to Arizona

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