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DIE BIOLOGIE DES GLÜCKS

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Wenn wir die Sache biochemisch betrachten, wird es etwas einfacher. Glück ist dann schlicht die Ausschüttung größerer Mengen an bestimmten Botenstoffen im zentralen Nervensystem. Diese Ausschüttungen sind so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des Glücks.

Biochemisch betrachtet sind wir glücklich, wenn unser Nervensystem für ein gutes Niveau an Glückshormonen sorgt.

Diesen natürlichen und eigentlich unwillkürlichen Vorgang können wir beeinflussen, und zwar ganz ohne Medikamente oder Drogen. Denn unser Glücksempfinden entsteht aus einer Kette komplexer Wechselwirkungen zwischen Reizen, Geist und Körper. Die Kette dieser Wechselwirkungen kann sich entweder in eine für uns gute, neutrale oder in eine für uns schlechte Richtung entwickeln. Sie kann auch zunächst eine Richtung einschlagen und später in eine andere abbiegen.

Entwickelt sich die Kette in die für uns gute Richtung, fühlen wir uns zunächst wohl. Das macht uns aufmerksam, weil sich das Wohlgefühl ja zu einem richtigen Glücksgefühl steigern lassen könnte. Also gehen wir den Reizen nach, die zu dem guten Gefühl geführt haben. Wir aktivieren also willentlich biochemische Systeme, die bestimmte Botenstoffe herstellen und ausschütten.

Diese Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt, dienen der Kommunikation zwischen den Nervenzellen. Zusätzlich zu den rein elektrischen Impulsen übermitteln sie chemische Informationen. Wenn alles gut läuft und uns nichts zwischendurch frustriert, schüttet unser Nervensystem immer mehr dieser Botenstoffe aus. Es handelt sich um Dopamin, Opioide und Oxytocin, die sogenannten Glückshormone. Sind genug davon in unseren Nervenbahnen, empfinden wir Glück. Das kann sich bis zum Glücksrausch steigern. Was genau bewirken diese Hormone? Hier ist ein kurzer Überblick.

Dopamin. Unser Nervensystem schüttet es bereits aus, wenn wir etwas begehren. So entsteht Vorfreude. Es hat einen ähnlichen Effekt wie aufputschende Drogen. Wir fühlen uns motiviert, optimistisch und unser Selbstvertrauen steigt. Wir sind konzentrierter und handlungsbereiter, insbesondere bei neuen Herausforderungen. Dopamin macht uns zusätzlich wacher, neugieriger, lernfähiger und kreativer. Unser Gehirn schüttet Dopamin bereits aus, wenn wir uns konzentrieren. Dopamin gilt deshalb als das Hormon des Wollens, der Erregung und des Lernens.

Opioide. Sie schüttet unser Nervensystem aus, wenn wir bekommen, was wir begehrt haben. Opioide (zum Beispiel Endorphine, Enkephaline und Dynorphine) entstehen häufig auch bei starker körperlicher Anstrengung und Stress und wirken schmerzlindernd. Unter anderem sind sie die Ursache für das sogenannte Runner’s High, das Läufern das euphorische Gefühl gibt, unendlich lange weiterlaufen zu können.

Unsere körpereigenen Opioide schütten wir aber auch bei positiven Erfahrungen aus. Sie stärken unser Ich-Gefühl, unser Gedächtnis und unser Lernvermögen. Sie sorgen für das Glücksgefühl nach einer bestandenen Prüfung oder nach einer Beförderung. Wohlbefinden und Lebensfreude machen sich mit ihnen breit. Einen solchen Effekt haben auch Drogen wie Opium oder Heroin, allerdings gepaart mit den bekannten problematischen Neben- und Folgewirkungen.

Oxytocin. Es bildet den biochemischen Hintergrund zwischenmenschlicher Bindungen und des Vertrauens. Oxytocin ist sowohl Ursache als auch Wirkung von Bindungserfahrungen mit Freunden, Familie oder Partnern. Es macht uns kooperativer, partnerschaftlicher, fairer und treuer, entspannter und weniger ängstlich. Dieses angenehme Gefühl bewegt uns dazu, neue Beziehungen einzugehen, zusammenzuarbeiten und bereits bestehende Beziehungen zu pflegen. Stabile Partnerschaften sorgen am ehesten für ein hohes Niveau an Oxytocin-Ausschüttung.

In der menschlichen Natur liegt nicht, wie oft behauptet, das eigennützige Verfolgen von Zielen. Vielmehr drängt uns unsere Körperchemie zur Teilhabe an sozialen Gemeinschaften und zur Bildung von Beziehungen mit anderen Individuen. Als ursprünglich schwaches Glied in der Nahrungskette hätte sich die Spezies Mensch anders auch gar nicht durchsetzen können. Deshalb können wir in der Interaktion mit anderen das meiste Glück finden.

Wie wir die Ausschüttung der glücksbringenden Botenstoffe im Detail beeinflussen können, davon handeln die folgenden Kapitel.

Der Glückskompass

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