Читать книгу Fight #2 - Gerechtigkeit in deinen Händen - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 9

Avery

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Ich vertraue dir


Fluchtartig verließ ich die Halle und sprang in meinen Wagen. Im Licht der Eingangslaterne sah ich im Rückspiegel, dass diese Schlampe vor die Tür gesetzt wurde. An der nächsten Abzweigung fuhr ich in die Nebenstraße und hielt an.

Verdammte Scheiße, wie hatte das alles passieren können? So unprofessionell hatte ich mich in meinem ganzen Leben nicht verhalten. Pah, in deinem ganzen Leben hattest du auch noch nie so einen geilen Fick, verhöhnte mich eine Stimme im Kopf, und schon gar nicht so viele und heftige Orgasmen hintereinander.

Wütend schlug ich auf das Lenkrad ein. Verdammter Aidan, wie hatte er mir diesen Mann aufhalsen können. Ich sah den Wagen dieser Tussi vorbeifahren und wieder schaltete ich mein Hirn aus, startete den Motor und fuhr ihr hinterher. Ich wollte wissen, wen dieser Möchtegern Macho meinte, flachlegen zu müssen. Denn dass sie billig war, hatte ich auf den ersten Blick erkannt.

Nachdem wir in einem Viertel angekommen waren, welches für eine hohe Kriminalität stand, war mein Verdacht bestätigt. Ich parkte den Wagen gegenüber dem Hochhaus und wartete, bis sie darin verschwunden war. Dann ging ich hinüber zu den Klingeln und wartete, wo das nächste Licht anging. Ich hoffte, dass es auch wirklich ihre war, und merkte mir den Namen auf dem entsprechenden Schild. Morgen würde ich anfangen, ein wenig in Dogs Umfeld zu graben, mit wem er sich abgab und warum gerade ich den Mord an seiner Familie aufklären sollte.

Viel zu aufgewühlt stieg ich in den Wagen und machte mich auf den Heimweg. Am liebsten wäre ich sofort aufs Revier gefahren, um mit meinen Recherchen zu beginnen, was aber viel zu auffällig gewesen wäre.

Zuhause warf ich mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen und setzte mich mit meinem Wasser in das dunkle Wohnzimmer. Sicherlich wäre ein Bier jetzt angebrachter, um meine flatternden Nerven zu beruhigen, allerdings trank ich seit Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr. Genaugenommen, seit ich 16 Jahre alt war und den ganzen Sumpf hinter mir gelassen hatte. Seitdem wollte ich immer einen klaren Kopf behalten. Ich konnte mir keine Fehler erlauben. Damals und auch heute nicht. Stöhnend presste ich mir die kalte Wasserflasche an die Stirn. Dass dieser Bär von einem Mann aber auch meine scheiß niederen Instinkte hatte ansprechen müssen. Ich stand nicht auf solche Typen, schon gar nicht auf bärtige und doch … das Pling meiner Mikrowelle lenkte mich von dem Gedanken ab, wohingegen mich das Ziehen zwischen meinen Beinen, als ich aufstand, direkt wieder daran erinnern musste.

Nach nur zwei Stücken war mir der Appetit vergangen und der Rest wanderte in meinen karg gefüllten Kühlschrank. Hatte ich morgen gleich ein Mittagessen, das ich mitnehmen konnte.

Als ich im Bett lag, wollten die Gedanken nicht still sein. Weder konnte ich verdrängen, dass sich immer wieder die Bilder der zwei leblosen Körper seiner Familie vor mein Auge schoben, noch, wie mich Dog in der Dusche durchgevögelt hatte.

***

Mit viel zu wenig Schlaf und entsprechend starken Kopfschmerzen saß ich am Montagmorgen im Revier und kippte mir den ekelhaften Kaffee hinunter. Ich hatte keine Zeit mehr gehabt, mir einen außerhalb zu holen, und musste jetzt die Plörre trinken. Warum jeden Morgen anscheinend der gleiche Idiot glaubte, dieses Spülwasser kochen zu müssen, hatte ich in all den Jahren nicht verstanden.

Ich tippte den Namen und die Adresse von Veronica in den Computer ein und wartete, was er ausspucken würde. Veronica Chase, 38 Jahre alt, einige Male wegen Drogenbesitz für kurze Zeit eingebuchtet, was allerdings länger zurücklag, einst Prostituierte, seit einiger Zeit ging sie aber wohl einer geregelten Arbeit als Küchenhilfe in einem Fastfood-Laden nach. Ein Sohn … ich lehnte mich nach vorn … straffällig, Gewaltdelikte, Blabla und dann bei Dog gelandet war.

Soso, war Dog also noch unprofessioneller als ich. Fickte die Mutter eines ehemaligen Schützlings.

Ich suchte in der Datenbank nach den Kids, die bei Dog trainierten. Zum Glück hinterlegten die Sozialarbeiter und auch die von der Sitte alles immer fein säuberlich, sodass ich mich nicht mit schwerer Sucharbeit aufhalten musste.

Die einzelnen Namen und Bilder tauchten auf und ich zog meine Augen immer mehr zusammen. Was lief hier für eine Scheiße ab? Irgendwie schien ich, seit man mich auf Dog gestoßen hatte, diesen Satz immer öfter zu wiederholen.

Wusste er davon? Hatte ihm Aidan die Kids „zukommen“ lassen? Ich kannte eine Menge von ihnen, wobei ich gestern anscheinend nur einen Bruchteil kennengelernt hatte. Aber auch da waren mir neben Brian, einem Jungen, der mir starke Sorgen machte, einige bekannte Gesichter aufgefallen.

Wenn aber Dario nichts davon wusste, würde ich die Jungs verraten. Oder aber … mein Magen krampfte sich zusammen. Nein, Aidan hatte ihm vertraut. Das konnte einfach nicht sein. Kurz schloss ich die Augen und strich mir über die Stirn. Denn genau bis zu dieser, konnte man einen Menschen schauen. Was, wenn sich Aidan in Dog geirrt hatte?

Ich rief die Akte von Dario Matthews auf und ging durch, was dort hinterlegt war. Sauber war etwas anderes, aber nichts wies auf meine Vermutung hin. Die Delikte waren allesamt älter und noch nicht einmal, als seine Familie abgeschlachtet worden war, hatte er eine Dummheit begangen. Lange starrte ich auf sein Bild.

»Ach, stehst du auf Vollbärte?«, vernahm ich Flynns Stimme in meinem Rücken. Mist verdammter, ich war wirklich übermüdet, dass ich ihn nicht hatte kommen hören. »Soso, Dario Matthews auch noch. Der Idiot, der meint, diese kleinen Scheißer auf den rechten Weg bringen zu können. Was hast du mit dem zu schaffen?«

»Ach, noch ein alter Fall von der Sitte. Weißt doch, wie knapp das Personal ist und ich muss noch einige Dinge von dort aufarbeiten.« Mit einem hoffentlich nicht allzu gehässigen Lächeln drehte ich mich zu ihm um. Sein Blick dagegen verhieß nichts Gutes. Immer noch starrte er auf das Bild von Dario.

Mit einem schnellen Klick schloss ich die Datei und Flynn wandte seine Aufmerksamkeit mir zu. Dann schien er sich zu besinnen und versuchte sich an einem freundlichen Grinsen, was er Halloween einsetzen konnte, aber mich ganz sicher nicht hinters Licht führte. »Ich hab ja erst gedacht, dass sie uns ‘ne Pussy auf die Stelle setzen. Aber du kannst anpacken.« Sein Blick glitt über meinen Körper und mir war klar, dass er jetzt von etwas ganz anderem sprach.

»Wenn du mich dann weiterarbeiten lassen würdest? Oder liegt hier ein dringender Fall an?«

Ich stand auf und ging mit dem Kaffeebecher zur Maschine. Eigentlich wollte ich nicht noch einen trinken, hatte keine Lust mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus zu liegen, aber alles war besser, als weiter in Flynns schleimige Fresse zu schauen.

Fast wäre mir die Kanne aus der Hand gefallen, als der Depp sich von hinten an meinen Körper drückte. »Wie du sicher spürst, Baby, liegt hier ein ganz dringender Fall an.« Tatsächlich drückte sein Schwanz gegen meinen Rücken. In einer schnellen fließenden Bewegung drehte ich mich um, was den Kaffee in der Kanne herausschwappen ließ und das heiße Gebräu verteilte sich auf seinem Hemd.

»Verfluchte Scheiße«, schrie er und sprang zurück. »Spinnst du? Das ist heiß!«, brüllte er und riss das Hemd von seinem Körper weg. »Bist du bescheuert?«

»Was ist hier los?« Chief Goodman war zu uns getreten und sein Blick wanderte zwischen mir und Flynn hin und her.

»Oh entschuldige, Flynn. Wie ungeschickt von mir!« Ich war stolz auf meine schauspielerischen Fähigkeiten, denn am liebsten hätte ich ihm noch die Kanne auf dem Kopf zertrümmert für seine Anmache. Ich hoffte, dass er in Zukunft wusste, wo er bei mir dran war. Ich hatte keine Lust suspendiert zu werden, nur weil ich einem Kollegen den Schwanz abgeschnitten hatte.

»Das Gesöff kann doch sowieso keiner trinken«, winkte der Boss ab. »Zur Entschädigung kochen Sie Ihrem Kollegen und somit natürlich auch uns eine neue Kanne … das kann nur besser schmecken!«

»Aber natürlich, Chief«, flötete ich und Goodman verschwand.

Ich lachte leise, was Flynn die Augen zusammenziehen ließ. Ich sah, dass er noch etwas sagen wollte, aber er drehte sich mit einem Knurren weg und verließ die Abteilung. Flynn zu provozieren war vielleicht keine gute Idee gewesen, aber ich entschied immer noch selbst, wer seinen Schwanz gegen meinen Körper ... und hinein … drücken durfte. Sofort schlich sich Dogs Körper vor mein Auge und ich seufzte.

Ich musste zu ihm fahren und klären, was er wusste. Vorher ließ es mir keine Ruhe und ich konnte mich nicht auf die Recherche konzentrieren. Ich hätte gerne unser Zusammentreffen nach gestern ein wenig hinausgezögert, aber bisher hatte ich mich noch nie vor einer Herausforderung gedrückt. Und Dog war ganz sicher eine Herausforderung.

Während der Fahrt überlegte ich mir meine Fragen, die ich immer wieder neu formulierte und dann doch wieder verwarf. Ich konnte den Mann noch nicht einschätzen und es hatte keinen Sinn, sich alles zurechtzulegen, wenn er eine Reaktion zeigte, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Den dritten Tag hintereinander parkte ich nun schon meinen Wagen bei Dog. Wenn das so weiterging, konnte ich mir hier auch gleich einen Trailer hinstellen. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Was würde wohl der Kerl dazu sagen, dem das hier alles gehörte?

Diesmal standen mehrere Autos auf dem Parkplatz und irgendwie machte sich Erleichterung in mir breit. Mein Körper hatte äußerst stark auf Dog reagiert und es war gut, wenn er Kundschaft hatte. So konnte er mich nicht in eine Ecke drängen und mir wieder deutlich vor Augen führen, wie sehr ich mich nach seinem verdammten Schwanz verzehrte.

Das Quietschen der Tür kündigte mein Eintreten an und einige der trainierenden Männer schauten gelangweilt herüber, bis sie erkannten, wer die Halle betrat. Fast hätte ich laut aufgeseufzt, denn immer war es das Gleiche mit Männern. Sahen sie eine hübsche Frau, dann wurde nur noch mit einem Körperteil gedacht, und das war ganz sicher nicht der Kopf.

Bevor noch einer auf die Idee kam, mich anbaggern zu wollen, zog ich meine Marke, die ich an einer Kette um den Hals trug, für alle gut erkennbar hervor und schob leicht das Jackett zur Seite, damit meine Dienstwaffe sichtbar wurde.

Ich war zwar kein Detective und normalerweise trugen Polizisten eine Uniform, da ich aber jahrelang bei der Sitte in zivilen Klamotten und mit einem eigens zugeteilten Wagen gearbeitet hatte, war dies nicht geändert worden, als man mich in die Mordkommission versetzt hatte.

Sofort wandten sich die Blicke ab, nur einer schaute weiter unbeirrt in meine Richtung: Dog. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammengezogen und ich konnte seine Wut fast mit den Händen greifen. So schnell würde ich mich nicht einschüchtern lassen. Nach außen hin wirkte ich kühl und selbstsicher und ging mit zügigen Schritten auf ihn zu.

»Könnte ich dich bitte kurz sprechen?«

»Lady, du siehst doch, ich bin am arbeiten«, knurrte er und versteckte noch nicht einmal im Ansatz seine schlechte Laune.

Ich hielt ihm meine Marke unter die Nase. »Es ist dienstlich. Oder soll ich deinen Laden räumen lassen, damit wir miteinander reden können?«

Hups, das hatte ich jetzt ein wenig übertrieben. Seine Augen sprühten Funken und er ließ den Boxsack los, den er für einen der Männer gehalten hatte. »Komme gleich wieder, Barney, muss der kleinen Bullenlady mal zeigen, wem der Laden hier gehört.«

Der Angesprochene lachte laut, zuckte aber bei meinem Blick sofort zusammen und verzog sich ganz schnell. Dog dagegen marschierte zu seinem Büro, knallte mir die Tür vor der Nase zu, damit ich sie auch ja noch einmal selbst öffnen musste, nur um mich direkt beim Eintreten mit seinem Körper an diese zu pinnen.

»Du hast wirklich Nerven, hier aufzutauchen, kleine Polizistin.« Wenngleich sein Blick hart war, strich er mit der Nase meinen Hals entlang und wenn er nicht gleich aufhörte …

»Hör auf, Dario! Ich wäre nicht hier, wäre es nicht wichtig!«

Irgendetwas an meinen Blick musste ihm gesagt haben, dass dem auch so war, denn er ließ mich nur zwei Sekunden später los und setzte sich auf seinen Stuhl.

»Dann los, ich hab nicht alle Zeit der Welt und keine Steuergelder, die ich mit nutzlosem Geplauder verschwenden kann.«

Mir war es egal, was er mir jetzt an den Kopf warf, ich versuchte, mich auf meine erste Frage zu konzentrieren, und bemerkte kaum, wie ich vor seinen Schreibtisch auf und ablief.

»Willst du ‘ne Furche in den Boden laufen, oder was wird das?«, riss mich Dario aus meiner Wanderung.

»Was weißt du über die Kinder, die du trainierst?«, schoss die erste Frage aus mir heraus.

Misstrauisch sah er mich an. »Was soll ich über die Kinder denn wissen?«, stellte er eine Gegenfrage, anstatt meine zu beantworten.

»Was wird dir vonseiten der Sozialarbeiter und Eltern alles über die Kinder mitgeteilt?«

»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich jetzt irgendwelche Dinge über eins der Kids ausplaudere?«

Ich musste wohl den ersten Schritt tun. »Ich bin ein Cop! Ich kenne von allen Kindern, die hier bei dir trainieren, die Lebensgeschichte. Die Akten sind in unserem System gespeichert und für mich zugänglich.«

»Und warum willst du dann wissen, was mir mitgeteilt wird?«

»Dog bitte, ich muss es wissen!«

Ich blieb vor dem Schreibtisch stehen und stützte meine Hände darauf ab. Eindringlich sah ich ihn an.

Seufzend strich er sich über den Bart. »Ich bekomme keine Einsicht in irgendwelche Akten. Der Sozialarbeiter, oder wenn es ein Elternteil noch interessiert, erzählt mir das Nötigste, was ich wissen sollte und daraufhin beginne ich dann das Training mit ihnen.«

»Erzählen dir die Kinder etwas?«

»Ab und an tun sie es. Nicht alle, aber einige fassen zu mir Vertrauen und schütten mir ihr Herz aus. Nun raus mit der Sprache, was sollen die ganzen Fragen?«

»Eine Letzte noch, bitte.«

Er nickte.

»Hat Aidan die Kinder zu dir geschickt?«

»Als er … verschwand, hat er mich gebeten, auf seine Schützlinge aufzupassen. Er hatte zwar einen Deal mit den Cops, aber er vertraute den Säcken nicht. Angeblich wären sie bei mir sicherer.«

»Dann weißt du nicht, dass einige von ihnen auf den Kinderstrich gehen müssen?«, fragte ich fast tonlos nach.

Dog riss die Augen auf. »Was? Nein, natürlich nicht!«

Er sprang hoch und raufte sich die Haare. »Das kann nicht sein. Einer hätte mir doch davon erzählt … ich hätte es gemerkt … verfluchte Scheiße.« Mit einem Schritt überwand er die Distanz zu mir und ich musste mich aufrichten, um nicht auf seinen Bauch zu glotzen. »Jamie?«, fragte er erstickt.

Ich ging im Kopf die Akten durch. »Jamie Lopez?« Kaum merklich nickte er. Anscheinend bedeutete ihm dieser Junge wirklich viel. »Nein, Jamie nicht.«

»Wer ..?«

»Das darf ich nicht sagen. Nicht wegen irgendwelchen beschissenen Vorschriften, sondern wegen der Kinder. Sollte es einer selbst erzählen wollen, wird er es tun. Und danke. Aidan hat gut daran getan, die Kids hierher zu schicken.»

Ich war im Begriff zu gehen, als er meinen Arm ergriff und mich zurückhielt. »War es das jetzt?«

Mein Lächeln war echt. »Das war sicher nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, Doggy.«

Kurz wurde sein Griff stärker, doch dann ließ er mich los. Es hatte sich für mich gerade etwas grundlegend verändert. Ich konnte Dog vertrauen.

Fight #2 - Gerechtigkeit in deinen Händen

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