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Kapitel: 5 Eine weitere Leiche
Оглавление„Es gibt eine weitere Leiche!“, mit diesen Worten empfängt Helene die beiden Kommissare. „Arbeit gibt es, nix ist mit Urlaub!“, stöhnt Walter Broder. Ein Fax der Kollegen vom Rosenheimer Revier liegt auf dem Tisch im Esszimmer. „Um was geht es?“, fragt Kommissar Broder etwas gelangweilt. „Sie haben einen Holzlieferanten vom Waginger gefunden. Aber so wie ich es sehe, war es ein Unfall. Es muss beim Holzfällen passiert sein. Er wurde von einem stürzenden Baum erschlagen.“ „Na dann,… geht uns das ja nichts an!“ Erklärt Gerd Wildfang.
Die beiden Kommissare sitzen mit Helene und ihrem Sohn Benedikt am Esstisch. In einem Schaukelstuhl sitzt die Verlobte vom Benedikt und liest in einem Buch. Gerd Wildfang schimpft über den miserablen Wind. „Ohne die leckere Brotzeit, hätten sie den Nachmittag nicht überstanden.“ Gerd Wildfang erklärt, dass sie beobachtet haben, wie leicht man am Parkplatz eine Leiche ablegen kann.
Natürlich kennt Benedikt den Parkplatz. Er erklärt, dass hier auch Boote zu Wasser gelassen werden die etwas größer sind. Aber dann meinte Benedikt, woher sie eigentlich wissen, dass die Leiche vom Parkplatz aus abgelegt wurde. Es könnte ja auch sein, dass jemand mit einem Motorboot die Leiche hinüber gebracht hat. Also von hier und nicht von der Autobahn, wie vermutet wird? Broder meint zu Wildfang: „Ein schlauer Bursche, den müsst ihr einstellen, solche Leute fehlen bei euch!“ „Das würde aber auch bedeuten, dass der Unterrainer vielleicht seine Frau auf dem Boot umgebracht hat und dann hat er sie drüben abgelegt.“ „Aber das ist doch nun völlig egal, tot ist tot. Wichtig wäre zu wissen, wer „Ihn“ umgebracht hat!“ „Vielleicht der Vorarbeiter, weil er erfahren hat, dass der Kerl etwas mit der Elfi hatte. Vielleicht ist ja die Elfi die Geliebte vom Vorarbeiter?“ „So kommen wir nicht weiter, außerdem haben wir Urlaub und die Leichen sind uns doch völlig egal, oder nicht?“, fragt Gerd Wildfang. Walter Broder ist erzürnt, „Was hast du für eine Dienstauffassung, schließlich ist eine Leiche ein Österreicher!“ Dann hören sie den Wagen vom Kommissar Lauenstein. Das leise brummeln eines Achtzylinders hören sie wie ein leises Rauschen um die Ecke. „Hat er wieder seinen Oldtimer aus der Garage geholt?“, fragt Wildfang.
Tatsächlich hat es sich Dietmar Lauenstein nicht nehmen lassen, mit seinem alten Benz, den er von seinem Vater geerbt hat, zu kommen. „Hallo altes Haus, du hast es gewagt, den Wagen deines Vater zu nehmen, was hat denn da deine Mutter dazu gesagt?“ „Sie meinte nur, es wird Zeit ihn wieder mal zu nutzen. Er steht ja fast immer nur in der Garage.“ Helene richtet sofort noch ein Tablett mit einer weiteren Brotzeit. „Sie müssen ja einen riesigen Hunger haben. Kommen sie tatsächlich direkt aus Frankfurt?“ „Ja, ich hab das ohne eine Pause in einem Rutsch gemacht. Aber das ist kein Problem mit dem bequemen Wagen.“ Eigentlich wollten Walter Broder und Gerd Wildfang gerade mit einer Flasche Bier auf den Balkon gehen und den inzwischen strahlenden Sternenhimmel beobachten, aber nun leisten sie beide ihrem Kollegen Dietmar Lauenstein noch etwas Gesellschaft. Nebenbei berichten sie davon, was sich alles zwischenzeitlich ereignet hat. „Ich dachte eigentlich, dass wir uns ein paar schöne Tage Urlaub gönnen, das was ich höre, klingt nach Arbeit“, meint Kommissar Lauenstein erbost.
Dann stürzt Helene herein mit der Nachricht, dass der Waldarbeiter doch nicht vom Baum erschlagen wurde, sondern dass es ein Mord war und der Unfall mit dem Baum nur vorgetäuscht wurde.“ „Woher willst du das denn wissen?“ „Es steht in dem Fax, was gerade gekommen ist.“ „Hab ich dir nicht gesagt, dass du meine Faxe nicht lesen sollst?“, meint Walter Broder. „Ja schon…aber es lag doch so auf dem Gerät, da musste ich es doch sehen, vielleicht ist es ja für mich, dachte ich.“ „Helene du sollt nicht so viel denken. Und vor allem sollst du es nicht beim Bäcker herum erzählen. Verstehst du das, das stört die Ermittlungen“, meint knurrend Kommissar Broder, während er die Treppe zu seinem Zimmer hinaufsteigt.
Die drei Kommissare sitzen gemütlich, jeder mit einem Bier in der Hand auf dem Balkon der ihre Zimmer miteinander verbindet und lassen ihren Blick über den See schweifen. Walter Broder liest das Fax und muss erkennen, dass es da irgendeinen Zusammenhang gibt. Der Tote ist ein Lieferant des Sägewerks. Vielleicht ist es aber nur ein Zufall. Aber dass der Tod als Unfall getarnt war, das ist schon sehr seltsam. Er greift zu seinem Handy und veranlasst, dass der Tote nach München gebracht wird. Die Gerichtsmedizin muss feststellen, wie er tatsächlich umkam. Ein Unfall ist es auf keinen Fall, das steht schon mal fest.
Am nächsten Morgen beobachtet Gerd Wildfang, wie geschickt Walter Broder mit seinem Zeichenstift umgeht. Er macht das wirklich gut, wenn er mal in Pension geht, dann hat er wenigstens ein Hobby überlegt Kommissar Wildfang. „Also heute geht es nicht auf das Wasser, heute machen wir eine Wanderung. Ihr habt doch einen Rucksack dabei?“, fragt Walter Broder seine beiden Kollegen. „Ich hab es doch geahnt, du willst dir den Tatort ansehen. Mal sehen, wie wurde der Unfall getarnt?“ „Du bist einfach ein guter Kollege. Jetzt verbinden wir den Urlaub mit einer Spurensuche. So wird uns wenigstens nicht langweilig“ erklärt Gerd Wildfang.
Sie erhalten von Helene noch die notwenige Straßenkarte und Helene hat es sich nicht nehmen lassen und hat den Fundort der Leiche gleich rot eingezeichnet. „Da ist es, da müsst ihr hin. Der Stromeier ist zuständig, Hier ist seine Nummer, das ist das Revier von Aschau. Der hat ihn gefunden.“ „Also ohne dich Helene hätten wir keine Chance“, stellt Wildfang mit einem Lächeln fest. Als die Kommissare nach einer guten Stunde am Ort des Geschehens eintreffen, sind gerade Holzfäller damit beschäftigt, den Baum zu entfernen.
Schnell stellt sich heraus, dass der Tote nicht sonderlich beliebt war. Er hat seine Arbeiter geschunden und ziemlich schlecht bezahlt. Dabei wussten alle, dass er eine Villa in Südspanien hat und seine Frau einen Porsche fährt. „Die erbt doch jetzt alles….und verkaufen wird sie den Wald, das ist ein Vermögen, da kann sie dann in ihrer Villa die Fürstin spielen“, meint einer der Waldarbeiter. An den Arbeiter gerichtet fragt Lauenstein, „Wer ist denn der Tote?“ „Es ist der Schwager vom Sägewerkbesitzer. Er hat vor einigen Jahren Vanessa die Schwester vom Waginger geheiratet.“
„Wieviel Schwestern hatte denn der Waginger und überhaupt, wie viele Waginger gibt es denn? Ich will es nur wissen, damit wir nachrechnen können wer noch am Leben ist.“ „Das stinkt ja richtig zum Himmel. Das heißt ja, dass alle drei Toten aus dem Familienkreis stammen“, stellt Kommissar Broder verärgert fest. Gerd Wildfang meint, „Warum sprach man nur von einem Waldarbeiter, die wussten doch gleich, dass es der Schwager ist.“
Einer der Arbeiter erklärt bereitwillig und meint, „Das ist ganz einfach, da gibt es die beiden Brüder, einen Werner und einen Otto. Das sind die Haupterben. Der Otto hat nach Göteborg geheiratet. Hat dort große Waldgebiete aufgekauft. Die beiden Schwestern Vanessa und Bärbel, sind ebenfalls Mitbesitzer am Wald.“ Walter Broder fragt, „Und wer ist dann von den beiden Schwestern die Ehefrau vom Toten?“
„Das ist die Vanessa, sie hat vor einigen Jahren den Moser geheiratet, hielt es aber nicht lange bei ihm aus. Sie lebt jetzt in Spanien und spielt die Millionärin in einer Luxus Villa. Ursprünglich war es gar keine Luxusvilla. Es war ein ganz bescheidenes Landhaus, oder wie man in Spanien sagt, eine Finca. Als es sich der Moser mit seiner Frau zur Hochzeit kaufte, gab es nicht mal eine ordentliche Küche. Damals, sozusagen noch in glücklichen Tagen, sollte es ein Liebesnest sein. Moser kam aber immer weniger nach Spanien. So begann Vanessa sich das Liebesnest nach ihren eigenen Vorstellungen herzurichten.“ Alle drei Kommissare stellen fast gleichzeitig fest, dass es keinen Sinn macht im Waldgebiet noch nach Spuren zu suchen. Die Maschinen und Fahrzeuge haben alles vernichtet, was auf einen Tatort schließen lässt.
Die Erde ist aufgewühlt und der Tatort selbst gleicht einem Schlammloch. „Wenn wir schon mal hier sind, dann lass uns doch auf die Alm gehen. Für eine deftige Brotzeit ist das sicher der richtige Platz“, meint Dietmar Lauenstein zu seinen beiden Kollegen. So steigen sie langsamen Schrittes auf einem schmalen Pfad durch den Wald. Dann wird es lichter und sie stehen auf einem Plateau. Der Blick könnte nicht schöner sein. „Lass uns hier eine Pause machen, schließlich hat uns ja Helene eine deftige Vesper eingepackt. Dietmar Lauenstein entdeckt einen umgelegten Baum und meint, dass er extra für sie gefällt wurde, damit sie hier eine Rast einlegen können. Sie stoßen gerade mit ihrem Bier an, als sie das Geräusch eines Motorrades hören.
„Da laufen wir hier zu Fuß hoch und dann kommt diese Maschine und verpestet uns die Luft“, schimpft Kommissar Broder. Ohne anzuhalten donnert diese Geländemaschine an ihnen vorbei. „Eine BMW R80 ist das“, meint Dietmar Lauenstein mit Kennermiene. „Und? Ist das etwas Besonderes?“, fragt Walter Broder. „Nein, nur eine tolle Maschine!“, meint Dietmar Lauenstein. „Hast du gesehen, sie war nicht von hier?“, fragt Gerd Wildfang. „Wieso nicht von hier?“ „Sie hatte ein Kennzeichen von Mainz – MZ!“, meint Gerd Wildfang. „Der wird hier halt Urlaub machen und die Berge mit einem Motorrad erklimmen.“
„Aber das waren doch zwei Personen, auf dem Sozius saß noch einer“, meint Broder. Gerd Wildfang meint, „Lass uns weiterziehen, sonst schaffen wir das niemals bis zur Alm.“
Nach einer guten halben Stunde stehen sie vor einer wunderschönen Alm. „Ist das nicht ein schöner Anblick?“, fragt Kommissar Wildfang seine Kollegen. „Was meinst du?“ „Na, das Weißbier, das dort auf dem Tisch steht“, meint Gerd Wildfang. Der Almwirt meint, dass es so ruhig ist, weil die Arbeiter noch mit dem Zerlegen des Baumes beschäftigt sind. Normalerweise kommen sie zu Mittag nach oben. „Was die fahren mit einem Auto hier rauf?“, meint Broder aufgeregt. „Ja sicher, mit einem Unimog ist das kein Problem.“
„Was gibt es zum Essen“, will Kommissar Lauenstein wissen. „Aber wir haben doch gerade eine Brotzeit gemacht, du wirst doch nicht schon wieder Hunger haben?“ „Hab ich aber trotzdem?“ Der Almwirt erklärt, „Heute gibt es einen Kaiserschmarrn…und wer ihn nicht mag der bekommt Würstchen mit Kartoffelsalat.“
Dietmar Lauenstein erkennt, an einen Baum gelehnt das Motorrad und geht auf die Maschine zu. Er ist noch nicht an der Maschine, da ruft eine Person, „Die Maschine geht sie nichts an! Nehmen sie die Finger weg!“ „Ich wollte mir doch nur eine so schöne Maschine ansehen. Schließlich ist sie doch etwas Besonderes!“, erklärt der Kommissar. Aus dem Dickicht tritt ein junger Mann mit einem Mädchen heraus. Broder erkennt natürlich sofort den Sohn von Helene und die Verlobte. „Wir sind es, haben sie uns nicht erkannt?“ „Entschuldigen sie, aber ich war in Gedanken. Wenn sie erlauben, dann setzen wir uns zu Ihnen an den Tisch.“
„Aber sicher welch ein Zufall, da sehen wir uns schon wieder. Was treibt Sie denn hier auf die Alm“, fragt Gerd Wildfang und stellt gleichzeitig fest, „Gestern haben sie uns mit einem Motorboot gerettet, heute leisten sie uns Gesellschaft bei einer Wanderung. Man wird das Gefühl nicht los, als hätten wir einen gemeinsamen Weg vor uns.“ Da kommt der Almwirt schon an den Tisch und bringt für jeden eine große Portion Kaiserschmarrn. Veronika schreit, „Um Gottes Willen, das schaff ich niemals. Ich muss doch auf meine Linie achten, schließlich bin ich Model.“ Der Almwirt meint, „Ein Glas mit frischer Milch gibt es gratis dazu.“ Zusammen genießen sie die frische Luft und den Blick auf die Berge. Der Wirt beginnt die umliegenden Berge zu erklären und zu welcher Zeit man einen Aufstieg wagen sollte. Kommissar Broder stellt fest, dass sich der Almwirt und der Sohn von Helene besser kennen. So kann der Wirt berichten, dass er zur Hochzeit von Benedikt und Veronika eingeladen ist. Sie wird in drei Monaten stattfinden.
Plötzlich hat es Benedikt eilig. „Los Veronika, wir müssen Mutter helfen“, mehr sagt er nicht und eilt zu seinem Motorrad. Der Wirt ist nun leider ziemlich wortkarg. Walter Broder versucht ihn ein bisschen auszufragen, über die Gewohnheiten hier in der Gegend. Aber er bekommt keine wirkliche Antwort. Die plötzliche Abfahrt von Benedikt hat ihn stutzig gemacht. „Das halbe Essen haben sie einfach stehen gelassen“, brummelt er vor sich hin.
Aber der Wirt scheint doch einiges zu wissen. Einzig eine Bemerkung lässt die Kommissare aufhorchen. „Dieser tote Waldarbeiter, das war doch ein richtiger Lump!“ „Wieso sagen sie so etwas, er ist doch verwandt mit dem Waginger.“ „Der wollte doch nur an das Geld!“, mehr sagt der Wirt nicht. Er hüllt sich in Schweigen. Die drei Kommissare sind bereits auf dem Abstieg, da machen sie nochmal eine Pause am Ort des Geschehens. Die Arbeiter sind bereits abgezogen. So haben sie Zeit sich den Tatort nochmals genauer anzusehen, oder besser gesagt, was noch vom ihm übrig ist.
Aber die Hoffnung schwindet, die Erde ist aufgeweicht und durchpflügt durch das schwere Räumgerät. Walter Broder geht auf einen Gegenstand zu, der ihn stutzig macht. Eine Ledertasche, ähnlich einer Geldtasche, entdeckt er im Gebüsch. „Das stammt sicher von einem der Arbeiter, er wird es vergessen haben“, meint Gerd Wildfang. „Ansehen will ich es mir aber doch.“ Walter Broder steigt durch das Unterholz und holt sich einen Stecken um an die Tasche heran zu kommen. Dann endlich hält er das Stück in der Hand. „Ziemlich vergammelt“, meint Wildfang. „Ist etwas drinnen?“, fragt Walter Broder neugierig. „Nur ein Stück Papier“, bestätigt Gerd Wildfang. Die drei Kommissare Broder, Lauenstein und Wildfang starren auf das Papier und stellen nun fest, dass es ein Briefbogen vom Sägewerk ist. „Ein Bestellbogen, für eine Holzbestellung auf den Namen… Moser Ferdinand.“
„Wir nehmen das mit, vielleicht ist es ja ein Hinweis.“ Endlich sitzen sie im Wagen von Gerd Wildfang. Alle drei scheinen sich mit der Wanderung übernommen zu haben. Es scheint fast, als seien sie mit ihrer Kraft am Ende. „Ich brauch jetzt ein großes Bier und vielleicht… Ach, was ein Bier muss reichen“, meint Walter Broder, dann fügt er noch hinzu: „Eine schöne heiße Sauna, dass könnt ich jetzt gut vertragen.“ Helene hat es wohl schon geahnt. Sie hat einen Tisch gedeckt, der alle drei zu einem Aufschrei hinreißen lässt: „Helene du bist ein Schatz!“ Gerd Wildfang greift sich ein Bier und trinkt es ohne eine Pause einzulegen bis auf den letzten Tropfen aus. „Das hat gut getan!“, meint er. Kommissar Wildfang legt die gefundene Ledertasche auf den Tisch.
„Wo habt ihr diese Tasche gefunden?“, will Helene wissen. „Die lag im Wald, warum fragst du? Weißt du wem sie gehört?“ „Die hat mein Sohn verloren, ich hab sie ihm vor zwei Jahren geschenkt“, meint Helene. „Ach was, und wir finden sie so ganz einfach im Wald.“ „Wo war sie denn?“, will Helene wissen. „Wir haben sie im Wald entdeckt, sie lag im Gebüsch.“ Mehr wollen die drei Herren jetzt nicht sagen. Noch wissen sie nicht, ob es vielleicht etwas mit dem Mord zu tun hat. Dann aber betritt Benedikt den Raum und sieht sofort seine Ledertasche auf dem Tisch liegen. „Wo habt ihr die denn her? Ich suche sie schon seit Monaten. Ich dachte, ich hab sie im Sägewerk liegen lassen. Aber dort hat sie keiner gesehen.“
Kommissar Broder entnimmt den Briefbogen und will nun von Helene wissen ob sie einen Moser kennt. Es ist eine typische Testfrage, wie Walter Broder sie liebt. „Ja sicher, das ist der Schwager vom Waginger“, bestätigt Helene. „Schau doch mal, in der Tasche war ein Bestellzettel für Holz von diesem Moser.“ „Aber der braucht doch kein Holz bestellen, der hat doch genug im Lager.“ „Das haben wir uns auch überlegt“, meint Lauenstein. Broder ist abwesend, er braucht jetzt ein ausgiebiges Bad, so kommentiert er, „Vielleicht war es ja für ihn privat und er wollte halt recht korrekt sein.“ „Vielleicht“, meint Benedikt, dann fügt er hinzu, „Warum hat er nichts von meiner Tasche erzählt, er wusste doch, dass ich sie suche?“
Walter Broder sieht sich die Tasche etwas genauer an und muss feststellen, dass die Tasche dort nicht lange gelegen hat. „Siehst du, die ist fast trocken und in den letzten Tagen hat es doch sicher geregnet. Und warum nimmt er die Bestellung mit?“ Kommissar Lauenstein fragt, „Vielleicht hat ja der Moser noch ein Nebengeschäft betrieben? Warum hat er einen eigenen Briefbogen für Bestellungen?“ Plötzlich wirft jemand die Frage in den Raum, „Wem gehört eigentlich der Wald?“ „Gehört er der Tochter vom Waginger?“ Fragt Kommissar Broder in die Runde. „Der Schwager ist ja nun tot, ein Blick in das Testament wird uns Aufklärung geben. Am besten, wir klären das gleich morgen Früh“, meint Gerd Wildfang.
Die Kommissare erfahren, dass die Testamentseröffnung in Rosenheim stattfinden wird. Die Familie vom Waginger hat dort alle Papiere bei einem Notar hinterlegt. „Also morgen früh ist nichts mit Spazierengehen. Da haben wir einen Termin beim Notar“, meint Gerd Wildfang.
„Okay, dann lass uns jetzt aber in den Dorfkrug gehen, ich habe schon seit Tagen Lust auf eine gepflegte Dorfwirtschaft, außerdem ist es immer interessant zu hören, was die Dorfbewohner so reden“, meint Dietmar Lauenstein. Im Dorfkrug angekommen, werden sie mit einem „Hallo“ begrüßt. So wie es aussieht, kennt das halbe Dorf die drei Kommissare. Sie sind erstaunt, dass sie so beliebt sind. Sie werden natürlich umgehend an den Stammtisch gebeten. Drei Plätze werden frei gemacht und drei Stühle hinzugestellt. „So jetzt berichten sie mal, was es Neues gibt“, meint der Bürgermeister, der den Stammtisch für seine Spezlgeschäfte benutzt.
Wildfang erkennt einen Briefbogen des Sägewerkes und einen zweiten mit der Aufschrift: „Moser Ferdinand-Bauholz“, beides liegt vor dem Bürgermeister auf dem Tisch. Wildfang ergreift die Chance hier gleich mal nachzufragen. „Sagen Sie mal Herr Bürgermeister, was hat der Moser denn eigentlich für eine Tätigkeit für das Sägewerk ausgeführt?“ „Jetzt lassen sie uns doch zuerst mal einen trinken, das mit den Fragen, können wir ja dann anschließend klären“, meint der Bürgermeister.
Drei Weißbiere werden geordert und natürlich dürfen die dazugehörigen Schnäpse nicht fehlen. „Das geht auf meine Rechnung“, verkündet der Bürgermeister. Kommissar Broder beobachtet, wie ein Nachbar vom Bürgermeister versucht die beiden Briefbögen vom Tisch zu schieben. Er lässt sie in eine Ledertasche gleiten. Glaubt tatsächlich, dass es keinem aufgefallen ist. Walter Broder meint, „Lassen sie mich mal die beiden Briefbögen ansehen!“ „Dürfen sie das denn überhaupt“, entgegnet der Bürgermeister.
„Wir dürfen alles, schließlich geht es um Mord und nicht um einen kleinen Diebstahl. Der grimmige Blick des Bürgermeisters trifft auf den Helfer. „Los gib die Papiere dem Kommissar, steht ja sowieso nichts Wichtiges drauf.“ Der Helfer reicht die zwei Briefbögen dem Wildfang über den Tisch. Gerd Wildfang betrachtet sich den Briefbogen mit der Beschriftung „Moser-Holzhandel“ Dann aber sieht er am unteren Ende des Briefbogens den Hinweis, dass es ein Betrieb ist der zum Sägewerk Waginger gehört. Gerd Wildfang registriert es, erwähnt es aber nicht. Schließlich hat er Erfahrung mit solchen Feststellungen. Morgen bei der Testamentseröffnung werden wir weiter sehen, denkt er für sich. Am Stammtisch steigt die Stimmung, da der Bürgermeister nun die zweite Runde ausgibt. „Warum so spendabel“, wird er vom Kommissar Lauenstein gefragt. „Wir feiern etwas!“ „Ach was denn“, will nun Gerd Wildfang wissen. „Doch nicht den Tod vom Moser?“
Keiner der Beteiligten gibt eine Antwort. Schweigen herrscht und das ziemlich durchdringend. „Hat es euch die Sprache verschlagen, oder hab ich ins Schwarze getroffen“, meint Broder.
Dann geht die Türe auf und Elfi, die Sekretärin kommt herein. Sie scheint sehr beliebt zu sein. Wildfang muss unwillkürlich an die Dachkammer denken. Vielleicht ist ja gerade diese Dachkammer des Rätsels Lösung. Elfi setzt sich an die Seite des Bürgermeisters und Broder kann beobachten, wie dieser seine Hand auf den Oberschenkel von Elfi legt. Umgehend ordert er für Elfi ein „Helles“.
Elfi sieht zu Wildfang und blinzelt mit dem linken Auge herüber. Wildfang scheint ihr zu gefallen. Sein gepflegtes Aussehen, sein klarer Auftritt imponiert ihr. Der Bürgermeister fängt den Blick auf und fragt Wildfang, was er vor hätte und stellt aber schnell fest, „die Elfi gehört übrigens zu mir!“ Ein lautes Raunen geht um den Tisch. Die Stammtischbrüder scheinen anderer Meinung zu sein. Aber keiner wagt etwas zu sagen.
Der Bürgermeister scheint die Herren fest im Griff zu haben. Dietmar Lauenstein bringt das Gespräch auf die morgen anstehende Testamentseröffnung. „Weiß man schon was es bringen wird“, fragt er in die Runde. „Was soll es schon bringen. Entweder erbt die Ehefrau Vanessa vom Moser, oder es gibt einen Ehevertrag und alles geht zurück an den Waginger. Schließlich war es ja früher sein Wald.“ Dann meldet sich der Bürgermeister zu Wort und platzt mit einer Neuigkeit heraus. „Der Wald wurde vom Moser vor drei Tagen an mich verkauft. Daher ist es mir ziemlich egal, was im Testament steht.“
„Und was hat er für einen Betrag für den Wald bekommen? Dann muss ja ziemlich viel Geld auf dem Konto sein“, meint ein Mann am Stammtisch. Dabei sieht er den Sparkassenchef an.
Der Sparkassenchef ist ebenfalls am Stammtisch und sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert. „Das ist Bankgeheimnis“, betont er und meint dann aber „ich für meinen Teil, werde nun heimgehen. Ich hab für heute genug getrunken!“ Die drei Kommissare haben nun das Gefühl, dass hier noch einiges zu klären ist. Walter Broder fragt, „Warum ist eigentlich der Waginger nicht am Stammtisch?“
„Der ist schon wieder nach München. Anscheinend hat er einen sehr großen Auftrag erhalten. Da muss er sich darum kümmern.“ „Dann werden wir ebenfalls aufbrechen!“, meint Gerd Wildfang und blickt bestätigend in die Runde des Tisches.
Kaum haben sie das Restaurant verlassen, meint Walter Broder. „Da stehen uns noch einige Überraschungen ins Haus, da bin ich mir jetzt schon sicher.“ Gerd Wildfang meint, „das mit dem Verkauf des Waldes, das ist doch getürkt, da bin ich mir ganz sicher. Die haben die Chance erkannt und es umgehend so verändert, wie sie es brauchen. Aber da machen sie die Rechnung ohne uns!“ „Wir müssen in das Grundbuch sehen, wenn es noch nicht eingetragen ist, dann ist da etwas faul. Vor allem muss es ja einen Notarvertrag geben…und der muss vom Moser unterschrieben sein“, entgegnet Dietmar Lauenstein. „Das glaubst du doch nicht im Ernst, wenn die das geplant haben, dann ist der Notar involviert“, gibt Kommissar Wildfang zu bedenken.
Sie diskutieren bis sie vor der Haustüre der kleinen Pension stehen. An den Eingang gelehnt empfängt sie Benedikt. „Na meine Herren, den Mörder schon gefunden?“ „Wir haben gleich mehrere, aber wenn sie schon fragen, wo waren sie denn vorgestern, so gegen vier Uhr?“ „Wieso, an was denken sie denn jetzt?“ „Na ja, das ist der Todeszeitpunkt vom Moser. Da wurde ihm der Schädel gespalten“, berichtet Broder.
„Dann lassen sie mich mal überlegen. Gegen vier Uhr…da war ich in Salzburg.“ „Und da sind sie sich ganz sicher? Wo haben sie sich denn in Salzburg aufgehalten, das würden wir schon gerne wissen?“ „Sie wollen doch nicht im Ernst annehmen, dass ich den Moser…?“ „Na ja, wenn ich so überlege, dann kommen sie schon in Betracht, schließlich kennen sie sich im Wald recht gut aus. Wir haben sie ja dort mit ihrer Maschine getroffen, außerdem gibt es da noch eine Ledertasche von ihnen“, meint Kommissar Broder. Benedikt ist verärgert, „sie wollen also aller Ernstes sagen, dass ich verdächtig bin?“
Gerd Wildfang spürt, dass sich Benedikt in die Enge getrieben fühlt und nutzt die Lage aus. „Dann sagen sie mir mal, warum sie ausgerechnet einen Tag später in der Almhütte aufgetaucht sind? Ich glaube, dass sie nur einfach nachsehen wollten, ob sie nicht einen Fehler beim Mord begangen haben?“ Helene hört sich das Gespräch von der Küche aus an und kommt nun auf die Terrasse. „Also, wenn sie meinen Sohn verdächtigen, dann räumen sie bitte ihre Zimmer.“ „Aber Helene, wir wollten ihm doch nur mal auf den Zahn fühlen. Das ist unsere Pflicht um Personen ausschließen zu können.“
„Also schließen sie ihn nun aus, das kann ich doch aus ihrer Aussage entnehmen.“ „Also im Moment, ist dein Sohn nicht verdächtig. Außer, er liefert uns noch einiges nach, das ihn verdächtig machen könnte.“ Die drei Kommissare entschließen sich danach auf den windgeschützten Teil der Terrasse zu wechseln. Zu sehr pfeift der Wind vor dem Haus. „Draußen sitzen wir geschützt und haben einen wunderbaren Blick auf den See“, meint Dietmar Lauenstein. Kommissar Lauenstein muss leider feststellen, dass seine Tage in Kürze gezählt sind. „Wir haben da einen ziemlich kniffligen Fall in Kronbach, da muss ich am Ball bleiben.“ „Ist es ein Mordfall?“, will Kommissar Broder wissen.
„Einen Toten hat es gegeben, aber es ist noch nicht sicher, wie er tatsächlich umgekommen ist. Es könnte auch ein Unfall gewesen sein. Aber stutzig macht uns der Hinweis einer Zeugin. Sie behauptet, das große Geldsummen verschwunden sind.“ Kommissar Broder hakt nach, „Aber es ist nicht zufällig die Zeugin, die das Geld an sich genommen hat?“ „Siehst du, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.“
„Was gibt es bei euch so? Fließt bereits Blut, oder habt ihr nur das Übliche“, fragt Lauenstein seine Kollegen mit breitem Grinsen. Wildfang meint, „Wir sind auch an einem seltsamen Fall. Noch ist nicht sicher, ob es tatsächlich die Mafia ist, oder man es uns nur glauben machen will.
Wir haben in München auf einem Schrottplatz einen Toten in einem Autowrack gefunden. Es sollte gerade eingepresst werden, da ging der Kofferraumdeckel auf und dann sahen die Arbeiter die Leiche.“ Kommissar Broder frotzelt umgehend, „Dann hätte man den Deckel einfach abschließen müssen, dann hätte es keiner gemerkt!“ Broder möchte aber gerne über seine Zukunft sprechen. Zu sehr belastet es ihn, dass er zwangsweise in Pension geschickt werden soll.
„Mein Vorgesetzter will mich aus der Gefahrenzone entfernen. Er hat wohl Angst, dass ich mit nur einem Auge falsch reagieren könnte. Er sagte doch tatsächlich: „Was ist, wenn du versehentlich einen Kollegen erschießen würdest, nur weil du ihn nicht rechtzeitig erkennen kannst.“ „Aber sie doch mal“, meint Dietmar Lauenstein. „Wenn so ein Unfall tatsächlich passieren würde, es wäre doch unverzeihlich. Ich dachte eigentlich, dass du mit dem Zeichnen einen guten Ausgleich gefunden hättest. Da gibt es doch auch Gruppen, die etwas unternehmen. Vielleicht eine Wanderung oder einen Ausflug…oder so.“ „Das füllt mich doch nicht richtig aus. Meine Toten würden mir schon abgehen. Vor allem das Erfolgserlebnis wenn wieder ein Fall aufgeklärt ist. Aber jetzt hab ich ja meine Unterrainers, da hab ich ja noch zu tun.“ Sie beginnen darüber nachzudenken, was man nach einem so aufregenden Leben noch erwarten kann.
„Der Rollstuhl kann es ja nicht sein!“, meint Wildfang. Dazu muss man wissen, dass Gerd Wildfang so einiges an Hobbys hat. Da ist zum einen das Segeln, dann kommt die Bergsteigerei. Dann seine Vorliebe für Italien. Florenz ist seine zweite Heimat. Angeblich hat er dort eine kleine Wohnung. Wird er danach gefragt, antwortet er immer: „Wer weiß…vielleicht, vielleicht auch nicht?“ Wildfang sollte sich endlich für eine feste Frau entscheiden, so zumindest sieht es sein Vorgesetzter. Gerade in letzter Zeit ist er oft unkonzentriert, weil er in den Seilen zwischen zwei Damen hängt. Beim Kommissar Lauenstein ist das ganz anders. Seine Vorliebe für alte Autos füllt ihn vollends aus.
Sein Neuzugang ist ein „Einundsiebziger“ Benz. Aus erster Hand. Sozusagen ein Geschenk eines dankbaren Klienten. Dietmar Lauenstein hat ihn vor dem Gefängnis bewahrt. Kerner war bereits verurteilt, da kamen bei Lauenstein Zweifel auf. Er recherchierte nochmals und fand einen entscheidenden Hinweis, der auf die Unschuld von Kerner hinwies. Aus Dankbarkeit fragte Kerner, „Was hätten sie denn für einen Wunsch, den sie sich gerne erfüllen würden?“
Da Lauenstein gerade nichts Besseres einfiel antwortete er, „Eine alte Mercedes Limousine, möglichst eine S-Klasse.“ Zwei Wochen später stand der Wagen vor seiner Haustüre. „Ein Geschenk“, stand auf einem Zettel, der an der Windschutzscheibe hing. Lange überlegte Dietmar Lauenstein, ob er das Geschenk annehmen kann, aber dann entschloss er sich, den Wagen in seine Garage zu fahren. Weitere drei Wochen vergingen, bis er den Wagen das erste Mal ausfuhr. Seit dieser Zeit sind die beiden unzertrennlich. Ab sofort stehen zwei Oldtimer in seiner Garage.
An der Türe des Notars steht auf dem Terminplan: „Testamentseröffnung – Moser/Waginger“
Der Notar ein gewisser Herbert Angstmeier, betritt den Raum, der bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Sogar einige Herren von der Presse sind anwesend. Die drei Kommissare halten sich bewusst im Hintergrund. Beginnend mit dem üblichen Tamtam, kommt dann Notar Angstmeier endlich zum Verlesen des wesentlichen. „Die Frau Bärbel Waginger, verehelichte Unterrainer hat ihr Vermögen wie folgt aufgeteilt, …Der Wald geht an ihren Bruder Werner Waginger!“
Eigentlich war das die wichtigste Mitteilung. Jetzt kommt nur noch Unwesentliches. Der Anteil am Hotel, wurde durch einen separaten Ehevertrag bereits geregelt. Kommissar Broder meint, „Ich höre wohl nicht recht. Haben denn beide Waginger Töchter einen Anteil am Wald?“
Die im Raum herrschende Ruhe ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Gerade als die drei Herrn Kommissare gehen wollten, meldet sich der Bürgermeister mit den Worten, „Der Wald gehört mir!“ Der Notar bittet um Ruhe. „Lassen sie uns das im Anschluss klären!“ Broder meint, „Jetzt würde mich das Testament vom Unterrainer interessieren.“ Dann machen wir einen Ausflug nach Sankt Gilgen. Das Wetter passt und die Gegend ist doch wunderschön“, meint Wildfang.
„Das müsst ihr ohne mich machen, ich habe gerade eine Mitteilung auf meinem Handy erhalten, dass ich zurück muss“, meint Kommissar Lauenstein. Die Kommissare Wildfang und Broder gehen gemeinsam auf den Wagen von Gerd Wildfang zu. „Das mit dem Bürgermeister, dass würde mich schon sehr interessieren.“ Kommissar Broder gibt zu bedenken, „wenn die Wagingerin tatsächlich an den Bürgermeister verkauft hat, ich meine ohne Wissen ihres Bruders, dann haben wir einen weiteren Tatverdächtigen.“
„Wir müssen zum Grundbuchamt!“, meint Gerd Wildfang. „Aber vorher verabschieden wir noch den Kollegen Lauenstein. Ich lass mir doch mein Freibier nicht entgehen!“ Im Dorfkrug ist kaum noch ein Platz zu finden. Alle wichtigen Personen inklusive des Notars haben sich hier eingefunden. Der Bürgermeister schwingt das Wort und wirft das Wort „Betrug“ in den Raum
Die Kommissare Walter Broder und Gerd Wildfang erfahren nun, dass der Wald geteilt ist. Der alte Waginger hat seine beiden Töchter zu gleichen Teilen bedacht. In beiden Fällen, ist es ein Hochzeitsgeschenk gewesen. Diese Lösung stammt noch aus der Zeit, als der Senior das Sagen hatte. Aber er verknüpfte mit der Schenkung auch eine Bedingung. Da eigentlich nach altem Brauch nur die Söhne Grund und Boden erben, bestand der Senior auf einen Passus. Zu keiner Zeit, darf Grund und Boden veräußert werden. Beim Ableben der beiden Töchter geht das Erbe an die Familie zurück.
Der Waldweg ist die Grenze zwischen den beiden Grundstücken. Das bedeutet, dass der Baum der angeblich den Moser erschlug, vom Grundstück der anderen Schwester stammte. Die Bärbel Waginger ist die heutige Unterrainerin. Da sie zuerst verstarb, kommt ihr Vermächtnis zuerst dran. Der Grund und Boden geht laut Testament wieder an die beiden Waginger Brüder zurück. Ein Verkauf ist daher nicht möglich. Dann gibt es noch die Vanessa Moser geborene Waginger, sie lebt in Spanien. Ihr Besitz bleibt unberührt.
„Warum ist eigentlich die Vanessa nach Spanien gegangen. Haben sich die beiden getrennt, oder wollte sie nur Abstand zur Familie?“, fragt sich Wildfang. Dazu haben sie bislang keine Information. Inzwischen ist Dietmar Lauenstein abgefahren. Die Kommissare Broder und Wildfang sitzen auf der Terrasse und zeichnen auf einem großen weißen Blatt die Zusammenhänge auf. „Eigentlich gibt es nur noch den Werner und den Otto Waginger, und natürlich die Vanessa in Spanien.
Walter Broder hat inzwischen die Auskunft erhalten, dass das Hotel in Sankt Gilgen an die beiden Kinder Maximilian und Angelika übergeht. Sie sind Volljährig und werden es zukünftig gemeinsam bewirtschaften. „Wer hat eigentlich die Frau vom Moser benachrichtigt? Weiß sie eigentlich vom Tod ihrer Schwester Bärbel und ihres Schwagers? Warum ist der Werner Waginger noch nicht aufgetaucht. Schließlich müsste ihn der Tod seiner Schwester doch sehr nahe gehen? Was sind das eigentlich für Personen“, meint Broder entsetzt.
Das Gespräch wird auch diesmal von Helene aus der Küche mitgehört. „Hören sie mal, da gibt es etwas, dass sie wissen sollten. Die Bärbel war gar nicht die richtige Schwester vom Waginger. Sie wurde seinerzeit von der Großmutter mit in die Ehe gebracht. Der alte Waginger hat sie zwar adoptiert, aber die Bärbel hatte ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Stiefvater. Angeblich hat der Stiefvater versucht mit ihr ein Verhältnis anzufangen.
Die Bärbel schlug ihm damals eine Holzlatte über den Schädel. Die Narbe an seiner Stirn begleitete ihn ein Leben lang.“ Dann steht plötzlich Elfi neben dem Tisch von Walter Broder und Gerd Wildfang. „Na, wie weit sind Sie denn schon gekommen? Soll ich ihnen ein Geheimnis verraten. So zum Beispiel, dass der Waginger noch ein weiteres Sägewerk besitzt.“ „Wieso ein weiteres Sägewerk, wo ist es denn?“
„Es ist ganz einfach, es ist bei Traunstein und es ist viel größer als dieses hier. Es ist ein Betrieb mit vierzig Angestellten. Wir machen hier in Bad Endorf nur die Arbeiten für die Dielenbretter. Diese gehen nach Hamburg zu einer bekannten Firma. In Traunstein, gibt es auch eine Schreinerei, diese fertigt Edles für die Herrschaftsvillen in München.“
„Ach sieh mal einer an. Jetzt ist mir auch klar, warum der Schwager Moser zu ungeniert für sich arbeiten konnte. Es gab sicher eine Absprache mit dem Waginger“, erklärt Gerd Wildfang.
Elfi erzählt weiter und redet ganz offen über das Darlehen vom Schwager. „Das Geld hat der Waginger gebraucht um das zweite Sägewerk kaufen zu können. Damals wurde Schwarzgeld benötigt. Da die Unterrainers mit ihrem Hotelbetrieb ziemlich viel Schwarzgeld hatten, kam ihnen die Gelegenheit gerade recht es zu waschen. Und ganz nebenbei half es dem Waginger bei seiner Investition, davon mal abgesehen, blieb das Geld ja in der Familie.“
„Woher wissen sie denn all diese Dinge. Sie sind doch nur die Sekretärin?“ „Als Sekretärin muss man die Ohren offen halten. Man muss informiert sein, sonst hat man irgendwann das Nachsehen.“ „Schon gut, aber trotzdem vielen Dank für die Information“, meint Kommissar Wildfang. Elfi fragt ihn nun völlig ungeniert, ob er eigentlich verheiratet sei. Im Nachsatz meint sie noch, „Sie gefallen mir recht gut.“
Wildfang gibt auf diese Anspielung keine Antwort, fühlt sich aber doch sehr geehrt. Walter Broder sitzt inzwischen über der Liste der Unterlagen, die sich zu einem gigantischen Endlospapier ausgewachsen hat. Broder hat extra zu diesem Zweck eine Rolle weißes Papier gekauft. So rollen sie die ganze Geschichte auf und können sie bei Bedarf einfach einrollen. Nach langem Schweigen, meint Broder, „wir kommen an einem Ausflug nach Sankt Gilgen nicht herum. Außerdem ist der Wolfgangsee ja ein traumhaftes Segelrevier. Vielleicht sollten wir in Erwägung ziehen über Nacht zu bleiben.“
„Ja, warum eigentlich nicht, ich bin mir ebenfalls sicher, dass wir einen Schritt weiter kommen würden“, meint Gerd Wildfang. „Okay, dann übermorgen. Wir werden die Fragen die noch offen sind, gut vorbereiten bevor wir unsere Recherche in Sankt Gilgen durchführen.“ Gerd Wildfang meint, dass es vielleicht nicht schlecht sei, mal mit Helene zu sprechen. Sie scheint die nähere Verwandtschaft vom Waginger gut zu kennen. Am Abend serviert Helene einen köstlichen Schweinebraten. Dazu gibt es einen Grünen Veltliner. Da ihr Sohn schon nach München abgereist ist, sucht sie das Gespräch mit den beiden Kommissaren. „Sag mal Helene, wer ist eigentlich dieser Waginger?“, so beginnt Wildfang sein Gespräch. Schnell merkt er, dass Helene über den Waginger nichts sagen will. Er hackt mit der Frage nach, „was spricht man denn so über ihn?“
„Er ist ein herzensguter Mensch. Hat sich niemals etwas zuschulden kommen lassen. Vielleicht hat er sich mit dem Schwarzgeld von seinem Schwager etwas zuviel aufgeladen, aber auch der Unterrainer war immer ein fairer Mensch.“ Walter Broder geht ein wenig in der Stube herum und betrachtet sich Fotos, die auf einer Kommode platziert sind. „Sag mal Helene, ist das nicht der Waginger, hier auf dem Foto?“ „Das kann schon sein, wir sind ja zusammen bei der Bergrettung gewesen.“ „Ach was, du bist Bergsteigerin“, meint Broder. Dann knüpft er an die Befragung an. „Kennt ihr euch schon aus Kindertagen?“
„Ja freilich, er ist ja der Taufpate meines Sohnes Benedikt. Er wird auch die Hochzeit für meinen Sohn ausrichten.“ „Ach sieh mal einer an. Das klingt ja nach einer sehr engen Freundschaft. Was war denn eigentlich dein Mann von Beruf. Ist er schon lange nicht mehr da?“ Helene ist nun recht verlegen und antwortet, „Du wirst es ja sowieso irgendwann rausbekommen. Ich war nie verheiratet und Benedikt ist der Sohn vom Waginger.“
„Nun wird mir auch klar, warum dein Sohn in München studiert. Was studiert er denn eigentlich?“ Helene beginnt zu stottern: „Er wird mal die Schreinerei übernehmen, zumindest hat ihm das der Waginger, sein Vater versprochen.“ Nun wissen Wildfang und Broder einiges mehr. Diese Aussage von Helene bringt etwas Licht in die Angelegenheit. Aber die Befragung in Sankt Gilgen ist unumgänglich. „Lass uns noch ein bisschen auf die Terrasse gehen, die Abendluft ist so angenehm und mild.“, meint Gerd Wildfang.
Für den nächsten Tag nehmen sich die beiden Kommissare einen Ausflug nach Traunstein vor. „Traunstein soll einen schönen Ortskern haben, zumindest hab ich das gehört“, meint Broder.
Wildfang und Broder ordern bei Helene noch eine leckere Schinkenplatte. So verbringen sie die halbe Nacht auf der Terrasse. Sie versuchen die Sternbilder zu erklären und erzählen sich Geschichten aus ihrer Anfangszeit bei der Kripo. Walter Broder sitzt am Morgen bereits seit einer guten Stunde am Frühstückstisch. Hat seinen Zeichenblock neben sich liegen. „Hallo du Langschläfer“, so begrüßt er den noch etwas verschlafen dreinschauenden Gerd Wildfang.
Wortlos sitzen sie am Tisch und schlürfen aus ihrem Haferl den Kaffee. „Na dann wollen wir uns mal Traunstein ansehen“, meint Wildfang. Nochmal kräftig gestreckt und dann greift er zum Wagenschlüssel. „Brauchst du noch etwas, oder können wir gleich abfahren?“
Sie gondeln gemütlich vor sich hin, als sie von lautem Hupen aus dem Dösen hoch geschreckt werden. Hinter ihnen ist ein Lastwagen mit einem Anhänger. Er scheint unbeladen zu sein, zumindest lässt sich das aus dem Tempo schließen, dass er drauf hat. Wildfang lenkt seinen Peugeot etwas an den Straßenrand und dann donnert der Laster schon an ihnen vorbei. Auf der Ladeplanke lesen sie die Aufschrift einer Firma aus Traunstein. „Waginger-Holztransporte“.
„Fahr einfach hinterher, der bringt uns an den Ort, den wir suchen!“, meint Walter Broder. Nach guten zehn Minuten stehen sie vor einem großen Holzlagerplatz. Haushoch türmen sich hier die geschnittenen Bretter auf. Etliche weitere Langholzfahrzeuge stehen hier in Reih und Glied.
„Lass mich mal reingehen, ich frage nach einem kleinen Holzhaus für meinen Hund.“ „Seit wann hast du denn einen Hund?“ „Ich frage doch nur, um mir den Betrieb mal anzusehen“, meint Gerd Wildfang. Sie folgen dem Schild „Büro“. Das befindet sich am Ende einer langen Straße die vorbei führt an den beschrifteten Holzsorten. Im Büro geht es zu, als gäbe es hier etwas umsonst. Mindestens zwanzig Personen warten darauf an die Reihe zu kommen. Eine Nummer muss man ziehen, an einer Tafel wird diese dann angezeigt, wenn es soweit ist.
„Das sparen wir uns, meint Gerd Wildfang. Wir nehmen einen Prospekt mit, dass reicht erstmal, oft sind solche Dokumente sehr aussagekräftig.“ Sie gehen gerade auf ihren Wagen zu, als jemand nach ihnen ruft. „Sie sind doch die Kommissare aus Bad Endorf.“ „Richtig, und wer sind sie?“ „Ich bin der Waginger, kennen sie mich denn nicht mehr?“ Broder übernimmt das Wort. „Nach dem sie schon nach wenigen Minuten gegangen sind, wie sollten wir sie erkennen?“
Waginger bittet die beiden Herren in sein Büro und ordert sofort einen Kaffee. „Sehen sie, das ist mein Reich. Hier arbeite ich und lebe ich. Das in Bad Endorf, war die erste Firma, heute ist es nur noch ein Nebenbetrieb. Haben Sie noch Fragen, dann nutzen sie die Gelegenheit, denn in zwei Tagen muss ich nach Norwegen um Holz einzukaufen.“ „Nein, im Moment gibt es nichts zu fragen. Wenn es soweit ist, werden wir sie verständigen. Sie müssten dann aufs Revier kommen.“ „Kein Problem, hier meine Karte und verständigen sie mich rechtzeitig, da ich viel unterwegs bin.“ Die Kommissare Wildfang und Broder greifen noch nach einer „Firmen-Vita“.
„Die dürfen wir doch mitnehmen, oder nicht?“ „Nehmen Sie die Unterlagen ruhig mit!“ Das war ein kurzer aber sehr aufschlussreicher Besuch, so zumindest meint Walter Broder. Während der Fahrt blättert Broder in den Prospekten und stellt fest, dass die Firma sich wohl hauptsächlich auf Fußbodenbeläge aus Holz spezialisiert hat. „Parkett in jeder Form, hier bekommst du alles“, stellt Kollege Broder fest. Auf dem Weg zur Pension beschließen die beiden noch einen Abstecher nach Ruhpolding zu machen.
„Lass uns dort zum Mittagessen gehen.“ Sie sitzen dann unter einem großen Sonnenschirm, denn die Sonne brennt gnadenlos herab. „Eigentlich sollten wir jetzt im Wasser liegen und nicht irgendwelchen Personen nachstellen. Aber jetzt lass mal sehen, was wir ergattern konnten.“ Walter Broder reicht die Prospekte an seinen Kollegen weiter. „Ich für meinen Teil glaube, dass es hier um Erbstreitigkeiten geht, die aus dem Ruder gelaufen sind“, meint Broder. Beide ordern einen Schweinebraten und ein Weißbier dazu. „Meinst du, wir können das als Dienstessen absetzen?“ „Du als Österreicher sicher, ich als Münchener sicher nicht.“ „Dann lass mich zahlen“, meint Walter Broder.
Nur zur Verdauung, wie Wildfang meint, machen sie anschließend einen ausgedehnten Spaziergang. Dass dieser rein zufällig an einem Stand vorbei führt, an welchem Obstschnäpse angeboten werden, ist ein angenehmer Zufall. „Komm lass uns mal den Feigenschnaps probieren. Nur ein Stamperl, mehr natürlich nicht, schließlich musst du noch fahren!“, meint Broder zu Wildfang. Es fängt schon fast zu dämmern an, als die beiden auf den Hof der Pension zu fahren.
In der „Guten Stube“ brennt bereits Licht. Helene ist damit beschäftigt einiges an der Bettwäsche zu flicken. „Das muss auch sein“, kommentiert sie, als die beiden den Raum betreten. Dann aber will sie natürlich wissen, wie es in Traunstein gelaufen ist.
So berichtet Walter Broder, dass sie den Werner Waginger dort angetroffen hätten und er ihnen den Betrieb sogar gezeigt hätte. „Ein schöner Betrieb, das muss ich schon sagen“, meint Gerd Wildfang, dann holt er seine Kamera um einige Fotos von dem schönen Sonnenuntergang zu machen. Vielleicht ist es das einzige Hobby Wildfangs, das mit dem Fotografieren. Seit einem Jahr hat er eine Digitalkamera, früher verwendete er Filme, oft sogar nur in Schwarz/Weiß. Er sagte mal, „da kommen die Schatten so richtig toll heraus.“ Die Kamera ist ein professionelles Gerät. Ein Objektiv der besonderen Art, es war nicht billig, dafür hält es ewig. So ähnlich hat er sich ausgedrückt, als er die Scheine dafür hinlegen musste.
Helene bringt die Tageszeitung mit der Überschrift: „Polizei tappt im Dunkeln!“ Es war nicht anders zu erwarten, dass die Presse sich über die Kommissare hermacht, weil sie nichts herauslassen von den Infos die sie bereits recherchiert haben. Aber sie benötigen noch ein paar Tage, sonst kommt zuviel an die Öffentlichkeit. Das sagte noch der Lauenstein, als er mit einem Reporter sprach. Gerd Wildfang erklärt Helene, dass sie morgen nach Salzburg fahren werden. Natürlich will sie sofort Näheres wissen. Aber der Kommissar spürt, dass die Bäckereibesitzerin auf Nachrichten aus der Zentrale wartet. Daher meint er, „Nur ein Ausflug, sonst nichts!“
Der nächste Morgen bringt Nieselregen, genau das, was sich die Herren nicht erhofft haben. „So eine Scheiße, da will ich dir schon mal den Wolfgangsee zeigen, dann regnet es.“
„Vielleicht klart es sich ja noch auf. Petrus wird uns nach Überschreiten der Grenze schönes Wetter kredenzen, da bin ich mir ganz sicher“, meint Walter Broder. Tatsächlich ist es dann auch so. Kurz nach elf klärt sich das Wetter tatsächlich auf, drei Kilometer vor der Österreichischen Grenze. „Siehst du, hab ich zuviel versprochen?“ Zuerst fahren sie am Ufer des Fuschlsees entlang, dann folgt schon der Wolfgangsee.
Gleich danach zeigt sich schon Sankt Gilgen. „Pension Unterrainer, dass müsste gleich hinter der nächsten Biegung kommen.“ Tatsächlich hat sich Broder nicht getäuscht. Sie fahren bereits auf das Grundstück der Pension, die allerdings inzwischen in „Hotel“ umbenannt ist. Broder ist erstaunt, gleich hinter der alten Pension ist ein Prachtbau entstanden. Ein vierstöckiges Hotel mit allem Komfort, wie sie beide sofort erkennen. Sie betreten die Lobby und staunen nicht schlecht. Es ist ein Hotel mit vier Sternen. Also nicht eine kleine, etwas muffig riechende Pension. Kommissar Broder geht auf den Empfang zu und verlangt nach Herrn Unterrainer.
„Gleich wird er da sein, wenn sie schon mal im Salon Platz nehmen wollen!“ Das recht junge und überaus hübsche Fräulein vom Empfang verdreht nochmals die Augen, als sie Gerd Wildfang in Augenschein nimmt. „Du hast ihr anscheinend gefallen“, kommentiert es Kollege Broder. Ein junger Mann, Wildfang und Broder schätzen ihn auf etwas fünfunddreißig betritt den Salon. „Kann ich ihnen helfen? Mein Name ist Maximilian Unterrainer.“
Die Kommissare Broder und Wildfang stellen sich vor und bitten um ein Fünfaugen Gespräch.
„Kommen sie doch mit in mein Büro, das liegt im ersten Stock.“ Maximilian Unterrainer geht voran und die beiden Herren folgen ihm. Kaffee und ein Kipferl werden noch geordert, dann bittet Maximilian darum, dass die beiden Herren doch bitte erklären sollen, warum sie ihn aufsuchen. Walter Broder übernimmt das Wort und schildert nun, was sich in Rosenheim alles getan hat. Er ist erstaunt, da er erfahren muss, dass Maximilian über alles informiert ist. „Warum sind sie nie nach Bad Endorf gekommen“, fragt nun Kommissar Broder.
„Weil wir Bescheid wussten, Sie müssen wissen, dass wir ein Gespräch mit anhören mussten, welches uns zuerst geschockt hat, aber dann später alles erklärt hat. So hat meine Schwester mit anhören müssen, wie meine Mutter zu meinem Vater sagte, dass sie ihn bittet, endlich Schluss zu machen. Damit meinte sie, dass sie ihn bat, ihr beim Sterben zu helfen.“
„Gut gehen wir mal davon aus, dass ihr Vater ihre Mutter mit deren Einwilligung umgebracht hat, aber warum ist er dann umgebracht worden?“ „Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass er wirklich ermordet wurde. Wir haben es so verstanden, dass er bei ihr sein wollte.“ „Er wurde aber erschlagen und dann erst in die Sägemaschine gelegt.“ Maximilian ist erstaunt. Da ist er bisher immer von einer anderen Voraussetzung aus gegangen.
„Sagen sie uns jetzt noch, wie das mit dem Erbe geregelt ist? Wer erbt was?“ „Das mit dem Erbe ist ganz einfach. Meine Schwester und ich erben die Immobilien, also die Hotels und Nebeneinrichtungen, wie etwa die Kureinrichtungen und die Patente, die noch vom Opa stammen.“ „Wie viele Hotels sind es denn und was ist mit dem Darlehen, welches ihr Vater dem Waginger gegeben hat?“
„Zu eins, es sind siebenundzwanzig Hoteleinrichtungen, zu zwei, das Darlehen wurde inzwischen als Beteiligung umgewandelt. Meine Schwester und ich sind beim Waginger mit zehn Prozent beteiligt. Aber das spürt er ja gar nicht. Sein Betrieb ist so groß, dass es für ihn nur ein paar Peanuts sind. „Wie hängt denn eigentlich die Familie zusammen. Wen gibt es denn da noch alles?“
Maximilian beginnt mit seiner Erzählung im Jahre 1948. „Unsere Großmutter brachte Vanessa mit in die Ehe. Sie wurde aber später vom Opa adoptiert. Dann folgten die beiden Söhne Werner und Otto. Erst nach zehn Jahren folgte eine Schwester mit dem Namen Bärbel, als Nachzüglerin. Sie war es aber die zuerst heiratete. Sie heiratete meinem Vater den Unterrainer Anton. Aus dieser Ehe kam dann meine Schwester Angelika und ich hervor.“
„Wenn ich das richtig verstehe, dann hat ihre Mutter als Startkapital die Pension mitbekommen. Sie hat dann mit ihrem Mann zusammen ein lukratives Geschäft daraus gemacht.“ „Ja, das ist richtig, meine beiden Onkels wollten nicht, dass ihnen ihre Schwestern also auch unsere Mutter mit ihrem Mann ins Handwerk pfuschen konnten.“
„Aber was gibt es noch für einen Onkel?“, fragt Wildfang. „Sie meinen sicher meinen Onkel Otto Waginger.“ „Wo wohnt denn nun der Otto Waginger?“, hakt Broder nach.
„Der Otto betreibt das Nordgeschäft“, erklärt Maximilian. „Ach, da gibt es noch etwas, mein Onkel Otto hat niemals geheiratet. Aber er lebt mit einer Gitte Lindström zusammen. Sein Anteil fällt laut Testament dem Werner zu. Oder umgekehrt, falls der Werner zuerst stirbt. So oder ähnlich soll es vereinbart sein.“ „…Und wo lebt der Otto?“
„Soviel ich weiß, hat er Besitz in Kanada, aber eigentlich lebt er in Oslo, oder war es Göteborg. So genau weiß ich das nicht. Da müssen sie meinen Onkel Werner fragen.
„Aber warum denn in Oslo oder Göteborg?“
„Weil er den Nordvertrieb macht. Dieser umfasst die Geschäfte in Kanada und Skandinavien. Da muss er vor Ort sein.“
„Wir haben gehört, dass sich ihre Mutter angeblich scheiden lassen wollte, weil ihr Vater und schon ihr Großvater Beziehungen zu Rechtsextremen Gruppierungen hatte, ist da etwas dran, oder ist das nur ein Gerücht?“