Читать книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse - Страница 9

Peter

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Der Abend begann entspannt wie immer, wenn er als Mitglied des Innercircles eine Veranstaltung betreute. Er liebte es, erst einmal das großartige Essen Miguels genießen zu können. Es war für ihn eine Art Ritual geworden in den letzten drei Jahren. Erst das gute Essen, dann die Vorbereitungen überwachen, ein letztes Mal die Gästeliste checken um dafür zu sorgen, dass sich wirklich niemand einschlich, den sie nicht dabei haben wollten, zu guter Letzt die dezente Security briefen, um dann selbst die Überwachungsanlage im Auge zu behalten.

Nichts geschah in diesen Hallen, von dem sie nicht wollten, dass es geschieht, und sollte sich dennoch mal etwas Unvorhergesehenes ereignen, nun, sie waren vorbereitet. Egal was für eine Party gerade hier lief, es war immer ausreichend Sicherheitspersonal anwesend in Relation zur Anzahl der Gäste. Des Weiteren waren mindestens zwei ausgebildete Paramedics und ein Arzt auf Abruf bereit. Der Raum neben der Sicherheitszentrale war als Behandlungszimmer ausgestattet, mit allem was für eine Notversorgung nötig war und unter Sams Anleitung hatten Peter dafür gesorgt, dass er notfalls auch als Behelfs-OP genutzt werden konnte.

Was genau Sam getan hatte, dass es sich herumgesprochen hatte, wusste Peter nicht, doch ab und an versorgte er hier auch etwas zwielichtigere Gestalten. Als er Sam einmal darauf ansprach, meinte dieser nur, »betrachte es einfach als meinen Beitrag für die Gesellschaft. Jeder der meine Hilfe benötigt bekommt sie auch, ungeachtet der Gründe warum sie meine Hilfe brauchen oder deren Ursachen.«

Damit war für Sam das Thema abgehakt und Peter rüttelte nicht daran, doch von dem Tag an sorgte er für eine 24 Stunden Überwachung und dass hier immer wenigstens ein ausgebildeter Security Dienst schob.

Heute Abend würde er aber von seinem Protokoll abweichen. Denn heute hatte er vor, sich selbst unter die Gäste zu mischen.

Kurz besuchte er Leeland in der Überwachungszentrale, welcher diesen Abend als Koordinator agieren würde. Er kannte Leeland schon eine ganze Weile und wusste, dass dieser kompetent war, schließlich hatte er ihn höchstpersönlich rekrutiert. Leeland Hollister war Überwachungstechniker beim FBI drüben in Jacksonville und eignete sich hervorragend als sein Stellvertreter hier hinter den Monitoren.

In einer Stunde würden die Gäste eintreffen und dann musste auch er bereit sein. Kurz überprüfte er noch einmal die neuen dezenten Armbänder, welche aus feinstem weichem Elchleder gefertigt waren. Es gab zwei verschiedene Farben. Die schwarzen würden den Träger als Dom kennzeichnen und die weißen als Sub.

Die zu einer schlanken Kordel geflochtenen Armbänder hatten aber noch einen Clou, auf den Peter besonders stolz war. Jedes Armband trug einen RFID-Chip in sich und war seinem Träger zugeordnet. Und somit war es auf einem der Monitore möglich jedes einzelne Signal auf einer schematischen Karte dargestellt zu sehen und zu erkennen, wo sich wer befand. Totale Überwachung? Na klar, aber es diente hauptsächlich auch der Sicherheit der Anwesenden. Denn zu ihren Kunden gehörten nicht nur die Reichen und Schönen, sondern auch einige hochgestellte Persönlichkeiten, und da hier drin kein fremdes Sicherheitspersonal geduldet wurde, musste sichergestellt sein, dass man jederzeit wusste, wer sich wo mit wem befand.

Heute aber interessierte ihn nur ein einziges Armband. Fast ehrfürchtig hielt er es in seinen Händen. Spürte, wie das weiche Leder durch seine Finger glitt. Er hatte es höchstpersönlich ausgewählt und den Chip programmiert. Einzig die Freude, es ihr eigenhändig umzulegen, würde ihm verwehrt bleiben, da sie es oben am Eingang schon umgelegt bekommen würde. Sobald ihre Einladung gescannt worden sein würde, würde man es ihr zuordnen und umlegen.

Zeit, sich umzuziehen. Er hatte sich heute für seine schwarze Wildlederhose, die schwarzen ledernen Motorradstiefel, ein schwarzes Rüschenhemd mit Pastorenkragen und den Gehrock mit Mönchskapuze aus schwarzem Brokat entschieden. Sein Gesicht würde er hinter einer venezianischen Maske verbergen, welche schlicht elfenbeinfarben war und nur um die Augen und Lippen geschwärzt. Ähnlich der Gesichtszeichnung von Brandon Lee in The Crow.

Nachdem er sich umgezogen hatte, begab er sich zum DJ, um abschließend noch einmal das musikalische Programm abzustimmen. Denn auch wenn Pat und Miguel als die Gastgeber fungierten, hatte er doch seinen Spaß daran, alles zu koordinieren und sich um die ganzen kleinen Details zu kümmern. Für den Maskenball heute sollte es in der Haupthalle tanzbare und etwas rockigere Musik geben. Auch mittelalterliche Klänge sollten sich darunter mischen, denn er wollte eine Atmosphäre schaffen, die dieser Halle das passende Flair verlieh. Die gut verbaute Lichtanlage würde ihr Übriges tun und selbst ein paar Nebelwerfer hatte er dezent verborgen vor einiger Zeit, als er die komplette Technik dieser Halle überarbeitet hatte, installiert.

Es wurde Mitternacht und die Halle füllte sich zunehmend. Immer wieder ließ er seinen Blick schweifen und schaute den Gästen zu. Da man ihn kannte, nickten ihm einige zu, denn es war bekannt, dass die Zeichnung von The Crow nur einer trug.

Er benötigte das leise Piepsen seines Handys gar nicht als Hinweis, dass gerade ihr RFID-Chip den Eingangsscanner passiert hatte, denn er erkannte sie sofort. Verdammt, sie war einfach ein Traum. Hätte er sich nicht schon lange in ihren Anblick verliebt, so wäre es spätestens jetzt um ihn geschehen. Ihr Outfit unterstrich ihre Weiblichkeit und weckte ein Verlangen in ihm, welches er noch nie gekannt hatte.

Es fiel ihm schwer, seinen Blick von ihr zu lassen. 'Überstürz es nicht Junge, sie ist doch gerade erst angekommen'. Kurz schloss er die Augen und ließ das aktuelle Lied auf sich wirken. Ein Coversong wurde gerade gespielt, zu dem sich die tanzende Menge im Einklang wiegte. Death Angel – The Riddle. Ja das passte. Er hatte einst mit Sam mal eine Diskussion geführt über das Schicksal und Zufälle und da kamen sie auch auf die Zufallswiedergabe von Musikplayern, welche manchmal so passend aus Hunderten von Liedern genau das eine in der Minute anspielten, in der kein anderes hätte passender sein können. Und auch wenn jetzt gerade ein DJ die Musikauswahl traf, so war dieser Song der einzig Richtige. Its not me you see … Und doch, selbst auf diese Entfernung erkannte er am Flackern ihres Blickes das Erkennen. Scheiße, er war doch zu auffällig gewesen. Wie hätte er auch annehmen können, sich ihr unerkannt zu nähern.

Seufzend zog er seine Kapuze tiefer ins Gesicht, stieß sich von der Wand ab und tauchte in der tanzenden Menge unter. Eines seiner vielen Talente, die er während seiner Ausbildung gelernt hatte. So wie seine Stimmung wechselte, wechselte auch der DJ zum nächsten Song, erneut ein Coversong, diesmal einer von Cradle of Filth – Stay. Einen letzten Blick warf er in ihre Richtung und musste mit ansehen, wie Howard Slones sich gerade an sie ranschmiss. Fuck, er hatte es verkackt. Denn es war nur zu offensichtlich, dass sie dessen Charme erlag. 'Tja Peter O´Roke, du hast deine Chance vertan, hättest ja auch mal früher auf die Idee kommen können, aktiv zu werden. Vollidiot.' Und wie, um ihn zu verspotten, folgte nun ein sanfter Song von Van Canto – Last Night of the King. Die tanzenden Paare schmiegten sich eng aneinander und wiegten sich im Takt des Liedes, Körper rieben sinnlich aneinander. Sarah nahm gerade die Hand von dem Schleimscheißer, diesem leibhaftigen Adonis mit dem Charme einer Venusfliegenfalle. Stand up and fight for an Independent life … Gott wie er manchmal diese kleinen Zufälligkeiten der Musik hasste.

Unauffällig und vor ihrem Blick verborgen folgte er den beiden. Er wollte nur sehen, welchen Raum Slones wählen würde, so konnte er ungefähr abschätzen, was dieser vorhatte. Wie fast zu erwarten, nahm er 'die Princesssuite', wahrscheinlich hatte er vor sie erst ein wenig weichzuklopfen, um sie dann genüsslich zu ficken. Seufzend wand er sich ab. Er hatte keinerlei Ansprüche auf sie, sie war eine erwachsene Frau und da er sich nie getraut hatte sich ihr zu nähern, waren sie nur Freunde.

So war er gerade dabei, sich zur Überwachungszentrale zu begeben, als er hinter sich einen Ruf vernahm »Verdammt, ich brauche hier Hilfe.« Ohne eine wirkliche Entscheidung zu treffen, reagierte sein Körper und er flog fast wie ein dunkler Racheengel in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. Binnen weniger Sekunden war er im Raum und sah gerade noch, wie sie nach Luft rang und zusammenbrach.

Dank Sam kannte er sich halbwegs mit Erster Hilfe aus. Sicher er war kein Paramedic, welche bestimmt gleich hier sein würden, ohne dass die Gäste großartig was mit bekamen, doch bis dahin würden seine Fähigkeiten ausreichen. So tastete er ihren Puls, stellte fest, dass dieser zu rasen schien, ihre Atmung war viel zu schnell und zu tief. 'Verdammt, erinnere dich, was hat Sam gesagt? Karotiden ausstreichen, das senkt die Frequenz und die schnelle tiefe Atmung? Wahrscheinlich eine Hyperventilation, ja, das passt. Ihre Hände sind auch komisch verdreht und sie zittert. Und was war es zusammen? Eine Panikattacke?' Verdammt, was war hier los? Was hatte dieser Kerl mit ihr gemacht? Drei Leute der Security kamen herein, in Zweien erkannte er die heutigen Paramedics. »Steve, begleite den Kerl in Raum B, ich möchte mich gleich noch ein wenig mit ihm unterhalten!«, sprach er den Dritten an, während er Sarah sanft im Arm hielt und zuschaute, wie sie kurz, aber gründlich von den beiden anderen untersucht wurde und beide dann seine Vermutung bestätigten. Ihre O2-Sättigung war bei 100 % und ihre Herzfrequenz bei 140 Schlägen in der Minute.

Doch sie schien sich schon wieder von selbst zu beruhigen. Wie hatte Sam es ihm erklärt? Die Ohnmacht sorgt dafür, dass der Körper versucht, sich selbst wieder zu regulieren und die meist psychischen Ursachen auszuschalten.

Sanft hob er sie auf seine Arme und bettete sie vorsichtig auf das große Bett.

Als er merkte, dass ihr Puls sich beruhigte und auch ihre Atmung von selbst langsamer wurde, schickte er alle hinaus und veranlasste, dass sie nicht gestört sein würden.

Er zog eine Decke über sie, damit sie sich, wenn sie gleich erwachen würde, nicht so entblößt fühlen würde und blieb an ihrer Seite sitzen, hielt ihre Hand in der seinen, strich ihr zärtlich ein paar Haare aus der Stirn, während er leise mit ihr redete.

»Ach Sarah, was ist dir nur passiert, dass du hier eine Panikattacke hattest? Aber du brauchst keine Angst mehr haben, hier wird dir niemand etwas tun, wir sind hier, ich bin hier.« In diesem Moment fiel ihm auf, dass er ja noch seine Maske trug und da er sie nicht erneut in Panik versetzen wollte, schlug er die Kapuze zurück und nahm die Maske ab, ehe er wieder vorsichtig ihre Hand ergriff und zärtlich mit seinem Daumen ihren Handrücken streichelte.

»Hey kleine Schönheit, es ist Zeit langsam wieder die Augen zu öffnen«, seinen Gefühlen nachgebend streckte er gerade die Hand aus und streichelte liebevoll ihre Wange, als ihre Augen leicht flatterten und sich dann langsam öffneten. Doch es war zu spät sich zurückzuziehen ohne dabei hektisch oder fahrig zu wirken, und so beließ er seine Hände dort, wo sie waren und er schenkte ihr nur ein verlegenes Grinsen.

»Guten Morgen mein Sonnenschein, du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«

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