Читать книгу Goldstück-Variationen - Michael Klonovsky - Страница 18
19. Januar
ОглавлениеIn einer Rede zur »Denkmalkultur in Deutschland« im September 2016 sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters: »Dass nach 1990, als das wiedervereinte Deutschland seine Rolle in Europa und der Welt vorsichtig neu definierte, das lang umstrittene Holocaust-Mahnmal (…) zum bedeutendsten Denkmal in Berlin wurde, das hat für sich genommen schon hohe Symbolkraft. Neil MacGregor hat anhand dieses Beispiels auf eine Besonderheit deutscher Denkmalkultur aufmerksam gemacht. Er kenne, schrieb er im Buch zu seiner Ausstellung ›Deutschland. Erinnerungen einer Nation‹, er kenne ›kein anderes Land, das in der Mitte seiner Hauptstadt ein Mahnmal der eigenen Schande errichtet hätte.‹ Als eine weitere Besonderheit deutscher Denkmalkultur scheint sich nun mit dem vorläufigen Aus für ein Freiheitsund Einheitsdenkmal das Unvermögen herauszukristallisieren, prägenden freudigen und hoffnungsvollen historischen Ereignissen und Entwicklungen ein Denkmal zu setzen.«
Die Entfernung von Ernst Moritz Arndt aus dem Namen der Universität Greifswald ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Abstimmungen vom Establishment bei Bedarf für obsolet erklärt werden, wenn sie nicht die erwünschten Mehrheiten ergeben haben. Im Dezember hatten in einer internen Umfrage 49 Prozent der Professoren, Hochschulmitarbeiter und Studenten für die Beibehaltung des Namens gestimmt. 34 Prozent waren dagegen. 15 Prozent der Teilnehmer gaben an, beide Namen seien für sie gleichermaßen akzeptabel, der Rest enthielt sich. Doch die Charakternaturen im Senat der Hochschule entschieden anders: Von 35 Senatoren stimmten 27 für die Umbenennung, acht dagegen.
Ein Mitarbeiter eines Wasserwerkes in einer thüringischen Kleinstadt hat mir erzählt, dass der Wasserverbrauch des dortigen Asylantenheims exorbitant hoch sei. Im Grunde ist das leicht zu verstehen, manche der in unsere wasserreiche Weltgegend vorgestoßenen Wüstensöhne und Savannenbrüder werden wegen der unbegrenzten Verfügbarkeit des bei ihnen eher raren Gutes in helles Entzücken geraten und sich zu temporären Hydromanen wandeln, zumal es sie ja nichts kostet (und seien wir mal ehrlich: Die meisten Deutschen würden doch auch mit dem Wasser aasen, wenn es gratis wäre).
Was mir, um beharrlich mein Lieblingsthema zu traktieren, die Frage abnötigt, wie es mit jenen angeblich von »uns« zu integrierenden anderthalb bis zwei Millionen Neumitbürgern unter dem Blickwinkel ihres grünen Fußabdrucks ausschaut. Trennen sie alle brav ihren Müll? Bringen sie die Flaschen zu dem einen Container und werfen die Plastikverpackungen in den anderen? Benutzen sie die Biotonne – und die Toiletten nicht als Mülleimer? Sparen sie Strom und Heizkosten? Essen sie wenig Fleisch? Nehmen sie vorwiegend einheimische und fair gehandelte Produkte zu sich? Träumen sie davon, zeitlebens auf öffentliche Verkehrsmittel und ggfs. Fahrräder umzusteigen? Fragen über Fragen …