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Kontraproduktive Produktivität
ОглавлениеUm diese Kosten auszugleichen, greifen viele von uns auf Produktivitätssysteme zurück. Wenn wir wie Alice ins Hintertreffen geraten, denken wir, sollten wir vielleicht einfach schneller rennen! Also suchen wir nach Ratschlägen und Tipps im Internet. Wir durchforsten Onlineshops und App Stores nach Ideen und Tools, um unsere Zeit besser zu verwalten und unsere Effizienz zu steigern.
Genau das habe ich auch getan. Nach dem Schrecken, den mir mein Herz eingejagt hat, wusste ich, dass mein Tempo so nicht mehr durchzuhalten war. Es musste einen besseren Weg geben. Ich beschäftigte mich mit jedem Produktivitätssystem, das ich finden konnte. Ich habe sie alle ausprobiert, mit ihnen experimentiert und sie optimiert. Nach und nach begann es sich auszuzahlen und ich fing an, meine Entdeckungen und Erfahrungen mit anderen auszutauschen. Aus diesem Grund habe ich vor 15 Jahren meinen Blog gestartet. Er diente als Produktivitätslabor für mich und meine Leser. Obwohl ich damals CEO eines großen Verlagshauses war, wurde ich als Produktivitätsexperte anerkannt. Später gründete ich dann ein Unternehmen für die Weiterbildung von Führungskräften und heute betreue ich Hunderte von Kunden und bringe jedes Jahr Tausenden bei, was ich über Produktivität weiß.
Damals suchte ich nach einer Möglichkeit, mehr Arbeit – oder zumindest die gleiche Menge ein wenig schneller – zu erledigen, ohne mich dabei umzubringen. Aber ich fand schnell heraus, dass die Lösung nicht darin bestehen konnte, mit der Roten Königin Schritt zu halten. Der Durchbruch kam, als mir klar wurde, dass die meisten „Lösungen“ für Produktivität die Dinge sogar noch schlimmer machen. Wenn ich mit Unternehmern, Managern und anderen Führungskräften arbeite, sagen diese mir am Anfang für gewöhnlich, dass sie unter Produktivität verstünden, schneller mehr zu tun. Das liegt daran, dass unsere Vorstellungen von Produktivität aus dem Industriezeitalter stammen. Damals führten die Menschen eine klar definierte Reihe von repetitiven Aufgaben aus und der Gewinn wurde durch marginale Anpassungen in der Ausführung verbessert. Aber das ist eigentlich nicht meine Aufgabe. Es ist auch nicht die der Menschen, die ich betreue. Und ich wette, es ist auch nicht Ihre Aufgabe. Heute üben wir erstaunlich viele unterschiedliche Tätigkeiten aus. Und zum Endergebnis tragen wir hauptsächlich durch neue Projekte bei, nicht durch kleine Verbesserungen bestehender Prozesse.
Und das ist die Wurzel des Übels: Indem wir mit einer veralteten Denkweise an Produktivität herangehen, fordern wir einen Burn-out heraus, was wir ja gerade vermeiden wollen, und erreichen nie unser wahres Potenzial. Niemand kann mit der Roten Königin mithalten. Und wenn man in die falsche Richtung unterwegs ist, bringt es sowieso nichts, schneller zu rennen. Es ist an der Zeit, das ganze Modell zu überdenken.