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4.PEP – Von der Zusatztechnik zur Methode

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In den Jahren 2009 bis 2018 erschien es mir wichtig, zu erwähnen, dass alle Klopftechniken inklusive PEP eher den Charakter einer Zusatztechnik haben und keine vollständigen Behandlungsmethoden darstellen, da sie lediglich als Zusatztechnik zur Veränderung dysfunktionaler Emotionen, Kognitionen und Beziehungsmuster eingesetzt werden. An dem Punkt hat sich jedoch Einiges geändert. Immer mehr Absolventen der PEP-Fortbildung haben im Laufe der letzten Jahre darauf hingewiesen, dass sie PEP für weit mehr als eine Zusatztechnik halten. Gerade durch die Big-Five-Lösungsblockaden, den Kognitions-Kongruenz-Test (KKT) und das Selbstwerttraining haben viele Kolleginnen und Kollegen das Gefühl, mit PEP eine vollständige Methode an Bord zu haben.

Ich hatte mich initial um 2009 herum dazu entschieden, PEP als Zusatztechnik zu beschreiben, da ich PEP selbst damals als solche wahrgenommen habe. Und auch wenn ich sehr früh bemerkt habe, dass in PEP weit mehr Potenzial drinsteckt, habe ich die Bezeichnung Zusatztechnik auch gewählt aus Respekt und Wertschätzung vielen anderen umfassenden Psychotherapiemethoden gegenüber. Ich wollte auch nicht aussagen, dass man in nur neun Tagen eine umfassende Psychotherapiemethode erlernen könne, zumal ich selbst ja alle möglichen Fortbildungen in verschiedenen Psychotherapiemethoden besucht und genossen habe. Nun hat sich aber im Laufe der Zeit eben gezeigt, dass immer mehr Kursteilnehmer die Beobachtung gemacht haben, dass sie für die Behandlung vieler Störungen, wie Ängste, Depressionen, und Typ I Traumatisierungen, nicht mehr brauchten, als in PEP drinsteckt. Mehr, so die Teilnehmer, hatten ihnen die anderen Methoden auch nicht geboten, eher sogar weniger nach Einschätzung vieler Teilnehmer. Dies liegt vermutlich daran, dass PEP ja eine Kombination verschiedenster Ansätze darstellt. Für mich ist es eine Art psychotherapeutischer Brühwürfel.

Aus meiner Sicht braucht es bei besonderen Herausforderungen jedoch noch weit mehr als PEP, so z. B. im Bereich der Behandlung von komplexen Traumafolgestörungen und vor allem bei den Bindungsstörungen. Aber genau da reichten ja viele Ansätze, die sich ohne Probleme als Methoden beschreiben lassen, auch nicht aus. Somit würde ich heute sagen, dass PEP je nach Blickwinkel und je nach Anwendungsfeld von innovativer und hilfreicher Zusatztechnik bis hin zur eigenständigen Methode reicht. Um dies ohne Widerstand so sehen zu können, muss man sich mit dem Phänomen Komplexitätsreduktion und Simplicity (siehe auch Kapitel 6) beschäftigt haben. Wir kennen es ja aus unendlich vielen anderen Bereichen auch, dass ehemals langwierige und aufwendige Produkte und Methoden durch sogenannte disruptive Entwicklungen plötzlich viel einfacher und smarter daherkommen und weit besser wirken als alte Versionen. Die Zukunft wird zeigen, als was sich PEP im Feld etabliert und als was es sich in den Studien darstellt.

Bei der PEP werden ebenso psychodynamische wie systemische Hypothesenbildungen genutzt. Auch hypnotherapeutische Sprachmuster, trancetheoretische Wahrnehmungsanalysen und eine lösungsorientierte Zielformulierung und Grundhaltung kommen zur Anwendung. Nicht zuletzt zeigt sich in PEP nicht nur dann eine verhaltenstherapeutische Grundhaltung, wenn es um das Einüben neuer Verhaltens- und Wahrnehmungsweisen geht. Auch eine präzise Klärung von Anliegen und Auftrag und die genaue Analyse der therapeutischen Beziehung nach Steve de Shazer (Kunde, Klagender, Besucher) bleiben wesentlich und wichtig. Aber auch die Wahrnehmung und Analyse von Gegenübertragungsgefühlen oder die Analyse der ersten Begegnung zwischen Klient und Behandler gehören zu PEP. Die Grundlagen der Traumatherapie werden ebenso in der PEP berücksichtigt wie auch das, was eine gute therapeutische Beziehung eigentlich ausmacht. All das sind und bleiben natürlich wichtige Voraussetzungen.

In der Behandlung von komplex traumatisierten Patienten bleibt überdies all das wichtige und notwendige Wissen über fragmentierte Persönlichkeiten, dissoziative Phänomene und Sicherheitsvorkehrungen für die Behandlung dieser Menschen wichtig und sollte natürlich von den Anwendern beachtet werden. Gerade bei letzterer Klientel sollte man das Klopfen und PEP nur integrieren, wenn man auch mindestens eine traumatherapeutische Fortbildung absolviert bzw. Erfahrung in der Behandlung dieser Klientel hat (siehe auch das Kapitel »PEP als wirksame Bereicherung der Behandlung bei komplexen Traumafolgen« von Anke Nottelmann (2019) in Synergien nutzen mit PEP). PEP ist also bei komplexen Traumafolgen eine Zusatztechnik und muss von daher all die erwähnten Dinge voraussetzen. Genauso stellen EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder EMI (Eye Movement Integration) Zusatztechniken dar. Deshalb sollten professionelle Klopfanwender ja auch (mindestens) eine beraterische oder therapeutische Ausbildung absolviert haben, bevor sie die Klopftechniken in die Arbeit mit Coachees, Klienten und Patienten integrieren. Für Menschen, die die Klopftechniken als emotionales Selbstmanagement nutzen möchten, trifft dies natürlich nicht zu. Sie können das Klopfen gut für sich nutzen, auch ohne eine therapeutische Ausbildung zu haben (siehe auch Bohne 2020b). Lediglich wenn sie allein nicht weiterkommen in der Selbstbehandlung oder sich ihre Symptome verschlimmern (was erfahrungsgemäß eher selten passiert), sollten sie je nach Thema einen erfahrenen Therapeuten oder Coach konsultieren.

Psychotherapie und Coaching mit PEP

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