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Zurück zu Werten?

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In Krisenzeiten wird oft und gern behauptet, dass es zur Krise überhaupt nur kommen konnte, weil sich einzelne Menschen oder ganze Gesellschaften nicht mehr an Werten orientiert haben. Aber stimmt das eigentlich?

Zunächst einmal gilt es festzuhalten: Jeder Mensch hat viele Werte, die sein Leben durch und durch bestimmen. Denn zunächst einmal sind Werte nichts anderes als das, was jemand wertvoll findet. Jeder von uns hat viele Werte, weil alles, was für uns wichtig ist, was wir schätzen, was wir möchten, wünschen und ersehnen, einen Wert für uns hat, also wertvoll für uns ist. Diese Werte können natürlich sehr unterschiedlich oder sogar gegensätzlich sein. Der eine legt Wert darauf, am Wochenende bis in die Morgenstunden zu feiern, der andere, möglichst viel Ruhe zu haben. Manch einer hält Gesundheit und ein möglichst langes Leben für einen besonders wichtigen Wert. Ein anderer hingegen lebt nach der Devise: »Lieber verglühen als verdorren«, und stürzt sich ohne Rücksicht auf Verluste ins pralle Leben, denn für ihn ist die Intensität des Lebens, nicht dessen Dauer ein Wert. Für manche Menschen sind tiefe, persönliche Beziehungen das, worauf es ihnen im Leben ankommt, für andere Menschen zählt vor allem ihr Erfolg im Beruf.

Werte prägen unser gesamtes Leben. Alle Entscheidungen, die wir treffen, orientieren sich an den Werten, die wir haben. Ob wir beispielsweise zum Frühstück jeden Morgen Müsli mit frischem Obst oder Spiegeleier mit Speck essen, hängt auch davon ab, welchen Wert unsere Gesundheit für uns hat. Ob wir uns nach der Arbeit im Fitnessstudio mit Work-out und gesunden Fruchtdrinks oder zu Hause vor dem Fernseher mit einem kühlen Bier entspannen, ist auch davon abhängig, wie wichtig uns unser Aussehen und unsere körperliche Verfassung sind. Ob jemand am Wochenende durcharbeitet oder die Zeit mit seiner Familie verbringt, daran lässt sich im Normalfall ablesen, ob er dem Familienleben oder dem beruflichen Erfolg einen größeren Wert beimisst.

Es ist nicht immer einfach, sich selbst darüber klar zu werden, was einem eigentlich im Leben wichtig ist und welche Werte und Ziele man in seinem Leben verfolgt. Manchmal spielt man sich selbst einen Streich. Beispielsweise denken wir, dass für uns Gesundheit und Disziplin wichtige Werte sind, aber können uns einfach nicht aufraffen, draußen einen Spaziergang zu machen oder gar joggen zu gehen. Wir meinen, Ehrlichkeit sei ein wichtiger Wert, aber ertappen uns trotzdem immer wieder dabei, dass wir übertreiben oder lügen, wenn es für uns einfacher oder vorteilhafter ist. Solche Spannungen treten im Leben immer dann auf, wenn wir zwar auf der einen Seite einsehen, dass es gut wäre, nach bestimmten Werten wie Gesundheit oder Ehrlichkeit zu leben, auf der anderen Seite aber im tiefsten Innern doch ganz andere Werte favorisieren. In Zweifelsfällen ist uns dann unsere Bequemlichkeit eben doch am nächsten und am wertvollsten. Was uns wirklich wichtig ist und welche Werte wir tatsächlich vertreten, zeigt sich nicht daran, wie wir über Werte reden, sondern daran, was wir tun.

Was in Krisen zählt

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