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MURIEL

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Nach dem netten Nachmittag mit Markus verbrachte Monika den Rest des Tages zu Hause. Ihr war nicht danach auszugehen, denn noch immer war sie viel zu verwirrt bezüglich ihres Traumes.

In der folgenden Nacht hatte Monika denselben Traum. Er wirkte wieder sehr real und endete erneut damit, dass die alte Frau Monika zu sich winkte.

Noch völlig geschafft von dieser erneuten Erfahrung verging der Vormittag, ohne dass Monika irgendetwas zustande brachte. Sie stand völlig neben sich. Es gipfelte darin, dass es plötzlich an der Haustüre klingelte.

Als Monika öffnete, stand eine alte Frau vor der Tür. Stopp – es war nicht EINE Frau, es war genau DIE Person aus ihren beiden letzten Träumen.

Reflexartig schlug Monika die Türe wieder zu und atmete schwer, aber dann überkam sie große Neugier, sodass sie die Tür wieder einen Spalt breit öffnete und fragte: »Was wollen Sie von mir?«

»Guten Tag, Monika, die Runen haben mich zu dir gerufen, und ich möchte diesem Ruf Folge leisten und dich aufklären, was es mit deinen Träumen auf sich hat. Aber das sollten wir nicht hier zwischen Tür und Angel besprechen, Kindchen«, antwortete die Alte recht freundlich und war schon dabei einzutreten.

Wieso kennt sie meine Träume?, dachte Monika, und ohne weiter nachzudenken, ließ sie die Alte rein.

Als beide im Wohnzimmer Platz genommen hatten, sagte die Alte: »Um deine Frage von vorhin zu beantworten: Ich weiß alles über deine Träume und auch von der Tatsache, dass du mich von dorther kennst. Aber nun der Reihe nach. Mein Name ist Muriel, und ich bin ein Mitglied der Diener der Runenanhänger. Unsere Aufgabe ist es, die Träger der Anhänger auszubilden und anzuleiten, damit diese in der Lage sind, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.«

»Wie viele Runenanhänger gibt es denn?«, fragte Monika, der die ganzen Informationen zu Kopfe stiegen.

»Das ist schwer zu sagen, denn selbst die Anzahl der Anhänger ist unbekannt, und sicher hat nicht jeder Anhänger derzeit auch einen Träger. Es könnte sogar sein, dass du derzeit die einzige Trägerin bist«, antwortete Muriel.

»Du sagtest, dass du von dem Anhänger gerufen wurdest. Wie … wie geht das denn?«, wollte Monika wissen.

»Die Runenanhänger und mein Orden sind seit je her magisch miteinander verbunden. Das ist auch gut so, denn ohne die Unterweisungen der Träger durch die Mitglieder meines Ordens hätten diese kaum eine Chance, die Herausforderungen, vor die der Träger durch den Anhänger gestellt wird, zu meistern und würde in der Folge höchstwahrscheinlich sterben«, erläuterte Muriel weiter.

»Wie … sterben?« Monika war jetzt hellwach.

»Kindchen, Folgendes musst du wissen: Alles, was du in deinen Träumen erleben wirst, wirkt auch genauso im Hier und Jetzt. Das bedeutet, wenn du im Traum zum Beispiel eine Verletzung am Bein erleidest, dann hättest du nach dem Aufwachen genau dieselbe Verletzung auch in der Realität. Daher wäre es im schlimmsten Fall tatsächlich dein Tod, wenn du im Traum sterben würdest.

Wir haben in all der Zeit lediglich herausgefunden, dass es eine Zeitverschiebung zwischen dem Eintreten des Ereignisses im Traum und dem im Jetzt von etwa einer Stunde gibt. Ansonsten ist alles identisch, und zwar immer«, klärte Muriel ihr Gegenüber auf.

Monikas Kopf glühte, sie hatte noch viele Fragen, die Muriel alle sehr geduldig beantwortete.

»Eine letzte Frage habe ich noch«, begann Monika noch einmal.

»Ja, und die wäre?«

»Warum habe ausgerechnet ich diesen Anhänger gefunden, beziehungsweise warum hat der Anhänger sich ausgerechnet durch mich finden lassen?«

»Das ist eine ausgezeichnete Frage und zeigt, dass du meine bisherigen Erläuterungen verstanden hast. Nun, die Anhänger erwählen Menschen, die nicht ihrem zugedachten Wesen folgen. Die Runen haben mir verraten, dass du laut heutigen, aber auch früheren Maßstäben nicht gerade dem entsprichst, was du sein könntest und wofür du gedacht warst, als du auf die Welt kamst. Du fragst dich jetzt sicherlich, woher man die Bestimmung eines jeden Einzelnen kennt. Hier kann ich dir nur antworten, dass es einen – du kannst ihn ›göttlichen Plan‹ nennen – gibt, in dem alles einen Sinn und Zweck hat, sozusagen eine Vorbestimmung. Die Anhänger wiederum sind so eine Art ›Korrekturschraube‹, durch die die größten Abweichungen in die richtige Bahn gelenkt werden können. Und genau hierfür bin ich für dich da, um dich in deinem Veränderungsprozess zu unterstützen. Wenn du erfolgreich bist in deiner Veränderung, erhältst du als Belohnung dafür auch einen Preis, den du dir in deinem Innersten immer sehnlichst gewünscht hast. Höchstwahrscheinlich ist dir dieser Wunsch in diesem Moment gar nicht bewusst, aber der Anhänger kennt ihn bereits.« Muriel lächelte Monika an und fuhr fort: »Kindchen, es erwartet dich sehr viel Arbeit. Arbeit an dir selbst, und zwar harte Arbeit, die sich aber lohnen wird. Versagen bedeutet meist den Tod, Erfolg allerdings auch das größte Glück.

Ich werde dir helfen, so gut ich kann. Zurück kannst du nicht mehr, denn der Anhänger hat für dich gewählt. Allerdings können wir nun noch den Zeitpunkt deiner ersten Prüfung bestimmen. Also schlafe eine Nacht über alles, was du gehört hast. Ich sorge dafür, dass du heute Nacht nicht träumen wirst. Lass alles in dir sacken, ich komme morgen früh wieder, und dann beginnt dein Training.«

»Wenn ich dich richtig verstanden habe, habe ich ohnehin keine Wahl. Also dann lass es uns angehen, umso schneller wissen wir beide, ob ich erfolgreich sein werde«, sagte Monika etwas kleinlaut und immer noch unsicher.

»Das ist gut so. Also ruhe dich noch aus, denn ab morgen erwartet dich harte Arbeit.« Die alte Frau stand ohne ein weiteres Wort auf und ging.

Monika blieb auf der Coach sitzen und hörte nur, wie die Haustüre ins Schloss fiel. Sie blieb völlig verwirrt zurück. Sie hatte zwar verstanden, was Muriel gesagt hatte, aber Verstehen ist das Eine, Verinnerlichen und Akzeptieren, dass es bald um ihr Leben gehen könnte, etwas ganz anderes.

Der Runenanhänger

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