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1Die GoPro-Story

Die GoPro-Erfolgsgeschichte weist alle nur denkbaren Elemente des US-amerikanischen Traums auf. Sie führt von der Garagenfirma zum führenden Actionkamerahersteller, der Elektronikgiganten wie Sony hinter sich lässt, und schreit geradezu danach, demnächst als Hollywood-Blockbuster verfilmt zu werden.

Die Hauptrolle übernimmt dabei Nick Woodmann, der als leidenschaftlicher Surfer während eines Australientrips im Jahr 2002 die Nase voll hatte von langweiligen Surfaufnahmen, die die reale Dramatik des Geschehens in der Welle nicht einmal im Ansatz zeigten. Kein Wunder, wurden sie üblicherweise aus über Hundert Metern Entfernung vom Ufer mit dem Teleobjektiv aufgenommen.

Was lag also näher, als eine kleine, leichte Kamera zu entwickeln, die am Körper oder Surfbrett befestigt werden konnte, um das Geschehen in neuartigen, packenden Bildern festzuhalten. Mit diesem Geistesblitz war auch gleich der Name der Firma gefunden. GoPro ist eine Zusammensetzung der beiden Wörter »go professional«, auf Deutsch also »werde professionell«, denn Woodmans Ziel war es, auch Amateursportlern qualitativ hochwertige Actionaufnahmen zu ermöglichen.


Die Idee einer wasserdichten Kamera fürs Handgelenk machte Nick Woodmann zum Millionär.

1.1Geburtsstunde im Prä-Digital-Zeitalter

Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Auf die ersten fehlgeschlagenen Versuche, bei denen sich die verwendeten Einwegkameras von den Gummibändern lösten und im Wasser verloren gingen, folgten selbstgenähte Armbänder, die eine zuverlässige Fixierung der Kameras erlaubten, ohne dass ständig die Angst vor dem Verlieren der Ausrüstung mit auf dem Surfbrett stand.

Schnell aber erkannte Nick Woodmann, dass es einfacher wäre, eine Kombination aus Armband, dazugehöriger Kamera und wasserdichtem Gehäuse zu entwickeln als eine Halterung, die zu den verschiedenen bereits erhältlichen Kameras kompatibel war.

Er begab sich auf die Suche nach einer geeigneten Kamera, und um seine Idee zu finanzieren, verkaufte er zunächst Perlen-Muschel-Gürtel, die er günstig während eines Baliurlaubs erworben hatte, später die selbst genähten Kameraarmbänder aus dem Kofferraum seines VW-Busses Baujahr 1971.

2005 ging dann die erste GoPro-Kamera über die Ladentheke. Bei der Hero 35mm handelte es sich um eine einfache Kleinbild-Filmkamera fürs Handgelenk. Sie war mit einer Rolle Kodak 400 ISO-Farbfilm für 24 Aufnahmen bestückt und dank eines durchsichtigen Plastikgehäuses bis 4,5 m Tiefe wasserdicht. Auch wenn noch um einiges unhandlicher als die aktuellen Modelle, entwickelte sich der Hero-Urahn zu einem großen Erfolg innerhalb der Surfgemeinde.


Screenshot des Werbevideos von 2005 für die erste, noch analoge Hero 35mm, in dem Nicholas Woodmann die Vorteile seiner Armband-Kamera erklärt. Das vollständige Video ist zu finden unter http://vimeo.com/109965584.

1.2Vom tonlosen VGA-Clip zur Full-HD-Videoaufzeichnung

Bereits im nächsten Jahr kehrte Woodmann auf Anraten seiner Freunde dem Silberhalogenid-Film als Aufnahmemedium den Rücken. Die Leistungsfähigkeit der 2006 vorgestellten Digital Hero war allerdings beschränkt: Die Aufnahmelänge der VGA-Clips war auf 10 Sekunden limitiert, eine Tonaufzeichnung gab es noch nicht.

Die Kinderkrankheiten des Digitalzeitalters standen dem Erfolg der Kamera aber nicht im Wege, und nur ein Jahr später folgte die Digital Hero3 mit der Möglichkeit, neben dem Bild auch den Ton aufzuzeichnen, und die rasante Entwicklung der Digitaltechnik hat zweifellos mit zum Erfolg der GoPro-Actioncams beigetragen. Die von nun an im Jahresrhythmus präsentierten neuen Modelle kamen jeweils einem Quantensprung gleich. Die Kameras wurden immer kleiner und leichter, gleichzeitig aber immer leistungsfähiger, und 2010 markierte die Hero HD den Sprung zur Full-HD-Videokamera, die sich per optionalem Wi-Fi Backpack auch via WLAN über Fernbedienung oder Smartphone fernsteuern lässt.

1.3Das rasante wirtschaftliche Wachstum

Bereits 2004, als die erste noch analoge Hero-Kamera in den Handel kam, verbuchte GoPro einen Umsatz von 150.000 US-Dollar, und bislang haben sich die Verkaufszahlen Jahr für Jahr verdoppelt. Laut dem Wirtschaftsmagazin Wall Street Journal betrug der Umsatz im Jahr 2011 250 Millionen US-Dollar.

2012, dem Jahr, in dem die Hero3 vorgestellt wurde, verkauften sich 2,3 Millionen Kameras. GoPro erzielte einen Umsatz von über 520 Millionen US-Dollar, und als der taiwanesische Elektronikriese Foxconn im Dezember knapp 9 % der Firmenanteile für 200 Millionen US-Dollar erwarb, wurde Firmengründer Nick Woodmann im Alter von 36 Jahren zum Millionär. Den vorläufigen Höhepunkt des GoPro-Startup-Märchens bildet der Börsengang im Juni 2014, der zu einem der erfolgreichsten des Jahres zählte. Der Erstausgabepreis von 24 US-Dollar erreichte den anvisierten Höchstpreis, und schon im Verlauf des ersten Handelstages kletterte die Aktie auf 31,34 US-Dollar, sodass Experten den Wert des Unternehmens auf 3,9 Milliarden US-Dollar schätzen.


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