Читать книгу Das Dritte Reich - Michael Kißener - Страница 13

2. Der Holocaust: Plan oder Entwicklung?

Оглавление

Das Dritte Reich hatte viele abstoßende Gesichter. Aber das mit Abstand schrecklichste war die stufenweise Diskriminierung, Verfolgung und schließlich Ermordung der europäischen Juden. Weil sich dieser Vorgang eigentlich jeder rationalen Erklärung entzieht, hat Dan Diner ihn einmal und wohl zu Recht als „Niemandsland des Verstehens“ bezeichnet (123, S. 73). Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Frage nach den Ursachen, nach den Verantwortlichen und Rahmenbedingungen für diesen unvergleichlichen Kulturbruch etwa seit den 1960er Jahren im Zentrum der geschichtswissenschaftlichen Diskussion um das Dritte Reich steht. Dies gilt jedenfalls für die westdeutsche, westeuropäische, israelische und amerikanische Geschichtsforschung, denen die wesentlichen Impulse zu verdanken sind. Die DDR-Historiographie hat auf diesem Gebiet, ähnlich wie bei der zentralen Frage um die Rolle Hitlers, abgesehen von ideologiegeleiteten Pauschalurteilen kaum Wesentliches beitragen können (23, S. 151; 150, S. 198; 160, S. 181ff.).

Ebenso wenig kann verwundern, dass gerade bei diesem Thema und angesichts der Dimension des Verbrechens die ohnehin immer mitschwingende moralische Grundeinstellung der Diskutanten eine besonders deutliche Rolle spielt. Ganz offen hat dies die israelische Wissenschaftlerin Lucy Dawidowicz (121, S. 22) bekannt: „This is not a value-free book. The very subject matter of the Final Solution precludes neutrality. In writing abouta nation that transgressed the commandment ‚Thou shalt not murder’, it is impossible to be what Charles Beard characterized as a ‚neutral mirror’”.

Das Dritte Reich

Подняться наверх