Читать книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse - Страница 8
Sarah
Оглавление»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Sarah wirbelte zu der Verkäuferin herum. In der Hand hielt sie einen gläsernen Dildo und sah nun von diesem zur Verkäuferin hin und her.
»Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?«, führte sie sogleich das Gespräch weiter. »Diese Glasvarianten sind total unpraktisch. Vielleicht schön anzusehen, aber viel zu starr. Ich kann Ihnen da etwas…«
»Danke, ich wollte nur schauen«, fiel ihr Sarah schnell ins Wort. Sie hatte nicht vorgehabt, den Dildo zu kaufen. Sie war auf der Suche nach geeigneten Klamotten und nur kurz hatte sie bei den Vibratoren Halt gemacht und war ein wenig erschlagen von der Vielfalt, die sich ihr bot.
»Natürlich. Rufen Sie, sollten Sie meine Hilfe benötigen.« Diskret zog sich die Dame wieder zurück und Sarah warf ihr einen neidvollen Blick nach. Die hatte wirklich eine tolle Figur und Beine, die schier endlos schienen.
Sie stellte das Ausstellungsstück wieder zurück und begab sich zur Kleidung im hinteren Teil des Ladens. Auch hier erschlug sie das Angebot und mit einem Lächeln begab sie sich auf die Suche nach dem perfekten Outfit.
Zwei Stunden später verließ sie das Geschäft mit einer riesengroßen Einkaufstüte. Lange hatte es gedauert, bis sie ihr Outfit zusammengestellt hatte. Sie wollte nicht klassisch gehen und hatte somit einfach wild kombiniert, bis es genau zu ihr gepasst hatte.
Bevor sie heute Abend in den Club ging, wollte sie noch schnell bei Joyce vorbei, sich die Maske ausleihen, die sie ihr mal geschenkt hatte. Eine Maske, die nie zum Einsatz gekommen war. Sarah hatte sie Joyce für einen Maskenball in Leeds geschenkt. Einen Ball, den beide Frauen nie besucht hatten.
Sarah, weil sie kurz vorher Leeds verlassen hatte und Joyce, weil sie damals ohne Sarah nie auf einen Ball oder eine Feier gegangen wäre. Aber Joyce besaß sie noch und Sarah wollte mit ihr mit den Dämonen von früher abschließen und dafür würde sich die schwarze Maske mit der Spitze, den Federn und den Pailletten bestens eignen.
Heute Abend würde sie es den dunklen Schatten von früher zeigen und sie hoffte, dass sie dort endlich einen Mann fand, der ihr dabei half.
Das Taxi hielt vor der Lagerhalle, Sarah raffte die Tasche zusammen und trug dem Fahrer auf, zu warten. Joyce stand mit Leyla auf dem Arm am Fahrstuhl, und schien gerade von einem Spaziergang zurückgekommen zu sein.
»Hallo Sarah, schön dich mal wieder zu sehen. Ich bin froh, wenn ich endlich wieder mit vier Stunden bei euch einsteigen kann, so langsam fällt mir die Decke echt auf den Kopf.«
Die beiden Frauen betraten den Aufzug, Sarah stellte die Tasche auf den Boden und nahm die Kleine auf den Arm. Wie groß sie schon geworden war mit ihren 10 Monaten.
»Glaub mir, du wirst froh sein, wenn Sam und du schnell ein zweites Kind hinterher schiebt, oder du doch wieder ganz für Leyla da sein darfst. In der Arbeit ist die Hölle los und ich schiebe Überstunden ohne Ende. Quinn ist unausstehlich geworden, sogar ich komme mit einem Lächeln nicht mehr weiter.«
»Du solltest ihn einfach mal ranlassen, dann ist er wieder entspannt.« Joyce grinste sie an und lachte los, als sie Sarahs empörten Blick sah.
»Lass mal. Der sieht gut aus, aber du weißt, was für ein Schleimer das ist. Aber lass uns lieber von etwas anderem reden«, winkte Sarah ab.
»Peter«, schlug Joyce gleich vor.
»Was ist mit Peter?«, fragte Sam nach, der ihnen das Gitter vom Fahrstuhl öffnete.
»Ach hör mir mit dem auf«, brummte Sarah. »Hört mir generell mit den Männern hier auf. Hoffentlich lerne ich heute Abend endlich mal jemand Gescheites kennen. Und schaut euch nicht so lustig grinsend an, ich meine es ernst.«
Sarah zog wieder ihre Mauer hinauf. Jeder würde sie jetzt wieder für die zickige Sarah halten, die immer einen Spruch auf Lager hatte. Nie würde sie irgendjemand zeigen, wie dunkel es in ihrem Innersten war.
Schnell schaute sie Leyla an, die wohl im Moment die Einzige auf dem ganzen Planeten war, bei deren Anblick ihr das Herz aufging.
»Ich wollte auch nur die Maske holen, dann verschwinde ich wieder.«
»Wie, du willst dann gleich wieder los? Ich hatte gehofft, du zeigst mir noch dein Outfit, wenn ich schon nicht selbst heute auf den Ball kann, da auch Seline heute keine Zeit hat.«
Sam zog seine Frau an sich und strich ihre beruhigend über den Arm. »Meine kleine Wildkatze, beim nächsten Fest sind wir mit dabei.«
Sarah räusperte sich. »Die Maske? Das Taxi wartet nicht ewig und wenn doch, wird es echt teuer.«
»Ich hole sie ja schon, du Sklaventreiberin«, grummelte Joyce.
***
Es war kurz vor Mitternacht und das Restaurant hatte vor einer Stunde geschlossen, als Sarah die Stufen zum Club hinab schritt. Als sie durch den Vorhang trat, empfing sie eine andere Welt. Die Halle war schon gut gefüllt und sie schlängelte sich geschickt zu Patricia und Miguel hindurch, die als Gastgeber klar zu erkennen waren.
Als sie bei den beiden ankam, schauten sie sie groß an und Sarah lachte leise los.
»Dios mío, Sarah«, begrüßte Miguel sie. »Ich hätte dich nicht erkannt. Du siehst umwerfend aus.«
Auch Patricia war hin und weg. »Schätzchen, du hast dich heute Abend selbst übertroffen. Aber es passt zu dir. Das ist ganz meine Sarah.«
Zum Glück sah man Sarah nicht an, wie sie rot wurde, denn das verdeckte die Maske. Sie hatte die Haare locker hochgesteckt und so kam das schmale lederne Halsband gut zur Geltung. Die bordeaux-farbene Korsage betonte ihre vollen Brüste, der schwarze Wildlederminirock ging gerade einmal bis über den Hintern und lag wie eine zweite Haut an. Darunter sah man nur allzu deutlich die halterlosen Strümpfe und die Overkneestiefel ließen noch eine Handbreit zwischen Rock und ihnen offen. Die schwarzen Handschuhe, die über die Ellenbogen reichten, rundeten das Gesamtbild ab.
»Geh an die Bar und hol dir etwas zu trinken. Aber lass die Finger von Hochprozentigem, das vernebelt nur die Sinne«, empfahl ihr Pat. »Das geht aufs Haus, so eine Schönheit durften wir schon lange nicht mehr in unseren Hallen begrüßen. Die Männer werden sich ein Bein ausreißen, um dich mit in eine Kammer nehmen zu dürfen.«
»Da bin ich mal gespannt«, lachte Sarah. »Aber danke für das Angebot, ein Wasser kann ich jetzt wirklich gebrauchen.«
Sie schlenderte durch die Menschen und bekam den ein oder anderen Blick zugeworfen. Natürlich gefiel es ihr, aber die Angst, die sie bisher gut kontrolliert hatte, kroch ihr langsam den Rücken hinauf.
Aufatmend setzte sie sich auf einen Barhocker und bestellte ein Wasser. Hier jetzt mit der Sicherheit der Theke im Rücken, konnte sie sich in Ruhe umschauen. Pärchen, die sich ungeniert küssten, waren zu sehen. Lockere Ansammlungen von Frauen und Männern, die sich teils unterhielten, bei manchen sah man aber auch, dass sie sicher gleich in die angrenzenden Räume verschwinden würden. Hier und da standen Männer alleine herum und beobachteten, wie sie selbst, die Szenerie. Tanzende Paare rieben ihre Körper zum Klang der Musik aneinander.
Dann spürte sie den Blick, der sie zu durchbohren schien. Sarah nippte an ihrem Wasser und schaute sich unauffällig um. Da, in der hinteren Ecke, der Mann beobachtete sie. Nein, er starrte sie regelrecht an. Als er sich ein klein wenig bewegte, erkannte sie ihn sofort. Peter! Was um alles in der Welt machte Peter hier? Immer noch war sein Blick auf sie gerichtet und es sah so aus, als ob er sich jeden Moment von der Wand abstoßen und zu ihr kommen würde.
»Du siehst bezaubernd aus, kleine Sklavin«, erklang da eine tiefe Stimme an ihrem Ohr und fast hätte sie sich an ihrem blöden Wasser verschluckt. Sie löste sich von Peters Anblick und wand sich dem Mann an ihrer Seite zu.
Dieser strich ihr federleicht über den Arm und seine hellen Augen strahlten hinter der Maske. »So ganz ohne Begleitung hier?«
Sarah hatte ihre Fassung wiedergefunden und musterte ihn ungeniert. Was man erkennen konnte, war der Mann gut gebaut, sogar sehr gut. Und dieser strahlende Blick ging ihr wirklich durch und durch.
Sie lächelte ihn an und fuhr leicht ihre Krallen aus. »Und wenn es so wäre, was gedenkst du dagegen zu tun?«
Sie sah das Zucken seiner Wange. Anscheinend hatte sie einen Nerv getroffen.
Er beugte sich zu ihr hinab und sein Atem strich über ihre Wange. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Der Mann wusste genau, welche Knöpfe man drücken musste.
»Wenn du mitkommst, dann werde ich es dir zeigen, meine Schönheit.« Fast schon fragend fasste er nach ihrer Hand und Sarah ließ ihren Blick in die Ecke schweifen, wo zuvor Peter gestanden hatte. Doch dieser war nicht mehr zu sehen. War es vielleicht Einbildung gewesen?
Der sanfte Druck auf ihren Rücken erinnerte sie daran, dass neben ihr noch ein Mann auf seine Antwort wartete. Sie glitt vom Stuhl herab und galant führte er sie durch die Halle, einen Gang entlang und öffnete ihr eine von den vielen Türen, die sich hier befanden. »Trete ein und ich werde dir zeigen, was ich gedenke, gegen dein Alleinsein zu tun.«
Sarah überschritt die Türschwelle und als diese laut hinter ihr ins Schloss fiel, wirbelte sie herum. Seine eben noch so hell dreinschauenden Augen waren zusammengekniffen und er kam langsam auf sie zu. Sarah wich einen Schritt um den anderen nach hinten weg.
»Was soll das?«, fragte sie, als sie am Bett angekommen war und es nicht weiterging.
»Du hast dich sehr frech verhalten, das dulde ich nicht.«
Auch seine Stimme, die erst so sanft geklungen hatte, war dunkel und rau und gar nicht mehr so nett wie vorhin.
»Hey, ich glaub, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich wollte …«
Er dränge sich an sie, legte die Hand an ihren Hals. »Was du willst, spielt keine Rolle, meine Sklavin.«
Sarah kroch die Angst hinauf. Bilder, die sie verdrängt hatte, blitzten auf.
»Hör auf«, keuchte sie.
»Wir haben noch gar nicht angefangen.«
Wir? Waren die anderen auch hier? Immer mehr verschwamm alles vor ihren Augen, die Luft wurde immer weniger. »Hört auf«, wimmerte Sarah.
Ihr Körper fing unkontrolliert an zu zittern, sie bekam keine Luft mehr, er nahm sie ihr … sie nahmen sie ihr!
»Verdammt, ich brauche hier Hilfe«, hörte sie weit entfernt jemanden rufen, dann wurde alles um sie herum dunkel.