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Vier Produktivitätszonen

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Nun, da wir diese Begriffe geklärt haben, lassen Sie uns einen Blick auf die Funktionsweise des Freiheitskompasses werfen. Stellen Sie sich ein Koordinatensystem vor, bei dem Kompetenz die x-Achse und Leidenschaft die y-Achse bildet. Diese beiden Kriterien werden Ihnen helfen, vier verschiedene Zonen zu identifizieren, innerhalb derer Sie für gewöhnlich arbeiten. Noch bevor wir fertig sind, werden Sie viel besser verstehen, warum bestimmte Tätigkeiten den Tag wie im Flug vergehen lassen und bei anderen die Stunden jämmerlich dahinkriechen. Wir werden die vier Zonen in umgekehrter Reihenfolge durchgehen, sodass Sie den Fortschritt erkennen können, und wir beginnen mit der Zone, die wir alle hassen.

Zone 4: Schinderei: Die Schinderei-Zone besteht aus Aufgaben, für die Sie weder Leidenschaft noch Kompetenz aufbringen. Im Grunde sind das die Dinge, die Sie hassen und in denen Sie auch überhaupt nicht gut sind. Das ist die schlimmste Art von Arbeit für Sie. Es ist eine echte Schinderei.

In meine persönliche Schinderei-Zone fallen Dinge wie Spesenabrechnungen, das Beantworten von E-Mails und die Buchung von Reisen. Ich habe in diesen Dingen null Leidenschaft und null Können, sodass die Beschäftigung damit für mich eine lästige Pflichtübung ist. Diese Aufgaben dauern länger, als sie sollten, und das Endergebnis besteht in einer Menge vergeudeter Zeit. Warum ist die Zeit vergeudet? Weil ich meine Zeit und Energie viel besser und produktiver nutzen könnte, würde ich mich auf andere Dinge fokussieren, auf Dinge, bei denen ich einen echten Beitrag leisten könnte. Ich werde nie gut darin sein, Reisen zu buchen, und ich will auch nie gut darin werden, Reisen zu buchen. Warum sollte ich mich also dazu zwingen, es zu tun?


Leidenschaft und Kompetenz bilden ein Raster, das hilfreich bei der Bewertung unserer Aufgaben ist. Wenn Leidenschaft und Kompetenz für bestimmte Aufgaben hoch sind, ist das die Art von Arbeit, die Sie tun sollten. Wenn beide niedrig sind, fühlen sich die Aufgaben wie Schinderei an.

Denken Sie daran, dass etwas, nur weil es in Ihre Schinderei-Zone fällt, nicht für jeden eine Schinderei sein muss. Die Aufgaben sind nicht an sich schlecht – es sind nur eben Dinge, für die Sie persönlich keine Leidenschaft und Kompetenz aufbringen. Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt viele Menschen auf der Welt, die genau die Dinge lieben, die Sie hassen und umgekehrt. Ohne eine solche Arbeitsteilung würde unsere komplexe Wirtschaft nicht funktionieren.

Zone 3: Desinteresse: Diese Zone besteht aus Aufgaben, die Sie zwar beherrschen, aber nicht sonderlich gern tun. Sicher, Sie können das – vielleicht besser als jeder andere in Ihrer Umgebung –, aber es zehrt an Ihrer Energie. Warum? Weil Sie keine Leidenschaft dafür haben. Offen gesagt ist es Ihnen egal und Sie langweilen sich damit. Die meisten von uns neigen von Natur aus dazu, Aufgaben in der Zone der Schinderei zu vermeiden. Wir bleiben aber oft in einem Trott stecken, indem wir Aktivitäten in der Desinteresse-Zone durchführen, nur weil wir sie können.

Das ist etwas, das ich nur zu gut kenne. Ich erwähnte bereits, dass ich einige Erfahrung im Verlagswesen habe. Vor langer Zeit bin ich in das Geschäft eingestiegen, weil ich Bücher schon immer liebte. Der große Motivationsredner Charlie „Tremendous“ Jones pflegte zu sagen: „Sie werden in fünf Jahren dieselbe Person sein wie heute, abgesehen von den Menschen, die Sie treffen, und den Büchern, die Sie lesen.“ Ich kann dieser Aussage nur zustimmen. Tatsächlich war jede bedeutende Wachstumsphase in meinem Leben das direkte Ergebnis entweder einer Person, die ich traf, oder eines Buches, das ich las. Diese Leidenschaft ist es, die mich zum Publizieren getrieben hat, und ich habe mich in jeder meiner Positionen weitergebildet, als ich die Karriereleiter des Unternehmens hinaufkletterte. Doch je höher ich aufstieg, desto weniger war ich an der Herstellung von Büchern beteiligt.

Jede Beförderung führte mich ein wenig weiter fort von den Büchern und etwas mehr hin zu Verwaltungstätigkeiten. Zu der Zeit, als ich CEO wurde, drehte sich meine Arbeit hauptsächlich um Finanzen. Ich habe eine natürliche Begabung für Finanzwesen und schließlich entwickelte ich auch eine gewisse Kompetenz darin. Meine Leidenschaft währte jedoch nicht über die anfängliche Phase des Erlernens und Verstehens hinaus. Unterm Strich hat mich das zu Tode gelangweilt. Das Problem bestand darin, dass ich dafür bezahlt wurde, genau das zu tun. Das zu erkennen war eine der Schlüsselerfahrungen, die mich dazu veranlassten, meine Position zu verlassen und meine Energie wieder auf meine ursprüngliche Leidenschaft und die Entwicklung von Inhalten zu konzentrieren. Von so vielen Menschen habe ich ähnliche Geschichten zu hören bekommen. Wenn wir nicht aufpassen, können wir für Jahre, vielleicht Jahrzehnte, in der Desinteresse-Zone steckenbleiben, einfach weil dadurch die Rechnungen bezahlt werden.

Zone 2: Ablenkung. In dieser Zone beginnt das Leben schon viel erträglicher zu werden. Die Ablenkungszone besteht aus Dingen, die Sie leidenschaftlich gern tun, leider aber nur wenig beherrschen. Das bedeutet, diese Aktivitäten entziehen keine Energie und Sie genießen sie, aber wenn Sie nicht aufpassen, können sie zu massiven Zeitverlusten führen. Das Problem ist, dass Sie darin nicht kompetent sind, was Sie daran hindert, in diesen Bereichen wirklich etwas zu leisten.

Hier liegt das Problem mit der Zone der Ablenkung: Ihre Leidenschaft kann zwar über Ihren Mangel an Kompetenz hinwegtäuschen – aber nur Sie selbst. Andere Leute können besser beurteilen, ob wir in etwas kompetent sind oder nicht. Das bedeutet, dass wir unter Umständen als letzte erfahren, dass wir enorm viel Zeit damit verschwendet haben, unterdurchschnittliche Arbeit für etwas zu leisten, das uns Spaß macht.

Das betrifft nicht nur mittelprächtige Musiker in Nashville. Da gibt es zum Beispiel den Finanzvorstand, der nicht aufhören kann, sich in das Marketing einzumischen. Oder der Verkäufer, der beim Grafikdesign mitmischen will. Oder der Manager, der lieber die Arbeit des Teams erledigt als das Team zu führen. Wenn solche Bemühungen nicht durch andere Menschen (zum Beispiel Kollegen, Kunden, Klienten, Vorgesetzte, ein Publikum, den Markt) als wirklich besonders wertvoll eingestuft werden, dann handelt es sich um Aktivitäten in der Ablenkungszone. Wenn wir Aufgaben identifizieren, die in unsere Ablenkungszone fallen, müssen wir schonungslos mit uns selbst umgehen, denn wir müssen uns eingestehen, dass wir Dinge tun, die wir zwar mögen, die wir aber dennoch eher nicht tun sollten.

Zone 1: Die Wunschzone. In der Wunschzone fallen Ihre Leidenschaft und Ihre Kompetenz zusammen. Hier können Sie Ihre einzigartigen Gaben und Fähigkeiten entfalten, um Ihren wichtigsten Beitrag für Ihr Unternehmen, Ihre Familie, Ihre Gemeinschaft und vielleicht für die ganze Welt zu leisten. Wenn Freiheit Ihr Ziel ist – hier werden Sie sie finden. Der Rest des Buches wird sich darauf konzentrieren, Sie in Ihre Wunschzone zu bekommen und Ihnen zu helfen, im Lauf der Wochen so viel Zeit wie möglich dort zu verbringen.

Wenn Sie in Ihrer Wunschzone arbeiten, hat das einen tiefgreifenden Einfluss auf Ihre persönliche Produktivität. Mehr noch ist es der beste Weg, den ich kenne, um bei der Arbeit und auch sonst im Leben erfolgreich zu sein, denn Sie werden in kürzerer Zeit mehr Arbeit mit größerem Impact leisten, was wiederum Spielraum für andere Lebensbereiche schafft – Familie, Freunde und so weiter. Für meinen Klienten Roy, den wir im letzten Kapitel kennengelernt haben, war das ein Schlüsselerlebnis: „Mich auf meine Wunschzone zu konzentrieren und alles andere wegzulassen, war für mich eine große Sache“, berichtete er mir. „Die Erkenntnis, dass es in Ordnung ist, alles zu delegieren – und ich meine wirklich alles –, was nicht in meiner Wunschzone liegt, war eines der befreiendsten Erlebnisse, die ich je hatte.“

Indem er die Arbeit außerhalb seiner Wunschzone delegierte, reduzierte Roy seine Arbeitszeit in seinem Hauptjob von 70 auf 40 Stunden pro Woche. Ich sage „Hauptjob“, weil er heute weitere zehn Stunden pro Woche für zwei Herzensprojekte arbeitet, die er mit seiner Familie hochgezogen hat. Bevor er sich dazu entschied, nur noch Dinge zu tun, für die er sowohl die Leidenschaft als auch die nötige Kompetenz aufbrachte, hatte er für derlei Extras keine Zeit. Jeder Spielraum wurde durch die Verrichtung von Aufgaben mit geringer Wirkung verschlungen, die seine Energie aufzehrten und seine Effektivität untergruben.

Eine andere Klientin, Rene, berichtete eine ähnliche Geschichte. Renes Firma kauft und verkauft Privatjets. Bevor sie die vier Zonen entdeckte, verlief ihr Leben „in einem Hamsterrad … ich arbeitete die ganze Zeit“. Das Verständnis der Verbindung von Leidenschaft und Können war der Schlüssel, um der Tretmühle zu entkommen. „So konnte ich es mir erlauben, mich auf die Tätigkeiten in meiner Wunschzone zu konzentrieren, und das ermöglichte es mir, wirklich zu sagen: ‚Ich muss nicht andauernd beschäftigt sein. Ich kann Zeit haben, um auch einfach einmal gründlich nachzudenken und an den Dingen zu arbeiten, die mir am wichtigsten sind.‘“ Die Auswirkungen waren für Rene sofort spürbar. Sie verkürzte ihre Wochenstunden von 60 auf 30. Aber dadurch habe sie noch mehr gewonnen: „Ich lasse mich nicht mehr von Dingen ablenken, die nicht wichtig sind. So habe ich wirklich mein ganzes Leben zurückerobert.“

Mariel führt eine Steuerkanzlei und fand sich, wie viele von uns, in der Situation wieder, dass die Arbeit in jeden Winkel ihres Lebens vordrang. Als wir anfingen zusammenzuarbeiten, arbeitete sie regelmäßig 60 bis 70 Stunden pro Woche und nahm die Arbeit immer mit in den Urlaub. „Ich bin in einem Familienunternehmen großgeworden“, erklärte sie. „Überstunden zu machen und die ganze Zeit zu arbeiten, war etwas, an das ich gewöhnt war, und ich liebte die Arbeit.“

Aber sie stellte fest, dass manche Tätigkeiten einen größeren Impact hatten als andere. „Was am meisten Eindruck auf mich gemacht hat“, sagte sie, „war, mich durch meine Zonen zu arbeiten und herauszufinden, was für mich uninteressant oder Schinderei ist und wo wirklich meine Wunschtätigkeiten liegen.“ Sobald sie ein klares Gefühl dafür gewonnen hatte, war sie in der Lage, Aufgaben außerhalb ihrer Wunschzone zu eliminieren, zu automatisieren und zu delegieren (mehr dazu in Schritt 2).

Mariel verkürzte so nicht nur ihre Arbeitszeit um 30 Stunden pro Woche; während sie weniger arbeitete, wuchs ihr Business. Dasselbe gilt für Roy und Rene. Tatsächlich ist das bei allen so, die ich kenne und die in der Schnittmenge von größter Leidenschaft und höchstmöglicher Kompetenz arbeiten.

Zone X: Die Entwicklungszone. Es gibt eine fünfte Zone, die keinen festen Platz in unserem Raster hat. Ich nenne sie die Entwicklungszone. In ihr liegen Tätigkeiten außerhalb der Wunschzone, die sich aber möglicherweise auf diese zubewegen. Vielleicht haben Sie in etwas viel Kompetenz und wenig Leidenschaft, sind aber gerade dabei, Leidenschaft dafür zu entwickeln. Oder es verhält sich anders herum und Sie bauen gerade Ihre Fähigkeiten aus. Es ist wichtig, diese Entwicklungsmöglichkeiten im Auge zu behalten, denn unsere Erfahrung wirkt sich sowohl auf unsere Kompetenz als auch auf unsere Leidenschaft aus.

Wir kommen nicht mit einer Standardkonfiguration zur Welt, sodass wir von Natur aus Leidenschaft oder Kompetenz für etwas mitbringen und das war‘s. Vielmehr beginnen wir alle mit Neugierde, Interesse und möglicherweise einem unausgebildeten Talent für das eine oder andere. Zeit und Übung spielen eine Rolle dabei, in welche Zone eine Aufgabe fällt, und diese Aufgabe kann auch wandern, je nachdem, wie wir uns im Verhältnis zu ihr entwickeln. Mit anderen Worten: Leidenschaft und Können sind das Ergebnis unserer persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Viele Aufgaben in meiner heutigen Wunschzone sind aus der Entwicklungszone dorthin gewandert. Das trifft auf viele Menschen zu. Als meine Tochter Megan Hyatt Miller anfing, für mich zu arbeiten, hatte sie keinerlei Leidenschaft für Finanzanalysen. In den Bereichen Branding und Marketing glänzte sie, aber Tabellenkalkulationen und Hochrechnungen waren mühsam. Weder hatte sie Begeisterung dafür noch konnte sie es besonders gut. Sie war jedoch bereit zu lernen und besaß eine gewisse Begabung. Mit der Zeit und durch Übung entwickelte sie echte Kompetenz. Und das war noch nicht alles. Als Megan ihre Fähigkeiten entwickelte, wuchs auch ihre Leidenschaft. Forschungen des Psychologen Anders Ericsson von der Florida State University und anderer zeigen, dass das Erlernen und schließlich das Beherrschen von Fähigkeiten die Freude an einer Aufgabe beeinflussen können. Ich sage „können“, weil das nicht immer so ist; als CEO konnte ich mich in einem Raum voller Banker durchaus behaupten, aber ich habe das selten genossen. Manchmal jedoch macht Übung nicht nur den Meister, sondern auch Freude.1 Und daran merken wir, dass eine Aufgabe von einer Zone in eine andere gewandert ist.

Das Mindset, also unsere generelle Einstellung zu Dingen, ist ein weiterer Aspekt, der beeinflusst, ob sich Tätigkeiten in unsere Wunschzone verlagern. Megan denkt visionär und ist auf die Zukunft ausgerichtet. „Futuristisch“ ist ihre Stärke Nummer eins.2 Zum Teil wurde Megans wachsendes Interesse an den Zahlen davon genährt, wie eng diese mit den Unternehmenszielen und -strategien zusammenhingen. „Finanzielle Kennzahlen zeigen uns, wie gut wir unsere Vision umsetzen“, sagte sie mir. „Darin liegt ihre praktische Relevanz.“ Heute sind Finanzmodelle, Cashflow-Projektionen und Budgetierung auf höchster Ebene allesamt Aktivitäten in Megans Wunschzone, die heute für MH & Co. als CEO tätig ist.

Manchmal wissen wir von vornherein, dass eine bestimmte Aufgabe nicht unser Ding ist. In einem anderen Fall brauchen wir einfach mehr Erfahrung damit. Wenn wir so eine Ahnung haben, dass wir es in einer bestimmten Tätigkeit zu Leidenschaft und Kompetenz bringen könnten, sollten wir ihr gegenüber aufgeschlossen bleiben.

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