Читать книгу Christine Bernard. Der unsichtbare Feind - Michael E. Vieten - Страница 8

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Jette

„Kommissariat 2-Gewaltdelikte gegen Frauen und Kinder/ Sexualdelikte. Oberkommissarin Henriette Hübner“, stand auf dem Schild an der Tür. Christine Bernard klopfte an und drückte sogleich die Klinke hinunter.

„Komm rein“, lockte eine rauchige Stimme. Gerade noch hoch genug, um als Frauenstimme erkannt zu werden.

Henriette Hübner saß an ihrem Schreibtisch und erhob sich, während Kommissarin Bernard die Tür schloss.

„Jette“, grüßte sie freundlich und ging der jungen Kollegin einige Schritte entgegen.

„Christine“, stellte sich Kommissarin Bernard vor und ergriff die warme, weiche Hand mit rosa lackierten Fingernägeln.

„Willkommen bei der Sitte. Setz dich.“

Jette deutete mit einer Hand auf einen freien Schreibtisch und nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz.

„Kollege Schwenzen ist bis auf Weiteres krankgeschrieben.“

Oberkommissarin Henriette Hübners Alter zu schätzen war nicht leicht. Die Spuren in ihrem Gesicht zeugten von einem bewegten Leben. Mit etwas zu viel Schminke im Gesicht und um ihre Augen herum versuchte sie, das zu verbergen. Lippenstiftreste auf ihrem Mund ließen ahnen, dass sie sich schminkte, weil sie glaubte, dass es notwendig war, nicht weil sie Spaß daran hatte. Aufgrund dessen würde man sie auf Anfang bis Mitte 50 schätzen.

Ihre lebhaften Augen und ihre geschmeidigen Bewegungen jedoch ließen ein geringeres Alter vermuten.

Schwungvoll stand sie auf und griff nach einer Thermoskanne.

„Kaffee?“

Christine entschied sich für Anfang bis Mitte 40 und bemerkte den Duft eines schweren, etwas zu großzügig aufgetragenen Parfüms.

„Ja, gerne.“

„Milch? Zucker?“

„Schwarz, bitte.“

Jette schob sich eine Strähne ihrer mittelangen braunen Haare hinter ein Ohr und goss einen Becher halb voll. Dann stellte die vollschlanke Frau ihn vor ihrer jungen Kollegin ab und musterte sie aus beinahe schwarzen Augen.

„Du bist ein hübsches Ding. Habe dich schon ein paar Mal im Haus gesehen.“

„Danke. Gute Gene.“

„Staatsanwalt Lorscheider hat mich in Kenntnis gesetzt. Wenn du darüber reden willst, tu es. Ich werde dich nicht danach fragen. Ich freue mich, dass du hier bist und wir arbeiten so lange zusammen, bis du wieder zurück ins K1 wechselst.“

Jette setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.

„Wenn du deinen Kaffee ausgetrunken hast, fahren wir ins Krankenhaus. Schwere Körperverletzung an einer Prostituierten. Sie ist jetzt bei Bewusstsein. Wir müssen sie befragen.“

Christine Bernard nickte zustimmend, nippte an ihrem Kaffee und beobachtete ihre neue Kollegin dabei, wie sie bemüht, aber wenig geübt auf ihrer Computertastatur tippte und hin und wieder nach ihrer Maus griff und mit zugekniffenen Augen den Cursor auf dem Bildschirm positionierte, bevor sie erneut mit zwei Fingern zu tippen begann.

Jette bemerkte, dass sie beobachtet wurde und fing den Blick ihrer Kollegin über ihren Bildschirm hinweg ein, bevor diese sich abwenden konnte.

„Wir verwalten uns zu Tode“, beschwerte sie sich. „Ich hasse es, diese Berichte zu tippen und ich hasse diese Computer.“

Die junge Kommissarin zuckte mit den Schultern.

„Ich kenne es nicht anders. Ich bin mit Computern aufgewachsen.“

„Naja“, seufzte Jette und legte ihren Blick wieder auf ihren Bildschirm. „Dafür müssen einige aus deiner Generation Google fragen, wie man ein Ei kocht.“

Christine musste unwillkürlich lachen.

„Ja“, schmunzelte sie. „Was nützt es, wenn das ‚Phone‘ smart ist, der Besitzer aber nicht.“

Das Telefon auf Jettes Schreibtisch klingelte. Sie nahm ab.

„Hübner.“

Eine Pause entstand.

„Ja, ist hier.“

Dann hielt sie Christine den Hörer entgegen.

„Für dich.“

Kommissarin Bernard stand auf, nahm ihren Kaffeebecher in die andere Hand und griff nach dem Hörer.

Hauptkommissar Richard Welfen vom Landeskriminalamt stellte sich als interner Ermittler kurz vor, bat Christine Bernard um ein Gespräch und vereinbarte mit ihr einen Termin am Nachmittag. Bis dahin nahm er an einer Befragung des Beschuldigten Simon Nader im Untersuchungsgefängnis teil.

Hauptkommissar Welfen war der Mann, mit dem Kommissarin Bernard vor wenigen Minuten beim Verlassen ihres Büros beinahe zusammengestoßen wäre.

Natürlich versuchte sie, anhand seiner Stimme herauszuhören, ob er ihr freundlich oder feindlich gesinnt war. Aber das war nicht möglich. Richard Welfen sprach beinahe ohne Betonung in einem sachlichen Hochdeutsch und ließ keinerlei Deutung seiner Absichten zu.

Höflich beendete er das Telefongespräch und ließ die junge Kommissarin in Ungewissheit zurück. Sie legte den Hörer zurück auf das Telefon. Jette sah zu ihr auf.

„Schätzchen, reg dich nicht auf. Soweit ich das beurteilen kann, hast du dir nichts vorzuwerfen.“

Dann erhob sie sich.

„Wir fahren jetzt ins Krankenhaus.“

Jette steuerte den Dienstwagen sicher durch den Stadtverkehr. Dabei saß sie aufrecht und dicht am Lenkrad, wie einer dieser tollkühnen Rennfahrer, die alljährlich eine Rallye an der Mosel veranstalteten und todesverachtend mit über 200 Stundenkilometern über die schmalen und kurvenreichen Wirtschaftswege in den Weinbergen rasten. Der ungewöhnlich geringe Abstand zum Lenkrad verkürzte sich zusätzlich noch durch ihre nicht unerhebliche Oberweite.

Doch Christine kam nicht dazu, darüber nachzudenken, warum ihre Kollegin diese unbequeme Sitzposition bevorzugte. Ihr Mobiltelefon klingelte. Sie zog das Gerät aus ihrer Jackentasche und nahm das Gespräch an.

„Hallo Christine. Ich habe einen Ersatzwagen für dich organisiert“, verkündete Torsten Kluge stolz. „Ein nagelneuer BMW. Du kannst ihn fahren, bis dein Auto repariert ist. Es ist der Dienstwagen des Kollegen Schwenzen. Der ist wohl länger krank. Der Wagen steht unten im Hof. Schlüssel lege ich auf deinen Schreibtisch.“

Kommissarin Bernard bedankte sich bei ihrem Kollegen und beendete das Gespräch, während Jette den Wagen vor dem Haupteingang des Mutterhauses der Borromäerinnen anhielt.

Das riesige Klinikum war eines der Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz, das selbst schwerstverletzten Patienten Maximalversorgung bieten konnte und über eine gut ausgestattete intensivmedizinische Station verfügte.

Darüber, wie schwer die Prostituierte verletzt sein könnte, von der Jette im Büro gesprochen hatte, hatte Christine noch nicht nachgedacht. Wenig professionell beschäftigten sich ihre Gedanken an diesem Morgen zu sehr mit ihren eigenen Problemen. Das sollte sich nun schlagartig ändern.

Mit dem Aufzug fuhren sie nach oben. Jette klingelte an einer großen Milchglastür mit zwei Flügeln und wartete.

Es roch nach Bodenreiniger und Desinfektionsmitteln. Krankenschwestern auf leisen Sohlen schwebten emsig und beinahe lautlos über die endlosen Gänge. In einem angrenzenden Krankenzimmer hustete jemand. Aufzugkabinen summten hinter Edelstahltüren auf und ab.

Eine blau-weiße Silhouette erschien hinter der Milchglastür und öffnete sie.

Jette zeigte ihren Dienstausweis.

„Oberkommissarin Hübner. Das ist meine Kollegin. Wir möchten zu Romina Thiele.“

„Ich sage Frau Doktor Bescheid. Sie ziehen sich bitte um und legen einen Mundschutz an.“

Die Stationsschwester führte sie in einen Raum und schaltete darin das Licht an. Die beiden Kommissarinnen begannen damit, ihre Oberbekleidung gegen blaue OP-Kittel zu tauschen und Mundschutze anzulegen. Dann erschien die Stationsschwester wieder und führte sie in ein Krankenzimmer.

„Bitte nichts anfassen“, befahl sie streng. „Auch nicht die Patientin. Frau Doktor kommt gleich“, kündigte sie an und verschwand.

Jette trat an das Bett. Neben dem Bett und über dem Kopfende blinkten und piepten ein halbes Dutzend Geräte, an die die Patientin angeschlossen war. Sie atmete offenbar selbstständig. Jedenfalls war sie nicht mehr intubiert. Eine Nasenbrille führte ihr zusätzlich Sauerstoff zu. Aber ihr Brustkorb hob und senkte sich nur schwach.

„Romy?“, fragte Jette leise. „Bist du wach?“

Ob Romina Thiele ihre Lider hob oder nicht, konnte Christine nicht feststellen. Sie waren blaurot zugeschwollen. Darunter eine gebrochene Nase und dick angeschwollene und aufgeplatzte Lippen. Schwarz-rote Schürfwunden auf den Wangen. Eigentlich auf jedem Flecken Haut, der zu sehen war. Da war kein Gesicht mehr. Da war nur noch Fleisch. Und Nähte. Und ein Kopfverband, der nicht einmal einen Schopf Haare erkennen ließ. Kommissarin Bernard stockte der Atem. Und dann sah sie, dass sich an der rechten, mit getrockneten Blutresten verklebten Hand, ein Finger mit abgeblättertem blauem Lack auf dem Nagel hob. Die andere Hand war geschient und verbunden. Nicht ein einziger Finger an dieser Hand schaute hervor. Das Schultergelenk war bandagiert und fixiert. Romina Thiele bewegte sich nicht. Kaum feststellbar öffnete sie nur ihre blutunterlaufenen Lippen. Jette beugte sich zu ihr hinunter und versuchte zu hören, was sie zu sagen hatte. Christine Bernard stand nur einen halben Meter hinter ihrer Kollegin und konnte doch nicht ein einziges Wort verstehen.

„Hat Jacko dich so zugerichtet?“, hörte sie Jette fragen.

Rominas freie Hand bewegte sich. Der am Venenzugang angeschlossene Schlauch schlug leise gegen den Infusionsständer. Die Flüssigkeit in der Flasche gluckerte. Blasen stiegen auf.

Romina hatte offenbar geantwortet.

„Wir kümmern uns darum, Schätzchen“, hörte Kommissarin Bernard ihre Kollegin sagen.

Dann trat die behandelnde Ärztin ein, grüßte kurz und bat die beiden Kommissarinnen aus dem Raum.

Ohne Umschweife las die blonde Frau mit dem streng nach hinten gebundenen Haar den Befund von einem Klemmbrett ab. Sie schien die Prozedur zu kennen und wusste genau, wozu die beiden Beamtinnen hergekommen waren.

„Frakturen an Hand und Fuß links. Drei Finger links gebrochen. Schultergelenk links ausgekugelt, Kapselriss. Schlüsselbeinfraktur. Schädelfraktur. Jochbeinbruch. Nasenbeinbruch. Platzwunden an beiden Augenbrauen. Schwere Hämatome mit Einblutungen in beiden Augenhöhlen. Quetschungen der Ober- und Unterlippe, teilweise gerissen. Es fehlen zwei Schneidezähne. Die Zunge ist durchbissen. Großflächige Schürfwunden an allen Hautflächen, die nicht von Kleidung bedeckt waren. Tiefe Abwehrverletzungen an Hand und Unterarm rechts. Schwere Hämatome am Unterleib. Sechs Rippen gebrochen. Schwerste innere Verletzungen. Lunge, Milz, Nieren, Leber …“

Christine brach der Schweiß aus und ihr wurde übel. Ihr Kreislauf sackte ab. Sie sah Frau Doktor weitersprechen, aber sie verstand die Worte nicht mehr. Jette bemerkte es sofort. Offenbar hatte sie die junge Kommissarin nicht aus den Augen gelassen und ihre Reaktion bereits erwartet.

Sie führte ihre blasse Kollegin zu einem Stuhl und ließ sie sich setzen. Frau Doktor hob unterkühlt nur eine Augenbraue und sprach unbeeindruckt weiter.

…Danke, Frau Doktor“, beendete Jette den Bericht der Ärztin schroff. „Ich brauche eine Kopie“, befahl sie.

„Das ist bereits Ihre Kopie“, lautete die Antwort und Frau Doktor hielt Jette das Klemmbrett entgegen. Die Oberkommissarin griff nach dem Befund. Frau Doktor zog das leere Klemmbrett an sich und verabschiedete sich kühl.

„Na, die ist ja freundlich“, stellte Kommissarin Bernard, kreidebleich im Gesicht, ironisch fest und wartete darauf, dass ihr Kreislauf wieder in Schwung kam.

„Romy ist bereits die dritte Patientin, die hier in diesem Zustand eingeliefert wurde. Das ist auch für das Personal hier sehr belastend. Aber bisher hat uns niemand verraten, wer die Mädchen halb tot geprügelt hat. Romy ist ein mutiges Mädchen. Durch ihren Hinweis können wir Jacko nun festnehmen.“

Die beiden Kommissarinnen zogen sich um und teilten das Bedürfnis nach einem großen Becher Kaffee. Es war ohnehin bald Mittag und das Mutterhaus verfügte über eine große Kantine.

Christine kaufte sich ein Brötchen mit Mozzarella, Tomaten und Basilikum und bezahlte für Jette mit. Die begnügte sich mit einem Becher schwarzen Kaffee ohne Zucker.

„Bin fett genug“, begründete sie ihren Verzicht und schälte sich aus ihrer Daunenjacke, nachdem sie sich einen kleinen Tisch am Fenster ausgesucht hatte und sich setzte.

Kommissarin Bernard überlegte, ob Jette erwartete, dass sie ihre letzte Bemerkung kommentierte. Für ihren Geschmack kleidete sich ihre Kollegin etwas unvorteilhaft. Oder war genau das ihre Absicht, und ihr Baumwollpullover mit seinem gewagten Ausschnitt sollte aufreizend wirken? Jedenfalls trug sie ihr deutlich zu enges Oberteil, das unübersehbar spannte und keinen Zweifel über ihre Rundungen aufkommen ließ, mit einem bewundernswerten Selbstbewusstsein.

„Du bist nicht fett. Du bist rundlich.“

Jette zog eine Augenbraue hoch.

„Vollschlank“, korrigierte sich ihre Kollegin. „Weich, kuschelig“, bot sie noch weitere Synonyme an.

„Gib dir keine Mühe. Ich bin zu fett.“

Christine biss in ihr Brötchen und sprach mit vollem Mund.

„Du kennst dieses Mädchen?“, wechselte sie das Thema.

„Ich kenne sie fast alle. Es ist mein Beruf.“

„Schrecklich, wie entstellt sie ist.“

„Das ist die Straße, Schätzchen. Sehr hässlich.“

„Schätzchen“ schien eines von Jettes Lieblingswörtern zu sein. Es gab ihr etwas Mütterliches, was auch zu ihrer äußeren Erscheinung passte. Christine hielt sie für einen guten Menschen.

Ohne besonderen Grund ruhte ihr Blick geistesabwesend auf Jettes beachtlichem Busen, während sie noch einmal an Romina Thiele dachte, dort oben, in der Intensivstation.

„Möchtest du was abhaben?“

„Was? Entschuldige bitte“, bemerkte Christine ihre Unhöflichkeit und biss wieder in ihr Brötchen.

„Ich bin eben doch fett“, jammerte Jette erneut.

„Ein großes Herz braucht eben ein geräumiges Zuhause.“

„Du bist ja süß. Das ist das Schmeichelhafteste, was ich seit Langem gehört habe.“

Sie beendeten ihre Mittagspause und fuhren zurück zur Kriminaldirektion. Wieder amüsierte sich Christine heimlich über Jettes eigenwillige Sitzposition.

„Wieso hat dieser Jacko Romina und die anderen Mädchen so zugerichtet?“

„Die Mädchen wollten von der Straße runter. Und sie wollten niemanden mehr haben, der bei ihnen abkassiert. Sie sprachen mit Paul Brenner und er bot an, ihnen im ‚Chez Paul‘ ein Zimmer zu vermieten. Im ‚Chez Paul‘ ist es warm und sauber und die Freier müssen Gummis benutzen.“

„Das fand Jacko weniger toll.“

„Genau.“

„Wo kommt Romina her? Wie kam sie auf den Strich?“

„Wie viele andere auch. Die Lügen über einen lukrativen Job im goldenen Westen locken die Mädchen an. Sind sie erst mal hier, nimmt man ihnen die Pässe weg und schickt sie unter übelsten Drohungen auf die Straße, damit sie ihre Schleppergebühren abzahlen. Romina stammt irgendwo vom Balkan und dort hat sie wahrscheinlich Jacko kennengelernt. Diese Burschen heucheln den Landeiern die große Liebe vor und verschleppen sie dann hierher.“

„Du kennst die Szene offenbar gut. Dir vertrauen die Mädchen.“

Es entstand eine Pause. Jette reagierte zunächst nicht. Sie schien nachzudenken.

„War selbst mal eine von ihnen“, sprach sie plötzlich aus, was Christine schon vermutet hatte. „Ich war 17 und blöd. Mein Vater hat sich einen Scheiß für mich interessiert und meine Mutter war zu weich. Eines Tages hielt mir ein Freier ein Messer an den Hals und schrie: ‚Ich stech dich ab‘. Da hat es klick gemacht. Meine Mutter nahm eine zweite Putzstelle an, damit ich mein Abitur nachmachen konnte und sprach einen Nachbarn an. Der war bei der Polizei. Die Aufnahmeprüfung habe ich tatsächlich geschafft.“

„Und jetzt bist du Oberkommissarin. Respekt.“

Jette winkte ab.

„Ich sollte längst Hauptkommissarin sein. Wie Schwenzen. Der ist zehn Jahre jünger als ich. Habe schon überlegt, mit wem ich ins Bett steigen muss, damit man mich nicht wieder übergeht.“

„Du hättest auch an der Uni studieren können, Informatik zum Beispiel“, scherzte Christine in Anspielung auf Jettes Abneigung gegen Computer.

Jette lachte.

„Im Leben nicht. Wenn überhaupt, dann wohl eher etwas Soziales. Aber, nein. Mein Vater hasste die Universität. ‚Schrecklich, all diese abgerichteten Wirtschaftssklaven‘, wetterte er bei jeder Gelegenheit. ‚Indoktriniert von einigen wenigen, und mit dieser eingehämmerten Doktrin ziehen sie los und machen alles schön gleich!‘

Er war mit Leib und Seele Arbeiter, und ich brachte es nicht über Mutters Herz, in das Lager der von ihm so verhassten Akademiker zu wechseln.“

„Aber du warst doch auch auf der Polizeifachhochschule?“

„Ich glaube, das hat er gar nicht mitbekommen. Ich sagte ja schon, er hat sich nicht so sehr für mich interessiert.“

Christine Bernard. Der unsichtbare Feind

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