Читать книгу Abgründe - Melia Rosta - Страница 9

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4. Kapitel

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Während ich tagsüber im Labor arbeiten ging, verließ Noel das Haus, um am Abend zurückzukehren. Wo er war, sagte er mir nicht, und ich wagte auch nicht zu fragen. Er tat alles, um mich an ihn zu binden, und überschüttete mich mit Aufmerksamkeiten und nicht enden wollenden Zärtlichkeiten. Er fügte mir auch keinen Schmerz oder Kummer zu, doch er hatte für alles feste Regeln aufgestellt. Um unsere Idylle nicht zu zerstören, tat ich nichts, ohne ihn vorher zu fragen. Und wenn er mir etwas verbot, dann hielt ich mich daran. Zu groß war die Angst vor einer erneuten Bestrafung wie durch Alains Übergriff.

Nicht nur im Bett, sondern das ganze Zusammensein war reglementiert. Noel hatte die absolute Kontrolle über mich. Selbst fernsehen durfte ich nicht, wenn Noel der Meinung war, dass die Sendung nicht geeignet für mich war. Ich fühlte mich bevormundet wie ein Kleinkind. Andererseits bedeutete das jedoch auch, dass ich keinerlei Verantwortung zu tragen hatte. Die trug Noel ganz allein. Ich fühlte mich beschützt und konnte mir inzwischen ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Wenn er mich verließ, würde ich auf der Stelle sterben, davon war ich überzeugt. Und ich war bereit, alles zu tun, um ihn nicht zu verlieren.

Wir verbrachten unsere gesamte freie Zeit gemeinsam. Einzig wenn ich arbeiten ging, waren wir nicht zusammen. Ich hasste diese Stunden ohne ihn schon längst! Auch Noel ließ keinen Zweifel daran, dass er mich in dieser Zeit vermisste.

Endlich war Freitag – Wochenende! In der Pause saß ich in der Kantine mit Marion zusammen. Wir hatten einige Monate zusammen gearbeitet und duzten uns.

„Du wirkst sehr glücklich in den letzten Tagen“, sagte sie freundlich. „Verliebt?“

Ich lächelte. „Ja, ich bin sehr glücklich. Noel und ich sind seit zwei Wochen zusammen.“

„Noel?“

„Ja, ein seltener Name, seine Mutter ist Französin.“

Marion wirkte überrascht. „Ich glaube, ich kenne ihn! Ist er blond, groß, sieht gut aus und trägt abgefahrene Klamotten?“

Als ich alles bejahte, lächelte sie: „Sieh an, sieh an! Noel ist zurück! Und er ist mir dir zusammen!“ Sie sah mich prüfend an. „Ja, du bist in etwa sein Typ.“

Ich betrachtete Marion. Sie war nur wenig kleiner als ich und hatte dunkelblondes, schulterlanges Haar. Ihr Gesicht war zwar relativ hübsch, aber nicht vergleichbar mit meinem. Sie hatte einen üppigen Busen und auch ihr knackiger Po war nicht zu verachten. Ich wusste, dass sie vier Jahre älter war als ich. Und sie war schlanker!

„Woher kennst du Noel?“, fragte ich von Neugier geplagt.

„Das soll er dir am besten selbst sagen. Ich glaube aber nicht, dass er das tun wird. Ach, sag ihm besser nicht, dass du mich kennst, sonst wirst du da in was reingezogen, mit dem du nichts zu tun hast.“

„Ich bin jetzt wirklich verwirrt!“, sagte ich.

„Nur eines noch: Sei vorsichtig!“, warnte Marion mich, stand auf und ging. Die Pause war zu Ende.

***

Noel war noch nicht zu Hause, als ich dort ankam. Ich versuchte, die merkwürdige Unterhaltung mit Marion zu vergessen. Sie hatte sich sehr mysteriös verhalten und ich hätte gern gewusst, was die beiden verband. Doch die Gefahr, dass ich Noel durch meine Fragen verärgerte, war zu groß.

Ich entschloss mich, Noel nichts zu sagen und schwang mich auf mein rotes Mofa, um fürs Wochenende einzukaufen. Noel hatte mir dazu Geld gegeben. Er bezahlte so gut wie alles. Ich sollte alles für ein schönes Frühstück einkaufen, hatte er mir aufgetragen. Auch zwei Flaschen Sekt durften nicht fehlen.

Mehr als 48 Stunden am Stück würden wir zusammen sein! Ich konnte es kaum erwarten. Nach dem Einkaufen duschte ich mich und machte mich hübsch – jedoch ohne Lipgloss. Dann nahm ich ein Buch und wartete auf Noel.

Als er die Türe aufschloss, lief ich ihm entgegen. Doch an diesem Abend war Noel nicht allein. Hinter ihm trat ein Junge in den Raum, dessen Anblick mir den Atem nahm.

Noel küsste mich wie üblich zur Begrüßung. Doch dieses Mal schloss ich die Augen dabei nicht.

„Das ist Marlon, mein jüngster Bruder“, stellte Noel den Jungen vor, als er mich losließ.

„Hallo, Nina“, kam es melodisch aus seinem sinnlichen Mund. Er trug eine beige Leinenhose und ein legeres kurzärmeliges Hemd im gleichen Ton, dazu passende Slipper. Er war groß und schlank. Doch das Unglaublichste an ihm war sein Gesicht. Seine großen, hellblauen, strahlenden Augen waren umrahmt von langen dichten Wimpern. Das hellblonde lockige Haar trug er schulterlang. Er sieht aus wie ein Engel, dachte ich ergriffen, und war von seiner Schönheit überwältigt.

„Hallo Marlon“, hauchte ich und versuchte, mich unter Kontrolle zu bekommen. Marlon lächelte mir freundlich zu.

„Marlon wird uns heute Abend begleiten“, erklärte Noel.

***

Mit dem Taxi fuhren wir in die Seemühle, Noels Stammlokal. Dort setzte sich Marlon mir gegenüber an einen freien Tisch. Noel bestellte für uns beide Cola und für sich das übliche Pils. Ständig ertappte ich mich dabei, dass ich Marlon ansah. Wenn er meinen Blick bemerkte, strahlte er mich an. Dann lächelte ich auch.

In der Ecke des Lokals stand ein Flipper. Marlon stand auf und ging spielen. Ich sah immer wieder zu ihm. Noel war das nicht entgangen.

„Sag mir, was du denkst, Nina!“

Ich lachte. „Nein, das kann ich dir jetzt nicht sagen!“

Er lächelte mich an, schlang die Arme um mich und drückte mich an sich. „Sag es mir, hab keine Angst, ich weiß schon längst, was in dir vorgeht.“

„Du wirst entsetzt sein!“

„Sei mutig! Also, was denkst du?“, ermunterte er mich.

„Wie unglaublich schön dein Bruder ist …“

„Ja, das ist er!“

„Er sieht aus wie ein Engel.“

„Und du bist ein Engel.“ Er küsste mich.

„Hast du wirklich gewusst, was ich denke?“

„Vom ersten Moment an, als du ihn ansahst.“

„Und du bist mir nicht böse?“

„Nein! Im Gegenteil! Es freut mich, dass du ihn anziehend findest.“

„Das hab ich aber nicht gesagt“, protestierte ich.

„Aber gedacht.“ Noel lächelte immer noch.

„Stimmt“, sagte ich und sah wieder zu Marlon rüber.

„Findest du ihn erotisch?“

„Willst du das wirklich wissen?“

„Sonst würde ich nicht fragen, Nina.“

„Er wirkt auf mich wie ein Mädchen – und ja, ich finde ihn äußerst erotisch“, gab ich zu.

„Er ist unzweifelhaft ein Junge, und er hatte noch nie ein Mädchen.“

„Das glaube ich dir nicht“, lachte ich.

„Dass er ein Junge ist?“, scherzte Noel.

Ich musste lachen. „Nein, dass er noch nie mit einem Mädchen geschlafen hat.“

„Doch, es ist wahr! Frag ihn doch.“

„Bist du verrückt? Wie sieht denn das aus!“

„Als ob du mit ihm schlafen willst?“

Ich suchte Noels Augen. „Das will ich nicht!“

„Lügnerin“, flüsterte Noel und küsste mich innig.

„Du weißt, dass ich nur dich liebe“, flüsterte ich, als er mich losließ.

„Dann tu es, weil du mich liebst!“

Alles Lächeln wich aus meinem Gesicht. Der Boden öffnete sich und die Hölle schien mich verschlingen zu wollen, als Noel mich in Versuchung führte.

„Das kannst du nicht wirklich wollen!“

„Du willst es selbst, Nina.“

„Nein! Ich finde ihn nur sehr attraktiv und …“ Ich stockte.

„… äußerst erotisch“, ergänzte Noel.

Ich sah Noel betroffen an. „Bitte entschuldige. Ich hätte das niemals sagen dürfen.“

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Nina. Du hast nur das gesagt, was du gedacht hast. Und genau das ist es, was ich von dir erwarte. Ehrlichkeit zu mir und zu dir selbst.“

Er küsste mich erneut.

„Marlon wird sich sein ganzes Leben lang an das erste Mal erinnern! Gib ihm das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein, Nina! So wie du es für mich beim ersten Mal warst, als ich dein unschuldiges Wesen in meinen Armen hielt!“

„Er ist noch so jung, Noel!“

„Du bist doch selbst noch jung, Lämmchen! Tu es, gerade weil du mich liebst! Marlon hatte gestern Geburtstag und ich versprach ihm, dass du mein Geschenk an ihn sein wirst!“

„Noel, wie konntest du …!“

„Pssst, Nina! Jede Faser deines Körpers sehnte sich danach, von seinen sinnlichen Lippen geküsst zu werden. Seit dem Moment, als du ihn das erste Mal sahst. Ich kenne dich inzwischen auch ein bisschen. Und Marlon ist zumindest optisch die Verkörperung aller deiner Träume.“

Noel küsste mich leidenschaftlich. „Ich werde dich mehr denn je begehren, wenn du deinen Körper und deine Sinnlichkeit Marlon zum Geschenk gemacht hast!“

Er sah in meine Augen und erkannte, dass ich mit den Tränen kämpfte. „Du brauchst nicht verzweifelt zu sein, Nina. Ich zwinge dich nicht dazu, ich bitte dich nur darum.“

„Du wirst mich danach verlassen!“

Noel lächelte. „Niemals!“

„Du wirst es mir irgendwann zum Vorwurf machen!“

„Nein, das werde ich nicht. Versprochen.“

„Ich kann doch nicht einfach …!“

„Marlon wird es sein, der dich verführen wird! Theoretisch weiß er Bescheid, er hat ja große Brüder. Wenn er jetzt zurückkommt und dich fragt, ob du mit ihm flipperst, gehst du mit ihm. Das ist das Zeichen für ihn, dass er dich haben kann.“

„Ihr habt das vorher ausgemacht?“, fragte ich fassungslos.

„Natürlich, Lämmchen, ich überlasse nichts dem Zufall.“

„Du wusstest, dass ich es tun werde?“

Noel zog mich wieder in seine Arme: „Ich habe es gehofft – für dich und Marlon.“

„Wie geht es nach dem Flippern weiter?“, fragte ich unsicher.

„Willst du es wirklich wissen?“

„Ja!“

„Wir werden noch ein wenig bleiben, etwas essen und danach nach Hause fahren. Ich werde dann dort feststellen, dass ich meinen Seidenschal in der Seemühle vergessen habe und noch mal zurückfahren. Hier treffe ich dann einen guten alten Freund und werde drei Stunden bleiben. Wenn ich zurückkomme, wird Marlon angezogen neben dir brav auf dem Sofa sitzen und die Unschuld selbst sein. Genauso wie du! Ich werde ihn dann nach Hause schicken und mich ganz dir widmen. Du wirst mir, wann immer du willst, erzählen, wie es war, und Marlon wird mir gelegentlich ebenfalls berichten. So hat alles den spannenden Anschein von Heimlichkeit, obwohl jeder vorher genau Bescheid wusste! Marlon weiß nicht, dass ich dir das jetzt alles sage. Also nimm ihm bitte die Illusion nicht, der große Verführer zu sein.“

„Du willst wirklich, dass ich das tue?“ Ich konnte das immer noch nicht ganz glauben.

„Nina, wenn du ehrlich zu dir bist, dann willst du es doch selbst. Schau ihn an, wie makellos er ist! Du wirst sein erstes Mädchen sein. Er wird sich sein ganzes Leben lang an diese Nacht erinnern. Sei seine unvergessliche Erinnerung!“

***

Genauso wie Noel es geplant hatte, lief es ab. Als Marlon mich das erste Mal küsste und ich den Duft seiner zarten Haut einsog, vergaß ich alles um mich herum. Die unbeschreibliche Vorsicht seine Küsse ließ mich unter seinen Händen zu Wachs werden. Das war es! Was immer er probieren wollte, ich folgte ihm, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. Als er sich das erste Mal in mir ergoss, weinte ich. So hatte auch ich mir mein erstes Mal gewünscht!

Wie auch Noel benötigte Marlon kaum Zeit zur Erholung und so tauschten wir Zärtlichkeiten aus und erfreuten uns aneinander. Nichts war beschämend oder fremd. Alles war uneingeschränkt weich, sinnlich und sehr vertraut.

Ich begriff zum ersten Mal für einen berauschenden Augenblick, dass alles, was mir Noel beigebracht hatte, allein dazu diente, uneingeschränkt Lust zu bereiten und Gleiches zu empfangen.

Als es an der Zeit war, uns wieder anzuziehen, zog mich Marlon an sich und küsste mich mit dieser wundervollen Zärtlichkeit. „Du warst wunderbar, Nina! Ich wünschte, du wärst meine Freundin!“

„Du warst himmlisch, Marlon! Wenn ich mit einem Engel geschlafen hätte, könnte ich nicht glücklicher sein“, erwiderte ich und jedes Wort war wahr.

Mit klopfendem Herzen saß ich neben Marlon auf dem Sofa. Er hielt meine Hand. Als wir das Taxi hörten, küssten wir uns ein letztes Mal.

„Ich werde dich wiedersehen, Nina“, flüsterte er, als Noel den Schlüssel ins Schloss steckte.

„Pssst!“, sagte ich und verschloss mit meinen Fingerspitzen seine Lippen. Dann wischte ich mir die Tränen ab.

Als Marlon gegangen war, nahm Noel mich in seine Arme. Und kaum dass er mich an sich zog, weinte ich wieder. Noel fragte nicht warum, und hielt mich, bis ich mich beruhigt hatte. Dann brachte er mich ins Bett.

„Danke“, flüsterte er, „du hast mich sehr glücklich gemacht!“ Da weinte ich erneut.

In dieser Nacht berührte mich Noel nicht mehr und so wirkte Marlons Zauber noch lange nach.

***

Am nächsten Tag weckte mich Noel mit einem herrlichen Frühstück im Bett. Er hatte sogar frische Brötchen vom Bäcker geholt. Abgesehen davon, dass die Krümel uns am Po piksten, war es wunderschön, so verwöhnt zu werden. Dass man Himbeermarmelade auch ganz anders genießen kann, wusste ich zuvor noch nicht. Etwas davon rutschte mir nämlich vom Brötchen und fiel auf meine Brust.

„Halt, nicht bewegen!“, befahl Noel sofort.

Erschrocken sah ich ihn an. Als er dann aber anfing, mir die Marmelade von der Brust zu schlecken, fing ich an zu lachen. Kurz bevor die Marmelade auf mein Hemdchen rutschte, erwischte sie Noel erst. Ich quiekte vor Lachen! Als er dann die Spur der Marmelade mit seiner Zunge verfolgte, war es endgültig aus. Ich flüchtete kreischend in die hinterste Ecke des Bettes.

„Wirst du wohl wieder zurückkommen?“, blödelte Noel mit gespielter Strenge und krabbelte mir hinterher. Ich fiel vor Lachen aus dem Bett. Noel hechtete hinterher und setzte sich auf mich. Dann tastete er nach dem noch offenen Marmeladenglas. Ich ahnte, was er vorhatte!

„Tu das ja nicht, Noel!“

Doch er griff in das Glas, nahm den Löffel und klatschte mir die glibberige Masse auf den nackten Bauch.

„Iiihhh, tu das wieder weg!“, kreischte ich.

Er dachte gar nicht daran! Stattdessen verteilte er die Marmelade genüsslich auf mir.

„Bist du übergeschnappt? Noel, hör auf!“

„Halt still, sonst muss ich das Zeug nachher noch vom Boden aufschlecken“, murmelte er mit vollem Mund.

„Hör auf! Mir tut schon der Bauch weh vom Lachen!“

„Bin gleich fertig mit meinen Kunstwerk.“

„Noel!“, kreischte ich, als er etwas von der Marmelade in meinen Bauchnabel schubste.

„So, fertig! Du hast jetzt die Wahl! Du gehst jetzt duschen oder …?“

„… oder was? Los sag schon!“, bettelte ich.

„… oder du vertraust mir und schließt deine Augen.“

Ich kniff kichernd die Augen zu.

Noel küsste mich. „Vertraust du mir?“

„Ja.“

„Blind?“

„Ja!“

„Dann warte.“ Er legte seinen Seidenschal auf meine Augen und verknotete ihn hinter meinem Kopf.

Mein Lachen erstarb.

„Hab Vertrauen zu mir“, sagte er leise. Dann glitten seine Lippen über meinen marmeladenbeschmierten Körper. Ich war wie erstarrt.

„Lass dich fallen, Nina“, flüsterte Noel und küsste mich mit seinem Himbeermund. „Oder willst du, dass ich noch mal ganz von vorne anfangen muss? Wenn mir von dem süßen Zeug nicht schlecht werden soll, muss ich dich dann aber mit Käse belegen!“

Ich musste unwillkürlich lachen.

„So ist es schon besser, Lämmchen.“ Er wühlte durch mein Haar. „Entspanne dich.“

Es dauerte noch eine ganze Weile, doch schließlich gelang es mir. Noels Lippen liebkosten mich am ganzen Körper – auch dort, wo mit Sicherheit keine Marmelade war.

„Du warst unheimlich süß“, flüsterte er, als ich danach in seinen Armen lag. Dann nahm er mir den Schal von den Augen. „Nächstes Mal sollten wir es mit Ketschup probieren.“

Ich musste lachen.

„Jetzt geh duschen, Nina, und mach dich hübsch. Wir werden bei dem schönen Wetter nicht zu Hause bleiben.“

Als ich mich angezogen hatte, sah er mich prüfend an. Wortlos öffnete er den Reißverschluss meines Kleids und zog es mir aus. Auch den BH öffnete er.

„Ich dachte, wir gehen weg?“, fragte ich verwirrt.

„Das tun wir auch. Nur Geduld, Lämmchen.“

Dann gab er mir ein längliches Päckchen.

„Mach es auf!“

Ich nahm das Päckchen und lächelte ihn an. Es enthielt ein traumhaftes cremefarbenes Kleid, knielang und aus hauchdünnem, weich fallendem Baumwollstoff. An den Flügelärmeln, am Saum und am großzügigen Ausschnitt war es aufwendig mit filigraner Spitze besetzt. Direkt unter der Brust ließ die eingearbeitete Spitze Haut durchblitzen und ging an der Seite in ein breites glänzendes Satinband über, das am Rücken in einer Schleife zusammengehalten wurde. Das Kleid passte, als sei es extra für mich gemacht worden. An dem Etikett sah ich, dass es aus der sündhaft teuren Boutique stammte, vor der ich schon so oft stehen geblieben war. Aber mehr als ins Schaufenster zu gucken hatte ich mir nie leisten können.

Jetzt stand ich vorm Spiegel und betrachte mich von allen Seiten. Meine dunklen Locken fielen aufrührerisch auf den weichen Stoff des engelhaften Kleids. Ja, ich gefiel mir darin.

Noel hatte mich lächelnd beobachtet, wie ich das Kleid anzog, mich vor dem Spiegel drehte und erstaunt über meine Verwandlung keinen Blick mehr von mir wenden können. Schließlich trat er hinter mich und sah mich durch den Spiegel an.

„Du bist wunderschön, Nina!“

Ich drehte mich zu ihm und legte meine Arme um seinen Hals, um ihn zu küssen, und zum ersten Mal ließ er es geschehen. Wann immer ich es zuvor versucht hatte, hatte er meine Hände festgehalten und mich abgewiesen.

„Danke!“, hauchte ich überglücklich über das Kleid und vielmehr noch dafür, dass er die Berührung zuließ.

„Lass uns jetzt gehen, bevor ich mich vergesse und es dir wieder ausziehe. Ich hab schon wieder einen Ständer.“

***

Den restlichen Tag verbrachten wir in einem Ausflugslokal mitten im Wald. Es war in der Nähe eines kleinen Waldschlosses gelegen. Von dort konnte man den ganzen See überblicken. Auch mein Kleid gab im Sonnenlicht weitreichende Blicke frei. Außer einem winzigen Tanga trug ich darunter nichts. Noel beobachtete sehr genau die Blicke der Männer, denen das nicht verborgen blieb, als wir an ihnen vorbeigingen.

Wir hatten eine Decke mitgenommen. Auf einer kleinen Lichtung im Wald breitete Noel die Decke aus und ließ sich darauf fallen.

„Komm her zu mir!“, befahl er mir und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, wie er das meinte.

„Noel, nicht hier, es könnte uns jemand sehen!“

„Aber das macht doch gerade den Reiz aus, Nina“, murmelte er und streichelte meine Schenkel. „Zieh jetzt dein Höschen aus!“ Er steckte es in seine Hosentasche.

„Jetzt knie dich neben mich und spreize dabei deine Schenkel.“ Er berührte mich mit den Fingern, öffnete dann seinen Reißverschluss und schob mich auf sich.

„Schließe die Augen, Nina, dann kannst du besser alles um dich herum vergessen“, sagte er noch und drang in mich ein.

Tatsächlich dachte ich nicht mehr daran, wo wir waren. Noel hob meine Brüste aus dem Ausschnitt und gab dann mit seinen Händen an meinen Hüften den Rhythmus vor.

Als wir später Hand in Hand zurück zum Schloss gingen, trug ich meine Schuhe in der Hand und hatte außer dem Kleid nichts an. Wie eine verstrubbelte Nymphe sah ich aus. Noel genoss die Blicke der Männer, die durch den halb durchsichtigen Stoff zwischen meine Schenkel zielten.

Noel kaufte Eis und ich setze mich auf seinen Schoß. Seine freie Hand streichelte meine Schenkel und den Po. „So, wie du an deinem Eis rumschleckst, könnte ich dich gleich wieder vernaschen!“

Ich lächelte ihn an und schob mir das Eis tief in den Mund und zog es wieder heraus. Dabei sah ich ihn mit laszivem Blick an und rutschte auf seinem Knie herum. „Ist das erotisch genug?“, fragte ich und ließ keinen Blick von seinen Augen.

Noels Blick hatte etwas Merkwürdiges, als er mich jetzt ansah. „Kennst du den Film Lolita?“, fragte er.

„Nein“, antwortete ich.

„Nun, dann kannst du auch nicht wissen, was in den alten Säcken da rings um uns herum gerade vorgeht. Von jedem einen Fuffi für seine schmutzigen Gedanken und wir könnten beide in den Urlaub fliegen!“

Ich lutschte weiter genüsslich an meinem Eis, während er mich auf seinem Knie wippte und den Saum meines Kleides weiter nach oben schob. Was Noel sagte, hatte ich zwar gehört, doch verstanden hatte ich es nicht.

Auf dem Nachhauseweg durch den Wald zog er mich wieder ins Gebüsch. Als ich zwischen seinen Beinen kniete, zog er mir das Kleid aus. Dann fuhr er durch mein Haar und drückte meinen Kopf zwischen seine Schenkel.

„Nimm ihn in den Mund!“, befahl er. „Mach genau das Gleiche, was du vorhin mit dem Eis gemacht hast, dann passt das schon!“

Es dauerte eine Weile, bis ich tat, was Noel verlangte. Es brauchte viel Überzeugungskraft und mehr oder weniger sanfte Gewalt. Noels Hand hatte sich in mein Haar gekrallt und drückte meinen Kopf nach unten. Peinlich, wenn uns so jemand sehen würde! Meine anzügliche Show mit dem Eis bereute ich zutiefst. Ich weinte vor Scham und Erniedrigung. So etwas hatte ich zuvor noch nie getan!

Noel nahm keine Rücksicht darauf. Kurz bevor er kam gelang es mir erst, mich in Sicherheit zu bringen. Ich hatte das Gefühl, als würde er mir alle Haare vom Kopf reißen. Erst dann lockerte er seinen Griff.

„Nina, Nina, das ist aber noch stark verbesserungswürdig!“, tadelte er. „Wenn mich deine Hilflosigkeit allgemein nicht ständig so anmachen würde, wäre ich vermutlich nie gekommen.“

Mein Mund tat mir weh und ich kämpfte noch mit der Panik zu ersticken und dem Brechreiz. Als Noel verlangte, dass ich ihn abwischen sollte, hätte ich mich fast übergeben. Das Zeug zog auch noch Fäden, und ich schwor mir, niemals so etwas Widerliches und Schleimiges über meine Lippen zu lassen! Ich ekelte mich fürchterlich und wünschte mir nichts sehnlicher, als meine Zahnbürste und eine Tube Zahnpasta.

Als Noel sah, wie sehr ich litt, zog er mich in seine Arme und küsste mich. Das verstand ich nun gar nicht mehr! Wie konnte er mich küssen? Ekelte er sich nicht?

„So schlimm?“, fragte er.

Ich hatte inzwischen mein Kleid wieder angezogen, und noch immer kullerten Tränen. Antworten konnte ich nicht. Was sollte ich denn auch sagen? Für ihn schien dieser Akt nichts Außergewöhnliches zu sein, für mich war es das Grauenvollste überhaupt.

Noel zog mich erneut an sich. „So wie du dich angestellt hast, hast du noch niemals einem Mann wirklich einen geblasen.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Tja, das mit dem Eis war dann wohl etwas, was du mal im Fernsehen oder Kino von einer erwachsenen Frau gesehen hast. Und du fandst es ganz toll, das nachzumachen!“

Ich nickte beschämt.

„Was hab ich mir da nur für ein Kind geangelt?“ Noel hob mein Kinn an und sah mir in die Augen. „Wir werden gemeinsam herausfinden, was du sonst noch niemals getan hast!“ Er streichelte fürsorglich über mein Haar. „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich behutsamer vorgegangen, Lämmchen. Doch wenn du für mich nicht langweilig werden willst, musst du auch das lernen.“ Er gab mir meinen Tanga. „Zieh dein Höschen an, Nina, wir gehen nach Hause. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.“

Auf dem Heimweg sprachen wir kein Wort miteinander. Noel sah mich nur immer wieder an, um sich zu vergewissern, dass ich nicht mehr weinte. Es war erst 21.00 Uhr, als wir nach Hause kamen, doch er schickte mich ins Bett wie ein ungezogenes Kind.

***

Mitten in der Nacht wachte ich davon auf, dass Noel mich berührte. Er streichelte sanft über meine Hüften, Po und Schenkel und berührte zärtlich meine Brüste. Nachdem er sich ausgiebig mit meinen Brustwarzen beschäftigt hatte, schob er seine Hand zwischen meine Beine. Seine Finger kannten ihr Ziel. Als sie sich in mir bewegten, stöhnte ich leise.

„Du warst schon klatschnass, bevor ich überhaupt meine Finger in dir drin hatte, Nina! Ich weiß, dass du es jetzt kaum noch erwarten kannst, dass ich dir meinen Schwanz bis zum Abschlag reinschiebe!“

Meine Lust erstarb augenblicklich. Noel legte sich zwischen meine Schenkel, ohne die Finger aus mir zu nehmen und den Rhythmus zu unterbrechen.

„Sieh mich an, Nina!“, befahl er. „Mach die Augen auf und sieh mich an, du Miststück!“

Ich war schockiert und riss die Augen auf.

„Na also, geht doch! So, und nun sag, dass du es gar nicht mehr erwarten kannst, dass ich meinen Schwanz in deine nasse Spalte rammen soll.“

Ich sah ihn verstört an und fühlte mich elend.

„Sag, dass ich dich ficken soll!“

„Ich … kann das nicht!“, stieß ich entsetzt hervor.

Noel sah mich ärgerlich an. „Das hast du also auch noch nie gemacht?“

Ich schämte mich entsetzlich. Ob dafür, dass ich diese ordinären Worte sagen sollte oder dafür, dass ich das nicht konnte, hätte ich nicht sagen können. Damit Noel nicht auch noch meine Tränen sah, drehte ich den Kopf weg. Aber er zwang mich, ihn anzusehen.

„Viele Männer finden es sehr anregend, wenn sie beim Sex schmutzige Worte hören. Ich gehöre auch dazu. Also stell dich nicht an wie die Jungfrau von Orleans! Ich will jetzt von dir hören, dass ich dich ficken soll!“

Noel sah mich prüfend an und bewegte seine Finger in mir. Ich konnte mich nicht mehr gegen die Sinnesreizungen wehren und begann zu stöhnen.

In dem Moment hörte er damit auf. „Los, sag schon, dass ich dich um den Verstand vögeln soll! Sag, dass deine nasse Möse nur darauf wartet, von meinem harten Schwanz gestoßen zu werden! Sag, dass ich dich vollspritzen soll! Sag irgendwas Versautes!“

„Ich kann das nicht!“

„Wenn du nichts sagst, werde ich dich bestrafen, Nina!“

„Bitte, Noel … tu das nicht!“ Ich war verzweifelt. Warum tat er mir das an?

„Ist denn das wirklich so etwas Unmögliches, was ich von dir verlange? Es sind doch nur Worte, Nina!“

Ich drehte mich weg.

„Du lässt mir keine andere Wahl!“ Er stand auf, schlüpfte in seine Hose und nahm sein Hemd.

Entsetzt starrte ich ihn an. „Was machst du?“

„Ich werde gehen.“

„Warum?“, fragte ich verständnislos.

„Wenn ich hierbleibe, werde ich dir weh tun“, sagte er wie beiläufig. Ich war wie gelähmt. Er schlüpfte in seine Schuhe, dann verließ er das Schlafzimmer.

Ein paar Augenblicke starrte ich fassungslos an die Decke. Ich begriff das nicht! War das ein Scherz? Dann wurde mir klar, dass er es ernst meinte, und ich schrie meine Verzweiflung in die Kissen. Als ich draußen die Wohnungstüre schlagen hörte, sprang ich auf und stolperte ihm völlig aufgelöst hinterher. Am Gartentor holte ich ihn ein. Noel sah mich überrascht an. Ich war barfuß und trug nichts außer einem hauchdünnen Baby-Doll. Er lächelte mich geringschätzig an.

„Du bist unfähig, ‚fick mich‘ zu sagen und dann rennst du mir halbnackt hinterher?“ Er sah auf meine Hände, mit denen ich nun versuchte meine Blöße zu bedecken.

„An deinen Wohnungsschlüssel hast du auch nicht gedacht, oder?“

Betroffen merkte ich, dass ich tatsächlich den Schlüssel in der Wohnung liegen gelassen hatte. Ich senkte den Kopf.

„Du bist das Unglaublichste, was mir jemals begegnet ist. Aber du bringst mich tatsächlich noch um den Verstand!“

„Bitte, geh nicht!“, bat ich leise.

„Das hab ich ja jetzt verstanden“, gab er unwillig zurück. Er zündete sich lässig eine Zigarette an und sah mich an. „Du bist das erste Mädchen, das mir halbnackt hinterhergerannt ist.“

Ich zitterte.

„Ist dir kalt oder hast du Angst?“

„Beides.“

„Na, wenigstens bist du ehrlich“, brummte er. „Sag mir, was ich jetzt mit dir tun soll.“ Er schnippte die Asche seiner Zigarette in den Rasen. „Und komm mir jetzt ja nicht mit ‚Ich weiß nicht‘, dann raste ich aus!“

Ich wusste keine Lösung, sah ihn nur hilflos an.

Doch er schwieg. In seinem Gesicht war keine Regung zu sehen, als er auf die Uhr sah und feststellte: „Ich habe Zeit, Nina. Du frierst … nicht ich.“

Wut, Scham, Kälte und Hilflosigkeit rannen in Tränen über meine Wangen.

„Es nützt nichts zu heulen. Das bringt dich keinen Millimeter weiter, wie du ja schon bemerkt haben wirst“, sagte er. „Wir stehen morgen noch hier, wenn du nichts sagst. Also? Was soll ich jetzt mit dir tun, Nina?“

„Ich will, dass du …“ Ich brachte diese Worte nicht über meine Lippen.

„Na? Was willst du? Ich höre nichts!“ Noel verdrehte genervt die Augen. „Sag: ‚Ich will, dass du mich fickst!‘ So schwer ist das doch nun wirklich nicht.“ Er sah mich abwartend an.

„Ich will, dass … Ich kann das nicht! Bestraf mich lieber!“, heulte ich.

Damit hatte er nicht gerechnet. Noel sah mich ungläubig an. „Du willst … was?“

„Bestraf mich!“, flüsterte ich matt.

Noel schüttelte ungläubig den Kopf. Dann warf er seine Zigarette auf den Boden und zertrat sie demonstrativ langsam. „Du wirst deine Unnachgiebigkeit bereuen!“

Wütend zog er mich hinter sich her und zurück in die Wohnung. Dort riss er mir das Baby-Doll vom Körper und warf mich bäuchlings auf das Bett. Aus der Kommode kramte er ein Paar Nylonstrümpfe hervor und band meine Handgelenke an das Gitter des Bettes. Die Angst brachte mich fast um den Verstand, als er sich auszog und zwischen meine Schenkel kniete. Ohne ein weiteres Wort rammte er sich mitleidlos in mich. Ich schrie.

„Hör auf zu schreien“, befahl er kalt, und ich drückte mein Gesicht in das Kissen.

Es dauerte unendlich lange, doch Noel fand keine Befriedigung an mir. Ich bebte vor Schmerz und Angst. Endlich band er meine Hände los, und ich hoffte schon, es wäre vorbei. Doch er drehte mich nur auf den Rücken und fesselte mich erneut. Als Noel dann noch meine Beine weit gespreizt am Bett festband, schnappte ich fast über vor Angst.

Noel stieg aus dem Bett und ging ins Wohnzimmer. Er kam mit einem Glas mit Eiswürfeln und zwei Handtüchern zurück. Eines davon legte er unter meinem Schoß, das andere neben meinen Kopf. Dann nahm er ein paar Eiswürfel, drückte sie mir auf die Klitoris und presste die Hand darüber.

So einen Schmerz hatte ich noch nie gefühlt! Es war, als würde ich verbrennen! Ich schrie und heulte und bat ihn aufzuhören – doch Noel rührte das nicht. Als die ersten Eiswürfel geschmolzen waren, legte er gleich neue nach und begann mit ihnen zu kreisen.

Zu dem Schmerz kam jetzt Taubheit. Ich fühlte meine Scham nicht mehr und hatte Angst mich vollzupinkeln. Alles Flehen war sinnlos. Noel sah mich die ganze Zeit über nur aufmerksam an. Als ich nur noch leise wimmerte, ließ er mich endlich los. Doch schon kniete er sich zwischen meine Schenkel und stieß brutal in mich. Die Schmerzensschreie konnte ich nicht mehr unterdrücken. Da stopfte er mir ein Handtuch in den Mund und presste seine Hand darauf. Vor Angst zu ersticken zappelte ich und versuchte mich zu befreien. Das schien Noel endlich zu erregen, denn wenig später ergoss er sich in mir.

Er zog den Handtuchknebel aus meinem Mund, zerrte das nasse Handtuch und die Bettdecke unter mir weg und warf die Decke über mich. Dann verließ Noel wortlos das Schlafzimmer. Mich ließ er gefesselt im Dunkeln und in meiner Angst zurück. Was würde mit mir geschehen, wenn er jetzt einfach ging? Was, wenn er wiederkam? Es gab keinen Ausweg …

Irgendwann kam er tatsächlich zurück. Ich war entkräftet eingeschlafen und wurde davon wach, dass er meine Fesseln löste und sich neben mich legte. Er küsste mich das erste Mal in dieser Nacht. Doch ich lag wie leblos in seinen Armen.

„Das hat dich ganz schön mitgenommen, Nina“, stellte er fest. „Ich lass dich jetzt etwas schlafen. Aber dann werde ich das noch mal wiederholen. Es sei denn, du sagst vorher das, was ich von dir verlange.“

Hatte ich denn nicht schon genug gebüßt? Ich konnte hilflose Tränen nicht unterdrücken.

„Jetzt hast du wenigstens einen Vorgeschmack davon, was dir künftig blüht, wenn du nicht genau das tust, was ich von dir verlange. Ich schätze, du wirst es dir künftig zweimal überlegen, bevor du mir noch einmal ernsthaft vorschlägst, dich zu bestrafen.“

Er schlang den Arm um mich und hielt, wie jede Nacht, mein Handgelenk in seiner Hand – so, als ob er fürchtete, dass ich fliehen könnte.

Als ich einige Stunden später aufwachte, schlief Noel noch. Vorsichtig wand ich mich aus seinen Armen, kletterte aus dem Bett und wickelte mich in ein Badetuch. Ich wollte zur Toilette und musste dafür über den Flur. Doch die Wohnungstüre war abgeschlossen! Ich drehte mich um und schrie vor Schreck auf, als ich gegen Noel prallte.

„Wo willst du hin, Nina?“

„Ich muss mal.“

Noel sah mich prüfend an. „Pinkeln?“

Ich nickte ängstlich.

„Dann pinkel ins Waschbecken.“ Er sah in Richtung Singleküche, dann sah er wieder mich an.

„Warum tust du das?“

„Weil ich drauf stehe, dich zu demütigen“, erklärte er nüchtern und sah mich an, als warte er auf irgendetwas.

Ich lief wortlos zurück ins Schlafzimmer.

„Ich dachte, du musst pinkeln?“

„Jetzt nicht mehr. Lieber mach ich in die Hose.“

„Dazu müsstest du aber wenigstens eine anhaben“, lachte er.

Hilflose Tränen stiegen mir in die Augen, als ich wieder ins Bett kroch. Noel kam mir nach und legte sich zu mir. „Jetzt weine doch nicht schon wieder, Nina.“

„Du bist so gemein“, schluchzte ich.

„Na, komm schon. Ist ja gut.“ Er schlang den Arm um mich.

Langsam beruhigte ich mich wieder. Doch aufs Klo musste ich trotzdem.

„Also gut, ich schlag dir einen Kompromiss vor“, sagte Noel. „Ich bringe dich jetzt ins Bad und dann kannst du duschen.“

„Ich muss aber aufs Klo!“

„Du kannst in die Dusche pinkeln!“

„Jetzt hör doch auf mit dem Quatsch! Ich muss jetzt ganz dringend!“

„Im Waschbecken oder in der Dusche?“

„Hör auf!“

Er lehnte sich gemächlich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte gelangweilt an die Decke.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, der Drang war zu stark. „In der Dusche!“, stieß ich hervor und hüpfte zur Türe.

Noel lächelte. Doch er ließ sich Zeit. Endlich schloss er die Wohnungstüre auf und lief mit mir über den Flur. Er schob mich ins Bad, kam selbst hinterher und zog mir das Badetuch vom Körper. Als ich den Duschvorhang zuziehen wollte, hinderte er mich daran. Er lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und zündete sich eine Zigarette an.

„Lass mich bitte allein, Noel.“

Er schüttelte langsam den Kopf und lächelte mich an.

„Ich kann so nicht …!“

„Du musst! Oder wir gehen wieder rein.“

Ich sah ihn inständig flehend an.

„Schau mich nicht an wie ein geficktes Eichhörnchen!“

Ich wusste nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte.

„Na, nun mach schon, Nina!“

Ich griff nach der Dusche.

„Ohne Wasser – ich will sehen, wenn es läuft! Und auch nicht umdrehen! Du drehst dich zu mir!“ Er sah auf die Uhr. „Und wenn möglich heute noch.“ Noel drehte sich zum Wasserhahn am Waschbecken und drehte ihn auf.

Das Geräusch des laufenden Wassers brach meinen letzten Widerstand.

Noel lächelte voller Genugtuung, als ich inmitten meiner Pfütze stand und verließ das Badezimmer. Endlich konnte ich die Dusche aufdrehen und Tränen, Urin und Demütigung versuchen abzuspülen. Zwei Mal wusch ich meinen Körper, aber noch immer zitterte ich vor Scham. Als dann Noel ins Bad kam, nahm er mir wortlos die Dusche aus der Hand und wickelte mich in ein Badetuch. Er stopfte meine Haare in ein Handtuch und drehte es zu einem Turban. Er sah, dass ich immer noch heulte, und wurde ärgerlich. „Genug jetzt, Nina!“ Er zog mich hinter sich her in die Wohnung, schloss hinter uns ab und setzte mich auf das Sofa. Er hatte Frühstück gemacht. Doch ich konnte nichts essen und auch den Orangensaft rührte ich nicht an.

„Räum den Tisch ab, föhn dir die Haare und dann komm wieder ins Bett“, befahl Noel und ging ins Schlafzimmer.

Ich tat, was er angeordnet hatte. Als ich neben ihm lag, drehte er sich zu mir und sah mich an.

„Das Wichtigste bei der Erziehung ist, dass man konsequent sein muss. Was man angekündigt, muss man auch tun, sonst wird man unglaubwürdig. Verstehst du das?“

Ich schüttelte den Kopf. Mir war Pädagogik jetzt herzlich egal.

„Das dachte ich mir fast“, seufzte Noel und nahm die Nylonstrümpfe. „Gib mir deine Hände, Nina.“

Entsetzt versuchte ich, mich ihm zu entwinden.

„Hör auf, dich zu wehren, Nina! Es hat sowieso keinen Sinn! Du machst mich nur wütend und dann wird es noch schlimmer für dich!“

„Bitte, Noel … bitte tu mir nicht nochmal weh!“, jammerte ich.

„Du weißt doch, was der Preis dafür ist.“ Er band einen meiner Arme am Bett fest. „Es sind nur Worte, Nina.“ Schon zurrte er mein anderes Handgelenk fest. „Denk dir nichts dabei, es hört dich ja niemand außer mir! Sag es einfach!“ Seine Hand glitt zwischen meine Beine. Dann küsste er mich zärtlich. „Du musst nur tun, was ich von dir verlange.“ Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Du hast ab jetzt noch 30 Minuten.“ Er sah auf die Uhr. „Dann binde ich dir die Beine fest und hole die doppelte Portion Eiswürfel wie gestern. Es gibt noch andere Stellen, wo es wehtut.“ Er nahm meine Brustwarze zwischen die Lippen und saugte daran, biss dann zuerst sanft hinein und verstärkte langsam den Druck.

Seine Fingerspitzen bohrten sich in mich. Unwillkürlich stöhnte ich auf.

„Sag, dass ich dich ficken soll! Sag es!“, flüsterte er fast schon beschwörend. Er drängte sein Knie zwischen meine Schenkel, nahm sein steifes Glied in die Hand und berührte mich damit. Er berührte meine Klitoris, um dann wieder zurückzugleiten, doch er drang nicht in mich ein. Dabei küsste er mich zärtlich, dann immer leidenschaftlicher.

Ohne es zu wollen, verfiel ich in einen regelrechten Sinnesrausch. Längst hatte ich meine Augen geschlossen und vergaß alles um mich herum.

„So will ich dich, Nina. Gib dich mir ganz hin!“, flüsterte Noel. „Du willst mich in dir haben! Du willst es so sehr! Jede Faser deines Körpers begehrt mich, will dass ich in dich dringe. Sag, dass du es willst! Sag es! Hab keine Angst! Spiel mit mir!“

Es ist ein Spiel, nur ein Spiel, hämmerte es in meinen Kopf! Ich war berauscht von seiner Stimme und meinen Gefühlen, und schließlich hatte er meinen Widerstand gebrochen.

Ich spielte jetzt sein Spiel. „Ich will dich in mir spüren! Nimm mich, mach mit mir, was du willst! Aber tu es jetzt sofort! Fick mich!“

„Endlich!“, triumphierte Noel. Er hob meine Beine an, legte sie über seine Schulter und stieß zu. „Sag, dass ich noch tiefer in dich dringen soll!“, befahl er.

Ich krallte meine gefesselten Hände an das Bettgestell, wand mich unter ihm und keuchte: „Ja, bitte tiefer! Oh ja, mach noch schneller, bitte!“

„Nina, bitte mich darum, dir wehzutun!“

Ich zögerte. „Bitte … tu mir weh!“

„Sag, dass du meine Sklavin sein willst!“

Mein Herz raste, doch dann sagte ich: „Ich will deine Sklavin sein!“

„Was soll ich mit dir tun?“, fragte er das Erlernte ab.

„Tue, was immer du willst mit mir! … Unterwirf mich! … Mach mich gefügig! … Bestrafe mich dafür, dir ungehorsam gewesen zu sein!“, hauchte ich devot.

„Oh Gott, du bist der Wahnsinn!“, keuchte Noel und ergoss sich im selben Augenblick in mir. Er beugte sich zu mir und küsste mich zärtlich, dann sah er mich liebevoll an. „Was möchtest du, dass ich jetzt mit dir tue, Nina!“

„Was immer du willst!“

Er lächelte. „Du bist unglaublich, Nina!“ Dann band er mich los.

Auf einmal schien alles ganz einfach zu sein. Was immer er ab dieser Nacht von mir verlangte – ich tat es!

Abgründe

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