Читать книгу Sündige Verwandlung | Erotischer Roman - Michael Bennett - Страница 5
ОглавлениеKapitel 2
Ihre Suite war größer als unsere. Im Wohnzimmer befand sich eine Bar. Ein Butler öffnete die Tür. Peter bestellte bei ihm alle Zutaten, um selber Caipirinha mixen zu können. Der Butler kam kurz darauf mit einer Plastikkiste zurück.
»Michael, hilf mir bitte!«, winkte er mich mit den Worten zu sich hinter die Bar. »Und die Damen nehmen bitte an der Theke Platz. Die Bar ist eröffnet!«
Stephanie drehte Musik auf. Die beiden Frauen setzten sich auf die Hocker. Ich schnitt die Limetten, Peter mixte die Cocktails, als wäre er ein professioneller Barkeeper. Absolut souverän.
»Der Name Caipirinha heißt übersetzt: Unschuld vom Lande«, erklärte Peter mit einem Lächeln, als er meiner Frau den Cocktail reichte.
Beeindruckt nickte sie und grinste ihn an.
»Auf die Unschuld vom Lande!«, sagte Sarah und wir hoben die Gläser.
Die Stimmung war ausgelassen.
Ich weiß nicht, wer es angesprochen hatte, aber irgendwann ging es um das Thema Eifersucht. Wir diskutierten über die These, dass jeder eifersüchtig wäre. Der eine mehr, der andere weniger. Männer wären grundsätzlich eifersüchtiger als Frauen, stellte Stephanie fest und Sarah stimmte zu. Peter und ich sahen das anders. Wir waren der Meinung, nicht eifersüchtig zu sein. Das Thema wurde noch eine Weile weiterdiskutiert, bis Stephanie Sarah an sich zog und anfing, sie zu küssen. Lange. Mit Zunge. Mir fehlten die Worte. Ich schaute mit leicht offenem Mund zu.
Meine Frau war für eine Sekunde auch überrascht und zuckte zurück. Aber als ihre Lippen Stephanies berührten, gab sie sich völlig hin. Sie küssten sich zärtlich, hingebungsvoll.
Peter stand mit verschränkten Armen lächelnd neben mir und beobachtet das Ganze.
Ich wusste nicht genau, ob ich wegschauen sollte. Ob es den beiden unangenehm wäre, wenn ich hinsah oder ob es mir peinlich war, zuzuschauen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Stephanie von Sarah ab.
»Und? Eifersüchtig?«, fragte sie, während sie den Hals meiner Frau streichelte.
»Ich nicht. Du Michael?«, fragte Peter.
»Nein! Natürlich nicht!« Die Unsicherheit in meiner Stimme war nicht zu überhören. Aber es war tatsächlich kein Gefühl von Eifersucht. Vielmehr eine Mischung aus Peinlichkeit und Erregtheit.
»Gut.« Stephanie nahm Sarah an die Hand. Sie schloss die Schiebetür zum Schlafzimmer von innen und ließ dabei einen kleinen Spalt offen.
Peter lächelte mich an. Wortlos. Er schaltete die Musik aus. Wir lauschten. Die Geräusche von Küssen, Schmatzen, leisem, kaum hörbarem Stöhnen, einem Reißverschluss, ein Klicken ...
Ich stellte mir vor, wie Stephanie Sarah das Kleid auszog und den BH öffnete. Wie sie ihren Hals küsste, ihre Brustwarzen. Die Geräusche starteten mein Kopfkino.
Wieder ein Reißverschluss. Klicken. Schmatzen. Kussgeräusche. Leise.
Ich hielt es kaum aus. Was taten die beiden? Meine Frau war dort mit einer Fremden, die wir erst vor kurzem kennengelernt hatten, und ihr Mann stand neben mir. Was war hier los? Waren wir zu betrunken?
Etwas fiel auf den Boden. Ein dumpfer Ton. Kurz. Ein Kissen? Nochmal. Ein zweites, das vom Bett gefallen war? Ich stellte mir vor, wie sie in der 69er-Position übereinander lagen. Wie sie es miteinander trieben. Kussgeräusche. Leichtes Schmatzen. Wer verführte wen? Wer dominierte wen?
Ist das unsere Männerdenke? Muss einer dominieren? Ist das Sex? Einer führt und der andere lässt sich führen? Hat jeder seine Rolle?
Wo war die Rolle bei den beiden? Wer war der Mann bei ihrem Spiel? Was sollten diese Gedanken in meinem Kopf?
Stöhnen. Es kam von Stephanie. Was machte Sarah? Küsste sie Stephanies Brüste? Ihre Schenkel? Ihre Muschi? Fingerte sie sie? Besorgt sie es ihr?
Ich hielt es kaum aus, schaute kurz zu Peter und schlich auf den Türspalt zu. Nur eine der Nachttischlampen brannte. Niemand war auf dem Bett. Dann sah ich Stephanie. Sie saß links auf dem Bettenrand. Die Beine gespreizt. Meine Frau kniete vor ihr auf dem Boden. Ihr Kopf bewegte sich zwischen Stephanies Schenkeln langsam vor und zurück. Stephanie war nackt. Im dämmrigen Licht sah ich die Kontur ihrer linken Brust. Sie stöhnte leise, den Kopf in den Nacken gelehnt. Sie bemerkte mich, blickte mir in die Augen. Sie lächelte sanft, stöhnte erneut, ohne den Augenkontakt zu verlieren. Sinnlich.
Die Tür schob sich zu. Peter.
»Lassen wir den beiden ihren Spaß.« Er legte den Arm um meine Schulter und ging mit mir zur Eingangstür.
Ich konnte es kaum fassen. Er war ganz offensichtlich nicht neugierig, wollte nicht wissen, was da drin vor sich ging. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte nicht unsicher erscheinen. »Du hast recht, Peter. Sollen die beiden sich doch amüsieren«, sagte ich mit aufgesetzter Coolness, als wir die Suite verließen und in Richtung Strand liefen.
»Du hast eine sehr attraktive Frau«, sagte Peter.
»Danke, du auch!«, gab ich zu.
»Vielen Dank! Durch Alkohol wird Stephanie manchmal übermütig. Aber es scheint Sarah nicht zu stören. Es ist wirklich schön, dass sie sich gut verstehen.«
Dass die beiden sich gut verstehen? Hatte ich richtig gehört? Meine Frau und seine Frau schlafen miteinander! Haben Sex miteinander! Vögeln gerade! Ich behielt diese Gedanken für mich.
Peter wirkte souverän.
»Macht ihr das öfter?«, wollte ich wissen.
»Was meinst du?«
»Naja, Sex mit anderen Frauen.«
Peter lächelte. Sagte nichts.
Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Ich wollte nicht nachfragen. Außerdem hatte ich noch immer diese Geräusche in meinem Kopf. Das Bild von Stephanie auf dem Bett. Den Hinterkopf meiner Frau, der sich leicht zwischen ihren Beinen bewegte. Dieser Blick. Ihre Brust. Ich stellte mir wieder vor, was sie in dem Moment machten. Meine Gedanken kreisten nur darum, sich diese Szene vorzustellen. Alle Varianten zu durchdenken. Alle Stellungen. Ich versuchte, mir meiner Gefühle bewusst zu werden. Lust, Begierde, Neugier, Eifersucht? Nein. Eifersucht war nicht dabei. Hilflosigkeit? Ja. Ein bisschen.
Peter setzte sich auf eine der Strandliegen und blickte zu den Sternen. »Ich wünsche den beiden, dass sie eine wunderschöne Erfahrung machen und den Moment genießen.«
Ich stimmte zu. Obwohl ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Peter faszinierte mich. Er wirkte ausgeglichen. Mit sich im Reinen. Ich war das Gegenteil. Innerlich aufgewühlt. Ein Opfer der totalen Reizüberflutung aus Geräuschen, Gerüchen, Bildern, Emotionen. Ich tat es ihm nach und blickte in den klaren Sternenhimmel. Auf einmal kam ich mir klein vor. Unbedeutend. Obwohl ich mich für den Mittelpunkt hielt. Auch in unserer Beziehung. Warum musste ich immer im Mittelpunkt stehen? Was brachte es mir, der Mittelpunkt zu sein? War ich dadurch besser? Wie kann ich mir anmaßen, besser zu sein? Bin ich anders? Sind wir nicht alle gleich? Sind wir eins oder viele? Woher kommen diese ganzen Sterne am Himmel und warum bin ich hier?
Es war eindeutig zu viel Alkohol. Meine Gedanken spielten verrückt. Quatsch ging mir durch den Kopf. Das dachte ich zumindest damals. Zurückblickend war das eine Art Erleuchtung. Ein sich selbst Bewusstwerden. Seit unserem letzten Streit hatte ich angefangen, meine Gedanken und Gefühle zu hinterfragen. Ich schaute ihnen zu. Wie eine Art Beobachter. Und in dem Moment, als meine Frau mit einer anderen Sex hatte und ich in den Himmel starrte, wurde es intensiver. Ich erklärte mich für betrunken. Und verrückt.
»Ich glaube, wir können so langsam zurückgehen. Die beiden sind sicherlich schon beim Duschen«, sagte Peter.
Duschen? Beide nackt unter der Dusche? Sich gegenseitig einseifend? Vielleicht liegen sie auch in der Badewanne und reiben sich gegenseitige ein ...
In meinem Kopfkino lief der Pornokanal.
Wir gingen zurück. Über eine Stunde war vergangen. Mir kam es wie wenige Minuten vor.
***
Peter öffnete die Tür. Wir hörten die beiden leise tuscheln. Sie dachten wohl, dass wir noch lauschend im Wohnzimmer waren.
Durch den Türspalt sah ich sie auf dem Bett liegen. Die Decke über sich gezogen. Sarah spielte in Stephanies Haaren.
»Und, jetzt eifersüchtig?« Sie sah mich mit einem frechen Grinsen an.
»Überhaupt nicht. Ich habe euch gewünscht, dass ihr eine wunderschöne Erfahrung zusammen macht und den Moment genießt.« Ich weiß, das waren Peters Worte. Ich hatte sie ihm geklaut, ohne zu wissen, ob ich wirklich so empfand.
»Ist das süß!«, quiekte Stephanie leise.
»Das war jetzt wirklich süß. Danke, Schatz.« Sarah richtete sich im Bett auf. »Ich hoffe, wir waren nicht zu laut!«
Die Frauen kicherten wie Teenager.
Ich setzte mich aufs Sofa im Wohnzimmer. Peter stand hinter der Bar und mixte Cocktails.
Nach ein paar Minuten kamen die beiden aus dem Schlafzimmer. Frischer Lippenstift. Tadelloses Make-up. Sie machten nicht den Eindruck, als hätten sie es wild und hemmungslos miteinander getrieben. Vielleicht ist das aber auch nur die Sichtweise eines Mannes. Da muss es beim Sex immer wild und animalisch zugehen. Nur dann ist es gut. Am liebsten würden wir Männer uns nach dem Orgasmus auf die Brust trommeln wie King-Kong.
Was auch immer sie letztlich getrieben hatten – besser gesagt, wie! – meine Frau strahlte. Als sie sich auf den Barhocker setzte, sah sie mich so an, wie sie es immer getan hatte, als wir frisch verliebt gewesen waren. Sie wirkte anders. Frei. Es fühlte sich gut an. Sehr gut.
Peter stellte die Cocktails auf den Tresen. Sarah und ich lehnten ab. Zwar waren wir nicht müde – im Gegenteil –, aber offenbar hatten unsere Körper ordentlich Adrenalin ausgeschüttet. Sie war live dabei gewesen und ich hatte im Kopfkino zugeschaut. Es war für uns beide ein fantastisches Erlebnis.
Wir verabschiedeten uns. Meine Männlichkeit stand in voller Stärke. Als ich den weiblichen Geräuschen gelauscht hatte, war ich schon erregt gewesen, und nun war es noch immer so, als ich mich neben meine Frau ins Bett legte. Wir sprachen nicht, genossen beide das vorhin Erlebte. Jeder, wie er es für sich gefühlt hatte. Und ich gewann den Eindruck, sie wollte genau mit diesen Gefühlen einschlafen. Wir schliefen nicht miteinander. Als wir uns küssten, spürte ich Leidenschaft und dieses Gefühl, wenn man jemanden, den man begehrt, das erste Mal küsst. Es war wundervoll!