Читать книгу Deutschlands verlorene 16 Jahre - Michael Ghanem - Страница 10

Оглавление

4. Die größten Fehler der Angela Merkel

4.1 Vorbemerkung

Bei der Bewertung der Person Angela Merkels wird der Autor auf persönliche Beleidigungen und Herabsetzungen verzichten und sollten sie im Text vorkommen, so sind diese lediglich Zitate aus verschiedenen Büchern. Bei der Bewertung der Fehler von Angela Merkel hat sich der Autor neben seinen privaten Erfahrungen folgende Bücher verwendet: „Mutter Blamage. Warum die Nation Angela Merkel und ihre Politik nicht braucht“ von Stephan Hebel48, „Merkels Maske. Kanzlerin einer anderen Republik“ von Hinrich Rohbohm49, „Angela Merkels Flüchtlingspolitik - eine Bilanz des Versagens“ von Hans-Erich Kiehne50, „Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Welt“ von Stefan Kornelius51, „Die Kanzlerin. Angela-Merkels-Weg zur Macht“ von Evelyn Roll52, „Angela Merkel. Kurze Biographie eines langen Aufstiegs“ von Dirk Müller53, „Die Kanzlermaschine. Wie die CDU funktioniert“ von Volker Resing54, „Das erste Leben der Angela M.“ von Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann55, „Alternativlos. Merkel, die Deutschen und das Ende der Politik“ von Dirk Kurbjuweit56, „Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut“ von Gertrud Höhler57 sowie „Angela Merkel. Ein Irrtum“ von Cora Stephan58.

Die Person von Angela Merkel wird bei der kritischen Elite äußerst kontrovers bewertet. Wenn man der Rücksichtslosigkeit und Beliebigkeit nicht bald auf den Leim geht, dann werden sich die wesentlichen Problemfelder der Angela Merkel und ihrem Willen zur Machtergreifung zeigen. Für den Autor ist nicht Stärke der Persönlichkeit Angela Merkels maßgebend, sondern die Schwäche ihrer Widersacher und ihres Umfelds. Eine gewisse Art von Rücksichtslosigkeit unter einem unscheinbaren Deckmantel ist für den Autor eines ihrer prägenden Merkmale.

Angela Merkel hat ohne Zweifel ihre Qualitäten; diese sind jedoch nach Ansicht des Autors nicht dazu angetan, eine vorausschauende Politik für das Land zu gestalten. Jedoch ist für ein Land wie Deutschland in der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Konstellation der Weltlage sowie der Notwendigkeit, durch reale Reformen das Land für die Herausforderungen bereit zu machen, nach Ansicht des Autors eine andere strukturierte Persönlichkeit anstatt Angela Merkel als Kanzlerin nötig, die sowohl Risiken, als auch Standpunkte zu bieten hat und nicht beliebig ist. Nicht nur, dass Angela Merkel keine Visionen hat, sondern sie hat selbst keine Reformen für das Land durchgeführt. Sie bediente sich letztendlich bei den anderen Parteien - sei es bei den Themen oder deren Umsetzung - und hat sich die Früchte des Erfolgs selbst zugeschrieben.

4.2 Rücksichtslosigkeit

Die Rücksichtslosigkeit Angela Merkels stellt sich laut Gertrud Höhler wie folgt dar:

„Mal konservativ, mal christlich sozial, mal liberal: Die deutsche Kanzlerin lässt sich nicht festlegen. Sie betreibt nicht Sachpolitik, sondern Machtpolitik. Werte-Abstinenz macht sie überlegen. Merkel wildert bei SPD und Grünen, sie enteignet Themen aus allen Lagern und schleift so die Vielfalt der Parteien. Die Kanzlerin lähmt den demokratischen Wettbewerb“.59

Diese Rücksichtslosigkeit fing bereits mit dem Aufstieg zur Generalsekretärin an, denn bereits dort hat sie unbemerkt von der Partei und von den Wählern angefangen, ihre Mitarbeiterstellen mit von ihr ausgewählten Personen zu besetzen. Gleichzeitig ging sie zum Schein Koalitionen mit dem damaligen Parteichef Schäuble ein, um eine strategische Machtbalance gegen den übermächtigen Vater Kohl zu schaffen. Dieser war zwar nicht mehr Parteichef, genoss aber weiterhin eine gewisse Machtposition in der Partei. Als weiteren Schritt versuchte sie mit sogenannten „Jungen Wilden“ wie Friedrich Merz eine Allianz zu bilden, indem sie den Vorsitz der Fraktion mitermöglichte. Nach ihrem öffentlichen Putsch gegen Kohl, der bereits in den vorherigen Abschnitten erläutert wurde, sowie seiner Entmachtung aus der Partei, hat sie Wolfgang Schäuble entmachtet, denn er stand für die alte Garde, da er offensichtlich in der Parteispendenaffäre zumindest irgendwie belastet war. Nach der Entmachtung von Schäuble mithilfe der jungen Garde und dem Kampf um den Parteivorsitz mit Friedrich Merz hat Angela Merkel auch ihn durch Intrigen entmachtet und ihn de facto zu statischen Aufgaben degradiert. Er verließ daraufhin frustriert die Politik. Von der Person her war jedoch Friedrich Merz in allen Belangen Angela Merkel um ein Mehrfaches überlegen. Nach dem sie die alleinige Führung in der CDU erlangte, fing Angela Merkel konsequent damit an, die Konservativen und sonstigen gefährlichen Personen zu entfernen. Nach relativ kurzer Zeit waren keine Widersacher mehr in der Partei und keine Kritik in der CDU an der Person Merkel vorhanden.

Während dieser ganzen Zeit hat sich Angela Merkel als die Unscheinbare präsentiert, sodass kein realer Angriff auf ihre Person und ihrem wahren Gesicht hinter der Maske möglich war. Angela Merkel hat sich während der letzten 20 Jahre dadurch gekennzeichnet, dass sie für nichts und niemanden steht, dass sie, wenn dies opportun erscheint, ihre Meinung schneller wechselt als man gucken kann und dass sie kaum Rücksicht - sei es auf andere Parteien, Mitbewerber oder politische Partner - genommen hat. Für sie war und ist das Erreichen des Kanzlerstuhls das wichtigste Ziel, unabhängig davon ob sie je eine Vision oder ein Konzept zur Weiterentwicklung des Landes hat.

Sie hat, wie Gertrud Höhler richtigerweise beschreibt, die Moral zu einer Manövriermasse gemacht, die lediglich zur Erzielung der Macht dient.60 Die Geringschätzung von Anstand, Geradlinigkeit, Berechenbarkeit und Empathie war ihr Werkzeug, Hauptsache Angela Merkel nivelliert die politischen Institutionen, zum Ziel, eine zentralistische Regierung mit Namen Merkel für Merkel zu etablieren. Kein Politiker hat die Rücksichtslosigkeit so ausgenutzt wie Angela Merkel, sei es in ihrem Verhalten in europäischen Fragen, sei es im Verhalten zu politischen Gegnern anderer Parteien und nach Meinung des Autors auch gegen die Zukunft des Landes. Allein aus der Gier, Kanzlerin zu werden, hat sie das Land in eine Geiselhaft genommen und mit inhaltslosen Wahlkämpfen stets ihr Ziel erreicht.

Mit ihrer Ankündigung, eine „marktkonforme Demokratie“ in Deutschland herzustellen, was übrigens das Unwort des Jahres 2011 geworden ist, zeigt Merkel, wie sie sich demokratische Prozesse vorstellt. Da im Marktgeschehen weder Fairness noch Gleichheit der Waffen gilt, muss man befürchten, dass unfaires Verhalten sowie Rücksichtslosigkeit (im Vokabular des Marktes Gewinnmaximierung) als Verhaltenskodex Angela Merkels anzusehen sind. Übrigens hat sie dieses Verhalten in den letzten 16 Jahren gegenüber ihren europäischen Partnern häufig gezeigt, allein durch ihre ständigen „alternativlosen Lösungen“, die sie ihren Partnern aufoktroyieren wollte. Ihre Rücksichtslosigkeit ging stets an der Schmerzgrenze ihrer Partner entlang.

Merkels projiziertes Bild in der Öffentlichkeit und der politischen Arena von ihrer Alternativlosigkeit, unter einem Deckmantel der Harmlosigkeit, welches sie und ihre Claqueure verbreiten, ist nichts anderes als die höchste Steigerung der Rücksichtslosigkeit. Es gibt keinen Menschen, der alternativlos ist, nur die Menschen, die sich als alternativlos ansehen. Die Geschmacklosigkeit besteht darin, dass sehr schnell Vergleiche mit Hitler angestellt werden können, der sich von der Vorsehung geschickt sah, um die Rettung Deutschlands zu ermöglichen.

4.3 Konzeptionslosigkeit

Angela Merkel hat zu keiner Zeit eine Vision erklärt, geschweige denn Konzeptionen vorgelegt, die nachhaltig und zukunftsweisend waren. In diesem Zusammenhang darf auf Joachim Gaucks Aussage hingewiesen werden: „Ich fürchte mich vor einem modernen Politikertyp, der völlig auf Inhalte verzichtet.“61

Gerade für ein Land wie Deutschland bedarf es neben Praktikern auch Visionären, die dem Volk ihre Visionen und Konzeptionen zur Wahl vorlegen und versuchen, Mehrheiten zu organisieren, damit sich das Land weiterentwickelt. In all ihren Wahlkämpfen hat Angela Merkel tunlichst versucht, weder Pläne noch Vorhaben oder Visionen zu erläutern und wenn sie dann Pläne oder Ankündigungen entwickelt hat, dann sind diese so schwammig, dass die meisten der Wähler sie nicht verstehen oder gar überhören.

Sie bedient sich lediglich dem geistigen Diebstahl von Plänen, Ansichten und Positionen anderer Parteien und verkauft diese als ihre eigenen. Dies ist nicht nur schäbig, sondern zeigt auch ihre Dreistigkeit. Seit 16 Jahren ist sie Kanzlerin und in den 16 Jahren ist zu keinem Zeitpunkt ein Konzept für die politische Zukunft Deutschlands, der Bevölkerung und der Eliten dargestellt, geschweige denn erklärt worden. Es darf nicht vergessen werden, dass während des Wahlkamps von 2013 kein einziges Thema vorgekommen ist, lediglich „Ihr kennt mich, wählt mich!“.

Das Motto des jetzigen Wahlkampfs lautet „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Fragestellungen, wie diese Aussage mit Leben gefüllt werden soll und was Deutschland erfüllen soll, was gut bedeutet und für wen es gut sein wird, sowie welche Lebensart Merkel damit meint, werden nicht beantwortet. Zudem stellt sich die Frage, was „gern in einem Land leben“ bedeutet. Meint sie ökonomisch, sozial, ökologisch oder etwas ganz anderes? Dies stellt letztendlich den Versuch der Vernebelung und Volksverdummung dar. Während die SPD konkrete Ziele vorgibt, bleibt Angela Merkel ihrem Motto treu, indem sie absolut keine konkreten Ziele äußert, mit der Befürchtung, man könnte sie ja hinsichtlich des Erreichens der Ziele bewerten.

Die wesentliche und vertiefte Frage, die sich jedoch für ein Volk wie die Deutschen stellt, ist: Welche Zukunft haben wir in fünf Jahren? In 10 Jahren? In 16 Jahren? Wie entwickelt sich die Altersversorgung? Was möchte die politische Führung mit dem Europakonzept erreichen? Wie sieht es mit der Ausbildung unserer Kinder und Enkel aus? Wie werden wir angesichts der technischen Revolutionen arbeiten? Welche Bestrebungen hat die politische Klasse vor, um den Frieden zumindest in unserem Umfeld zu sichern? Wie steht es mit der Inneren Sicherheit bei zunehmenden Eigentumsdelikten, körperlichen Delikten, Frauenbelästigung und der Gefahr des Terrorismus? Welche Ziele hat die politische Klasse zur Überwindung der bereits vorhandenen Spaltung in Deutschland? Welche Maßnahmen möchte die politische Leitung Deutschlands zur Abwehr des Einflusses fremder Staaten auf unser Leben ergreifen (Türkei, Saudi-Arabien)? Und welche Maßnahmen hat die politische Führung zur Weiterentwicklung unserer Kultur?

Diese Wissensfragen dienen letztendlich zum Vergleich der verschiedenen politischen Alternativen, damit der Wähler eine faire Möglichkeit hat, sich für eine davon zu entscheiden. Dies will Angela Merkel um jeden Preis vermeiden. Zu bedenken ist, dass Angela Merkel sich selbst in den letzten Jahren der Kanzlerschaft Kohls dazu geäußert hat, dass sie sich, sollte sie Kanzlerin werden, frühzeitig aus der politischen Arena zurückziehen würde, um jüngeren Leuten die Möglichkeit zu geben, ihre Chance zu wagen. Eine Frage an Angela Merkel: Was nun, Frau Kanzlerin?

4.4 Inhaltslosigkeit

Hört man Aussagen zu Sachthemen von Angela Merkel und die Sätze, die sie darstellt, sowie die Anreihung der einzelnen Wörter in ihren Sätzen gründlich analysiert, so kommt man nicht umhin festzustellen, dass der Inhaltsgrad dieser Sätze leer ist. Sollte man konkrete Fragen an Angela Merkel stellen, so wird man feststellen, dass sie grundsätzlich andere Antworten gibt, die mit der Fragestellung nichts zu tun hat. Zwingt man sie jedoch auf die Fragestellung zu antworten, so kommen so allgemeine Sätze, dass man damit nichts anfangen kann und vor allem an diesen Inhalten nichts kritisieren kann. Letzteres heißt jedoch noch lange nicht, dass die Antworten befriedigend sind. Der Autor hat nach gründlicher Analyse großer Teile ihrer Interviews immer das Gefühl, dass sie stets ihre Botschaft herüberbringen will und weder die konkreten Anliegen des Interviewpartner berücksichtigt, noch sich so festlegt, dass man sie an ihren Aussagen „festnageln“ kann. Daher kommt das Gefühl der Beliebigkeit.

4.5 Beliebigkeit

Angela Merkel steht für alles und nichts. Sobald sie sich in Bedrängnis fühlt, übernimmt sie unkritisch die Position ihrer Bedränger und macht sie sich zu Eigen, ob diese Position nun richtig oder falsch ist. Viel schlimmer ist jedoch, dass sie sich die Themen und Erfolge politischer Gegner aneignet und sie als ihre eigenen reklamiert. Das heißt, dass Angela Merkel in den letzten 16 Jahren kein einziges Mal einen von ihr zu vertretenden Standpunkt formuliert hat und für diesen eingestanden hat, auch wenn es politische Probleme gab. Vielmehr verkauft sie ihre Beliebigkeit als die praktische Begabung, nur etwas umzusetzen, das umsetzbar ist. Dies ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, denn immerhin bestimmt der Bundeskanzler die Richtlinie der Politik.

4.6 Mangelhafte Rhetorik und fehlende Empathie

Für jede Führung in der Politik oder im Unternehmen gehört ein Grad von rhetorischen Fähigkeiten dazu, denn es geht darum, die Gefühle der Menschen zu erreichen, um sie zu motivieren, beschwerliche Ziele für die Zukunft zu erreichen. Dies kann Angela Merkel nicht. Selbst ihre freie Rede hört sich an, als ob sie Geschriebenes vorliest. Ihre Eintönigkeit ihrer Rede stellt aufmerksame Zuhörer auf die Probe. Selbst wenn Angela Merkel als Regierungschefin nach einem Attentat, einem Flugzeugabsturz oder sonstigen Katastrophen Empathie zeigen musste, hat sie ihre Anteilnahme von einem Zettel abgelesen. Dies hat der Autor mit eigenen Augen im Fernsehen gesehen. Dieses Verhalten stellt infrage, ob dies ehrlich gemeint ist und wie dies bei den Verbliebenen oder Geschädigten angekommen ist. Anlässlich des Attentates in Berlin am Breitscheidplatz, hat Angela Merkel mehrere Tage gewartet, um Verletzte zu besuchen, wenn überhaupt.

Sehr oft in ihren Parteireden bekommt der neutrale Beobachter das Gefühl, dass Angela Merkel den Personenkult mehr genießt als für normale Leute sichtbar ist. Außerdem ist zu vermerken, dass Angela Merkel ihre Entscheidungen nicht erklärt, geschweige denn bedauert, wenn sie sich als fehlerhaft erweisen. Während der letzten 16 Jahre hat der Autor, der ihren Werdegang sehr genau beobachtet hat, nicht ein einziges Mal wahrgenommen, wie sie sich wegen einer Fehl- oder gefährlichen Entscheidung entschuldigt hat.

4.7 Was schert mich das Wohl meiner Nachbarn

Dies ist eine typische Eigenschaft von Angela, die sie anscheinend in ihrer Jugend und der Sozialisierung in der DDR erlernt hat. Insbesondere in ihren Koalitionen - sei es die erste und dritte Koalition mit der SPD und der zweiten mit der FDP - hat Angela Merkel sich kaum um den Zustand und das Befinden ihrer Koalitionspartner geschert, geschweige denn die Erfolge der Koalitionspartner den Partnern selbst zu überlassen. Bedenkt man allein die Steuerdiskussion bei der FDP und die Reform des Steuersystems und das Verhalten Angela Merkels und der CDU in dieser Frage, so darf man sich fragen, ob der Zustand der FDP und ihr Niedergang Angela Merkel jemals geschert hat. Die Hauptsache war, dass Angela Merkel die Erfolge der Koalition für sich verbuchte und die Misserfolge den Koalitionären zuschob.

In einem anderen Bereich zeigt sich ein analoges Verhalten von Angela Merkel - sei es bei der Schuldenkrise in Griechenland, bei der Europakrise, dem Brexit oder bei der Zerstörung des deutsch-französischen Verhältnisses - indem Angela Merkel stets auf ihre Positionen bestanden hat, ohne zu berücksichtigen, dass sie damit ihre Partner in Frankreich, Italien und Spanien schädigen würde. Sie hat billigend in Kauf genommen, dass die Apelle von Sarkozy und Hollande, ob die deutsche Position nicht einmal Großzügigkeit zeigen möge, ungehört blieben. Damit verbunden war eine Beschädigung der Achse Paris-Berlin.

Ein weiterer Bereich bestand bei ihren einsamen Entscheidungen hinsichtlich der Flüchtlingspolitik, denn die Lage in Osteuropa, Österreich, Ungarn, Italien, Griechenland und Frankreich blieb ungehört. Bedenkt man, dass gleichzeitig die Hilferufe Italiens hinsichtlich der Flüchtlinge aus Afrika seit Jahren auf taube Ohren stößt, so darf man sich nicht wundern, dass das Bild Deutschlands in Europa beschädigt worden ist. Dieses Bild, nach dem Motto „Was schert mich mein Nachbar“, hat kein anderer Kanzler so verkörpert wie Angela Merkel.

4.8 Die Kurzfristigkeit

Die Kurzfristigkeit in den Handlungen Angela Merkels zeigt sich seit Beginn ihrer Machtübernahme, sei es in der Partei oder im Kanzleramt. Keine der Entscheidungen, die sie während dieser Zeit getroffen hat, war von Dauer, keine Entscheidung war tiefgreifend. Es ging nur darum, die Flüchtigkeit der Zustimmung der Bevölkerung für einen Bereich schnell abzunehmen, ohne jedoch auf die Konsequenzen zu achten. Dieses kurzfristige Denken wurde anlässlich ihrer zweiten Wiederwahl sichtbar, bei der Merkel zuerst mit der Zustimmung für die Atomenergie auftrat, um anderthalb Jahre später, ohne die Konsequenzen zu bedenken, einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie zu forcieren. Allein dieses Bild zeigt die Zick-Zack-Kurve Angela Merkels in ihrer Politik, die letztendlich die Frage der Nachhaltigkeit ihrer Maßnahmen aufwirft.

4.9 Für Nichts und Niemanden geradestehen

Angela Merkel handelt nach der Maxime, die Lage schön zu reden beziehungsweise weniger dramatisch darzustellen als sie ist. Dabei bleibt sie grundsätzlich sehr vage, nach dem Motto: „Je weniger das Volk informiert, ist desto besser!“.

Ein weiteres Merkmal von Angela Merkel und ihrer sogenannten „Merkel Generation“ ist der unbändige und zielgerichtete Wille für den persönlichen Erfolg und nicht den des Volkes. Daher kann man weder Grundsätze haben, noch für Mitstreiter geradestehen. Grundsätze, die eine Partei oder eine politische Familie darstellen, können durchaus störend sein, wenn man dabei aus Mitstreitern Konkurrenten aufbaut. Insoweit ist für Merkel ein Prinzip, keine richtige Nachfolge aufzubauen, beziehungsweise die Anwärter im Glauben zu lassen, dass möglicherweise eine Chance auf Nachfolge besteht. In der Realität ist jedoch von Anfang an zu beobachten, dass die Personen von Merkel und ihrem System weggelobt werden, sobald es scheint, dass diese ihr gefährlich werden könnten.

Was es bedeutet für etwas zu stehen, hat sie als Ausnahme bei der Flüchtlingspolitik zu spüren bekommen, als die CSU ein „Trommelfeuer“ gegen sie aufgemacht hat. Selbst dann hat sie trotz offensichtlicher Probleme nie zugegeben, dass sie einen Fehler gemacht hat. Auch dass während ihrer Kanzlerschaft manche strategischen Fehler von ihr begangen wurden, wurde niemals öffentlich eingeräumt. Dieses Nicht-Zugeben von Fehlern ist eine wesentliche Eigenschaft von Angela Merkel. Da sie ja nie Fehler zugibt, wird das Korrigieren der Fehler zu einem langwierigen Prozess, denn die Unsichtbarkeit muss bewahrt werden, damit der größte Teil der Bevölkerung und manche Kritiker ihr die Probleme nicht direkt vorwerfen können. Dies ist insbesondere bei ihrer Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik zu bemerken. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Gesetze revidiert beziehungsweise „geschärft“ (die entgegengesetzte Position zur liberalen Flüchtlingspolitik) wie in den Monaten von Juni 2016 bis Juli 2017.

Eine andere Eigenschaft bestimmt den engeren Kreis der Macht um Angela Merkel. Nur äußerst wenige Getreue sind ihr ergeben und nur dieser Kreis hat einen realen Zugang zu Angela Merkel. Dies heißt noch lange nicht, dass Angela Merkel, wenn sie keinen Nutzen mehr in dieser Person sieht, diese Person nicht radikal austauscht. Eine Fürsorgeverpflichtung wie bei Helmut Kohl, hat Merkel auch für ihre engsten Mitarbeiter nicht, sondern sie hat nur einen punktuellen Bedarf für diese Personen. Insoweit steht Merkel weder für Überzeugungen noch für Weggefährten gerade.

4.10 Bloß nicht verbindlich sein

Ihr Credo über 16 Jahre war bloß keine Festlegung in der Sache vorzunehmen, damit man sie nicht kontrollieren kann. Deswegen bleibt eines ihrer Alleinstellungsmerkmal das Vage. Es ist die Schwäche ihrer Gegner und ihrer Partner, dass sie nicht mehr Verbindlichkeit von ihr gefordert haben. Wenn sie nicht in der Lage ist etwas verbindlich zu sagen, dann ist sie erst recht die falsche Frau an der falschen Stelle zum falschen Zeitpunkt. Sie verkennt jedoch, dass die Bilanz ihrer Ära äußerst kritisch gesehen wird und sie für alle unterlassenen Entwicklungen des Landes verantwortlich gemacht werden wird. Manche prophezeien, dass auf ihrem Grabmal folgende Worte stehen werden: Die Kanzlerin, die Deutschland durch Nichtstun zerstört hat. Im übrigens rächt sich jetzt, dass sie in all den Jahren mit ihrer Unverbindlichkeit nicht nur ihre Partei zerstört und Spaltung hervorgerufen hat, sondern auch eine Spaltung in der Gesellschaft, eine Geburtshilfe für Rechtsradikale, Rassisten und Nazis und vor allem dass ihr Weg zu nichts geführt hat.

4.11 Merkel mit zwei Gesichtern

Mit dem Gesicht der Unschuldigen und der Nachbarin von nebenan versucht sie den Eindruck der Rechtschaffenheit und Bescheidenheit zu erzeugen. In der realen Politik ist sie jedoch eine skrupellose Gegnerin, die vor allem ihre internen politischen Gegner mit aller Macht zerstören will. Sie ist nicht nur skrupellos, sie ist auch eine Intrigantin, die mit einer Politik der Hinterzimmer gern Allianzen bildet und die dabei Beteiligten bei Gelegenheit zerstört. Ihre Art Probleme zu lösen, ist stets der Blankoscheck, den die zukünftigen Generationen zu bezahlen haben. In der Grundsache ist sie damit bei jeder internationalen Vereinbarung gescheitert und musste sich mit dem kleinsten möglichen Kompromiss zufriedengeben und dies zu einem überteuerten Preis, damit sie nicht ihr Gesicht verliert.

4.12 Strategischer Realitätsverlust

Angela Merkel hat während ihrer 16 Jahre sehr oft strategische Verluste erlitten, weil sie die Realität nicht betrachtet und nicht vorausschauend gehandelt hat -sei es zur Vermeidung der Ukraine Krise, bei den Handlungen in der Griechenland Krise, bei der Behandlung der Bankenkrise, bei der Behandlung der Flüchtlingskrise. Und insbesondere hier versuchte sie, in Alleingängen ihre Politik bei ihren europäischen Partnern durchzusetzen, was verständlicherweise zum Scheitern verurteilt war, da sie anschließend auf deren Hilfen angewiesen war. Auch ihre Vertragsverhandlungen mit Erdogan brachten ihr nur Abhängigkeiten und Erpressungsmöglichkeiten von einem skrupellosen Diktator. Ihr Versuch, mit einem kriminellen Diktator in Saudi-Arabien zu verhandeln, brachte ihr keinen Vorteil. Und ihr Realitätsverlust hinsichtlich der Wahlen in den USA, als nicht einmal versucht hat, die Risiken zu minimieren und eindeutig auf die falsche Kandidatin gesetzt hatte, dürfte ihr erhebliche Schwierigkeiten mit Trump und den USA gebracht haben. Insoweit hat sie erhebliche strategische Fehler gemacht, auch in Deutschland, als sie aus heiterem Himmel die Atomkraft verbannt hat ohne abzuwägen, welche Konsequenzen daraus entstehen können.

4.13 Merkel ist mit ihrem Latein bei Autokraten am Ende

Angela Merkel hat mit Autokraten wie Putin, Erdogan, Trump, Bolsanero, der PIS, Victor Urban, Boris Johnson keinerlei Erfolgsaussichten, denn sie zögert, entscheidet nicht, bleibt vage, will sich nicht festlegen und vor allem glaubt sie, ihnen etwas beibringen zu können. Diese Arroganz und Dummheit hat sie anscheinend aus der früheren DDR mit übernommen. Ihr Versuch, ihre Partner zu übervorteilen, scheitern gewaltig.

Vor allem ist Angela Merkel nicht in der Lage mit klaren Konturen gegenüber diesen Autokraten zu punkten, geschweige sie von ihren Ideen zu überzeugen. Angela Merkel, die sich nie festlegen will, kann mit solchen kantigen Autokraten keinen Erfolg haben und das liegt an ihrer Art Politik zu betreiben und ihrer Hinterzimmer Politik. Diese Autokraten kennen ihre eigenen Vorteile und sie machen klar, dass Zugeständnisse zu deren Lasten nur äußerst schwierig zu erzielen sind. Ihr Geschäftsmodell stets zulasten Dritter zu leben scheitert bei dieser Art der Politiker. Sie wird auch weder mit China noch mit Indien noch mit den meisten afrikanischen Ländern nie Erfolge erzielen. Sie halten sie mehr oder weniger für eine Pseudopolitikerin, die nicht die neuen Zeiten erkannt hat.

48 Hebel, Stefan (2013): Mutter Blamage. Warum die Nation Angela Merkel und ihre Politik nicht braucht, Westend Verlag, Frankfurt am Main.

49 Rohbohm, Hinrich (2017): Merkels Maske. Kanzlerin einer anderen Republik. Junge Freiheit Verlag GmbH & Co. KG, Berlin.

50 Kiehne, Hans-Erich (2016): Angela Merkels Flüchtlingspolitik - eine Bilanz des Versagens, Books on Demand Verlag, o.O.

51 Kornelius, Stefan (2013): Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Welt, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg.

52 Roll, Evelyn: Die Kanzlerin. Angela Merkels Weg zur Macht. Ullstein Verlag, Berlin.

53 Müller, Dirk: Angela Merkel. Kurze Biographie eines langen Aufstiegs. o.O.

54 Resing, Volker (2013): Die Kanzlermaschine. Wie die CDU funktioniert, Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau.

55 Reuth, Ralf Georg/ Lachmann, Günther (2013): Das erste Leben der Angela M, Piper Verlag, München.

56 Kurbjuweit, Dirk (2014): Alternativlos. Merkel, die Deutschen und das Ende der Politik, Carl Hanser Verlag, München.

57 Höhler, Gertrud (2013): Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut, Orell Füssli Verlag AG, Zürich.

58 Stephan, Cora (2013): Angela Merkel. Ein Irrtum, Btb Verlag, München.

59 Höhler, Gertrud (2013): Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut, Orell Füssli Verlag AG, Zürich, S. 1.

60 Vgl. Höhler, Gertrud (2013): Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut, Orell Füssli Verlag AG, Zürich, S. 1.

61 Höhler, Gertrud (2013): Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut, Orell Füssli Verlag AG, Zürich.

Deutschlands verlorene 16 Jahre

Подняться наверх