Читать книгу Amtshaftungsklage - Michael Langhans - Страница 7
Die ersten Vorbereitungen
ОглавлениеWenn Ihr Euch durchgerungen habt, loszulegen, dann ist eines klar: Ab sofort wartet sehr viel Arbeit auf Euch. Ihr solltet daher die ganzen Akten systematisieren, also ordnen und am Besten digitalisieren, weil ihr so am schnellsten Zugreifen könnt. Lagert die Daten mehrfach, also auf Festplatte, USB-Stick und einem Cloudspeicher im Ausland. Natürlich will ich Euch hier nicht paranoid werden lassen, aber Vorsicht ist eben besser als Nachsicht. Und es geht ja nicht um für Euch um viel, auch für die Gegenseite: Da stehen Karrieren vor dem Ruin.
Wenn ihr wichtige Unterlagen nicht habt, solltet ihr die erst besorgen.
Überlegt, wo es Unterlagen geben könnte:
Jugendamt
Polizei
Gerichtsvollzieher
Gericht
Arzt
Schule usw.
Wenn ihr denkt, alle Unterlagen zu haben, schadet es trotzdem nicht bei neuen Quellen nachzusehen. Oftmals ergeben sich dabei nämlich Unterschiede zwischen den Akten, obwohl überall dasselbe drinnen sein sollte.
Ich persönlich rate immer dazu, dass man die ganze Gerichtsakte nochmals scannen lässt, selbst wenn man alle Schreiben hat: Auch aus Notizen des Richters kann man vieles schließen oder es liegt ein Dokument in der Akte, das da nicht sein sollte. Vielleicht fanden Gespräche statt, von denen ihr nichts wisst und über die man Euch nicht informiert hat? All das sind wichtige Aspekte, aber auch, ob die Akte irgendwie bearbeitet aussieht, also Einmerker drinnen stecken, Markierungen und Unterleuchtungen vorhanden sind oder Kommentare. Insbesondere auf der Rückseite von Akten schreiben Richter gern Kommentare oder Notizen auf – das ist oft ein wesentlicher Quell an Informationen.
Auch die Akte Eures (ehemaligen) Anwaltes sollte eingesehen werden. Hat er alle Unterlagen bekommen, die das Gericht hat? Hat er etwas an Euch nicht weitergeleitet? All das abzuklären erleichtert danach die Einschätzung, wer welche Fehler gemacht hat.
Akten kopieren kostet Geld, das ist mir klar. Und angesichts der umfangreichen Akten ist das oft nicht wenig. Wer weniger als das Optimum an Informationen sammelt, der muss sich eben bewusst sein, dass das dazu führen kann, dass er später Nachteile erleidet. Es ist immer ein Abwägen.
Danach würde ich einmal die Akten durchgehen und markieren, was mir auffällt. Was ich bereits in meinem Buch „Fehler in Gutachten erkennen“ schrieb, gilt hier natürlich auch: Alles was falsch in der Akte steht, muss spätestens jetzt richtiggestellt werden.
Zudem muss man sich fairerweise die Frage stellen, warum das damals nicht richtiggestellt wurde. Liegt ein Fehler des Gerichts oder des Anwalts vor? Notiert Euch Fehler, was Euch auffällt und was Ihr denkt hätte anders laufen müssen. Macht daraus eine Stichpunktliste und sortiert dann die Fehler nach den Verursachern (Anwalt, Gericht, Jugendamt,
Sachverständige usw.)
Die gleiche Arbeit werdet ihr später nochmal durchführen müssen, wenn ihr – nach meiner Aufklärung über Amtspflichten in diesem Buch – die gefundenen und übersehenen Fehler auf die entsprechenden
Amtspflichten aufteilt.
Eines sage ich Euch gleich: Es kann nie schaden, die Unterlagen wieder und wieder durchzusehen und mit anderen darüber zu sprechen. Selbst mit meiner Erfahrung merkt man immer wieder neues, bieten sich neue Zusammenhänge und neue Aspekte. Ein normaler Anwalt kann die Unterlagen – außer ihr bezahlt ein Zeithonorar – maximal 2 mal lesen und durchgehen. Doch oft offenbaren sich neue Aspekte erst nach einer ganzen Weile und nach weiteren Akteneinsichten. Ich weiss, dass das viel Arbeit ist, aber Arbeit, die sich lohnt. Das zeigt aber auch das Hauptproblem, warum es oft zu Fehlern kommt: Nur oberflächliches Bearbeiten führt eben zu Problemen im Ergebnis.
Wenn Ihr dann die ersten Ideenskizzen erfolgreich fertiggestellt habt, dann könnt ihr loslegen mit dem weiteren Teil dieses Buches oder ihr geht erst einmal zum Anwalt, um dessen Einschätzung zu erhalten.