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Emils Traum
D
ichter weißer Nebel stieg aus dem finsteren Moor auf. Es brodelte gewaltig. Alle
Vögel flogen angsterfüllt in die umliegenden Wälder, die Frösche schwammen
um ihr Leben und auch die Schlangen ringelten sich eiligst von dannen, denn
ein riesiges, fantastisches Wesen hob sich aus dem Sumpf empor. Es war ein Drache,
oder besser gesagt, es war Lava, die Mutter des kleinen Emil.
Plötzlich hörte der kleine Drache ihre Stimme: „Emil, mein liebes Kind, schlafe und
träume süß und denke an mich.“ Emil spürte, wie ihm die Krallen seiner Drachenmutter
zärtlich über den Kopf streichelten.
Dann entschwand seine Mutter und Professor Jakoble tauchte auf.
„Kräh, Emil“, krächzte der alte Rabenvogel, „wenn du munter wirst, bist du mindes-
tens zwei Meter gewachsen, kräh, kräh.“ Und auch er verschwand so schnell, wie er
gekommen war. Ihm folgten Ramses, der Thüringer Löwe, Rapax, der Arnstädter
Adler, das Ziegenherzchen, Bruder Wolfgang und noch viele andere, mit denen er sich
angefreundet hatte, und auch Prinzessin Jutta war dabei.
„Schlafe Emilchen, schlafe“, sagte sie und strich dem Drachenkind über die Stirn, „du
schläfst jetzt schon viele Jahre.“
Die sanfte Berührung ließ Emil blinzeln und für einen Augenblick aus seinem Drachen-
schlaf erwachen, doch die Prinzessin war nirgends zu sehen. Denn es war nicht das
Streicheln, das ihn geweckt hatte, sondern ein langer und dicker Eiszapfen. Den hatte
der kalte Winter gebildet, und als er zu schwer wurde, war er von der Höhlendecke
herab auf seine Stirn gefallen.
Emil sah mit großen Augen zur Decke, die von einer bizarren Eisschicht überzogen
war. Sein Blick glitt zu den Wänden, die ebenfalls von gefrorenem Wasser bedeckt
waren. Dahinter liefen kleine Tropfen herab, wie Käfer, die eiligst vor dem glasigen
Eis davonkrabbelten.