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2. Östrogendominanz – und die Geschichte von Brenda J.

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Brenda J., 57 Jahre alt, hatte meine Praxis hauptsächlich wegen ihres Gewichtsproblems aufgesucht. Als ich mich mit ihr unterhielt, wurde mir klar, dass ihr aufgedunsener Körper, wie sie ihn nannte, eigentlich nur ein Symptom von vielen war, deren Ursache hormonell bedingt war. Viel wichtiger als ihr Gewicht waren die Probleme, mit denen sie konfrontiert wurde, als sie Ende 20 war. Diese Symptome nahmen rasch zu: Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, hatte andauernd Kopfschmerzen, litt unter chronischer Erschöpfung, ihre Knochen und Gelenke schmerzten und sie hatte Orientierungsstörungen.

Ich lasse Brenda hier ihre eigene Geschichte erzählen. Danach werde ich einige Fragen beantworten, als säßen wir gemeinsam in einem Seminar und Sie wollten von mir wissen, wie ich Brenda behandelt habe. Ich werde erklären, wie die Hormonstörungen ihr geschadet haben und wie sie letztendlich geheilt wurde, indem ihr Hormonhaushalt wieder ins Lot kam. Ich bin sicher, dass ihre Situation nicht ungewöhnlich ist. Leser, die ähnliche Probleme haben, können sich möglicherweise mit Brenda identifizieren, die einen 30 Jahre währenden Kampf gegen ihre Östrogendominanz durchmachte.

Ich hatte viele „Frauenprobleme“, schon seit ich sehr jung war. Ich bekam mein erstes Kind mit 17. Paul war gelähmt, er wurde mit einer Zerebralparese geboren. Als ich 18 Jahre alt war, wurde mein zweites Kind geboren, das nach drei Monaten starb. Mit 22 kam meine Tochter Sandra zur Welt. Sie war gesund, aber ganz klein, sie wog nur 1500 Gramm. Alle meine Kinder waren Frühgeburten.

Im Alter von 23 Jahren wurde meine Gebärmutter komplett entfernt. Ich litt unter Myomen (gutartige Tumore der Gebärmutter) und irgendwann nachts hatte ich so starke Blutungen, dass ich in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht werden musste, dort wurde mir die Gebärmutter sofort entfernt.

Anschließend schlug mein Frauenarzt eine Östrogen-Ersatztherapie vor. Mir wurde gesagt, dass ich bis an mein Lebensende Östrogen einnehmen müsste, da mein Körper es nicht mehr selbst produzieren würde. Sobald ich anfing Presomen® einzunehmen, merkte ich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.* Ich fühlt mich einfach nicht wohl. Ich sprach mit meinem Frauenarzt darüber und fragte ihn, ob das mit dem Östrogen zusammenhängen könnte. Er verneinte und betonte, dass ich das Östrogen brauchen würde. Von da an nahm ich auch an Gewicht zu.

Die ersten fünf Jahre nach meiner Gebärmutterentfernung habe ich einfach nur zugenommen. Dann kamen weitere Symptome dazu: Ich fühlte mich benebelt, mein Sehvermögen verschlechterte sich, ich konnte nicht mehr schlafen und meine Gelenke fingen an zu schmerzen.

Als sich mein erster Frauenarzt zur Ruhe setzte, übernahm ein anderer Arzt seine Praxis. Ich versuchte mit diesem Arzt zu sprechen und ihm zu erklären, wie ich mich fühlte und was in mir vorging. Doch er hatte die gleichen Antworten wie sein Vorgänger parat. Im Gegenteil, er meinte sogar, dass meine Probleme damit zusammenhingen, dass ich nicht genügend Östrogen einnehmen würde und erhöhte die Dosis. Zusätzlich verordnete er mir Schilddrüsenhormone (Thyroxin, ein T4-Präparat), die Presomen®-Dosis erhöhte er immer weiter. Als ich 40 Jahre alt war, hatte ich die maximale Dosis von 2,5 mg Presomen® bereits 10 Jahre lang eingenommen. Der Frauenarzt erklärte sich meine Depressionen folgendermaßen: „Natürlich sind Sie depressiv, Sie haben ein behindertes Kind ist und ein Kind ist gestorben, Ihre Depressionen sind vollkommen normal.“

Mit 30 hatte ich mich scheiden lassen und etwa ein Jahr später nahmen meine körperlichen Probleme stark zu: die Schmerzen, das unklare Denken, die schlimme Müdigkeit, die Kopfschmerzen und natürlich der aufgedunsene Körper. Sämtliche Beschwerden verschlimmerten sich von Jahr zu Jahr. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich in der Zeit nach meiner Scheidung überhaupt irgendetwas zustande bringen konnte. Ich war immer erschöpft und wusste kaum, wo oben und unten war.

Ein typischer Tag fing damit an, dass mein Körper bereits beim Aufstehen so sehr schmerzte, dass ich so lange unter der heißen Dusche stand, bis ich meine Arme und Beine ein wenig bewegen konnte. Nach dem Anziehen war ich bereits vollkommen erschöpft. Aber irgendwie habe ich meine Arbeit immer geschafft, man tut eben, was man tun muss.

In dieser Zeit versuchte ich, von verschiedenen Frauenärzten zusätzliche Informationen über Presomen® einzuholen. Als ich nach Kalifornien umzog, bin ich dort zu einem Frauenarzt gegangen. Dieser Arzt empfahl mir weiterhin Presomen® zu nehmen. Er sagte, der einzige Grund meiner Gewichtsprobleme sei, dass ich zu viel essen würde. Ich erklärte ihm, dass ich nicht zu viel essen würde, sondern sogar hungere und Sport treibe bis zur Erschöpfung. Seine Antwort war nur: „Ich habe noch nie eine fette Frau im Konzentrationslager gesehen.“ Ich verließ empört seine Praxis. Kurz danach las ich von einem Programm, das an der Duke-Universität durchgeführt wurde; dort konnte man sich einem umfassenden Gesundheits-Check-Up unterziehen. Ich flog also nach Rawleigh, North-Carolina, und meldete mich an. Ich füllte Formulare ohne Ende aus, es gab Bluttests, Hormontests und viele andere Tests. Ich verbrachte 6 Wochen dort und bezahlte dafür beinahe 20 000 US-Dollar.

Bei meiner Entlassung erklärten mir die Ärzte, dass alles in Ordnung sei mit mir, ich sollte nach Hause gehen und einen Psychiater aufsuchen. Es war immer wieder das gleiche alte Lied. „Sie haben ein hartes, stressiges Leben, nehmen sie weiterhin ihr Presomen® und begeben sie sich in eine psychiatrische Behandlung.“

Die Ärzte an der Duke-Universität erhöhten die Thyroxindosis weiter und empfahlen mir außerdem eine kohlenhydratreiche Diät. Ich aß Brötchen und Obst zum Frühstück, Nudeln mittags und abends, und dann ging die Gewichtszunahme erst richtig los. Mein Stoffwechsel war so träge wie nie zuvor. Wenn ich Fotos aus dieser Zeit anschaue, stockt mir der Atem: Ich war ungeheuer dick und trug Kleidergröße 58! Dazu kam nun noch ein zusätzliches Symptom: Wenn ich mit dem Auto unterwegs war, verlor ich die Orientierung. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wohin ich eigentlich wollte oder warum.

Die Wende kam, als ich mit einer Frau sprach, die die gleichen Probleme hatte. Schmerzende Gelenke, Gewichtszunahme, Aufgedunsenheit, Müdigkeit. Wir bemitleideten uns gegenseitig und schoben unsere Probleme auf das Alter. „Alt werden macht keinen Spaß“, stellten wir fest. Wir trafen uns dann erst 5 Monate später wieder zufällig, als ich mit meinem Hund spazieren ging – ich erkannte sie beinahe nicht: „Du lieber Gott, wie geht es dir?“, fragte ich sie. Sie berichtete von Dr. Platt und in der folgenden Woche vereinbarte ich einen Termin bei ihm.

Das erste, was mir bei Dr. Platt auffiel, war, dass er mir richtig zuhörte. Die meisten Ärzte hören nicht zu, bei ihm hat man jedoch das Gefühl, dass man mit seinem besten Freund spricht. Er untersuchte meine Hormone und sagte mir, dass ich kein Presomen® mehr nehmen müsste. Natürlich war ich schockiert. Mein ganzes Leben lang erzählten mir die Ärzte etwas anderes. Ich dachte noch, dass das wahrscheinlich auch nichts bringt, denn ich hatte bereits mehrmals versucht Presomen® abzusetzen, aber die Hitzewallungen und Kopfschmerzen waren nicht auszuhalten.

Dann erklärte mir Dr. Platt, was ich essen soll! Fleisch und Gemüse, Speck und Eier zum Frühstück – es war so grundsätzlich verschieden zu alldem, was man mir über Cholesterin usw. eingetrichtert hatte. Aber als er nach der ersten Sprechstunde zu mir sagte: „All dies ist nicht Ihre Schuld, sie wurden nur nie richtig behandelt“, da wusste ich, dass ich ihm vertrauen konnte.

Also fing ich an Progesteron anzuwenden, zwei verschiedene Schilddrüsenmedikamente einzunehmen und außerdem aß ich, was er mir sagte: Fleisch und Eier, drei Mal am Tag. Ich hatte noch nie so viel in meinem ganzen Leben zu mir genommen. Und der Erfolg kam so schnell, ich konnte es selbst nicht glauben. Ich nahm ab, täglich!. Und meine Energie nahm zu. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich jemals so gut gefühlt hatte. Es war wunderbar, ich war glücklich und voller Energie.

Ich kann es kaum beschreiben, alles passierte so schnell. Ich konnte wieder klar denken, meine Sehkraft war wieder die Alte, ich hatte keine Kopfschmerzen mehr, ich konnte nachts durchschlafen. Nach ungefähr einem Monat musste ich mir neue Kleider kaufen. Natürlich habe ich mich sofort von all den riesigen Kleidern in Größe 58 getrennt. Nach nur zwei Monaten konnte ich Kleidergröße 40 tragen.

Die Schmerzen und Beschwerden verschwanden langsam. Nach sechs Monaten bemerkte ich, dass meine Arme nicht mehr schmerzten. Ich konnte tatsächlich morgens aufstehen und meine Arme bewegen.

Zu dieser Zeit ging es mir so gut, dass mein Ehemann nicht mehr mit mir mithalten konnte. Ich hatte viel mehr Energie, als er es gewohnt war. Deshalb ging auch er zu Dr. Platt und konnte ebenfalls erstaunliche Resultate erzielen. Er ist 11 Jahre älter als ich und war schon immer sehr gesund. Aber heute fühlt er sich wie ein 40-Jähriger.

Meine Freunde können kaum glauben, wie gut ich aussehe. Alle denken ich hätte mindestens 45 Kilo abgenommen (in Wirklichkeit habe ich nur 23 Kilo Gewicht verloren). Die Lebensfreude, die ich ausstrahle, haben sie noch nie zuvor an mir wahrgenommen.

Wissen Sie, was wirklich zählt, ist nicht, wie man aussieht, sondern wie man sich fühlt. Für nichts in der Welt würde ich dieses Gefühl aufgeben!

Die Hormonrevolution

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